Karl-Marx-Universität
Leipzig, Sektion Geschichte
Diplomarbeit
Arbeitersportler gegen den Faschismus.
Die Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit
in Leipzig 1933 bis 1935
Mit einem Exkurs zur Entwicklung der Auffassungen der Kommunistischen
Partei Deutschlands
und der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit über die Herstellung
der antifaschistischen Sporteinheitsfront 1933 bis 1935
von
Torsten Kupfer
Betreuer:
Dr. Gerlinde Rohr (Sportmuseum Leipzig)
Gutachter:
Prof. Dr. Werner Bramke, Dr. Hans Simon (DHfK Leipzig)
Seminargruppe: 83-01
Leipzig, 13. Mai 1988
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1. Vorbemerkungen
2. Die Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in Leipzig in der Endphase der Weimarer Republik
3. Die Zerschlagung der Leipziger Arbeitersportbewegung im Gefolge der Machtübertragung an den Hitlerfaschismus
3.1. Der Übergang der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit zur illegalen Arbeit in Leipzig
4. Der antifaschistische Widerstand der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in Leipzig 1933 bis 1935
4.1. Organisatorische Entwicklung der Leipziger KG-Organisation1933 bis 1935
4.2. Die illegale Tätigkeit der Leipziger KG-Organisation
4.3. Einheitsfrontauffassungen und -aktionen der roten Sportler 1933 bis 1935
4.3.1. Exkurs: KPD, KG und antifaschistische Sporteinheitsfront 1933-1935. Zum Erkenntnisprozeß der roten Sportler im Ringen um eine wirksame Massenarbeit unter den Bedingungen des illegalen Kampfes
4.3.2. Antifaschistischer Widerstand sozialdemokratischer Arbeitersportler in Leipzig 1933-1935
4.3.3. Aktivitäten der illegalen Leipziger Kampfgemeinschaft zur Herstellung der Einheitsfront mit den sozialdemokratischen Sportlern
4.4. Die Stellung der Leipziger KG zum Eintritt in die Vereine des DRL
4.5. Die illegale Literaturherstellung und -vertrieb durch die Leipziger KG
4.6. Das Zusammenwirken von Kampfgemeinschaft und KPD in Leipzig
4.7. Widerstand von Arbeitersportlern in kommunistischen Gruppen außerhalb der KG
5. Die Sporthistoriographie der BRD in den 80er Jahren über den antifaschistischen Widerstandskampf der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit
6. Schlußbemerkungen
7. Anhang
7.1. Literaturverzeichnis
7.2. Verzeichnis der ungedruckten Quellen
7.3. Verzeichnis der Vereine des Leipziger Arbeitersports, ihrer Mitglieder, des Verbots und der nachgewiesen illegal Tätigen
7.4. Abkürzungsverzeichnis
Am Anfang dieser Arbeit standen das Interesse des selbst mit dem Sport verbundenen
Autors an der geschichtlichen Entwicklung des Sports in Deutschland und
das objektive Bedürfnis nach einer durchgängigen wissenschaftlichen
Aufarbeitung der Leipziger Sportgeschichte für die Neuprofilierung
des hiesigen Sportmuseums. Über den unmittelbaren Nutzen für die
wissenschaftliche Fundierung der Ausstellungsinhalte des Sportmuseums Leipzig
hinaus ist es Anliegen beider Partner, sowohl des Verfassers als auch des
Sportmuseums (Fr. Dr. Rohr), einen Anstoß zur Suche nach regionalen
Identifikationsfiguren für die Sportpropaganda zu geben. Unter traditionspflegerischem
Aspekt ist es z.B. ungeschickt, eine alljährlich in Leipzig stattfindende
Ruderlangstreckenregatta "Werner-Seelenbinder-Regatta" zu nennen:
Seelenbinder war Berliner und außerdem Ringer.
Der antifaschistische Widerstand deutscher Arbeitersportler erscheint in
der DDR-Historiographie trotz seiner hohen propagandistischen Wertigkeit
bislang recht gering aufgearbeitet, zwei Dissertationen (Wieczisk 1956,
Mattausch 1983) und einige Diplomarbeiten an der DHfK Leipzig und den Sektionen
Sportwissenschaft an den Universitäten lassen das Bedürfnis nach
weiterer, tiefergehender Forschung entstehen. Die drei bisher erschienenen
regionalgeschichtlichen Publikationen dieses Themenbereichs (Mattausch 1980:
Mecklenburg, Pastor 1979: Niederlausitz, Schaul 1979: Berlin-Treptow) konzentrieren
sich v.a. auf die Schilderung von Erlebnissen und Aktionen ehemaliger Arbeitersportler.
Mit der vorliegenden Diplomarbeit ist versucht worden, erstmals für
ein eng begrenztes Gebiet (Stadt Leipzig) unter Heranziehung aller nutzbaren
Quellen eine regionalgeschichtliche Studie zum Arbeitersportwiderstand zu
erstellen. Zäsurbildend für den Betrachtungszeitraum sind das
Frühjahr 1933 und der Januar 1935. Im Frühjahr 1933 gingen beachtliche
Teile der KG Leipzigs im Gefolge der Reichstagsbrandprovokation in die Illegalität.
Im Januar 1935 begann die sich über mehrere Monate hinziehende Zerschlagung
der illegalen KG in Leipzig durch die Gestapo. Ebenfalls im Januar 1935
wurde die vierte illegale Reichsleitung der KG verhaftet. Und gleichfalls
im Januar 1935 erging an alle Parteiorganisationen der KPD die Weisung,
die illegale Sportarbeit auf allen Ebenen unter unmittelbare Führung
durch die Partei zu stellen.
Im Verlaufe der Arbeit erwies es sich als unumgänglich, auch zu zwei
weiteren benachbarten Themen Quellen- und Literaturstudien zu betreiben.
Es handelt sich hier um die Konzeption der KPD und der KG zu Einheitsfront
und Massenarbeit im Sport 1933-1935 und um die Darstellung des antifaschistischen
Widerstandes der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in der jüngsten
bundesdeutschen Sporthistoriographie. Beide Themen sind in der sportgeschichtlichen
Literatur der DDR noch nicht vertreten und wurden deshalb an entsprechender
Stelle in die Arbeit eingefügt.
Durch die Quellenlage wurde dem Verfasser eine Beschränkung auf den
Widerstand der KG auferlegt. Insofern sie bekannt sind bzw. ermittelt werden
konnten wurden Widerstandsgruppen und -aktionen von Arbeitersportlern ehemals
sozialdemokratisch geführter Arbeitersportverbände in die Darstellung
aufgenommen.
Nicht eingegangen wird in der Arbeit auf Spezifika des sporttechnischen
Tätigkeitsbereiches der KG bis 1933, also auch nicht auf die Problemstellung,
ob die KG eine eigenständige Sportpraxis und eine von anderen Arbeitersportverbänden
unterschiedene Einstellung zum Wettkampfgedanken entwickelte bzw. inwieweit
die politische Auseinandersetzung auch die Formen des Sporttreibens beeinflußte.
Neben der Auswertung der zum Thema verfügbaren Literatur wurden umfangreiche
Quellenbestände der Staatsarchive Dresden und Leipzig, sowie Archivalien
des Zentralen Parteiarchivs, des Zentralen Staatsarchivs Potsdam, des Stadtarchivs
Leipzig, des Museums für Geschichte der Stadt Leipzig und der Historischen
Sammlung der DHfK Leipzig verwandt. Bedauerlicherweise wird das Quellenstudium
noch zu oft durch nicht vorhandenes Vertrauen der verantwortlichen Genossen
erschwert. Dies betrifft die Auffassung der Genossen im ZPA, daß Umfang
und Qualität der bereitzustellenden Archivalien von der Wertigkeit
der Arbeit bestimmt würden und sie allein in der Lage wären, zu
beurteilen, welche Archivalien für die entsprechende Arbeit bedeutsam
sind; und dies betrifft die seitens der zuständigen Staatsanwaltschaften
ausgesprochenen Benutzungseinschränkungen bzw. -verbote.
Mein Dank für Unterstützung und Anregungen gilt an dieser Stelle
meiner Betreuerin Fr.Dr.Rohr (Dir. des Sportmuseums Leipzig), den Mitarbeitern
der Staatsarchive Leipzig und Dresden sowie Prof. Dr. Bramke (KMU Leipzig)
und Dr. Simon (DHfK Leipzig), die beide die Erstellung eines Gutachtens
übernahmen.
2.
Die Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in Leipzig in der Endphase
der Weimarer Republik
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Nach dem 16.Bundestag des ATSB 1928, der "Schlacht von Leipzig", kam es
auch in Leipzig zu zahlreichen Ausschlüssen aus den Vereinen der Arbeitersportverbände.
Für diese Ausschlüsse, von denen nicht nur Kommunisten betroffen waren,
mußten Unterschriftsverweigerungen auf den Revers des Bundesvorstandes
des ATSB, das Verbot von Sportkontakten mit Sportlern der Sowjetunion
betreffend, Kontakte mit schon ausgeschlossenen Sportlern bzw. Vereinen
u.ä. herhalten. Sinn dieser Repressivmaßnahmen seitens der Führungen der
Arbeitersportverbände war die Ausschaltung der starken kommunistischen
Minderheit, um die weitere Beherrschbarkeit der Arbeitersportorganisationen
im sozialdemokratischen Sinne zu gewährleisten und der Kommunistischen
Partei die Möglichkeit zur Gewinnung weiteren Masseneinflußes im Arbeitersport
zu nehmen. Allerdings hatte die kommunistische Opposition in Leipzig nicht
ein solches Ausmaß erreicht wie in Berlin oder Halle-Merseburg, wo die
sozialreformistische Arbeitersportführung keine andere Möglichkeit mehr
sah, als sich aus den von Kommunisten beherrschten Kartellen zurückzuziehen
und neue Arbeitersportkartelle zu gründen. Auch die Eliminierung von ganzen
Vereinen war in Leipzig Ausnahme, die Mehrzahl aller Ausschlüsse betraf
einzelne oppositionelle Sportler.
Die 1929 gegründete Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit
(1929-1930 "Interessengemeinschaft zur Wiederherstellung der Einheit
im Arbeitersport") vereinigte 1932/33 in Leipzig ca. 9240 Mitglieder(1), die aber bei weitem
nicht alle aus "bundestreuen" Vereinen ausgeschlossen worden
waren. In der gesamten Zeitspanne des legalen Bestehens der KG war es
gängige Praxis, daß schon Ausgeschlossene weitere Gruppen von
Sportlern aus den "bundestreuen" Vereinen herauszogen und sie
der KG zuführten. So zog Rolf Lemser als Leiter der Jugendgruppe
im TSV Schleussig nach seinem Ausschluß die ganze Gruppe zu "Fichte-West"
(KG) herüber. Der SV Normania Großzschocher trat geschlossen
zur KG über, was sich auch (aufgrund des Namens) für den ASC
Rasenspiele 1910, für den Kraftsportverein Sandow 03 und die Sportfreunde
08 Paunsdorf vermuten läßt. Genauso war es Praxis der sozialdemokratischen
Vereinsvorstände schon erfolgten Ausschlüssen weitere folgen
zu lassen, wenn sich andere Sportler für die Hinausgeworfenen engagierten,
wie im Falle der Jugendgruppe des VfK Südwest 1931 geschehen.(2)
Wie die Übersicht zeigt (Anmerkung 1), besaßen die reformistischen
Arbeitersportverbände auch noch 1932/33 das numerische Übergewicht,
die KG vereinigte in der Stadt ein gutes Drittel (ca. 35%) der Arbeitersportler
auf sich. Etwas anders stellt sich das Zahlenverhältnis in den "Industriedörfern"
in unmittelbarer Nähe der Stadtgrenze dar, hier waren knapp die Hälfte
(ca. 46%) aller Arbeitersportler KG-Mitglieder. Insgesamt dürften
dies, auf ganz Deutschland bezogen - genaue Untersuchungen liegen nicht
vor -, nächst dem Berliner und Hallenser Gebiet Spitzenwerte darstellen:
im gesamtdeutschen Durchschnitt lag der Anteil der KG-Sportler bei ca.
16%.
Trotz seiner, im Vergleich zum Landesdurchschnitt, erheblichen Stärke,
war der Arbeitersport insgesamt auch in Leipzig der Masse der bürgerlichen
Sportorganisationen unterlegen. Allein der größte Verband des
bürgerlichen Sports, die Deutsche Turnerschaft, zählte in Leipzig
mit 29.560 Angehörigen mehr Mitglieder als alle Arbeitersportorganisationen
zusammen (ca. 26.500). Für die Gesamtheit der im Deutschen Reichsausschuß
für Leibesübungen zusammengeschlossenen bürgerlichen Verbände
und Vereine, hierzu zählten auch die konfessionellen Verbände
"Eichenkreuz" und "Deutsche Jugendkraft", dürften
in der Stadt Leipzig 60.000 Mitglieder eher zu niedrig als zu hoch angesetzt
sein.(3)
Unter Zugrundelegung der o.a. Zahlen und eines Anteils der Arbeiterklasse
von ca. 60% an der Leipziger Bevölkerung(4) zeigt sich, daß
9,8% (ca.42.000) der Leipziger Arbeiter Mitglied einer bürgerlichen
und 5,6% (ca.23.800) (KG: 2,2%) Mitglied einer proletarischen Sportorganisation
waren. Insbesondere dadurch, daß in den Altersgruppen über
18 Jahren die männlichen Mitglieder bei weitem überwogen, besteht
die Notwendigkeit, bei der Betrachtung des Einflusses dieser Organisationen,
die Aussage zu modifizieren.
Die nachgestellten "Richtlinien und Aufgaben der KG" aus dem
Jahre 1932 verdeutlichen, daß die KG ihr Wirkungsfeld in der Einheit
von proletarischer Organisation, marxistisch-leninistischer Schulung und
physischer Kräftigung sah, wobei eine Verknüpfung von Sport
und Politik praktiziert wurde, wie sie aus anderen Sportverbänden
in dieser Intensität nicht bekannt ist.(5)

Während 1929 bei der Gründung der Interessengemeinschaft zur
Wiederherstellung der Einheit im Arbeitersport die Forderung nach Wiederaufnahme
aller Ausgeschlossenen eine der wesentlichen Grundlagen der Organisationstätigkeit
bildete, ist diese Forderung hier weder explizit noch implizit formuliert.
Die Praxis des täglichen Klassenkampfes hatte hinreichend bewiesen,
daß sich die reformistischen Sportführungen in dieser Frage
auf keine Zugeständnisse einließen. Der Anspruch der Wiederaufnahme
mußte um so mehr fallengelassen werden, als die verbreitete Auffassung
der Einheitsfront von unten vorsah, die kommunistischen Massenorganisationen
zur Sicherung der Massenbasis in der bevorstehenden proletarischen Revolution
zu befähigen - und dazu gehörte zwangsläufig und unbedingt
eine starke organisatorische Basis. Unter der Überschrift "Nur
'Rot Sport' ist Arbeitersport" schrieb Ernst Grube (Reichsleiter
der KG) im Oktober 1932: "Trotzdem die Werktätigen wissen, daß
der Anschluss bei uns häufig Aufgabe der bisherigen Uebungsstätten
bedeutet, kommen durchschnittlich im Monat 20 Vereine aus den bürgerlichen
und reformistischen Verbänden zur Kampfgemeinschaft. Dazu weitere
40-60, die infolge ihrer Opposition ausgeschlossen werden und Neugründungen
herbeiführen ... Immer mehr kommen zu der Erkenntnis, daß nur
die rote Sporteinheit die Arbeitersportbewegung ist und die Interessen
der sporttreibenden werktätigen Bevölkerung vertritt.
Immer mehr überzeugen sich die werktätigen Sportler und Sportlerinnen,
daß, wenn sie keinen Sport treiben wollen, der ihren Interessen
zuwiderläuft, sie zur KG gehen müssen. In den Bünden wird
schlechter sozialdemokratischer Parteisport propagiert und betrieben.
In den bürgerlichen Vereinen machen Nazis, Deutschnationale stärkste
Propaganda für die nationalchauvinistische Politik."(6) "Die werktätigen
Sportler und Sportlerinnen müssen sich endlich frei machen von dem
Gängelband der national- und sozialfaschistischen Politik."(7)
Die Organisation zu stärken, war auf mehreren Wegen möglich.
Die Turnsparte der KG schlug ihren Vereinen im Januar 1933 besondere Werbeveranstaltungen
in Orten ohne KG-Verein vor: "In fast allen Orten gibt es Turnvereine,
die der D.T. oder dem A.T.S.B. angehören. Die sporttreibenden Arbeiter
und Arbeiterinnen, die sich in diesen Vereinen befinden für die KG
restlos zu gewinnen, muß im Vordergrund der Vorbereitung zu diesen
Veranstaltungen liegen."(8) Gute Erfahrungen
konnte man in Leipzig mit der Zentralisation der bestehenden Vereine machen.
Im Stadtgebiet wurden im Jahre 1931 aus 32 Vereinen mittels Fusion 8 größere,
mehrere Sparten vereinende und somit für eine Vielzahl von Sportlern
attraktivere sowie ökonomisch-organisatorisch lebensfähigere
Vereine geschaffen. Demgegenüber gab es im gleichen Zeitraum noch
acht sogenannte "Ein-Sparten-Vereine". Gleichzeitig sah die
Landesleitung der KG sich veranlaßt, vor Schematismus in der Frage
der Zentralisation zu warnen: "Die Vereine müssen begreifen
lernen, daß man beispielsweise aus einem Fussballer nicht einfach
einen Radfahrer machen kann, sondern daß eine Radfahrerortsgruppe
die Initiative ergreifen muß zur Schaffung solcher Sparten für
die K.G., die es ermöglichen auf Grund des vorhandenen Interesses
neue Massen dieser zuzuführen."(9) Der "Athletenverein
Sandow 03 Leipzig, der jahrzehntelang ein reiner Spartenverein war, ging
dazu über Turnen und Fussball einzuführen. Dadurch wurde erreicht,
daß in einigen Monaten die Mitgliederzahl um mehr als 100% gesteigert
wurde. Bei dieser Arbeit darf jedoch nicht vergessen werden, die Entwicklung
durch gute Agitprop, Litvertrieb, Organisierung von Solidaritätsspielen
und Zusammenstellen von Arbeitslosenmannschaften, planmässiger und
systematischer vorwärts zu treiben."(10)
Der 2.Reichskongreß der KG 1932 sah sich veranlaßt, auf die
Kampfkraft der roten Sportbewegung und damit der kommunistischen Bewegung
überhaupt schwächende Tendenzen hinzuweisen: "An Stelle
der sportpolitischen Generallinie (vgl.die "Richtlinien und Aufgaben
der KG" - T.K.), wie sie in den Beschlüssen niedergelegt ist,
führten (wir) z.T. eine links- und rechtsopportunistische Sportpolitik
durch. Anstatt Kurs zu nehmen auf die Eroberung der Mehrheit der werktätigen
Mitglieder in den Vereinen, wurden Einzelmitglieder aus den Vereinen herausgezogen.
Mit diesen Mitgliedern wurden Zentralvereine gegründet, die sich
von den übrigen sporttreibenden Werktätigen z.T. isolierten.
Bei der Schaffung von Zentralvereinen wurde häufig die inzwischen
veränderte politische Lage, die die größte Manöverierfähigkeit
erfordert, nicht berücksichtigt. Die (Frage der) Zentralisation wurde
häufig rein mechanisch-organisatorisch und nicht politisch gestellt.
Hieraus ergaben sich die in einzelnen Vereinen aufgetretenen Fehler (schlechter
Sportbetrieb, ungenügende Werbekraft usw.), die es schnellstens auszumerzen
gilt."(11)
Die Politik der organisatorischen Stärkung der mit der KPD verbundenen
revolutionären Massenorganisationen - unter klarer Abgrenzung von
den reformistisch geführten Massenorganisationen - wird nur verständlich,
wenn man die zum damaligen Zeitpunkt von der kommunistischen Weltbewegung
verfolgte strategische Linie: "entweder Diktatur der Bourgeoisie
- oder Diktatur des Proletariats; entweder wirtschaftliche und politische
Sklaverei - oder Schluss mit der kapitalistischen Ausbeutung und Unterdrückung"
(XI.Plenum des EKKI 1931) (12) in die Betrachtung
einbezieht. Ihren Niederschlag findet diese Einschätzung der Entwicklung
des Klassenkräfteverhältnisses auch in der Rede Ernst Thälmanns
auf der Reichsparteikonferenz der KPD im Oktober 1932: "Wir können
das gegenwärtige Stadium in Deutschland als die Vorbereitungsperiode
der proletarischen Macht bezeichnen. Mit anderen Worten: heute handelt
es sich für uns darum, immer breitere Massen des Proletariats für
den Kampf um die politische Macht zuammenzuschweißen und durch die
Erfahrungen der politischen und wirtschaftlichen Tageskämpfe vom
Teilstreik bis zu den höchsten Streikformen an die Positionen des
Kampfes um die Macht heranzuführen."(13)
Die in der Vergangenheit mitunter vorgenommene Vorverurteilung der Massenarbeit
der KG als "Sektierertum" (u.a. Dotzauer 1953 (14) ist nicht geeignet,
einer differenzierten Darstellung dieses Abschnitts der Geschichte der
KG zu dienen. Die Massenarbeit der roten Sportler bewegte sich innerhalb
der strategischen Konzeption der kommunistischen Weltbewegung, die allerdings
insofern nicht den Erfordernissen der Lage entsprach, als eine verkürzte
Sicht auf die Entwicklung des Klassenkräfteverhältnisses in
Richtung proletarische Revolution ohne das vorherige Durchlaufen revolutionär-demokratischer
Übergangsformen propagiert wurde. So ist es nur folgerichtig, wenn
auch die Fragen der Tagespolitik sofort auf die Grundfrage "Proletarische
oder bourgeoise Diktatur!" reduziert wurden. Als subjektiv gefärbt
und unrealistisch ist diese Orientierung v.a. deswegen zu kennzeichnen,
weil man sich bezüglich der Stärke der Bindungen der sozialdemokratischen
Anhängerschaft an ihre Organisationen starken Illusionen hingab.
Weder war zu erwarten, daß die sozialdemokratischen Anhänger
in ihrer großen Mehrheit innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums
zur KPD stoßen, noch war es wahrscheinlich, daß eine große
Anzahl der hohen und mittleren sozialdemokratischen Funktionäre zu
revolutionären Positionen gelangen würden.(15) Daß bei dieser
Sichtweise Potenzen in der Massenarbeit gegen den aufkommenden Faschismus
verschenkt wurden, verdeutlicht ein Antrag der KG, eingebracht von der
kommunistischen Fraktion in der Leipziger Stadtverordnetenversammlung,
vom November 1931 (16), den man, wie Bruno
Plache bei seiner Verteidigung selbst formulierte, "nie in diesem
Hause durchführen wird".(17) Inhalt und Form
des Antrags lassen erkennen, daß es den Antragstellern darauf ankam,
daß er abgelehnt wurde. Tiefere Absicht dürfte gewesen sein,
die sozialdemokratischen Abgeordneten in eine Linie mit denen der bürgerlichen
Parteien zu rücken. Somit bot sich die Gelegenheit, auch am konkreten
Leipziger Beispiel, an der Ablehnung berechtigter, wenn auch in diesem
Gremium nicht zu verwirklichender Forderungen der werktätigen Sportler,
zu beweisen, daß die sozialdemokratische Führung Vorreiter
der Faschisierung des Sportes sei.
Die Nichtanerkennung der Notwendigkeit von demokratischen Zwischenstufen
bzw. Übergangslösungen im Herankommen an die proletarische Revolution
brachte eine Stellung zur Sozialdemokratie hervor, die das Trennende beider
Richtungen der Arbeiterbewegung, die Tatsache, daß die einen Gegner
und die anderen Befürworter der proletarischen Diktatur waren, betonte:
"Die Arbeiterklasse kann...unter der Führung unserer Partei
nur den Kapitalismus schlagen und den Faschismus überwinden, wenn
es uns gelingt, den Masseneinfluß der Sozialdemokratie bei den Arbeitern
zu brechen und die Arbeiter loszulösen von dem Einfluß der
sozialdemokratischen Führer. Das erfordert den schärfsten und
rücksichtslosen Kampf gegen die Sozialdemokratie und ihre Politik",
die "trotz ihres proletarischen Anhangs keine Partei der Arbeiterklasse
ist und damit den gemäßigten Flügel des Faschismus darstellt."("Rundbrief
an alle Mitglieder der KPD Sachsen", 14.01.1932)(18) Auch im Januar 1933
noch sollte die Bezirksleitung Sachsen der KPD eine Position vertreten,
die sich gegenüber der des ZK der KPD durch besondere Linksradikalität
auszeichnete: "Wenn wir uns darüber im klaren sind, daß
1. die SPD
nach wie vor die soziale Hauptstütze der Bourgeoisie ist;
2. mit dem
Prozess der Faschisierung in Deutschland der Faisierungsprozess der SPD
weiter
anhält;
3. die SPD
niemals zu einer antifaschistischen Kraft werden kann, und
4. die linken
Manöver der Sozialdemokratie ein Hindernis auf dem Wege zur Schaffung
der
Einheitsfront
sind,
dann bestehen keine Zweifel über die Bedeutung der Durchführung
unserer Taktik. Kann es sich darum handeln, eine Zusammenarbeit zwischen
SPD und KPD herbeizuführen oder, wie die Brandleristen behaupteten
und noch behaupten, daß wir ein Stück Wegs mit der SPD gemeinsam
zurücklegen können? Keineswegs! Es kann sich nur darum handeln,
die Mauer zwischen KPD- und SPD-Arbeiter, die heute noch von der sozialfaschistischen
Bürokratie künstlich ausgebaut wird, niederzureißen."(18a) Noch am 20.Januar
1933 betonte Fritz Selbmann in einer Diskussionsversammlung der SPD mit
dem Thema "SPD oder KPD?", daß der Kampf der KPD der konterrevolutionären
SPD-Leitung gelte.(18b) Eine weitgehende
Annäherung bis Identität der Auffassungen von KPD und KG ergab
sich schon daraus, daß die Funktionäre der KG in vielen Fällen
gleichzeitig auch Funktionen in der bzw. für die KPD bekleideten,
die politische Arbeit in den Vereinen über Fraktionen der KPD-Mitglieder
gesteuert wurde und der Anteil von KPD-Genossen an der Mitgliedschaft
der KG allgemein nicht unerheblich war. Kritisch vermerkt wurde z.B. von
der Leitung des Agitbezirks Leipzig der KG selbst, daß Wahleinsätze
nicht zur Profilierung des Gesichts der KG genutzt würden, die Arbeit
geschehe nur in Funktion einer Hilfstruppe für die KPD.(18c)
Der "schärfste und rücksichtslose prinzipielle Kampf gegen
die Sozialdemokratie" prägte auch das Gesicht des Organs der
Landesleitung Sachsen der KG, des "Roten Sachsensports". Als
Beispiel für die Härte und den Stil der geführten Auseinandersetzung
mit den sozialreformistischen Sportorganisationen sowie für eine
gegenüber den objektiven Erfordernissen verschobene Schwerpunktsetzung
können die Überschriften der politischen Artikel der Ausgabe
vom 09.01.1933 dienen (Von elf Artikeln zur sportpolitischen Lage befassen
sich vier ausschließlich mit den sozialdemokratischen Sportführern,
wohingegen eine gründliche und prinzipielle Auseinandersetzung mit
der nationalsozialistischen Gefahr fehlt!):
S.1: "Heraus aus der Kirche"
"Arbeitsdienst als faschistisches
Erziehungsmittel"
"Bundesverein fordert Voigts
Ausschluss" (Solidarisierung eines ATSB-Vereins mit der KG gegen
die Verleumdungen eines Renegaten)
"Betriebsrätewahlen
und Arbeitersportler"
S.2: "Unsere Gegner in der Krise" (gegen die sozialdemokratische
Sportführung)
"Kampfbeschlüsse gegen
den imperialistischen Krieg"
S.3: "Die Front ausgerichtet" (Organisationsfragen)
S.7: "Döbeln im Kampf um einen Sportplatz" (KG contra ATSB
und bürgerliche Vereine)
"Ein Blick ins Bundeslager"
S.9: "Kampf gegen die imperialistische Kriegsgefahr / Verteidigt
die Sowjetunion"
"Kampf gegen den freiwilligen
Arbeitsdienst! Schmiedet die Rote Sporteinheitsfront"(19)
Die Pauschalverurteilung der sozialdemokratischen Bewegung wurde auch
durch die KG auf deren "linke Filialen" "SAP, Brandleristen,
Trotzkisten" übertragen: "Der konterrevolutionäre
Charakter dieser Gruppen wird meist von unseren Mitgliedern und Leitungen
verkannt. In einer Anzahl von Vereinen haben sie die Leitungen besetzt.
Die Tätigkeit dieser Leitungen geht darauf hinaus, die oppositionell
eingestellten Mitglieder vom Anschluss an die KG. zurückzuhalten.
Sind die Vereine Mitglied der KG. machen die Brandleristen, SAP und Trotzkisten
für die Wiedervereinigung bzw. Eintritt in den Bund Propaganda. Den
Versuch, die oppositionellen Sportler ins Lager des Reformismus zu schleppen,
bemänteln sie mit radikalen Phrasen, die unsere Mitglieder über
den arbeiterfeindlichen Charakter dieser Spielart des Opportuinismus täuschen
soll. Diese Form und diese Methoden machen diese linken Filialen der Sozialdemokratie
innerhalb des Lagers der Arbeiterbewegung zu den gefährlichsten Feinden
der Arbeiterklasse. Ihre Rolle als konterrevolutionärer Vortrupp
der Bourgeoisie ist in allen Vereinen klarzustellen. Die Tätigkeit
jener Gruppen hindert die Durchführung einer guten Einheitsfronttaktik
von unten und hemmt uns bei der Gewinnung der sporttreibenden Arbeiter
und Arbeiterinnen und der unter reformistischer Führung stehenden
Sportler und Sportlerinnen." (Resolution des 2.Reichskongresses der
KG, April 1932)(20) Diese überaus
starke Abgrenzung hatte ihre Ursache in strategischen und taktischen Differenzen.
So wurde z.B. in der "Plattform der Kommunistischen Partei Deutschlands
(Opposition)" (1930) eine von der Linie der KPD deutlich unterschiedene
Auffassung von der kommunistischen Sport-Massenarbeit vertreten: "Die
parteimässige Spaltung zerstört die Massenbasis der Arbeitersportbewegung,
isoliert die revolutionäre Vorhut vom Gros der Mitgliedschaft, erleichtert
den reformistischen Führern die Beschleunigung des Kurses, die Arbeitersportbewegung
mit dem kapitalistischen Staat auszusöhnen."(21) Praktische Konsequenz
dieses Standpunktes war, daß, obwohl die KPD(O) in der Leipziger
Ortsgruppe des Touristenvereins "Die Naturfreunde" (ca.1.500
Mitglieder) über großen Einfluß verfügte, es seitens
der KPD(O)-Genossen keine Bestrebungen zur Abspaltung einer eigenen Organisation
oder zum Übertritt zur KG gab.(22)
Ziel der Einheitsfrontarbeit der Sportgenossen der KG war die Herstellung
der Einheitsfront von unten, die zumeist als Instrument zur Entlarvung
der sozialdemokratischen Spitzen dargestellt und mit der Führung
durch die KPD bzw. die mit ihr verbundenen revolutionären Massenorganisationen
identifiziert wurde: "In der Erkenntnis, daß an den bisherigen
Kämpfen eine große Zahl werktätiger Sportler sich beteiligt
haben, gilt es, durch eine breite Aufklärungskampagne diese Genossen
... auch auf dem sportlichen Gebiet von dem Klassengegner loszulösen
und dem Einfluß der reformistischen und bürgerlichen Sportführer...zu
entziehen. Es gibt im Sport keine politische Neutralität. Das muß
durch einen zähen, ideologischen Kampf den werktätigen Sportlern
klargemacht werden bei gleichzeitiger Entlarvung der arbeiterfeindlichen
Rolle der Sportbürokratie."(23)
Die reformistische Sportführung war auch insofern kein potentieller
Einheitsfrontpartner für die roten Sportler als sie klar ihrer antikommunistischen
und einheitsfrontfeindlichen Haltung Ausdruck gab. So äußerte
z.B. das ATSB-Bundesvorstandsmitglied Schubert anläßlich einer
Debatte in der Leipziger Stadtverordnetenversammlung, "daß
die reformistischen Sportverbände gemeinsam mit den bürgerlichen
Sportorganisationen marschieren, aber den schärfsten Kampf gegen
die roten Sportler führen."(24) Somit lag der Schluß
nahe, daß die Sozialdemokratie "Schrittmacher der Faschisierung
des Sportes" sei.(25)
Der organisatorische Rahmen der zu errichtenden Sporteinheitsfront wurde
in den "Einheitsausschüssen werktätiger Sportler"
gesehen: "Mit den sporttreibenden Arbeitern in den reformistischen
und bürgerlichen Vereinen ist auf dem schnellsten Wege die Führung
aufzunehmen zwecks Beratung der notwendigen Schritte und zur Wahl von
Einheitsausschüssen in jedem Ort zur Mobilisierung der werktätigen
Sportler für die Einheitsfrontaktion, zur Einleitung von Maßnahmen
gegen die Angriffe der Bourgeoisie. Jeder Verein der K.G. übernimmt
die Bearbeitung des benachbarten reformistischen oder bürgerlichen
Vereins."(26)
Die Wirksamkeit der Politik zur Bildung der Roten Sporteinheitsfront für
Leipzig zu beurteilen, ist äußerst schwierig und bedarf noch
der weiteren Forschung. Es muß allerdings angenommen werden, daß
die Bildung von Einheitsausschüssen eher die Ausnahme als die Regel
gewesen ist. Die "Sächsische Arbeiterzeitung" berichtete
am 15.07.1932 über Aktionen zur Herstellung der Roten Sporteinheitsfront:
"Die Werbeveranstaltungen wurden von gewaltigen Aufmärschen
eingeleitet. Durch Sprechchöre und Transparente erging an alle sporttreibenden
Arbeiter die Aufforderung nicht den reformistischen Führern zu folgen,
sondern die antifaschistische Einheitsfront zu schließen."(29) Auch über Großversammlungen
konnte die Massenbasis der Kommunisten erweitert werden, wie der Verlauf
einer solchen am 29.06.1932 in Gohlis beweist: "292 Arbeiter erklärten
sich bereit, am gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse teilzunehmen. Der
größte Teil waren parteilose Arbeiter, unter ihnen 35 'bundestreue'
Sportler."(30) Die besten Ansätze
zur Herstellung der Einheitsfront boten spontane Abwehrmaßnahmen
gegen den faschistischen Terror, wobei allerdings offen bleibt ob und
inwieweit diese Art von spontan entstandenen Verbindungen die Bindung
der sozialdemokratischen Sportler an ihre Organisationen zerstörte,
ob diese Verbindungen also voll und ganz auf dem Boden der dargestellten
Einheitsfrontkonzeption standen: "Als die 'bundestreuen' Sportler
im Norden Leipzigs einen Stafettenlauf durchführten, wollten die
Nazis stören. Doch hier zeigte es sich, daß sie gegen die geschlossene
Arbeiterschaft nichts ausrichten konnten. Hunderte von Arbeitersportlern
hatten sich zum Schutze eingefunden. Die Nazis gingen gegen die revolutionären
Arbeitersportler und Reichsbannerarbeiter tätlich vor. Ein SA-Sturm,
der von den Nazis herbeigeholt wurde, konnte ebenfalls nichts ausrichten.
Eine Kampfdemonstration aller Arbeiterorganisationen war die Antwort.
Danach fanden sich alle Funktionäre zu einer Sitzung zusammen, diskutierten
über die Vorgänge und gründeten ein antifaschistisches
Kampfkomitee mit 12 Mann. Einstimmig wurde beschlossen, einen Appell an
die Arbeiterschaft im Norden Leipzigs herauszugeben und zu einer großen
antifaschistischen Kundgebung aufzurufen."(31) "Es war in
den Herbsttagen 1932. Die roten Sportler von Adler-Wahren und vom Arbeiter-
Turn- u. Sportbund erhielten die Mitteilung, daß die Nazis einen
Überfall auf die Sportstätten planten, die sich in unmittelbarer
Nähe des Lunaparkes befanden. Sofort mobilisierten beide Sportorganisationen
alle Sportler, die gemeinsam den Schutz der Sportstätten übernahmen.
In den Diskussionen der Sportler untereinander kam zum Ausdruck, daß
es durchaus möglich ist, wenn die Arbeiter zusammenhalten, den faschistischem
Spuk ein Ende zu bereiten."(32)
Im Jahre 1932 betonten sowohl KPD als auch KG die Bedeutung der roten
Sportgruppen in den Betrieben für die Massenbasis der Kommunisten:
"Die Betriebsgruppen der roten Sportler haben gegen die Werksportvereine
einen energischen politischen Kampf zu führen. Sie haben die Aufgabe,
den Sportlern plausibel zu machen, daß die Voraußetzung für
gute sportliche Leistung der Kampf gegen die Ausbeutung, gegen Hungerlöhne
und -gehälter, der Kampf gegen die mörderische Rationalisierung
ist. Vom Betrieb aus ist gleichzeitig der Kampf gegen die reformistische
Sportbewegung zu führen"(33) "Ohne Zweifel
stehen wir an der Betriebsfront noch in Kinderschuhen, wenn auch einige
Betriebssportgruppen schon bestehen ... Viel wichtiger ist zu sehen, daß
in dieser Beziehung überhaupt mit der Arbeit begonnen werden muß,
um zu einer Massenbasis im Betriebe zu kommen...Viel mehr sollten wir
solch Sparten mit der betreffenden Arbeit beauftragen, die ohne große
Voraussetzungen eine sofortige Bildung von Gruppen organisieren können...Wir
roten Sportler müssen uns bereit finden an dem schwächsten Punkt
der roten Klassenfront zu helfen für den Sieg des Sozialismus, Kommunismus."(34)
Über Erfolge der Betriebsarbeit liegen keine Erkenntnisse vor. Es
muß aber angemerkt werden, daß, auch wenn die als Zielstellung
angegebenen drei Betriebssportgruppen im ersten Halbjahr 1932 im Agitbezirk
Leipzig geschaffen wurden, noch nicht von einer organisatorischen Basis
in den Betrieben die Rede sein konnte.
Auf ein weiteres akutes Problem der Massengewinnung wies die Partei im
Januar 1933 zum wiederholten Male(35) hin: "Mit Ausnahme
der Roten Hilfe haben alle Massenorganisationen weniger Mitglieder als
die Partei ...Und wie setzt sich die Mitgliedschaft zusammen? Keinesfalls
entspricht sie dem Charakter und der Bedeutung der Organisation ...Wenn
Parteilose und sozialdemokratische Arbeiter die Massenorganisationen als
ihre Organisationen betrachten sollen, dann müssen sie auch in der
Führung verankert sein. Hier eine energische Wendung herbeiführen,
wird auch dazu führen, daß der Schrei nach Funktionären
aufhört. Wir werden erreichen, daß die Arbeiter in der praktischen
Arbeit geschult werden, in höhere Funktionen aufrücken und in
die vorderste Front der Klassengenossen, d.h. in die Kommunistische Partei
aufgenommen werden können."(36) Die Zeit, um hier
Wandlungen herbeizuführen, war zu kurz - die Machtübertragung
an die Nationalsozialisten kam ihnen zuvor.
Anmerkungen:
(1) Statistische Aufstellungen über
die Leipziger Arbeitersportbewegung 1932/33:
Organisation
|
Vereine
|
Mitglieder
|
D. pro Verein
|
Grundlage der Berechnung/ Schätzung (Quelle)
|
KG-Stadt
|
50
|
9.240
|
185
|
Bericht ..., S.23.
|
KG-städtisches Umland
|
31
|
2.418
|
78
|
Hochrechnung der bekannten
Zahlen.
|
ATSB-Stadt
|
48
|
11.826
|
246
|
Hochrechnung: Arbeiterführer
..., S.149 und bekannte Zahlen.
|
ATSB-städtisches Umland
|
17
|
1.904
|
112
|
Berechnung nach: Beckmanns
..., S.172.
|
AAB-Stadt
|
6
|
450
|
75
|
Berechnung nach: Beckmanns
..., S.156.
|
ARKB-Stadt
|
17
|
1.987
|
117
|
Dreizehntes ..., S.173ff.
|
ARKB-städtisches Umland
|
15
|
930
|
62
|
Ebenda.
|
Sturmvogel-Stadt
|
5
|
150
|
30
|
Schätzung: ZStAP Film
4892.
|
Verein Freie Wasserfahrer
|
1
|
200
|
/
|
Schätzung.
|
Naturfreunde-Stadt
|
8
|
1.500
|
188
|
HS DHfK.
|
ASB-Stadt
|
4
|
126
|
32
|
Berechnung: Beckmanns
..., S.165.
|
Schützenvereine-Stadt
|
16
|
240
|
15
|
Schätzung.
|
Verband Volksgesundheit-Stadt
|
?
|
200
|
/
|
Schätzung.
|
Arbeiterkeglerbund-Stadt
|
?(10)
|
100
|
10
|
Schätzung: Beckmanns
..., S.639.
|
Arbeiterschachbund-Stadt
|
?
|
200
|
/
|
Ebenda, S.640. Schätzung.
|
Arbeiteranglerbund-Stadt
|
|
100
|
/
|
Schätzung.
|
Reichsverband Republikanischer
Motorradfahrer-Stadt
|
|
100
|
/
|
Schätzung.
|
Arbeitersport in der
Stadt Leipzig gesamt
|
170
|
26.421
|
155
|
|
Arbeitersport im städtischen
Umland gesamt
|
63
|
5.252
|
83
|
|
ZK-Verbände in der
Stadt gesamt
|
120
|
17.181
|
143
|
|
ZK-Verbände im städtischen
Umland gesamt
|
32
|
2.834
|
89
|
|
1932/33 hatten folgende Leitungen des Arbeitersports in Leipzig ihren Sitz:
- KG: Landesleitung-Sachsen und Leitung des Agitbezirks Leipzig,
- ATSB: Bundesvorstand (einschließlich Bundesschule und Arbeiterturnverlag)
und Leitung des 1.Bezirkes des 4.Kreises (Sachsen),
- ARKB: Gauleitung Sachsen und Bezirksleitung Leipzig,
- Naturfreunde: Leitung des 4. Bezirkes (Leipzig) des Gaues Sachsen.
Die Leitungen der KG setzten sich folgendermaßen zusammen:
Pol.-Leiter Sachsen: Heinz Dose, Org.-Leiter Sachsen: Paul Kloß, Literaturvertrieb:
Alfred Sickert, Agit-Bezirk Leipzig: Bruno Plache, Stadt Leipzig: Herbert
Mank.
(2) Vgl. Gesprächsprotokolle Rolf Lemser,
Erich Quade, Walter Kresse.
(3) Dadurch, daß Ende 1930 die Erstellung
einer Sportstatistik "mit Rücksicht auf die Wirtschafts- und
Finanzlage des Landes, der Städte und Gemeinden und der Turn- und
Sportverbände auf eine günstigere Zeit verschoben" wurde,
lassen sich keine genaueren Angaben machen (StAD Außenministerium
6292, Bl. 330).
(4) Vgl. Leipziger Adressbuch ..., S.51.
(5) Ernst Grube, Warum ..., S.24.
(6) Ernst Grube, Einheitsfront ..., S.11.
(7) Ebenda, S.19.
(8) Die Turnsparte ..., S.1.
(9) Einsatz ..., S.6.
(10) Rote Sportlerheere ..., S.2f.
(11) Der rote Sportfunktionär ...,
S.4.
(12) Zit. nach Die internationale Arbeiterbewegung,
Bd.5 ..., S.267.
(13) Im Kampf ..., S.18.
(14) Vgl. Dotzauer ..., v.a.S.71f.
(15) Vgl. Die internationale Arbeiterbewegung,
Bd.5 ..., S. 271 u.148.
(16) "Vom Leipziger Stadtverordneten-Kollegium
fordern wir Beschlussfassung über:
1. Nichtauszahlung resp. Einstellung der Auszahlungen der im Etat eingesetzten
Mittel für bürgerlich-faschistische Sport- und Kulturorganisationen.
2. Kostenlose Freistellung aller städtischen Turnhallen, Schwimmhallen
und Spielplätze für die sporttreibende werktätige Bevölkerung.
3. Sofortige Erhöhung der Ausgaben zur Förderung der Leibesübung
für die Werktätigen.
4. Bereitstellung von Mitteln zum Bau von Sporthallen, Spielplätzen
und Kulturparks und besonders zur Errichtung von Spiel- und Sportplätzen
für Arbeiterkinder.
5. Kostenlose Lieferung von Spiel- und Sportkleidungen an Erwerbslose.
6. Beseitigung aller faschistischen Sportlehrer aus den Volks- und Berufsschulen.
Kontrolle des Sportbetriebs in den Schulen durch die K.G. für rote
Sporteinheit.
7. Aenderung der Zusammensetzung des gemischten Ausschusses für Leibesübungen.
Einbeziehung der Vertreter der K.G.
Für diese Forderungen kämpfen tausende Leipziger rote Sportler
unter Führung der Kommunistischen Partei."
(StdAL Stadtverordnete Leipzig T.4.VII.1931)
(17) Ebenda.
(18) Rundbrief ..., o.S.
(18a)
Die Quelle ging in der seinerzeit eingereichten Fassung verloren und
ist - mit vertretbarem Aufwand - nicht mehr nachträglich zu ermitteln.
- T. K. 2005.
(18b)
Siehe vorherige Anmerkung.
(18c)
Vgl. Einsatz ..., S. 2.
(19) Roter Sachsensport ..., 09.01.1933.
(20) Der rote ..., 1932, Nr. 3, S. 6.
(21) Zit. nach 90 Jahre ..., S. 121.
(22) Vgl. schriftliche Auskunft Rudolf Wunderlich.
(23) Internationaler Arbeitersport ... 1932,
Nr. 8/9, S. 223.
(24) Kommunisten im ..., S. 22.
(25) Ebenda, S. 24.
(26) Der rote ... , 1932, Nr. 7, S. 3.
(27) Arbeitsplan für Sommerhalbjahr
..., S. 18.
(28) Vgl. Arbeitsplan des Agit ... und Rote
Sportlerheere ....
(29) Zit. nach Eichhorn..., S. 18.
(30) Ebenda.
(31) Ebenda, S. 17.
(32) Mus.L. 148, Erlebnisbericht Erich Haase,
S. 1.
(33) Richtlinien ..., S. 31.
(34) Rot Sport gegen ..., S. 3.
(35) Auch schon in "Der Bolschewik"
1932, Nr. 9 (Anfang Mai): "Müssen Kommunisten in der roten Sportbewegung
arbeiten?"
(36) Kampferfahrungen ..., S. 99f. Evtl.
ist dieses Urteil für die Stadt Leipzig etwas zu differenzieren.
Nach Friederici ..., S. 25 hatte die KPD in Leipzig Anfang 1933 ca. 6.000
Mitglieder, so daß die Mitgliederzahl der KG gegenüber der
der KPD ungefähr 11/2mal so groß war, was aber wiederum die
grundsätzliche Gültigkeit des getroffenen Urteils nicht aufhebt.
3.
Die Zerschlagung der Leipziger Arbeitersportbewegung im Gefolge
der Machtübertragung an den Hitlerfaschismus
|
An den Protest- und Abwehraktionen gegen die Aufrichtung der faschistischen
Diktatur beteiligten sich auch die in der KG organisierten Arbeitersportler
überaus aktiv, ob unmittelbar nach der Installierung des Hitlerkabinetts
in der Verteilung von Flugblättern mit dem Aufruf zum Generalstreik(1)
oder in der Teilnahme an Protestdemonstrationen und Aufmärschen, deren
größter die gemeinsame Kundgebung von KPD, SPD, SAJ, KJVD, Kampfstaffeln
u.a. am 19. Februar 1933 auf dem Messplatz war. Fritz Selbmann als Hauptredner
schlug der SPD vor, "noch diese Woche in allen Leipziger Betrieben
gemeinsame Belegschaftsversammlungen durchzuführen und gemeinsame Maßnahmen
gegen den Faschismus zu besprechen. Wir schlagen vor, einen roten Massenselbstschutz
in allen Betrieben, in allen Strassen aufzubauen."(2)
Im gleichen Sinne hatte die Reichsleitung der KG sofort mit der faschistischen
Machtergreifung am 30.01.1933 einen Appell zum Kampfbündnis an alle
werktätigen Sportler Deutschlands erlassen.(3)
Am 21.Februar erging ein erneuter Vorschlag zur Bildung der Einheitsfront
an die sozialdemokratischen Verbände.(4)
Die reformistische Sportführung blieb allerdings bei ihrer schon in
der Vergangenheit herausgestellten Haltung, daß sie "zu solchen
Verhandlungen weder berechtigt noch befugt ist, und daß solche Verhandlungen
lediglich durch die Parteien untereinander zu pflegen sind. Als Bund oder
Verein haben wir kein Recht, Sonderverhandlungen zu führen."(5)
Auch die Sportler der Leipziger KG verstärkten ihre Anstrengungen zur
Herstellung der Einheitsfront. Beleg dafür ist ein Flugzettel aus jenen
Tagen:
"Wichtig!
Vereinsversammlung
am 11.Februar 1933 auf dem Platze
ES SPRICHT GEN. HEINZ DOSE über
EINHEITSFRONTAKTION gegen HITLER!"(6)
Einheitsfrontangebote der Landesleitung Sachsen (Heinz Dose) oder des Agitbezirks
Leipzig (Bruno Plache) der KG an die Führung des 4.Kreises 1.Bezirk
des ATSB sind nicht bekannt. Allerdings scheint es zu diesem Zeitpunkt innerhalb
der reformistischen Sportführung noch nicht zu solchen Differenzierungen
wie in der Leipziger SPD gekommen zu sein, wo der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks,
Hermann Liebmann, heftige Kritik an der opportunistischen Politik des Parteivorstandes
übte und einen entschlossenen Kampf gegen den Faschismus forderte.
Wenn man die verbreitete Auffassung von Einheitsfrontpolitik von unten und
die verhärteten Fronten der Auseinandersetzung in die Betrachtung einbezieht,
ist es sehr wahrscheinlich, daß die Leipziger roten Sportler in der
Führung reformistischer Verbände für sich keinen potentiellen
Einheitsfrontpartner sahen.
Wie zwischen den Mitgliedern der Arbeiterparteien kam es auch zwischen den
Arbeitersportlern beider Lager zu einer weiteren Annäherung. So sammelten
sich "im Keller unserer (ATSB)Bundesschule ... um diese Zeit (Ende1932/Anfang
1933-T.K.) allnächtlich fast hundert schwerbewaffnete Widerstandskämpfer
beider Arbeiterparteien, um jeden Angriff der Nazis auf die Bundesschule
abzuwehren."(7)
Der am 25./26. Februar 1933 im IfA-Heim Böhlitz-Ehrenberg parallel
mit dem Landeskongress der roten Sportler Sachsens abgehaltene 3. Kongress
der werktätigen Sportler Sachsens vereinte über 600 Delegierte,
darunter 47 aus ATSB-Vereinen und sieben aus Vereinen der Deutschen Turnerschaft
und des Deutschen Fussball-Bundes. Das Hauptreferat wurde vom Reichsleiter
der KG, Ernst Grube, gehalten. Er hob hervor, daß es darauf ankomme,
eine gemeinsame Front mit allen werktätigen Sportlern zum schärfsten
Kampf gegen den Faschismus herzustellen. Die Delegierten erklärten
ihr Einverständnis mit dem Aktionsprogramm der revolutionären
Sportler gegen das Naziregime, wählten einen Einheitsausschuß
und verabschiedeten einen Einheitsappell an die werktätigen Sportler
Sachsens. "Dabei muß ganz besonders hevorgehoben werden, daß
die Delegierten des Arbeiter- Turn- und Sportbundes in den Vordergrund stellten,
die Einheitsfront von unten herauf. Sie gelobten, nicht eher zu ruhen, bis
alle werktätigen Sportler gewonnen sind zur Abwehr des faschistischen
Terrors."(8) Die beiden Kongresse des
25. und 26.Februar sollten die letzten Großveranstaltungen der KG
unter halblegalen Bedingungen in Deutschland überhaupt sein. Ein "Rundschreiben
an die Vereine im Arbeiter- Turn- u. Sportbund E.V.Leipzig" vom 9.März
1933 verdeutlicht die Wirkung der Einheitsfrontbemühungen der KG in
ganz Deutschland (besonders seit Anfang 1933); verdeutlicht aber auch das
starke Abwehrverhalten der sozialdemokratischen Sportführung gegen
den Verlust der eigenen Massenbasis und das versuchte Arrangement mit dem
Nationalsozialismus:
|
"In den letzten Tagen sind zahlreiche Anfragen
an den Bundesvorstand gerichtet worden, ob Spiele und sportliche Veranstaltungen
mit Mitgliedern oder Vereinen der kommunistischen Kampfgemeinschaft
für rote Sporteinheit erlaubt sind. Diese Anfragen sind zurückzuführen
auf die Beschlüsse und Anweisungen der kürzlich stattgefundenen
Landestagungen der Kampfgemeinschaft.
Wir warnen unsere Vereine nachdrücklichst vor der Durchführung
solcher Spiele und vor der Freigabe einzelner Spieler zur Durchführung
der 'Einheitsveranstaltungen'.
Wir haben weiter erfahren, daß verschiedene dieser 'Einheitsapostel'
sich in unseren Vereinen angemeldet haben, um überraschend in
den Besitz der Versammlungs- und Vereinsmehrheiten zu kommen und dann
den Gesamtverein zu veranlassen, Freundschaftsspiele mit der kommunistischen
Kampfgemeinschaft abzuschließen und den Verein dieser Organisation
zuzuführen. Wir warnen unsere Mitglieder nachdrücklichst,
solchen Anträgen ihre Zustimmung zu geben, da sie gegen die bestehenden
Bundesbestimmungen und Bundesbeschlüsse verstoßen ... Es
ist nicht wahr, daß man die Einheit einer Bewegung fördern
kann durch Außerachtlassung der Bundesbestimmungen, noch dazu
wenn diese Befehle zu dem Zweck von den zentralen Leitungen ausgegeben
werden, um unsere Bewegung zu zersetzen und zu zerstören.
Einige Funktionäre haben uns mitgeteilt, daß ausgeschlossene
Bundesmitglieder und ganze Vereine der Roten Kampfgemeinschaft zu
uns zurückkehren wollen. Die hinter uns liegenden Zeiten schrecken
ab, sie ermahnen uns nicht nur zu äußerster Vorsicht, sondern
zu glatter Ablehnung. Es hat keinen Zweck, daß wir in unsere
Bewegung Zersetzungskräfte hineintragen lassen. Es darf nicht
eintreten, daß unsere Vereine und auch die Organisation erneut
der Tummelplatz der KG.-Methoden wird. Wir wollen den Bestand des
Bundes erhalten, aber nicht durch Aufnahme solcher Störenfriede
erneut schwächen ....
In einigen Gegenden Deutschlands hat man das Tragen des Bundesabzeichens
und das Führen der Bundesfahne verboten. Inwieweit dieses Verbot
rechtswirksam ist, wird von Bundes wegen festzustellen sein. An unsere
Vereine und Mitglieder aber richten wir das dringende Ersuchen, diesen
Anweisungen Folge zu leisten; denn es nutzt nichts, wenn einzelne
sich gegen solche Bestimmungen vergehen und dann in Strafe genommen
werden oder gar der Verein in Mitleidenschaft gezogen wird. Auch das
Singen der Lieder mit nichtsportlichem Inhalt hat zu unterbleiben
wie überhaupt alles in der Vereinsarbeit zu unterlassen ist,
was nicht mit unserer Bewegung in unmittelbarem Zusammenhang steht."(8a) |
Waren bis Ende Februar Vorstellungen über ein legales oder halblegales
Weiterbestehen der Vereine der KG bzw. darüber, daß das Verbot
noch nicht unmittelbar bevorstünde - die Arbeiter-Sanitäter Leipzig,
Kolonne West, luden z.B. per Flugzettel für den 11. März zum Frühjahrs-Vergnügen
in das IfA-Heim Böhlitz-Ehrenberg ein(9)
- , noch weit verbreitet, so gab es mit dem Reichstagsbrand keinen Zweifel
mehr über die weitere Entwicklung. Anfang März lösten sich
alle Vereine der roten Sportler unter Beiseiteschaffung aller beweglichen
Vermögenswerte und Vernichtung der Dokumentationen auf.(9a)
Die Landesleitung der KG in der Angerstr.14 war schon am 06.02. von der
Polizei besetzt und durchsucht worden. Diese Aktion war schon gescheitert
bevor sie begonnen. Einen Tag zuvor warnte ein Polizist die Genossen der
KG: "Räumt eure Bude aus, morgen ist Haussuchung!"(10)
Ein Beweis für proletarische Klassensolidarität und antifaschistische
Grundhaltung (die Leipziger Polizei war eine "SPD-Polizei"), die
sich auch später noch an anderen Orten in gleicher oder ähnlicher
Weise äußern sollte.(11)
Am 9.März(11a) erfolgte die Schließung
der Bundesschule des ATSB und des Sportparkes "Vorwärts-Süd"
(Selneckerstrasse). Mit den Worten "Alles raus! Der Saftladen wird
geschlossen!" drang Leipziger und Plauener SA (es hatten sich nicht
genug Leipziger SA-Männer gefunden(12)
in die Bundesschule ein und nahm der größten Arbeitersportorganisation
Deutschlands einen wesentlichen Teil ihrer Aktionsfähigkeit. Der Mitte
März erfolgende Entzug der Genehmigungsbenutzung von kommunalen Sportplätzen,
Turnhallen u.a. Einrichtungen betraf v.a. die Vereine des reformistischen
Lagers. "Kommunisten" war eine solche Genehmigung schon in der
Weimarer Republik wesentlich zögernder erteilt worden.(13)
Wenn auch nicht repräsentativ für die Mehrheit der sozialdemokratischen
Arbeitersportvereine, so doch repräsentativ für eine Tendenz ist
der Einspruch eines Vertreters des ATSV Seehausen gegen diese Maßnahme:
"Der Verein hat keinerlei organisierte Kommunisten als Mitglieder gehabt,
ob einzelne Mitglieder kommunistisch gewählt haben, weiß ich
nicht."(14) Konzentrierte Übergriffe
der SA auf Einrichtungen der Arbeitersportorganisationen waren nach wie
vor an der Tagesordnung. 300-400 bewaffnete SA-Leute stürmten an einem
Tag im März 1933 die Vereinslokale des Sportvereins "Adler"
(KG) und des Turn- und Sportvereins 93 (ATSB) in Wahren, wobei es zu massiven
Zerstörungen und Mißhandlungen der Vereinsmitglieder kam.(15)
Die Schließung der Arbeitersportvereine Leipzigs erfolgte in zwei
Wellen: am 1.April 1933 die kommunistischen und am 28.April 1933 die sozialdemokratischen
Vereine. Interessant ist, daß die Polizei zwar alle sozialdemokratischen
Vereine erfaßte, anscheinend aber keine genaue Übersicht über
die kommunistischen Vereine besaß. "Vorwärts Leutzsch"
wurde als "sozialdemokratisch" eingestuft und am 28.04. geschlossen,
während man auf die (ehemalige) Existenz des ASV Schönefeld erst
Anfang Juni aufmerksam wurde. Die aus Abspaltungen vom Arbeiterrad- und
Kraftfahrerbund "Solidarität" und von den "Naturfreunden"
herrührenden KG-Vereine entgingen der Aufmerksamkeit der Repressivorgane
letztlich ganz und gar. Das am 30.04. durch das sächsische Innenministerium
ergangene Verbot der KG für Sachsen war für Leipzig faktisch ohne
Belang, da schon bestehende Verhältnisse nur noch nachträglich
"legitimiert" wurden.(16)
Wenn die sächsischen Nationalsozialisten im Hinblick auf die Verbote
(Schließungen) auch nicht die schnellsten waren(17),
so zeichneten sie sich doch (zumindest in Leipzig) durch eine anderswo nicht
gekannte Konsequenz aus. Während die Gleichschaltung - also die Übernahme
in den neugebildeten DRL unter Voransetzung eines Kommissars, die Einordnung
des betreffenden Vereins (ohne Verbot und Vermögensbeschlagnahme) in
das Führer-Gefolgschafts-Prinzip des faschistischen Sports - von einzelnen
reformistischen Vereinen (in Preußen gar der ganzen "Naturfreunde"-Organisation)
in anderen deutschen Gebieten möglich und an der Tagesordnung war,
läßt sich für Leipzig nur ein Verein nachweisen, dem dies
gelang. Der Arbeiterschwimmverein Leipzig (über 500 Mitglieder) wurde
unter dem Namen "Sportverein Wasserfreunde 05" (möglicherweise
nach Fusionierung mit einem anderen, bürgerlichen Verein) gleichgeschaltet.(18)
Man kann davon sprechen, daß im Zentrum der Arbeitersportbewegung
Leipzig deren Zerschlagung am gründlichsten durchgeführt wurde.(19)
Im reformistischen Lager des Arbeitersports gab es vielfältige Versuche,
sich der Zerschlagung der Organisation zu entziehen. Der Kraftsportverein
"Othello" (AAB) versuchte durch Änderung des Namens in "Kraftsportverein
1933" seinen Charakter zu verschleiern.(20)
Der Vorstand des Arbeiterschwimmvereins schlug den Mitgliedern in einer
Versammlung am 06.04.1933 den Austritt aus dem ATSB vor, stieß bei
der Mitgliedschaft allerdings auf Unverständnis.(21)
Insbesondere eine spezifische Reaktion auf die faschistische Machtergreifung
sollte sich als dominierend erweisen: die Anbiederung bei den neuen Machthabern.
Über dieses Thema ist schon Gültiges geschrieben worden(22),
das erlaubt Beschränkung auf den Leipziger Raum. Der "Sächsische
Arbeitersport" (Organ des ATSB) vom 28.03 1933 veröffentlichte
einen Aufruf, der das Maß der Aufgabe jeglichen politischen Anspruchs
verdeutlicht:
|
"An die Vereine des 4.Kreises!...
Für unsere Vereine handelt es sich jetzt um folgendes: Die Pflege
der Leibesübungen ist eine so bedeutsame Arbeit, daß wir
außer dieser Tätigkeit keine Zeit mehr finden um andere
Arbeiten zu tätigen. Wir werden den turnerischen und sportlichen
Aufgaben gerecht werden und damit die Arbeiten ausführen, die
wir uns als Sportorganisation selbst gestellt haben zur Gesunderhaltung
der deutschen Arbeiterschaft.
Wir bitten die Vereine dringend, dieses zu beachten und alle anderen
Arbeiten zu unterlassen.
Allgemein aber noch einmal folgendes:
Sportabteilungen des Reichsbanners und der Sozialistischen Arbeiterjugend
können bei uns nicht mehr Mitglied sein. Wo solche Abteilungen
oder Vereine bestehen, ist jeglicher Verkehr abzubrechen.
Mitgliederaufnahmen können durch Vereine nur dann getätigt
werden, wenn es sich um wirklich sportliebende Männer und Frauen
handelt. Nicht aufgenommen werden können aber Angehörige
verbotener Organisationen oder Mitglieder der Oppo, die jetzt bei
uns Unterschlupf finden wollen (siehe die Erklärung des Bundesvorstandes
vom 9.März).
Bei den Besuchern der Übungsstunden und der Spielplätze
ist darauf zu achten, daß keinerlei Störenfriede oder Angehörige
der verbotenen Organisationen zu uns kommen, die Unterhaltungen unter
den Teilnehmern anknüpfen, um so unsere Vereinsarbeit in ein
falsches Licht zu stellen. Rücksichtsloses Einschreiten der Vereinsfunktionäre
gegen solche Elemente ist am Platze.
Versammlungen der Vereine dienen nur dem reinen Vereinszweck, sie
dürfen nicht zu anderen Aussprachen missbraucht werden. Die Versammlungsleitungen
sind für den Ablauf der Versammlungen verantwortlich. Im Missbrauchsfall
ist sofort von dem Hausrecht Gebrauch zu machen.
Das Tragen der Abzeichen ist in einigen Landesteilen verboten. Wo
dieses der Fall ist, ermahnen wir die Mitglieder zur strikten Befolgung
dieser Bestimmungen. Das gleiche gilt für das Aufstecken der
Fahne oder das Mittragen der Wimpel bei Wanderungen usw. Ferner bei
den Singen der Lieder und Spielen von Märschen.
Ein korrektes Verhalten der Mitglieder und der Vereinsleitungen ist
dringend geboten. Unterlaßt alles, was dem Anschein einer herausfordernden
Stellung gleichkommen könnte. Bedenkt, wir stehen
auf dem Boden der gesetzlichen Bestimmungen
und haben alles zu unterlassen, was gegen unsere Vereinsarbeit ausgelegt
werden könnte. Wir sind eine Sportorganisation und sehen in der
Pflege der Leibesübungen die restlose Erfassung unserer Vereins-
und Bundesarbeit. Bewahrt Ruhe und Besonnenheit, aber
haltet auch dem Bund die Treue in dieser schweren Zeit."(23) |
Daß diese Anbiederung auch von einem Teil der Funktionäre auf
Vereinsebene mitgetragen und aktiv vertreten wurde, belegt das Protokoll
der Mitgliederversammlung des "Sportvereins 1911" Taucha (ATSB)
vom 18. März 1933: "Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, mache
ich darauf aufmerksam, daß wir nicht politisch sind und wir uns den
Anordnungen der Behörden fügen werden. Ferner werden keine Aufnahmen
bestätigt, die aus dem kommunistischen Lager kommen."(24)
Allerdings bewahrte das den Verein nicht davor, bereits zehn Tage später
verboten zu werden. Der Gipfel der Prinzipienlosigkeit und des Verrats wurde
mit folgender Verlautbarung ("Sächsischer Arbeitersport"
24.04.1933) erreicht:
|
"Was wird aus dem Sport?...
Das Wesentliche für uns ist und bleibt, daß die weit über
eine Million Arbeitersportler voraussichtlich nun endlich wieder Gelegenheit
bekommen werden, ihren geliebten Leibesübungen nachzugehen."(25)
|
Zu diesem Zeitpunkt war der ATSB in Leipzig bereits über drei Wochen
(30.03) für aufgelöst erklärt, wie auch faschistische Gleichschaltung
und Militarisierung des Sports in ihren Grundzügen plastisch zutage
traten! Vier Tage später wurden auch alle Vereine des reformistischen
Lagers in Leipzig geschlossen, sechs Tage später erfolgte das Verbot
des ATSB durch das Reichsinnenministerium.
Es ergibt sich die Frage nach den Ursachen für die "Anpassungsversuche"
gegenüber dem braunen Regime. Hebel-Kunze bietet, zugeschnitten auf
analoge Erscheinungen in der SPD, eine akzeptabel erscheinende Erklärungsvariante
an: "Da die zu diesem Entscheidungsgremium gehörenden Sozialdemokraten
ihre Tätigkeit als Funktionäre der SPD oder als Mandatsträger
zum grössten Teil hauptberuflich ausübten, ihre materielle Existenz
also unmittelbar mit der Parteiorganisation verknüpft war, bedeutete
ein Verbot der Partei für sie die Vernichtung oder zumindest starke
Gefährdung ihrer Existenzgrundlage; dies gilt auch für die von
der Partei bezahlten Funktionäre und Parlamentarier auf Bezirks- und
Landesebene, die zum größten Teil in ihrem Verantwortungsbereich
eine mit dem Verhalten der obersten Parteiführung identische Politik
betrieben.
Es liegt nahe anzunehmen, daß der Politik der Anpassungsversuche,
die mit dem Vorhandensein illusionärer Vorstellungen über Absichten
und Zielsetzungen der faschistischen Regierung noch nicht hinreichend begründet
ist, nicht zuletzt auch das Motiv der Sicherung der eigenen Existenz zugrunde
lag."(26) Insbesondere sei dies daran
abzulesen, daß die Konzessionsbereitschaft mit abnehmender Wahrscheinlichkeit
des Organisationserhaltes zunahm.
Im Rahmen der von innen und außen vorangetriebenen Faschisierung begannen
die Funktionäre der bürgerlichen Verbände und Vereine sich
frühzeitig gegen "Kommunisten", "Marxisten" und
"Nichtarier" abzuschotten.(27) Der Vorstand
der Sächsischen Turnerschaft beschloß am 30.03.1933, "daß
die Zugehörigkeit von Marxisten zur DT mit dem Paragraph 2 der DT(-Satzung)
unvereinbar ist." Gleichzeitig erging der Vorschlag an den Vorstand
der DT, "a) die stärkere Betonung der Erziehung zur Wehrwilligkeit
und Wehrhaftigkeit in der DT-Satzung festzulegen; b) die Einführung
des Arierparagraphen zu fordern."(28) Der TSV Eutritzsch
(DT) bekannte sich auf einer gemeinsamen Sitzung des Turnrates und der Vorturnerschaft
am 22.04.1933 einmütig zu den neuen Richtlinien der DT.(29) Im Ergebnis
dessen wurden bis zum 15.05.1933 u.a. alle Juden aus dem Verein ausgeschlossen
und das Wehrturnen in allen Riegen und Abteilungen in Angriff genommen.(30) Auch seitens
des Staates wurde dem Übertritt von Arbeitersportlern in bürgerliche
Vereine ein Riegel vorgeschoben. Der Arbeits- und Wohlfahrtsminister des
Landes Sachsen verbot im April die Aufnahme von Arbeitersportlern und der
Beauftragte des Reichssportkommissars für die Kreishauptmannschaft
Leipzig, Fritz Otto, legte Anfang Juni fest: "Die Vereine der Kreishauptmannschaft
Leipzig haben etwa aufgenommene Angehörige marxistischer Organisationen
aus ihren Mitgliederlisten zu streichen."(31) Vom Reichsinnenministerium
wurde schließlich in einem Erlass vom 27.06.1933 eine generelle Sperrfrist
für Neuaufnahmen ehemaliger Arbeitersportler bis zum 01.10.1933 bestimmt,
wobei der Anteil jener in einem Verein auch nach dem 01.10.1933 20% nicht
übersteigen durfte.(32) Bedingung für
die Aufnahme sollten dann sein:
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1. Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung, daß
keine Beziehungen mehr zu marxistischen
Organisationen bestehen.
2. Beibringung eines polizeilichen Führungszeugnisses.
3. Gestellung zweier Bürgen, die nicht aus einem marxistischen
Verein stammen und bereits vor
dem 1. Januar 1933 einem "nationalen Verbande"
(alle Organisationen/Gliederungen der
NSDAP und des Stahlhelm) angehört haben.(33)
|
Trotz dieser Repressivmaßnahmen setzte seitens der Arbeitersportler
eine lebhafte Übertrittsbewegung in die bürgerlichen Vereine ein,
welche vielen Vereinen nicht ungelegen kam, weil der Verein dadurch an sportlicher
Leistungsfähigkeit und ökonomischer Resistenz nur gewinnen konnte.
Es ist anzunehmen, daß die o.g. Bestimmungen schon aufgrund ihres
hohen bürokratischen Aufwandes relativ stark ausgehöhlt wurden.
Schon am 25.Mai 1933 mußte das Sächsische Innenministerium dem
Sächsischen Wettinschützenbund untersagen, bis zum 01.10.1933
weitere Schützengesellschaften aufzunehmen.(34)
Aus Taucha wird über nicht unerhebliche Übertritte zum bürgerlichen
Verein TSV 1861 Taucha im Jahre 1933 und später berichtet.(35)
Dennoch darf m.E. die Quantität der Übertritte nicht überschätzt
werden. Auch für Leipzig akzeptabel scheint scheint die von Beduhn
für den Arbeiterrad- und Kraftfahrerbund global getroffene Aussage,
daß "zahlreiche Mitglieder des Bundes 'Solidarität' den
Gleichschaltungsbestrebungen im Sport auswichen, indem sie nach Verbot und
Auflösung ihrer Vereine sich nicht den weiterbestehenden bürgerlichen
Vereinen anschlossen, sondern unabhängige Gesinnungsgruppen bildeten.
Allerdings gibt es auch Fälle, in denen ganze Vereine des Bundes eintraten
und in diesem Rahmen ihren Sportbetrieb sowie ihre alten Kontakte aufrechterhalten
konnten."(36) Aufschlußreich ist
der Vergleich der Mitgliederzahlen der Deutschen Turnerschaft der Jahre
1933 bis 1935 in Leipzig: 29.560, 31.392, 31.239.(37)
Wenn man berücksichtigt, daß reichlich 25.000 Arbeitersportler
den Verboten zum Opfer fielen, ist ein Zuwachs von knapp 2.000 Mitgliedern
für die DT fast unerheblich. Auf den gesamten bürgerlichen Sport
hochgerechnet ergibt dies eine "Übertrittsrate" von 15-25%.
Diese Überlegung deckt sich sowohl mit Einzelberichten (Eutritzsch
und Möckern)(38) als auch mit einer Quelle
über ähnliche Entwicklungen in Berlin. Anlässlich einer großangelegten
Befragung in der Firma Siemens im Winter 1933/34 antworteten 91,7% der Befragten,
daß sie keinem Sport- oder Turnverein angehörten; aber 50%, daß
sie irgendeinen Sport trieben!(39) Die Übertritte
von Arbeitersportlern in bürgerliche, sich faschisierende Vereine waren
zumindest 1933 eindeutig von der Seite der sportlichen Interessiertheit
her motiviert. Eine Veränderung dieses Bildes für die Gesamtheit
der Arbeitersportler in den folgenden Jahren läßt sich mit der
gegebenen Quellenbasis weder bejahen noch verneinen. Vor allem bedarf es
weiterer Klärung, ob die Ausnutzung der faschistischen Vereinsbasis
für die Massenarbeit der sozialdemokratischen Gruppen (nicht nur Sport)
als möglich erkannt bzw. bewußt angestrebt wurde.
Es kann davon ausgegangen werden, daß sich die Mehrzahl der Arbeitersportler
in Gesinnungsgruppen relativ lockerer Form zusammenfand (eigene Schätzung:
50-70%). Die im Dezember 1933 gebildete "NS.Gemeinschaft Kraft durch
Freude" bot günstige Möglichkeiten für das Bestehen
solcher Gruppen wie auch von Widerstandsgruppen. Daß diese Möglichkeiten
genutzt worden sind, ist belegt(40), offen
bleibt, in welchem Umfang. Der Kontrast zwischen Deutschem Reichsbund für
Leibesübungen und Betriebssportgemeinschaften tritt scharf hervor:
in der KdF-Organisation gab es keine Dietschulung, keinen Pflicht-Wehrsport
und kein überaus straff geführtes Vereinsregiment. Zugleich sollte
sich auch die Attraktivität des Sporttreibens innerhalb der KdF durch
Verbesserungen der materiellen Basis erhöhen.(41)
Das Vermögen der aufgelösten Arbeitersportvereine verfiel der
Vermögenszwangsverwaltung.(42) "Rechtliche"
Grundlage dieser Verschacherung zugunsten des örtlichen Fiskus bildeten
die Gesetze über die Einziehung kommunistischen Vermögens vom
26.05.1933 und über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens
vom 14.07.1933 sowie die entsprechenden sächsischen Durchführungsverordnungen.
Ab Mai 1933 begann die Einsetzung von Treuhändern durch das Polizeipräsidium
Leipzig, wozu meist Rechtsanwälte, Notare oder Diplomvolkswirte verwandt
wurden. Es ist nur wenig übertrieben, davon zu sprechen, daß
diese sich in der Art von Geiern auf die fetten Happen stürzten. Da
die Treuhänder ihre Vergütung selbst festlegten und auch andere
"Geschäfte" möglich waren, winkte ein fettes Salär.
Über den "Reichstreuhänder" Wiebohls, der mit der "Zwangsverwaltung
des Vermögens des ATSB-Bundesvorstandes, der Bundesschule und des Arbeiterturnverlages
betraut war, wurde z.B. zu Protokoll gegeben: "Da Wiebohls im Treuhandverfahen
bzw. im Konkursverfahren die Abwicklung der Werte der Organisationen vornahm,
hatte er selbstverständlich große finanzielle Vorteile. Sein
Kauf einer Villa in Markkleeberg beweist das."(43)
Die Treuhänder scheuten sich nicht, massiv gegen Vereinsvorstände
vorzugehen, die bewegliche Vermögenswerte hatten beiseite schaffen
lassen. In manchen Fällen wurde das Vereinseigentum von den Mitglieden
wieder herbeigeschafft (TSV "Eiche" Connewitz (ATSB), im Extremfall
wurde Antrag auf Verhängung von "Schutzhaft" gestellt (Kurt
Kresse - "Fichte-West" (KG); Johannes Heisig, Paul Schmidt, Walter
Blume - ASV Schönefeld (KG).
Genauso gefragt wie die Treuhänder-Posten waren die von ihnen zu veräußernden
Mobilien und Immobilien der Arbeitersportvereine. Das Spektrum der potentiellen
Käufer war breit gefächert, von HJ über NSDAP, SA, Polizei
bis hin zu Werksportvereinen. An der Spitze der Begehrlichkeiten standen
Schreibmaschinen. Am schlechtesten ließen sich die Sportgeräte
absetzen, so daß sie tw. leih- oder schenkungsweise der HJ, SA oder
"nationalen" Sportverbänden überlassen wurden.
Insgesamt brachte die "Vermögenszwangsverwaltung" wahrscheinlich
gerade ihren eigenen Aufwand wieder herein, ein Gewinn war für den
faschistischen Staat kaum zu erzielen:
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1. Die Arbeitersportvereine waren in der Regel an das
Ratsamt für Leibesübungen (Spitze hier Freie Turnerschaft
Paunsdorf (ATSB) mit 84.850 RM) oder an eine der Leipziger Brauereien
(Ermisch-Kronen-Brauerei, Riebeck-Brauerei u.a.) hoch verschuldet,
hinzu kamen meist noch eine Reihe von kleineren Schulden. Das Mobiliar
und tw. auch Baracken, Schankeinrichtungen waren vielfach von den
Brauereien unter Eigentumsvorbehalt bzw. Kreditierung gegen Sicherung
des Alleinbezugs von Bier geliefert worden.
2. Der Verkauf erfolgte nicht zu reellen, sondern zu Schleuderpreisen
(Es lagen Beschwerden von Sportartikelhändlern vor, daß
der Markt nun hiermit endgültig übersättigt und somit
ihre Existenz gefährdet sei.).
3. Durch das Beiseiteschaffen von beweglichen Vermögenswerten
durch die Arbeitersportler verfiel nicht der ganze Besitz der Zwangsverwaltung.
|
Forderungen an die aufgelösten Vereine wurden durch den Treuhänder
dann berücksichtigt, wenn der Antragsteller nachweisen konnte, daß
er mit seiner Lieferung, Darlehen oder dgl. keine "marxistischen"
Bestrebungen fördern wollte. Dieser Fall war meist dann gegeben, wenn
er NSDAP-Mitglied war, eine größere Firma vertrat oder einen
Berufsverband hinter sich hatte. Einzelpersonen, die nicht diesen Voraussetzungen
genügten, wurden zumeist abschlägig beschieden, ggf. erfolgte
eine einmalige Zuwendung eines Teils des eingeforderten Wertes.
Einen Eindruck von den Schwierigkeiten, die die Vereine der Kampfgemeinschaft
den Treuhändern und dem Fiskus machten, vermitteln uns die Zwangsverwaltungs-Abschlußberichte
der Vereine "Fichte-West" und ASV Schönefeld. Bei "Fichte-West"
ließen sich ganze 20 RM Erlös durch Verkauf von Sportgeräten
an den SV Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. erzielen. Dem standen laufende
Schulden in Höhe von 4.350 RM gegenüber.(44) Fast 2.000 RM
Kassenbestand wurde für den illegalen Kampf gerettet.(45) Der Bericht
des Treuhänders des ASV Schönefeld atmet, nachdem er sich nicht
scheute, über drei Vorstandsmitglieder Schutzhaft verhängen zu
lassen, Resignation: "Leider wurde man erst Mitte Juni auf das Vorhandensein
des Arbeiter-Sport-Vereins aufmerksam, was zur Folge hatte, daß bei
der sofort aufgenommenen Auflösung des Vereins nur noch wenig Vermögensgegenstände
sichergestellt werden konnten. Kassebücher, Wirtschaftsbücher
oder sonstige Buchführungsmaterialien konnten nicht beschlagnahmt werden,
so daß eine Prüfung der Kasseangelegenheiten nicht erfolgen konnte.
Trotz mehrfacher Vernehmung der Vorstände und Abteilungsleiter des
Vereins war es nicht möglich, noch Vermögensgegenstände ausfindig
zu machen. Noch nicht einmal Bargeld konnte eingezogen werden. Es war eben
bereits alles von den Mitgliedern in Sicherheit gebracht oder vernichtet
worden. Es scheint sich jedoch auch hier um einen Verein gehandelt zu haben,
der hinter seiner sportlichen Tätigkeit sein politisches, kommunistisches
Gesicht verbarg."(46)
Anmerkungen:
(1) Vgl. StAL PP-S 2571, Bl. 1ff.
(2) In der Revolution ..., S. 361.
(3) Vgl. Wieczisk ... , S. 135.
(4) Vgl. ebenda, S. 136.
(5) Ebenda, S. 82.
(6) Mus.L.155. Zuordnung zu einem bestimmtem
Verein ist nicht mehr möglich.
(7) Benedix..., S. 84. Im Erlebnisbericht
H. Doberenz (Mus.L. 149) findet kommunistische bzw.KG-Beteiligung keine
Erwähnung.
(8) SAZ, 27.02.1933. Vgl. auch Wieczisk
..., S.198.
(8a) Original im Sportmuseum Leipzig, Archiv-Nr.
D 2038.
(9) Vgl. Mus.L. 155.
(9a) Vgl. StAL PP-V 3429, 3547, PP-S 1192.
(10) Gesprächsprotokoll Elfriede Volkert.
(11) Auch bei der Schließung der Arbeitersportvereinigung
Adler-Nord in Leipzig-Möckern (KG) gab ein Polizeikommissar Nachricht,
den Sportplatz bis 17 Uhr zu räumen. (HS DHfK, Erlebnisbericht Emil
Waitz)
(11a) Helmut Arndt ..., S. 295. Bei Benedix
... am 23.03., bei Wieczisk ... am 25.03.
(12) Benedix ..., S. 88.
(13) Vgl. StdAL Kapitel 58 Nr.161 Beiheft
14.
(14) Ebenda.
(15) Vgl. Erdmann ..., S. 15.
(16) Vgl. Wieczisk ..., S. 156. Ein Verbot
der KG durch das Reichinnenministerium erfolgte nicht, so daß die
Verbote durch die Länderregierungen die "Rechtsgrundlage"
bildeten.
(17) Vergleichszahlen für Verbote:
Bayern: im Verlaufe des März, allgemein ab 29.03.,
Bremen: zweite Märzhälfte,
Baden-Württemberg: KG Mitte Mäz, refomistische Sportverbände
Mai/Juni,
Hessen: Anfang März,
Preussen: KG im März,
Taucha: 28.03.
(Vgl. Arbeiterkultur ..., S. 174 u.191; Bayern ..., S. 182f.; Beduhn ...,
S. 110f.; Bernett, Die Zerschlagung ..., S. 355; Fritzsch ..., S. 91.)
(18) Vgl. StAL PP-V 4775, Bl. 26.
(19) Vgl. auch IML/ZPA NJ 9725. Der Vollständigkeit
halber: 1936 wurde in Leipzig ein dem Bund polnischer Arbeiterspotvereine
in Deutschland angeschlossener polnischer Arbeitersportverein gegründet.
(Vgl. Arbeiterkultur ..., S. 126.)
(20) Vgl. StAL PP-V 4775, Bl. 35.
(21) Vgl. Timmermann ..., S. 173.
(22) Vgl. Wieczisk ..., S. 88ff.
(23) Sächsischer Arbeitersport 1933
Nr. 13 (28.03.).
(24) Fritzsch ..., S .91.
(25) Sächsischer Arbeitersport 1933
Nr. 17 (24.04.).
(26) Hebel-Kunze ..., S. 114f.
(27) Vgl. Wieczisk ..., S. 51f.
(28) Zit. nach Dörr ..., S. 72.
(29) Gemeint sind die Festlegungen der Hauptausschusstagung
der DT Anfang April 1933 in Stuttgart:
- Ausschluss aller "Marxisten" und "Juden",
- Einführung des Wehrturnens für den ganzen Verband,
- Pflichtturnjahr für die jugendlichen Mitglieder,
- Durchsetzung der einheitlichen stahlblauen Tracht,
- Aufbau einer "Turnerwehr".
(Vgl. Wieczisk ..., S. 39f.)
(30) Vgl. Frohloff ..., S. 70. Zur Gleichschaltung
der bürgerlichen Vereine siehe Kurt Hempel ..., auch Wieczisk ...,
S. 51ff.
(31) Zit. nach Kurt Hempel ..., S. 23.
(32) Am 23.11.1933 auf 1/3 heraufgesetzt.
(33) Vgl. Wieczisk ..., S. 175f.
(34) Vgl. StdAL Kapitel 72 Nr.103 Beiheft
3.
(35) Vgl. Fritzsch ..., S. 65ff.
(36) Beduhn ..., S. 110f.
(37) Jahrbuch der Turnkunst ...1934-1936,
Seiten 169, 203, 271.
(38) Vgl. Frohloff ..., S. 56, und HS DHfK,
Erlebnisbericht Emil Waitz.
(39) Vgl. Buchholz ..., S.20f.
(40) Vgl. u.a. HS DHfK, Erlebnisbericht
Emil Waitz, Gesprächsprotokoll Heinz Haferkorn.
(41) 1938 zählten die Sportveranstaltungen
der KdF 22,5 Mill. Teilnehmer. (Vgl. Buchholz ..., S. 296.)
(42) Wenn nicht besonders ausgewiesen, beziehen
sich die Aussagen dieses Abschnitts auf folgende Quellen: Frohloff ...,
S. 55f., Matthes ..., S. 32f., StAL PP-V 3429, 3899, 3930/9, 4752, StAL
PP-S 8491, StAL Riebeck-Brauerei 477 u. 478, StdAL Kapitel 35 Nr. 1825
u. 1833, Kapitel 72 Nr. 103 Beiheft 3.
(43) HS DHfK, Betrifft den Gestapoagenten
Fritz Pohle, S. 2.
(44) Vgl. StAL PP-V 3899, Bl. 49.
(45) Vgl. Matthes..., S. 33.
(46) StAL PP-V 3429, Bl. 16.
3.1. Der Übergang der Kampfgemeinschaft
für rote Sporteinheit zur illegalen Arbeit in Leipzig
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Im Verlaufe des Jahres 1932 setzte sich in den Führungen von KPD und
KG die Erkenntnis durch, daß bei weiter fortschreitender Faschisierung
ein Verbot der roten Sportorganisation innerhalb kurzer Zeit ausgesprochen
werden könnte. Als Schlußfolgerung daraus begann man Maßnahmen
zur Vorbereitung des Übergangs in die Illegalität und Maßregeln
für den Fall des unmittelbar eingetretenen Verbots auszuarbeiten. Im
einzelnen wurde festgelegt:
- Besprechungen und Versammlungen sind in Wohnungen oder im Freien in kleinen
Gruppen abzuhalten.
- Mitgliederkarteien und Dokumentationen sind auszulagern.
- Wichtige politische Arbeiten sind nicht mehr in den legalen Organisationsräumen
auszuführen.
- Es sind neue Verbindungen zu unbekannten kleinen Druckereien zu knüpfen.
Schreibmaschinen, Papier und Abzugsapparate sind an sichere Orte zu verbringen.
- Durch ein weit verzweigtes Netz von Fünfergruppen sind die Vereine
zu dezentralisieren.
- Der Kurierapparat ist zu erweitern.
- Zwei bis drei Ersatzleitungen sind auf allen Ebenen der Organisation zu
schaffen, wobei v.a. der Polizei unbekannte, also zumeist jugendliche Genossen
verwandt werden sollen.
- In den legalen Organisationen sind Stützpunkte für die illegale
Arbeit zu schaffen. Das Eindringen ist sowohl durch Übertritt ganzer
Sportlergruppen in bürgerliche Vereine als auch durch Gründung
von Ersatz- bzw. Tarnvereinen, die sich den bürgerlichen Sportverbänden
anschließen, zu vollziehen.(1)
Einen Tag nach der Durchsuchung der Büros der Reichs- und mehrerer
Landesleitungen fand am 7. Februar 1933 ein Treffen aller Landesleiter der
KG im Sportpalast Berlin statt. Auf diesem Treffen erhielt die Leitung der
KG von Ernst Thälmann persönlich erste Informationen über
die am gleichen Tage stattgefundene Tagung des ZK der KPD in Ziegenhals.
Die Zusammenkunft diente insgesamt der Vorbereitung des 2. zentralen Lehrgangs
am 08./09.02.1933, der jedoch aufgrund faschistischer Verfolgung vorzeitig
abgebrochen werden mußte.(2) Auf dieser
Konferenz wurde der Übergang in die Illegalität und eine zeitweilige
Eindämmung der Arbeit beschlossen. Verbunden wurde diese Orientierung
mit dem nachdrücklichen Hinweis auf die Notwendigkeit der Herstellung
der Einheitsfront mit den sozialdemokratisch geführten Arbeitersportlern.
Alfred Volkert, Landesspartenleiter Fussball für Sachsen in dieser
Zeit, gab zu Protokoll, daß die Aufgabe erteilt wurde, "möglichst
illegal Verbindungen zwischen Rot-Sport und Arbeitersport herzustellen.
Nicht nur ich, sondern viele andere Mitglieder der KG versuchten politische
Aufklärungsarbeit bei den Arbeitersportlern (der sozialdemokratischen
Verbände - T.K.) zu leisten".(3)
Durch die KPD erfolgte Anfang Februar 1933 eine eindringliche Orientierung
auf den Übergang in die Illegalität. Es ist als gesichert zu betrachten,
daß an den ab Mitte Februar 1933 abgehaltenen Schulungen über
die Regeln der konspirativen Arbeit auch die Mitglieder der KG-Landesleitung
Sachsen und Leipziger Vereinsfunktionäre teilnahmen.(4)
Der Festlegung der für Leipzig bzw. Sachsen unmittelbar notwendigen
Maßnahmen dienten die außerordentliche Bezirkskonferenz des
Agitbezirks Leipzig der KG am 16.Februar 1933 und der parallel mit dem 3.
Kongress der werktätigen Sportler Sachsens abgehaltene Landeskongress
der roten Sportler am 25./26.02.1933. 500-800 Sportler hörten am ersten
Tag ein Referat Ernst Grubes, Reichsleiter der KG, über die nächsten
Aufgaben der KG im Kampf gegen den Faschismus und berieten am zweiten Tag
in Spartensitzungen. Besonderer Wert wurde auf die Neugliederung der KG-Vereine
in Wander-, Wassersport-, Ski-, Fussball-, Schach- und andere Gruppen gelegt.
Diese Gruppen sollten es ermöglichen, sowohl eine optimale Tarnung
zu erzielen als auch größere Teile der legalen Organisation mit
in die illegale Arbeit zu übernehmen.(5)
In der konkreten Aufnahme der illegalen Arbeit sollten sich dann aber eine
Reihe von Unzulänglichkeiten in der Vorbereitung, Illusionen über
die Zeitdauer des Faschismus und direkte Widerstände gegen den Übergang
in die Illegalität zeigen. Auf ganz Deutschland bezogen, analysierte
die KPD-Führung 1935, daß die Losung "Hinein in die bürgerlichen
Sportverbände!" zwar in ihrer Orientierung richtig, aber schlecht
vorbereitet war und auf offenen Widerstand stieß. Viele Sportgenossen
wären nicht in der Lage gewesen, die Tragweite dieser Orientierung
richtig einzuschätzen. Es sei argumentiert worden, daß der Eintritt
in die bürgerlichen Organisationen ausschließlich zum Schutze
der Mitglieder, des Inventars und der Durchführungsmöglichkeiten
für den eigenen Sportbetrieb notwendig wäre. Auch die Ausgabe
von Gegenlosungen in der Art wie "ein Schuft wer zu den Bürgerlichen
geht" hätte sich als äußerst schädlich für
den Masseneinfluß von KG und KPD erwiesen. "Es fehlt von vornherein
die Klarheit über die Notwendigkeit diese Organisationen als ein neues
Arbeitsgebiet zur Verbreiterung des Kampfes gegen den Faschismus auszunutzen
... Der Eintritt in die bürgerlichen Organisationen, da wo er überhaupt
vollzogen wurde, geschah daher planlos und ohne den Versuch die Verbindung
mit der KG als operationszentrum aufrecht zu erhalten." Es wäre
schon in dieser Phase zu Liquidationsbestrebungen gegenüber der KG
gekommen. An den Orten, wo diese Losung richtig umgesetzt wurde, sei es
allerdings gelungen, den Zusammenhalt aktiver Kader der KG zu gewährleisten
und neue Schichten im Rahmen der bürgerlichen Sportbewegung zu erreichen.(6)
Es gibt keinen Grund, an der Gültigkeit dieser Analyse für Leipzig
zu zweifeln. Hier gab es zwischen 1932 und 1935 keinen Versuch des gezielten
und planmäßigen Eindringens in die bürgerlichen Vereine.
Es war vielmehr so, daß dem auch bewußt entgegengewirkt wurde.
Die letzte legale KPD-Versammlung des Stadtbezirkes Möckern/Wahren
im Januar 1933 beschloss in Vorbereitung auf die Illegalität:
"e) Sicherstellung der Sportgeräte
und
f) Verhinderung von Übertritten von
Arbeitersportlern in bürgerliche Vereine."(7)
Gegen das Argument, daß dies eine Einzelerscheinung gewesen wäre,
spricht die Tatsache, daß in der KPD zu dieser Zeit die Notwendigkeit
der Arbeit in den bürgerlichen bzw. faschistischen Massenorganisationen
allgemein noch nicht anerkannt wurde. Das erste illegale Rundschreiben der
Landesleitung von Anfang April 1933 drängt geradezu darauf, den Übertritt
in die bürgerlichen Vereine so lange als möglich hinauszuzögern,
Möglichkeiten für die illegale Sportausübung zu schaffen
und den Vereinen den Anstrich von "wilden" Vereinen zu verleihen;
eine offensichtliche Unterschätzung der zu erwartenden Repression.
Auch hoffte man noch, in nächster Zeit eine legale Sportzeitung herausgeben
zu können!(7a)
Auch für die Schaffung von Ersatz- bzw. Tarnvereinen ist in Leipzig
nur ein Beispiel bekannt. Im Sommer 1932 wurde durch Kurt Kresse, den Vorsitzenden
des größten KG-Vereins in Leipzig, "Fichte-West", und
Otto Haupt der Tarnverein "Turnring" auf dem Papier ins Leben
gerufen. Nach dem Verbot von "Fichte-West" erhielt ein Teil seiner
Sportler Mitgliedsbücher des Vereins "Turnring". Als Vereinsvorstand
war ein Bäckermeister gewonnen worden, ohne ihn allerdings auf die
Illegalität der Sache hinzuweisen. Der Verein (150-300 Mitglieder)
setzte sich vorwiegend aus den jugendlichen Mitgliedern von "Fichte-West"
zusammen, betrieb v.a. Gymnastik (im Lokal "Reichsverweser" in
Kleinzschocher) und führte eine rege Fahrtentätigkeit durch. Tarnvereine
dieser Art konnten nur eine Übergangserscheinung auf dem Wege in die
bürgerlichen Sportorganisationen sein. Tatsächlich gelang es auch,
die Polizei zu täuschen und nicht als "kommunistischer" sondern
als "wilder" Sportverein (keinem Verband angehörig) eingestuft
und in die Gleichschaltung einbezogen zu werden. Ein SA-Mann wurde als kommissarischer
Vereinsvorsitzender eingesetzt, der aber wiederum durch die Sportler schnellstens
"umgepolt" wurde. Nachdem an einem Turnabend nochmals die Personalien
der Teilnehmer überprüft und anscheinend keine bekannten Kommunisten
festgestellt wurden, legten die Behörden (Sportdirektor Fritz Otto?)
fest, daß der Verein zu klein und somit nicht lebensfähig sei
und die Mitglieder sich anderen Vereinen anzuschließen hätten.
Die überwiegende Mehrheit der Mitglieder fand sich dann bei TuB Großzschocher,
einem "bürgerlichen Arbeiterverein", wieder zusammen.(8)
Die Unzulänglichkeit in der Vorbereitung der Illegalität äußerte
sich auch darin, daß die Mitglieder der Vereine nach ihrer Selbstauflösung
im März 1933 sich selbst überlassen wurden, daß keine Organisationsformen
(wie bei "Fichte-West") gefunden und geschaffen wurden, die den
Zusammenhalt der Mitglieder und die Aktionsfähigkeit der roten Sportorganisation
auch nach dem Verbot gewährleistet hätten. Der Wiederaufbau der
Organisation sollte erst im Frühjahr/Frühsommer 1933 beginnen
und dann an der Auffassung orientiert sein, daß es darauf ankomme,
die verbotenen Vereine unter weitgehender Angleichung an die alte Organisationsstruktur
wiederaufzubauen. Die Nachteile dieser Organisationsform lagen in ihrer
konspirativen und politischen Unzweckmäßigkeit. Sobald solche
Gruppen nach außen hin aktiv wurden, waren sie für die Gestapo
leicht auszumachen. Bei Überprüfung der ehemaligen Mitglieder
eines Vereins war es möglich, auf mehrere Fünfergruppen auf einmal
zu stoßen. Durch die Nichtverankerung in den Vereinen des DRL mußte
die Herstellung der Einheitsfront mit den sozialdemokratischen Sportlern
und das Hineinwirken in die bürgerlichen Vereine v.a. mit dem Mittel
der Flugblattpropaganda realisiert werden. Diese rief aber zwangsläufig
sofort wieder die Gestapo auf den Plan. Am verhängnisvollsten wirkte
sich aber die Nichtverankerung in den bürgerlichen Sportorganisationen
dahingehend aus, daß kein fester Kontakt zu den sporttreibenden Massen
vorhanden war, die Beeinflussung der Sportler also nur eine sporadische
und die politische Wirkung demzufolge eine geringe blieb.(9)
Die Genossen der illegalen Leipziger KG beharrten bis zur Zerschlagung der
Organisation im Jahre 1935 auf dieser Konzeption.
Bekräftigt, wenn nicht sogar hervorgerufen, wurde diese fehlerhafte
Konzeption durch vorhandene Illusionen über die Zeitdauer des faschistischen
Regimes in der Hinsicht, daß Hitler sowieso bald "abwirtschaften"
werde. Ganz sicher trug die von der KI und der KPD vertretene Auffassung
von der weiteren Verschärfung des Klassenkräfteverhältnisses,
von der heranreifenden proletarischen Revolution, dazu bei, sich auf den
Wiederaufbau der alten Organisationsstruktur zu konzentrieren. Wenn die
proletarische Revolution unmittelbar bevorsteht, wird die ganze Bandbreite
der revolutionären Massenorganisationen benötigt, um im Moment
des Zusammenbruchs der faschistischen Diktatur aktions- und hegemoniefähig
zu sein. Ähnliche Erscheinungen des Festhaltens an Organisationsstrukturen
der legalen Zeit traten auch bei der sächsischen KPD auf.(10)
Die Auffassungen von der relativen Kurzzeitigkeit der nationalsozialistischen
Herrschaft und die starke Anlehnung an Organisationsstrukturen der legalen
Zeit bedingen sich gegenseitig, d.h. es ist folgerichtig, daß sich
mit dem Strategiewandel 1934/35 auch die Organisationsformen wandeln sollten.
Das starke Festhalten an einer überholten Form der Organisation in
Leipzig ist wesentlich auf einen ausgeprägten Linksradikalismus unter
den sächsischen Kommunisten schon vor 1933 zurückzuführen.
Auch die durch die Partei (1935) als schädlich herausgestellten Liquidationsbestrebungen
von KPD-Gruppen gegenüber der illegalen KG sind für Leipzig, speziell
für Großzschocher, nachweisbar.(11)
Der Fehler dieser Liquidationsbestrebungen war zumeist, daß von der
richtigen Annahme ausgegangen wurde, daß es in der Illegalität
nicht zweier parallellaufender Apparate bedürfe, man hierbei aber gleichzeitig
die Notwendigkeit der illegalen Sportarbeit überhaupt negierte.
Es dürfte am ehesten ein richtiges Bild vom Übergang der Leipziger
Vereine der KG in die Illegalität entstehen, wenn man annimmt, daß
der jeweilige politisch aktive Kern der Vereine im Frühjahr 1933 selbständig
die Verbindung untereinander hielt, Gesinnungsgruppen bildete, politisch
aber noch nicht nach außen aktiv wurde. Der Kegelklub "Die fidelen
Brüder", geschaffen durch neun Mitglieder des SV "Normania"
Großzschocher bildet ein Beispiel dafür.(12)
Diese Genossen, wie auch Funktionäre, hatten ein beträchtliches
Defizit an konspirativer Schulung aufzuweisen. Nur so lassen sich Fehler
wie das Anstecken verschiedenfarbiger Stecknadeln bei Treffs oder die Verwendung
von schon aus der legalen Zeit bekannten Spitznamen als Decknamen in der
nachfolgenden illegalen Tätigkeit erklären.(13)
Anmerkungen:
(1) Vgl. Wieczisk ..., S. 161ff.
(2) Vgl. Mattausch, Deutsche Arbeitersportler
..., S. 39.
(3) Vgl. ebenda S. 59, Petra Hempel ...,
S. 11f.
(4) Vgl. In der Revolution ..., S. 359f.
(5) Vgl. StAD ZW 35173, Bl. 30.
(6) IML/ZPA I 2/710/2.
(7) Zit.nach Erdmann ..., S. 80f.
(7a) Vgl. Sportmuseum Leipzig, Archiv-Nr.
D 2152.
(8) Vgl. Eichhorn ..., S. 24, Matthes ...,
S. 34, Wieczisk ..., S. 168ff., Gesprächsprotokolle Werner Kresse
und Rolf Lemser.
(9) Vgl. Wieczisk ..., S. 168ff.
(10) Vgl. In der Revolution ..., S. 372.
(11) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 73.
(12) Vgl. StAL PP-V 3547, Bl. 7.
(13) Vgl. StAL PP-S 3227, Bl. 48, 6382,
Bl. 12.
4. Der antifaschistische Widerstand
der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in Leipzig 1933
bis 1935
|
Die KG wurde nach dem auf Ebene des jeweiligen Landes erfolgenden Verbot
unter zentraler Leitung in Deutschland illegal weitergeführt. Zwischen
1933 und 1935 bestanden vier illegale Reichsleitungen, die jeweils zwischen
vier und sieben Monaten arbeiteten. Auf dem Höhepunkt ihrer organisatorischen
Ausdehnung vereinigte die illegale KG etwa 18.000 Mitglieder und 20.000
Sportler in Sympathisantengruppen auf sich, das entspricht zusammen etwa
15% des Legalitätsbestandes.(1) In ihrer
Tätigkeit konzentrierte sich die illegale KG auf die Aufrecherhaltung
des politischen und organisatorischen Zusammenhalts der roten Sportler,
ihre politische Schulung und das, meist mittels Flugblattpropaganda vollzogene,
Hineinwirken in die Reihen der ehemaligen sozialreformistischen Arbeitersportler
und in die bürgerlichen Vereine. Ziel dieses Hineinwirkens war die
Herstellung der Sporteinheitsfront der werktätigen Sportler unter Führung
der KPD.
Geregelter Sportbetrieb war innerhalb der illegalen KG nicht möglich.
Wenn Sport getrieben wurde, war er der politischen Arbeit untergeordnet,
diente zumeist ihrer Tarnung. Die KG ist im Zeitabschnitt 1933-1935 als
Kaderstamm einer Massenorganisation mit vordringlich politischer Zielstellung
(Errichtung der Diktatur des Proletariats) zu kennzeichnen. Die Weiterexistenz
kommunistisch geführter Massenorganisationen bzw. ihres Kaderstammes
in der Illegalität ist nur unter Berücksichtigung der Prämisse
des sich verschärfenden revolutionären Aufschwungs, der relativen
Kurzzeitigkeit der faschistischen Herrschaft und der bevorstehenden proletarischen
Revolution zu verstehen.
Verbindungen zur KPD bestanden in den einzelnen Organisationen der KG nur
auf bezirklicher Ebene, eine zentrale Verbindung Reichsleitung der KG -
ZK der KPD existierte nicht, obwohl die Resolution der Politkommission des
EKKI vom 29.Dezember 1933 die Schaffung einer zentralen Sportkommission
beim ZK im Lande verlangte, in Folge deren Tätigkeit auch der besondere
parallellaufende Apparat der KG aufzulösen sei.(2)
Gute Verbindungen bestanden zum Mitteleuropäischen Ländersekretariat
der Roten Sportinternationale in Kopenhagen. Mit der Verhaftung der vierten
illegalen Reichsleitung im Januar 1935, den gleichzeitig laufenden Aktionen
des faschistischen Terrorapparates im Reichsmaßstab gegen die illegalen
Organisationen der KG (Berlin, Leipzig) und der ebenfalls im Januar 1935
getroffenen Festlegung der KPD, daß die Anleitung und Führung
der Sportwiderstandsgruppen auf allen Ebenen durch die entsprechenden Parteileitungen
zu übernehmen ist, hörte die Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit
auf zu bestehen.
In der Bewertung dieser Etappe der Tätigkeit der KG versteht der Verfasser
unter antifaschistischem Widerstand Handlungen, die, rational oder emotional
begründet, in näherer oder fernerer Konsequenz auf die Überwindung
des Faschismus hinausliefen, wobei der Handelnde sich zumindest in Ansätzen
der Wirkungsrichtung seiner Tätigkeit bewußt war.
Bramke (1982) ist nur insofern zuzustimmen, daß "bewußte
Haltungen unter konkreten Umständen als Widerstand zu werten"(3)
seien als diese bewußten Haltungen unter konkreten Umständen
in Handlungen übergehen konnten. Das Lesen einer illegalen Zeitung,
den weiteren freundschaftlichen Verkehr mit aus der legalen Zeit bekannten
Genossen und spontane Empörung würde der Verfasser noch nicht
als Widerstand kennzeichnen wollen - wohl aber die Weitergabe/Verteilung
einer Zeitung, die gezielte Aufrechterhaltung von Verbindungen und die Anknüpfung
von politischen Diskussionen an bestehende Unzufriedenheiten.
Den Begriff der "Resistenz"(4) hält
der Verfasser für geeignet, das Vorfeld des Widerstandes (bei einigen
Autoren auch "passiver Widerstand") zu kennzeichnen, nicht aber
den Begriff des Widerstandes überhaupt zu "ersetzen" bzw.
zu verdrängen. Gleichzeitig muß betont werden, daß auch
"Resistenz" zumindest ansatzweise politisch motiviert gewesen
sein muß. Ein Jude, der sich mit einer "arischen" Prostituierten
einließ und wegen Verstoßes gegen die Rassengesetze zu 10 Jahren
Zuchthaus verurteilt wurde, ist zweifelsohne ein Opfer des Faschismus, würde
aber nicht unter den so definierten Begriff der Resistenz fallen.
Anmerkungen:
(1) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.
(2) Vgl. ebenda.
(3) Bramke, Der unbekannte ... (1982), S.
199.
(4) Vgl. auch Geschichte, Ideologie ...,
S. 157ff.
4.1. Organisatorische Entwicklung
der Leipziger KG-Organisation 1933 bis 1935 (1)
|
Von den Verfolgungen nach dem Reichstagsbrand war der Funktionärsapparat
der KG nur sehr gering betroffen. Verhaftungen von Sportgenossen erfolgten
nur dann, wenn sie gleichzeitig für die KPD aktiv gewesen waren, wenn
sie auch noch nach dem Reichstagsbrand bei politischer Tätigkeit gefaßt
wurden oder wenn die Treuhänder der Vereine die Inschutzhaftnahme wegen
Vermögenshinterziehung beantragten.
Aus den Reihen der KG-Leitungen wurden der Org.-Leiter der Landesleitung
Sachsen, Paul Kloß, der Pol.-Leiter des Agitbezirks Leipzig, Bruno
Plache (beide waren als Abgeordnete für die KPD tätig), sowie
die Vereinsvorsitzenden von "Fichte-West", Kurt Kresse, und ASV
Schönefeld, Paul Schmidt, verhaftet. Wahrscheinlich hat gegen den Landesleiter
der KG, Heinz Dose, auch ein Haftbefehl vorgelegen, er konnte sich aber
der Festnahme entziehen.
Unter Leitung Heinz Doses wurde die Reorganisation der KG im Land Sachsen
ab Frühjahr 1933 in Angriff genommen. "Doses ... Tätigkeit
bestand alsdann vor allem darin, die Verbindungen mit den Leitungen der
einzelnen bisherigen Agitationsbezirke aufrecht zu erhalten und ihnen Instruktionen
für die Wiedergewinnung ihrer ehemaligen Genossen, für ihren ferneren
organisatorischen Zusammenhalt und für ihren Kampf gegen die nationale
Regierung zu erteilen. Zur Durchführunng dieser Aufgabe versah sich
Dose mit einer Eisenbahnnetzkarte für Sachsen für die Monate März
und April 1933 und besuchte unter deren Benutzung jene Bezirksleitungen
in den verschiedenen Städten Sachsens. Dort hielt er nur von wenigen
führenden Genossen besuchte Besprechungen ab, so z.B. einmal im Küchwald
bei Chemnitz."(2) Der ersten illegalen
Landesleitung gehörten weiter an: Erich Zimmermann (Org.-Leiter), Max
Mädel (Kassierer), Alfred Herrmann (Literaturvertrieb) und ein Genosse
in Liebertwolkwitz (Vervielfältigung). Wer in dieser Zeit die Leitung
im Agitbezirk bzw. in der Stadt Leipzig innehatte, ist nicht geklärt.
Möglicherweise war diese Kompetenz noch nicht genau festgelegt, so
daß Stadt und Kreishauptmannschaft von den Mitgliedern der Landesleitung
nebenbei mit bearbeitet wurden. In der Stadt Leipzig scheinen Rudolf Friedrich
und Erich Quade eine Schlüsselstellung besessen zu haben. Von einer
festgefügten illegalen Organisation kann im ersten Halbjahr 1933 in
der Stadt und im Agitbezirk Leipzig noch nicht die Rede sein.
Durch die Verhaftung zweier Mitglieder (Sander und Zimmermann) der Landesleitung
Mitte Juli 1933 ergab sich der Zwang zur Reorganisation. Heinz Dose schied
als Landesleiter aus und wurde Org.-Leiter in der KPD-BL (ab September 1933
Pol.-Leiter des Bezirkes Ostsachsen der KPD in Dresden). Die zweite illegale
Landesleitung setzte sich folgendermassen zusammen: Walter Borsch (Pol.-Leiter),
Alfred Bär (Org.-Leiter), Max Mädel (Kassierer), Alfred Herrmann
(Literaturvertrieb), Elfriede Wolf (Schreibarbeiten). Mit der Leitung in
der Stadt und auch im Agitbezirk ist möglicherweise schon Kurt Kresse,
in Zusammenarbeit mit Rudolf Friedrich, betraut worden. Die Landesleitung
schuf sich in Form eines auf den Namen der Frau des Landesleiters, Hanna
Borsch, eingetragenen Seifenladens in Stötteritz, Holzhäuser Straße,
einen ständigen Anlaufpunkt. Von diesem Geschäft aus wurden die
auf einem ständig den Standort wechselnden (v.a. in Waschhausbetrieben)
"Rotaprint" gedruckten Materialien in Umlauf gebracht, in diesem
Geschäft konnten Nachrichten und Beiträge entgegengenommen werden.
Per "Seifengeschäftsreisen" ließen sich auch die Instruktionen
der Leitungen in den Agitbezirken Sachsens optimal tarnen. Im Sommer 1933
begannen sich in Leipzig stabile Beziehungen zu einer Reihe von Vereinen
herauszubilden ("Fichte-West", ASV Schönefeld, ASC Rasenspiele
1910, Liebertwolkwitz, Vereine des Leipziger Westens über Rudolf Friedrich,
im Süden über Fritz Winkler). Die Anzahl der Vereine bzw. der
illegal Organisierten zu ermitteln, ist nicht mehr möglich. Es liegt
allerdings der Schluß nahe, daß es sich jeweils um einige Funktionäre
handelte.
Mit Ausnahme Erich Quades wurden Mitte August 1933 alle führenden KG-Funktionäre
verhaftet. Eine neue illegale Landesleitung bildete man in der Folgezeit
nicht mehr. Die Leitung des Agitbezirks Leipzig übernahm Kurt Kresse.
Wenn auch die bestehenden Verbindungen gewahrt wurden, konnte doch die Organisation
nicht weiter konsolidiert werden. Insbesondere gelang es nicht, einen neuen
"technischen Apparat" aufzubauen. Mit dem Weggang Erich Quades
(nach Kopenhagen, später Moskau) brach auch der Kontakt zur Reichsleitung
der KG in Berlin und zur Bezirksleitung der KPD in Leipzig ab. Verbindung
bestand nach Plauen und zum Bezirksleiter der KG in Dresden, Kurt Martini.
Mit ihm traf er sich am 3.September 1933 in Zehren bei Meissen zur Besprechung
des Organisationsaufbaus. Im Zuge der Aufrollung der illegalen KG in Dresden
kam die Gestapo Mitte September auch der Leipziger KG auf die Spur. Die
Organisation wurde aber von Kurt Kresse so gut abgesichert, daß nur
er und weitere sechs Genossen von "Fichte-West" den Verhaftungen
zum Opfer fielen.(3) Wenn die Verhaftung von
Kurt Kresse auch erst am 31.10.1933 erfolgte, so muß doch angenommen
werden, daß er die Arbeit aus Sicherheitsgründen schon etwa einen
Monnat vorher einstellte.
Ab Ende September/Anfang Oktober 1933 übernahm Herbert Mank, der schon
vor der faschistischen Machtergreifung für den Bereich der Stadt Leipzig
verantwortlich gewesen war, die Leitung der KG in Leipzig. Er stellte als
erstes die Verbindung zur KPD wieder her und baute eine neue Leitung auf.
Neben ihm gehörten ihr Paul Schmidt (Org.-Leiter) und Otto Krone (Kassierer)
an. Das Stadtgebiet wurde in vier Unterbezirke aufgeteilt: UB Osten (Paul
Schmidt), Süden (Otto Krone), Westen (Rudolf Friedrich) und Norden
(Herbert Mank). Da nicht bekannt war, ob überhaupt eine illegale KG-Reichsleitung
existierte, orientierte sich diese Leitung sehr stark an der KPD-BL, ohne
aber die organisatorische Selbständigkeit der KG-Organisation in Frage
zu stellen. In Zusammenarbeit mit der KPD-BL wurde im Januar 1934 auch ein
neuer "technischer Apparat" geschaffen. Dessen hauptsächlicher
Stützpunkt, wie auch allgemeine Anlaufstelle der KG war die Bäckereifiliale
Kerbler-Polz in der Asterstrasse 1. Verantwortlich für die Herstellung
und den Vertrieb der nach Vorlagen der KPD-BL angefertigten Flugbblätter
wurde Max Kästner. Die intensiven Aufbaubemühungen hatten im zweiten
Halbjahr 1933 zu einem weiteren Wachstum der Organisation geführt,
so daß für das Jahresende 1933 von mindestens 250 in Fünfergruppen,
aber unter Anlehnung an die alte Vereinsstruktur organisierten Rotsportlern
gesprochen werden muß. Nach intensiven erfolglosen eigenen Bemühungen
konnte im Mai 1934 der Kontakt zur Reichsleitung der KG durch den zur Verbindungsaufnahme
nach Leipzig gesandten Erich Quade wiederhergestellt werden. In Beratungen
mit Hans Mickinn ("Kurt"), Oberberater (Reichsleiter) der KG,
wurde durch die Leipziger Genossen der Reichsleitung ihre selbstempfundene
Überforderung durch ihre Aufgaben mitgeteilt. Hans Mickinn bot Erich
Quade, der sich illegal in Berlin aufhielt, als neuen Pol.-Leiter an. Die
Leipziger lehnten ab, woraufhin Hans Mickinn die Entsendung eines anderen
zuverlässigen Genossen zusicherte. Bevor diese Zusage wirksam werden
konnte, erfolgte auf Vorschlag Paul Schmidts im Mai 1934 noch eine Neugliederung
der Organisation. Die vier bisher bestehenden Unterbezirke wurden zu den
zwei Unterbezirken Osten/Süden (Paul Schmidt) und Westen/Norden (Rudolf
Friedrich) zusammengefasst. Hiermit entfiel gleichzeitig die Besetzung der
Org.-Leiter-Funktion.
Im Juni 1934 nahm Walter Mickin ("Ludwig", zuvor technischer Leiter
für Berlin-Brandenburg-Lausitz-Grenzmark) seine Tätigkeit als
von der Reichsleitung der KG eingesetzter "Reichsinstrukteur"
auf. Im Gegensatz zu Herbert Mank, der sich in Leipzig völlig legal
bewegen konnte, wurde er schon seit März von der Berliner Gestapo gesucht
und mußte demzufolge auch in Leipzig ständig seinen Aufenthaltsort
wechseln. Seine organisatorische Verantwortlichkeit erstreckte sich auf
den gesamten sächsisch-mitteldeutschen Raum. Verbindungen konnte er
nach Dresden ("Der Rote Stoßtrupp", sporadisch), Halle (Fritz
Palm - mehrere organisierte Gruppen), Weissenfels (wahrscheinlich eine Gruppe
in einem Schuhbetrieb) und Zeitz (Prof. Agricola) herstellen.(4)
Verbindungsaufnahme nach Wurzen gelang nicht, die dort illegal kämpfenden
Rotsportler hatten sich schon der Widerstandsorganisation der Partei angeschlossen.(5)
In Leipzig erreichte die Organisation im zweiten Halbjahr 1934 ihre größte
Ausdehnung. Ein Bericht der Oberberaterin der KPD, "Hertha" (Maria
Krollmann), spricht von 500-600 Mitgliedern.(6)
Ein am Literaturbezug und an der Beitagsabrechnung orientierter Überschlag
ergibt zwischen 380 und 570 Mitglieder. Die Leitung Mickin wurde gegenüber
der Leitung Mank nur unwesentlich verändert. Im Juli 1934 wurde Paul
Schmidt als Leiter des UB Osten/Süden gegen Kurt Pfannschmidt ausgetauscht.
Leiter des UB Westen/Norden blieb Rudolf Friedrich, genau wie Max Kästner
weiterhin für den technischen Apparat verantwortlich zeichnete. Unterhalb
der "Doppel-UB's" wurden wieder einfache, nach den Himmelsrichtungen
bezeichnete Unterbezirke in die Organisationsstruktur aufgenommen (zur organisatorischen
Struktur im zweiten Halbjahr 1934 siehe auch die Übersichten auf den
folgenden Seiten).
Im Zuge der ab Herbst 1934 geführten Großaktion gegen den kommunistischen
Widerstand in Leipzig wurde auch ein V-Mann, der ehemalige Vorsitzende des
ATSB-Vereins VfK Südwest, Fritz Pohle, in Kenntnis der verstärkten
Bestrebungen zur Herstellung der Einheitsfront aller werktätigen Sportler,
auf die illegale KG angesetzt. Dadurch, daß er sich als Verbindungsmann
zum Arbeitersportkartell ausgab, konnte er, v.a. auch weil durch fast alle
Genossen der Führung konspirative Regeln verletzt wurden, einen großen
Einblick in die Organisation bekommen. Nachdem er, bei fingierten Einheitsfrontverhandlungen,
einen Organisationsplan in die Hände bekommen hatte, bestand Mitte
Januar 1935 für die Gestapo die Möglichkeit, die Organisation
der illegalen Leipziger KG aufzurollen. Nach Angaben der Gestapo wurden
von ihr im ersten Halbjahr 1935 80 Funktionäre der KG festgenommen,
wobei ihr allerdings der wahre Umfang der Organisation verborgen blieb,
ihre Schätzung belief sich auf 150 Mitglieder.(7)
Durch rechtzeitige Warnung der Funktionäre im Norden Leipzigs gelang
dem Terrorapparat dort kein Einbruch in die Organisation. Außer dem
UB-Leiter Norden, der schon im Herbst 1934 im Zuge der Aufrollung der illegalen
KPD verhaftet wurde (Doppelmitgliedschaft!), gab es dort keine weiteren
Opfer.
Einiges deutet darauf hin, daß nach der Verhaftung der Leitung Mickin
eine neue Leitung unter Kurt Lohse und Otto Krone gebildet wurde. Sie fiel
auch der Gestapo zum Opfer, Otto Krone konnte in die CSR fliehen.(8)

Anmerkungen:
(1) Wenn nicht ausdrücklich anders
belegt, beziehen sich Aussagen dieses Abschnitts auf folgende Quellen:
Eichhorn ..., S. 30f., Mattausch, Deutsche Arbeitersportler ..., S. 105,
Matthes ..., S. 34, Gesprächsprotokolle Walter Mickin, Elfriede Volkert
und Erich Quade, IML/ZPA I 2/710/2, StAD ZW 34556, 35173, 36163, 36290,
36429, 36387, 36449, StAD ZZw 9267, 13497, 15390, 17231, StAL PP-S 2136,
4672, 7954, Anklageschrift ...
(2) StAD ZW 35173, Bl. 30.
(3) Vgl. Anklageschrift ...
(4) Vgl. Gesprächsprotokoll Walter
Mickin.
(5) Vgl. IML/ZPA NJ 10399.
(6) Vgl. In der Revolution ..., S. 404.
In Unser Kampf ..., S. 20f. ist die Rede von 350 Mitgliedern. Da keine
Indizien, die auf einen zahlenmässigen Rückgang der KG-Mitgliedschaft
hinweisen könnten, vorhanden sind, läßt sich die Differenz
wahrscheinlich derart deuten, daß mit der ersten Zahl die organisatorisch
und mit der zweiten die kassentechnisch erfaßten Mitglieder gemeint
sind. Denkbar ist auch, daß die Zahlenangabe von der Redaktion (Ulbricht
und Dahlem) willkürlich zur Täuschung des faschistischen Terrorapparates
gesenkt wurde.
(7) Vgl. IML/ZPA St 3/885.
(8) Vgl. IML/ZPA St 3/751, PSt 3/433.
4.2. Die illegale Tätigkeit
der Leipziger KG-Organisation
|
Die illegale Arbeit der KG in Leipzig 1933-1935 war unmittelbar auf das
Ziel der revolutionären Beseitigung des Hitlerregimes ausgerichtet.
Dazu war es notwendig, a) den Zusammenhang und die Verbindung entscheidender
Teile der Mitgliedschaft zu sichern und b) nach außen hin wirksam
zu werden.(1)
Im Frühjahr 1933 war es noch möglich, in der Albertstraße
(heutige Riemannstraße) ein illegales Büro der KG zu unterhalten.
Nach der Besetzung dessen durch die SS im April 1933, der zeitweiligen
Verhaftung Erich Quades und dem Verlust von Schreibmaschine und Vervielfältigungsgerät
war es nicht mehr möglich, Leitungsarbeit im alten Stil durchzuführen.
Zwar wurden immer wieder Anlaufstellen geschaffen (Seifenladen Hanna Borsch
in Stötteritz Sommer 1933, Bäckereifiliale Kerbler-Polz Asterstraße
1 1934), die Leitungsarbeit aber wurde bei Treffs an wechselnden Orten
oder auch in Wohnungen von Sportgenossen geleistet. Auch die Verbindungen
zu den einzelnen Gruppen bedurften der konspirativen Absicherung. Demgegenüber
ließen sich die Kontakte innerhalb der 5er-Gruppen leichter aufrechterhalten.
Man konnte sich hier über gemeinsame Wanderungen, Radausflüge
und dgl. leichter tarnen.(2)
Schon zu Beginn des Übergangs in die Illegalität war klargeworden,
daß nur ein aktiver Kern, nicht die gesamte Mitgliedschaft, die
illegale Organisation bilden konnten. In der Stadt Leipzig und im infrastrukturellen
Umland sollten dies dann zwischen 3,0 und 6,5% der legalen Mitgliedschaft
sein (im Reichsdurchschnitt 7,2%, in Berlin 8,9-10%).(3)
Diesem aktiven Kern der in den 5er-Gruppen organisierten Sportgenossen
oblag es, sowohl die Kontakte zu ehemaligen KG-Mitgliedern aufrechtzuerhalten
als auch neue Kontakte zu ehemaligen sozialdemokratischen Sportlern und
zu Sportlern in den gleichgeschalteten Vereinen herzustellen. Die Bekanntschaften
sollten genutzt werden, um den Partner politisch zu "bearbeiten".
Dazu und natürlich der eigenen politischen Schulung und Information
diente auch die von der KG-Leitung herausgegebene bzw. weiterverbreitete
illegale Literatur. Jedes KG-Mitglied erhielt wahrscheinlich pro Auflage
ein Exemplar, das dann an die Kontaktpartner weitergegeben wurde. Auf
diese Weise sollte um den aktiven Kern ein von der KG beeinflußtes
Umfeld geschaffen werden, das für den Fall des Sturzes des faschistischen
Regimes einen nicht unwesentlichen Teil der kommunistischen Massenbasis
bilden konnte. Über die Größe des erreichten Einflußes
(Umfeld) lassen sich für Leipzig keine verbindlichen Angaben machen.
Es ist aber kaum anzunehmen, daß sich die Situation in Leipzig wesentlich
anders darstellte als allgemein im Reich; bei 18.000 Mitgliedern der KG
(August 1934) wurden 20.000 Mitglieder in "Sympathisierendengruppen"
angegeben.(4) Als gesichert kann gelten,
daß durch Wanderungen, Radausflüge, Fußballspiele gegen
Dorfmannschaften u.ä. lose Verbindungen zu Mitgliedern ehemaliger
KG-Vereine im Landgebiet des ehemaligen Agitbezirks aufrechterhalten wurden.(5)
Demgegenüber müssen die von König(6)
angeführten Verbindungen zu revolutionären Arbeitersportlern
anderer Länder (Frankreich, Dänemark, Schweden, CSR) angezweifelt
werden, zumal sich auch in keiner anderen Quelle ein Hinweis darauf finden
läßt. Das Zusammenkommen von im illegalen Apparat tätigen
Genossen mit größeren Gruppen ehemaliger Angehöriger der
KG und der sozialdemokratischen Verbände sowie Sportlern der gleichgeschalteten
Vereine war, da die KG in den Vereinen des DRL keine Stützpunkte
besaß, nur im Rahmen von Wanderungen, Radausflügen, Urlaubs-
und Wochenendfahrten möglich. Es läßt sich im einzelnen
nicht mehr rekonstruieren, welchen Anteil Genossen der illegalen KG an
der Initiierung und Durchführung von Veranstaltungen dieser Art hatten.
Ohne Zweifel waren sie zumindest Teilnehmer und hatten so Möglichkeit,
mit jetzt in anderen illegalen Organisationen oder auch überhaupt
nicht mehr organisierten Sportlern in losem Kontakt zu bleiben.(7)
Um die Organisation überhaupt am Leben erhalten zu können, bedurfte
es einer straff organisierten Kassierung. Der monatliche Beitrag betrug
15-20 Pf (Forderung der Reichsleitung: 20 Pf)(1), teilweise dienten Sparkarten
zur "Tarnung" der Beitragsabrechnung. Eingehende illegale Schriften
wurden extra bezahlt, in der Regel 5 Pf pro Stück.
Im Zeitraum des Bestehens der illegalen Leipziger KG-Organisation wurden
zwei Funktionärsschulungen durchgeführt. Die erste fand mit
40-80 Teilnehmern Pfingsten 1933 in einem Zeltlager in Tscheppelin bei
Eilenburg an der Mulde statt. Unter Leitung Heinz Doses wurde über
die Herstellung der Einheitsfront und die Gewinnung der Arbeiter in den
bürgerlichen Sportorganisationen beraten. Die zweite, fünf Tage
dauernde Schulung im Sommer 1934 in Frauwalde, stand unter Leitung Walter
Mickins. Er selbst sprach über die politische Lage in Deutschland
und in der Welt, während Rudolf Friedrich die Schulung zu Problemen
der organisatorischen Arbeit leitete.(8)
Auf die Flugblattpropaganda der KG wird im Abschnitt 4.5. gesondert eingegangen,
deshalb sei an dieser Stelle nur erwähnt, daß in Zusammenarbeit
mit der Reichsleitung der KG der Druck von "Rot-Sport" in einer
Privatdruckerei in der Rietschelstrasse im März 1933 organisiert
wurde. Die Auflage von 60.000 Exemplaren wurde noch fast legal in Deutschland
vertrieben. Möglicherweise wurde in dieser Druckerei auch noch das
Flugblatt "Letzte Anweisungen zum Deutschen Turnfest 1933" (Juli
in Stuttgart) gedruckt.(9)
Zu den Aktionen, die über den lokalen Rahmen hinausgingen, ist auch
die Verschickung von Materialien an die Teilnehmer der Rad-WM im August
1934 zu rechnen. Verantwortlich zeichnete Rudolf Friedrich, dem die Adressen
vom Weltmeister Albert Richter übermittelt wurden.(10)
Anmerkungen:
(1) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.
(2) Vgl. u.a. Eichhorn ..., S. 31.
(3) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2, HS DHfK Protokoll,
über die Tagung ..., S. 9.
(4) Vgl. ebenda.
(5) Vgl. Eichhorn ..., S.30 f., König
..., S. 37.
(6) Vgl. König ..., S. 38.
(7) Vgl. Gesprächsprotokoll Rolf Lemser,
Mus.L. 140, Erlebnisbericht Charlotte Georgi.
(8) Vgl. ebenda, Eva Arndt ..., S. 57f.,
Eichhorn ..., S. 33.
(9) Vgl. Krieger ..., S. 71,HS DHfK, Protokoll
über die Tagung ..., S. 13.
(10) Vgl. Eva Arndt ..., S. 62.
4.3. Einheitsfrontauffassungen
und -aktionen der roten Sportler 1933 bis 1935
|
4.3.1. Exkurs: KPD, KG und
antifaschistische Sporteinheitsfront 1933-1935.
Zum Erkenntnisprozess der roten Sportler im Ringen um eine wirksame
Massenarbeit unter den Bedingungen des illegalen Kampfes
|
"Wir haben nicht verstanden, genügend konkret die Lage zu analysieren
und die entsprechenden Losungen aufzustellen. Wir blieben an Organisationsformen
haften, die durch die Entwicklung und praktischen Erfahrungen überholt
waren und sich so als Hemmnis erwiesen ...Wir hatten kein richtiges Verhältnis
zu den sozialdemokratischen Arbeitern und ebenfalls nicht zu den katholischen
Massen."(1) Diese Einschätzung,
getroffen von Wilhelm Florin, zurückblickend auf drei Jahre illegaler
Arbeit und Ringen um eine den Bedingungen der Illegalität und der
faschistischen Herrschaft entsprechende Linie der Massenarbeit, in seinem
Schlusswort auf der Brüsseler Konferenz der KPD 1935, traf in vollem
Umfange auch für die Sportarbeit der KPD zu. Wie entwickelten sich
Einheitsfrontverständnis und Organisationsstrukturen in der illegalen
Sportarbeit in diesen drei Jahren? Von besonderem Interesse ist in diesem
Zusammenhang der kollektive Erkenntnis- und Umorientierungsprozeß,
den KPD und KG in diesen Jahren durchliefen. Die Bedingungen, unter denen
sich dieser Prozeß vollzog, gestalteten sich äußerst
schwierig und widersprüchlich, so daß sich das Umdenken insgesamt
äußerst widersprüchlich vollzog.
Als bedeutende Rahmenbedingungen sind anzusehen:
1. Sowohl KPD als auch KG arbeiteten unter den Bedingungen tiefster Illegalität,
wobei der Terror der faschistischen Repressionsorgane ein außerhalb
aller bisherigen Vorstellungsmöglichkeiten liegendes und keinen Vergleich
mit schon länger bestehenden faschistischen Machtsystemen (Italien,
Bulgarien) zulassendes Ausmaß erreichte. Die Folge war, daß
sich die getroffenen Vorkehrungen für die Illegalität in vielen
Fällen als unzureichend erwiesen und wertvolle und erfahrene Kader
der Gestapo (bzw.ihren Vorläufern) in die Hände fielen. Allerdings
war die KPD hiervon mehr betroffen als die KG. Weiterhin mußte man
sich bei Doppelmitgliedschaften, und diese waren häufig, für
eine Organisation entscheiden, Konspiration und erhöhter Aufwand
ließen Tätigkeit in beiden Organisationen nicht mehr zu.
2. Der Weg der Diskussion von Meinungen und der Auswertung von Erfahrungen
war unter den Bedingungen der Illegalität um ein Vielfaches komplizierter
als zuvor: ständig abreißende Verbindungen untereinander und
zur Partei, durch Verhaftungen bedingter Kaderwechsel (die illegalen Reichsleitungen
der KG arbeiteten zwischen vier und sieben Monaten), starke Verjüngung
der Kader und die Unmöglichkeit des Zusammenkommens in großen
Diskussionsgruppen ließen oft Fragen ungeklärt. Es war also
in den unteren Organisationseinheiten ein wesentlich höheres Maß
an selbständiger Entscheidungsfindung verlangt als bisher.
3. Für die Entwicklung strategisch-taktischer Positionen bestanden
eine Reihe von Abhängigkeiten. Zum einen war die KG eine vom ZK der
KPD angeleitete und von Mitgliedern der KPD geführte Massenorganisation,
ein Instrument zur Durchsetzung ihrer Politik und somit den strategisch-taktischen
Positionen der KPD, insbesondere in der Frage der Massenarbeit, verpflichtet.
Zum anderen war die KPD eine Sektion der Kommunistischen Internationale
(KI), der kommunistischen Weltpartei, deren Beschlüsse sie mitbeschloß
und mittrug, sprich: durchzusetzen hatte. Zum dritten schließlich
war die KG Mitglied der Roten Sportinternationale, zu deren Mitteleuropäischem
Ländersekretariat in Kopenhagen die Verbindung in den Jahren 1933/34
per Kurier aufrechterhalten wurde und die sich intensiver gestaltete als
die Verbindung zum ZK der KPD.
4. In Auswirkung der seit 1929 andauernden Weltwirtschaftskrise hatte
ein großer Teil der Mitglieder der KPD und der KG meist über
lange Zeit keine Arbeitsstelle. Dadurch waren beide in einer Reihe von
Unternehmen ungenügend oder gar nicht verankert. Für die KG
wurde dieses Problem äußerst relevant, als Ende 1933 die Nationalsozialistische
Gemeinschaft "Kraft durch Freude" gegründet wurde und mit
dem Aufbau von Betriebssportgemeinschaften in großem Umfange begann.
5. Die Verhinderung wirksamer Abwehrmaßnahmen des deutschen Proletariats
gegen den Faschismus durch die SPD-Führung und vor allem auch durch
die Führungen der sozialdemokratischen Arbeitersportverbände
ließen bei einer Vielzahl von Funktionären und Mitgliedern
die schon überwunden geglaubte These von der Sozialdemokratie als
vermeintlich linkem Flügel des Faschismus neu aufleben.
6. Aus der emotionalen (und natürlich rationalen) Ablehnung des Faschismus
resultierte, daß es sehr schwer war, Genossen und Mitglieder der
Massenorganisationen zu bewegen, im Parteiauftrage in die faschistischen
Organisationen einzutreten. Dies galt in vollem Umfange auch für
die KG.
Als Ausgangsfrage beim Nachvollzug des Erkenntnisganges der deutschen
Kommunisten stellt sich die Frage nach den Positionen, die im Frühjahr
und Frühsommer 1933, also zu Beginn des illegalen Kampfes, bestimmend
waren.
Für die KPD und die ihr angeschlossenen Massenorganisationen besaß
nach wie vor die Orientierung des 12. Plenums des Exekutivkomitees der
Kommunistischen Internationale (EKKI) (1932) Gültigkeit, die besagte,
daß sich gegenwärtig ein revolutionärer Aufschwung vollziehe
und sich in einer Reihe von Ländern die Möglichkeit der Machtübernahme
durch die Arbeiterklasse ergeben könne. Demzufolge sah die Führung
der KPD die Errichtung der Diktatur des Proletariats, eines Rätedeutschlands,
als nächstzuverfolgendes Ziel an. Da die Führungen der SPD und
der sozialdemokratischen Massenorganisationen durchaus reformistisch eingestellt
waren, vorgaben, die Verteidigung des bürgerlichen Parlamentarismus
zu betreiben, konnte man von ihnen bei einer revolutionären Machtübernahme
keinerlei Unterstützung, sondern nur Gegnerschaft erwarten. Das hieß
im Kontext des Klassenkampfes für die KPD: die reformistischen Führer
stehen der Revolutionierung der Massen gegen den Hitlerfaschismus im Wege
und müssen also bekämpft werden. Der Faschismus wurde als Übergangsstufe
in der Verschärfung des Klassenkräfteverhältnisses angesehen,
daraus ergab sich, daß die Massenorganisationen im Sinne der Einheitsfront
von unten als eigenständige zentralisierte Organisationen illegal
wirken und ihren Beitrag zur Erlangung einer breiten Massenbasis für
die KPD leisten.
Nach dem Übergang in die Illegalität gab die "Entschließung
des Zentralkomitees der KPD zur Lage und den nächsten Aufgaben"
vom Mai 1933 die notwendig gewordene Standortbestimmung. Das ZK betonte,
daß nach wie vor die "Fortsetzung des revolutionären Aufschwunges"
das "Kennzeichen der internationalen Entwicklung des Klassenkampfes
bleibt ... wobei ... mit zeitweiligen Rückschlägen in den verschiedenen
Ländern gerechnet werden muß."
(2) Aus dieser Analyse
der Klassenkampfsituation ergibt sich:
1. daß die Massen an den Kampf um die Macht heranzuführen sind,
also an den Kampf für ein Rätedeutschland, um die Diktatur des
Proletariats;
2. daß demzufolge die Sozialdemokratie weiterhin als soziale Hauptstütze
der Bourgeoisie betrachtet wird und als Haupthindernis bei der Revolutionierung
der Massen auf das äußerste zu bekämpfen ist;
3. daß Einheitsfront nur "von unten" erstrebenswert und
möglich ist, mit der Zielstellung der Herauslösung der SPD-Anhänger
aus dem organisatorischen und politischen Einfluß der sozialdemokratischen
Führung, wobei "in bestimmten Situationen Spitzenangebote zu gemeinsamen
Aktionen unerläßlich (sind), um die Sabotage jeder antifaschistischen
Aktion durch die sozialfaschistische Führung ... klarzustellen."(3)
In dem skizzierten Einheitsfrontverständnis stellen die Orientierungen
dieses Dokumentes einen wesentlichen Rückschritt hinter jene des Thälmannschen
Referates auf der Tagung in Ziegenhals am 07.02.1933 dar.(4) Um die notwendige
breite Massenarbeit leisten zu können wurden die Kommunisten und revolutionären
Arbeiter verpflichtet, "einer Gewerkschaftsorganisation an(zu)gehören
und darüber hinaus noch in einer anderen Massenorganisation (Sport,
Freidenker oder dergleichen) revolutionäre Arbeit zu leisten."(5) Die Tatsache, daß
illegale revolutionäre Arbeit auf drei verschiedenen Ebenen gefordert
wurde, widerspiegelt nach wie vor vorhandene illusionäre Vorstellungen
von den Möglichkeiten des illegalen Kampfes und der Entwicklung des
Klassenkräfteverhältnisses. Die Unmöglichkeit der Umsetzung
dieser Vorgabe sollte sich in der Praxis schnell erweisen.
In Verbindung mit dem "Arbeitsprogramm des ZK der KPD" vom Juni
1933 folgert für die Arbeit der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit:
1. Die KG besteht als Massenorganisation der KPD mit einem eigenen zentralen
Apparat illegal weiter, um die Massenbasis für die bevorstehende proletarische
Revolution sichern zu helfen.
2. Hauptfeld der Tätigkeit der KG soll die "Organisierung der
Widerstandsaktionen gegen die faschistischen Kommissare, gegen die Gleichschaltung
der ... Organisationen" sein.(6)
Die Notwendigkeit der Verwirklichung dieser Aufgabe von innen, aus den bürgerlichen,
sich faschisierenden Sportorganisationen heraus, wurde durch die KPD-Führung
nicht erkannt.
Auf der schon illegal abgehaltenen Konferenz der Landesleiter der KG am
08./09.02.1933 in Prieros war für das zweifelsohne zu erwartende Verbot
der KG festgelegt worden, daß ihre Vereine Tarnvereine ins Leben zu
rufen haben, unter deren Deckmantel sie weiter Sport treiben können,
oder daß Gruppen von Sportlern möglichst geschlossen versuchen,
in bürgerlichen Vereinen "unterzutauchen", um so wieder eine
legale Organisationsbasis zu haben und vor allem bei den Massen zu sein,
sie im Sinne der Kommunisten dem Einfluß des Faschismus zu entziehen.
Bei dieser Umstrukturierung kam es natürlich darauf an, nicht den Kontakt
zur jeweiligen Leitung zu verlieren.
Es wird also deutlich, daß die Führung der Kampfgemeinschaft
mit der Losung "Hinein in die bürgerlichen Vereine" eine
Konzeption der illegalen Massenarbeit propagierte, die wesentlich besser
die Realitäten des antifaschistischen Kampfes in Deutschland widerspiegelte
als die dargestellten Orienterungen des ZK der KPD. Die Schwierigkeiten
bei der Durchsetzung dieser Orientierung, die sich daraus ergaben, daß
a) viele Arbeiter die Mitgliedschaft in faschistischen Organisationen aus
tiefster Seele ablehnten, b) bis Oktober 1933 eine Aufnahmesperre für
"ehemalige Marxisten" in den Vereinen des Deutschen Reichsbundes
für Leibesübungen bestand und auch danach Aufnahmen nur unter
bestimmten Bedingungen (zwei "national gesinnte" Bürgen u.ä.)
erfolgen sollten und c) sich vielerorts die Auffassung der KPD, des Nichteintritts
in die bürgerlichen Vereine durchsetzte; widerspiegelt das Dokument
der KG "Die Aufgaben der revolutionären Sportarbeit" vom
November/Dezember 1933: "Wenn die Arbeiter Sport treiben wollen, müssen
sie hinein in die faschistischen Organisationen. Die Möglichkeiten,
von außen den faschistischen Einflüssen in diesen Vereinen Widerstand
entgegenzusetzen, bieten nur außerordentlich ungenügende Aussichten
auf Erfolg. Es ist unmöglich, mit dem notwendigen Tempo auf alle Erscheinungen
der Unzufriedenheit und alle Ereignisse zu reagieren. Aus diesem Grunde
muß die Faschistische Sportbewegung als die organisatorische Grundlage
ausgenützt werden, auf der die revolutionären Elemente ihre Arbeit
zur Gewinnung aller Werktätigen im faschistischen Sport durchführen."(7) Insbesondere komme
es darauf an, in den Abteilungen und kleineren Vereinen illegale Zeitungen
und Nachrichtenblätter bei jeder sich bietenden Gelegenheit herauszugeben
und alle Unzufriedenheiten unter den Sportlern des Reichsbundes für
Leibesübungen und Differenzen mit den faschistischen Vereinsleitungen
zur Gewinnung dieser Sportler zu nutzen. Hierbei ist über die Propagierung
und Vertretung der legitimen Tagesforderungen (gegen Unterdrückung,
Militärsport, Beitragserhöhungen, Hitlergruss usw.) der Boykott
der faschistischen Vereinsleitungen anzustreben. Allerdings genüge
es nicht, sich auf den sportlichen Bereich zu beschränken. Ebenso wichtig
sei die Arbeit an den Stempelstellen und in den Betrieben.(8) Ein im Januar 1934
in der Internationalen Sportrundschau (Prag/Kopenhagen) erschienener Artikel
forderte, in den KdF-Organisationen eine dem Inhalt nach gleichgeartete
Arbeit zu leisten wie in den faschistischen Sportorganisationen.(9)
Aufgabe und Ziel der Arbeit in diesen faschistischen Sport-und Freizeitorganisationen
war die "Gewinnung aller sporttreibenden Werktätigen für
die rote Sporteinheitsfront und die aktive Einsetzung dieser Massen in den
Befreiungskampf der Arbeiterklasse".(10) Die Notwendigkeit
der "aktiven Einsetzung" der gewonnenen Massenbasis wurde besonders
eindringlich betont, weil oftmals noch die Praxis anzutreffen war, zur KG
gestoßene Sportler der anderen Arbeitersportverbände für
eine gewisse Zeit in "Sympathisantengruppen" zusammenzufassen,
ohne sie mit konkreten Aufgaben zu betrauen. Diese Arbeitersportler aber
wollten sofort antifaschistische Arbeit leisten!(11)
In der zweiten Hälfte des Jahres 1933 entfachte sich innerhalb der
KPD und insbesondere ihrer Führungskader - unter Beibehaltung der grundsätzlichen
Positionen ("Die proletarische Revolution steht auf der Tagesordnung"
- Oktoberresolution des ZK der KPD)(12) - gerade an der
Frage der Formen und Methoden der illegalen Massenarbeit (pro oder contra
Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen) eine intensive Diskussion.
So forderte Walter Ulbricht in einem Artikel in der Rundschau über
Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung (Basel) vom 30.11.1933 "in
allen faschistischen Massenorganisationen eine breite Oppositionsbewegung
zu schaffen, die von der kommunistischen Fraktion geführt wird."(13) Genauso Wilhelm
Pieck, der auf dem XIII. Plenum des EKKI im Dezember 1933 von der Unerläßlichkeit
der "beharrliche(n) Zersetzungsarbeit in den faschistischen Massenorganisationen
durch Entsendung zuverlässiger Genossen" sprach.(14)
Mit dem Dokument des ZK der KPD "Der revolutionäre Aufschwung
in Deutschland" vom März/April 1934 wurde eine neue Akzentuierung
der Massenarbeit der KPD sichtbar. Während das Januarplenum 1934 mit
dem Hinweis auf die Notwendigkeit der "Arbeit in den faschistischen
Massenorganisationen" das Ergebnis der vorherigen Diskussion in der
Partei festgeschrieben hatte, ist hier bereits davon die Rede, diese "breite
revolutionäre Oppositionsbewegung mit den sozialdemokratischen Kollegen
gemeinsam" aufzubauen.(15) Eine neue Akzentuierung
also in dem Sinne, daß nicht mehr zuerst die ehemaligen SPD-Genossen
und -Anhänger in die KPD und ihre Massenorganisationen eingegliedert
und dann an der antifaschistischen Arbeit beteiligt werden, sondern daß
nunmehr der Kontakt zu allen Sozialdemokraten mit und ohne Parteibuch zu
suchen ist und sie über die gemeinsame antifaschistische Tätigkeit
in die KPD-Organisationen einzureihen sind. Für die KG erlangte diese
neue Akzentuierung nicht erst mit dem April 1934 ihre Gültigkeit; schon
Ende 1933 nahm die Fürung der KG mit der Losung von der "Gewinnung
aller sporttreibenden Werktätigen für die rote Sporteinheitsfront"(16) analoge Positionen
ein. Die Resolution der KG "Zur sportpolitischen Lage und den Aufgaben
in Deutschland" vom 15.04.1934 (17) bekräftigte
diese Linie und konkretisierte die Aufgaben zu ihrer Durchsetzung. Verbindliche
Aussagen über den organisatorischen Rahmen, in dem sich die "Sporteinheitsfront
aller Werktätigen" zu bewegen habe, trafen allerdings erst die
"Richtlinien über den organisatorischen Aufbau und die aktuellen
Aufgaben der KG" vom 14.08.1934 (18) und das "Rundschreiben
des ZK der KPD an die Bezirksleitungen über die taktische Linie in
der Sportbewegung" vom 03.09.1934 (19), beide entstanden
in Auswertung der Ergebnisse der erweiterten Tagung des Politbüros
des ZK der KPD Ende Juli/Anfang August 1934.
Um die Jahresmitte 1934 begann sich eine Neubestimmung aller bisherigen
strategisch-taktischen Positionen innerhalb der KPD abzuzeichnen. Sie wurde
möglich durch:
a) die Nutzung der Erfahrungen der österreichischen, französischen
und spanischen Kommunisten, denen es z.T. gelungen war, beim Kampf um die
antifaschistische Einheitsfront gegen den aufkommenden Faschismus wesentliche
Erfolge zu erringen (Franz Dahlem wies später auf der Brüsseler
Konferenz nochmals darauf hin, daß die FKP im Rahmen der Abwehr des
Faschismus in Frankreich große Anstrengungen unternommen hat, um die
Spaltung der französischen Arbeiterbewegung zu überwinden. Nicht
nur die Gewerkschaftseinheit, sondern auch die Verschmelzung der anderen
Massenorganisationen wurde erreicht. Die revolutionären und reformistischen
Sportorganisationen vereinigten sich und traten in den allgemeinen französischen
Sportverband ein.(20);
b) den Abschluss des Konsolidierungsprozesses des faschistischen Regimes
in Deutschland, der neue Erkenntnisse bezüglich der Hauptstoßrichtung
und der potentiellen Verbündeten in der antifaschistischen Arbeit erlaubte;
c) den zur gleichen Zeit sowohl im EKKI als auch in den einzelnen Sektionen
(Mitgliedsparteien) ablaufenden strategischen Umorientierungsprozeß,
der wesentlich durch Georgi Dimitroff initiiert wurde.(21)
Nicht zuletzt unter aktiver Einflußnahme des EKKI wurden in harten
Auseinandersetzungen im Politbüro der KPD Positionen erarbeitet, die
in die grundsätzliche strategische Neuorientierung durch das Januarplenum
1935 mündeten. Zur strategischen Zielstellung wurde der Sturz der faschistischen
Diktatur und die Wiederherstellung demokratischer Rechte und Freiheiten
erklärt. Um dieses Ziel erreichen zu können bestand die Notwendigkeit,
mit den Sozialdemokraten auf allen Ebenen eine feste und beständige
Einheitsfront zu schaffen. Es setzte sich die Erkenntnis durch, daß
sich innerhalb der sozialdemokratischen Organisationen eine starke Differenzierung
vollzieht und die ausschließliche Orientierung auf eine Einheitsfront
"von unten" (unter Ausklammerung der Führungen) somit nicht
mehr den Erfordernissen und Möglichkeiten der Situation entspricht.
Im genannten Zeitraum (2.Halbjahr 1934) wurde eine stärkere Konzentration
der Partei auf Probleme des Sports sichtbar.(22) Wenn auch die
im Sommer 1934 ausgegebene Losung, zusammen mit den sozialdemokratischen
Sportlern die Arbeitersportbewegung, insbesondere den Arbeiter-,Turn- und
Sportbund (ATSB), wiederaufzubauen(23), aufgrund mangelnder
Verbindung zwischen ZK der KPD und Reichsleitung der KG nicht verwirklicht
werden konnte, so ist doch das nicht abreißende Bemühen erkennbar,
die illegale Sportarbeit unter direkte Führung der Partei zu stellen.
Sicherlich trug die Vereinigung der KG des Saarlandes mit Vereinen des
Landesverbandes für Arbeitersport und Jugendpflege (reformistisch)
und Vereinen des bürgerlichen Sportverbandes zum Arbeiter-,Turn- und
Sportbund an der Saar am 26.November 1933 als erster Erfolg bei der Durchsetzung
der Einheitsfrontpolitik zur Ausgabe dieser Losung bei. (Das Saarland gehörte
zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder zu Deutschland, die Arbeitersportverbände
konnten also legal wirken.)(24)
Im "Rundschreiben..." vom 03.09.1934 forderte die Partei konkret:
1. In Gebieten, wo sich der ATSB nicht "diskreditiert" hatte,
ist er unter Führung der KPD im Schoße der gleichgeschalteten
Organisationen wiederaufzubauen. Die nicht gleichgeschalteten Vereine sind
der illegalen Bewegung anzugliedern.
2. In Gebieten, wo vor 1933 die KG in der Mehrheit war, sind die sozialdemokratischen
Sportler in die Arbeit der KG einzubeziehen um dem "Aufbau einer sozialdemokratischen
Sportbewegung jeden Boden zu entziehen".
3. In Gebieten, wo die KG vor 1933 eine Minderheitsorganisation bildete,
ist Kurs auf die Schaffung von illegalen Einheitsausschüssen mit dem
Ziel der Bildung einer gemeinsamen Organisation zu nehmen.
"4. In allen Fällen sollten wir Kurs nehmen, illegale Sportkartelle
zu schaffen, an die auch jene Vereine angeschlossen werden, die sich einer
Gleichschaltung entziehen könnten, die aber in der Regel ein sektiererisches
Leben führen. Zum oppositionellen Zentrum der illegalen Sportbewegung
müssen die Sportkartelle werden, führendes Zentrum im Reichsmaßstabe
ist die Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit, die etwa zehntausend
Mitglieder erfaßt hat. Im weiteren Verlauf der Entwicklung wollen
wir dann alles in Arbeiter- Turn und Sportbund umtaufen, um der Sozialdemokratie
den traditionellen Namen der deutschen Arbeiter- Sportbewegung wegzunehmen.
5. Von entscheidender Bedeutung ist bei unserer ganzen Taktik, daß
wir von den sozialdemokratischen Sportlern soviel wie eben möglich
für unsere Zusammenarbeit und als weiteren Schritt für unsere
einheitliche Organisation gewinnen. Alle Funktionen innerhalb der gleichgeschalteten
Vereine müssen selbstverständlich dazu in weitestem Maße
unter sozialdemokratischen Sportlern gemeinsam um jede Funktion innerhalb
der gleichgeschalteten Vereine kämpfen. Die ganze Sportbewegung sollten
wir in den Dienst der Organisierung der proletarischen Revolution stellen."(25)
Wenngleich diese Orientierungen aus dem Sommer 1934 einen wesentlichen Fortschritt
verkörperten, nämlich die angestrebte Vereinigung der bestehenden
illegalen kommunistischen und sozialdemokratischen Organisationsteile, so
ist doch nicht zu übersehen, daß die Vereinigungsbestrebungen
mit der Verhinderung des Wiederaufbaus der sozialdemokratischen Sportorganisationen
motiviert wurden - letztendlich immer noch Ausdruck der vereinfachten Darstellung
der Einheitsfront von unten als Mitgliederwerbung für die KPD-Organisationen
und der Betonung der generellen Frontstellung zur Sozialdemokratie in logischer
Konsequenz des zu verwirklichenden strategischen Zieles, der Errichtung
der Diktatur des Proletariats.(26) Allerdings wurden
diese organisatorischen Richtlinien aufgrund ihrer äußerst komplizierten
Strukturierung und aufgrund mangelnder Verbindungen zwischen Partei- und
KG-Apparat nirgendwo in die Praxis umgesetzt.
Das vom 14.August 1934 datierende letzte Dokument der KG, die "Richtlinien
über den organisatorischen Aufbau und die aktuellen Aufgaben der KG"(27) geht von den gleichen
Prämissen aus wie das "Rundschreiben..." der KPD und gibt
analoge Orientierungen. Über das KPD-Dokument hinausgehend wird die
Notwendigkeit der Kontaktaufnahme mit den evangelischen und katholischen
Sport- und Jugendorganisationen betont, die Forderung nach der Nutzung aller
legalen, halblegalen und illegalen Methoden der Massenarbeit in den gleichgeschalteten
Sportvereinen erhoben - wobei zwei Extreme, das "Abwarten" und
das Streben nach einer "kleinen aber reinen" Organisation zu überwinden
seien - und ein Katalog der Tagesforderungen aufgestellt, auf den das ZK
der KPD dann im Januar 1935 zurückgreifen sollte.
Ein Informationsmaterial aus dem November 1934 belegt, daß auch zu
diesem Zeitpunkt noch durch die Reichsleitung eine ablehnende bis feindliche
Stellung gegenüber hohen sozialdemokratischen Arbeitersportfunktionären
bezogen wurde.(28)
Die strategische Neuorientierung der KPD Anfang 1935 auf den Sturz der faschistischen
Diktatur und die Wiederherstellung demokratischer Rechte und Freiheiten,
die Überwindung der unrealistischen und subjektivistischen Auffassung
von der Möglichkeit der proletarischen Revolution ohne vorherige demokratische
Zwischenetappen innerhalb relativ kurzer Zeiträume(29), machte auch eine
Neuorientierung in der Sportarbeit erforderlich. Mit der "Resolution
über die sportpolitische Lage in Deutschland und die Aufgaben der KPD"
vom Januar 1935 (30) entwickelte die
Partei eine Konzeption der illegalen Sportarbeit unter den Bedingungen der
tiefen Illegalität und der hitlerfaschistischen Terrorherrschaft, die
in ihren wesentlichen Bestandteilen für die ganze Zeitspanne des Faschismus
Gültigkeit behalten sollte. Im einzelnen wurde festgelegt:
|
1. Die Leitung der illegalen Sportarbeit wird auf allen
Ebenen durch die entsprechenden Parteileitungen übernommen. Damit
hört die KG und ihr Apparat als illegale Organisation auf zu
bestehen und wird dem Parteiapparat eingeordnet.
2. "...alle bestehenden und neu zu schaffenden Oppositionsgruppen
in den gleichgeschalteten Organisationen sind örtlich in illegale
Kartelle zusammenzufassen. Die nicht gleichgeschalteten Gruppen (wilde
Vereine) sind diesen Kartellen anzuschließen."
3. "Wo reformistische oder bürgerliche antifaschistische
Sportgruppen bestehen, soll man sofort mit ihnen Verbindung aufnehmen,
ihnen konkrete Vorschläge zur Herstellung einer Aktionseinheit
machen, mit dem Ziele, ihre(r) Einbeziehung in die Kartelle und damit
in die von uns geführte einheitliche Sportbewegung."
4. "Bei der Organisierung der antifaschistischen Sportgruppen
muß unsere Einheitstaktik weitestgehend Anwendung finden. Besteht
bei reformistischen Sportlern die Absicht des Wiederaufbaus ehemaliger
reformistischer Sportorganisationen, so müssen unsere Genossen
sich sofort einschalten und den Vorschlag der Schaffung einer einheitlichen
Gruppe oder Vereins durch Verschmelzung der Gruppe der Kampfeinheit
und der reformistischen Gruppe machen, wobei der Name der Organisation
keine Rolle spielen soll."(31)
|
Als grundsätzliche Positionen des antifaschistischen Sportwiderstandes
hatten sich mit dem Januar 1935 herauskristallisiert:
|
- Einheit aller Arbeitersportler, Zusammenarbeit mit
allen antifaschistischen Kräften;
- Führung durch die KPD;
- strengste Konspiration;
- antifaschistische Tätigkeit ausschließlich innerhalb
der faschistischen Organisationen;
- Nutzung aller legalen, halblegalen und illegalen Methoden der Massenarbeit;
- konsequentes Aufgreifen der Tagesforderungen der Mitgliedermassen
der faschistischen Verbände.
|
Als am bedeutsamsten bei der Suche nach Wegen zur Effektivierung der illegalen
Sportarbeit erscheint die Liquidierung der KG als eigenständige illegale
Organisation und die einheitliche Forderung nach Bildung illegaler Sportkartelle
zur unmittelbaren Führung und Anleitung der antifaschistischen Aktionen.
Um die Breite der angestrebten Tätigkeit in den Vereinen zu veranschaulichen,
seien die der "Resolution..." beigefügten "Parolen zur
Vertiefung der antifaschistischen Stimmung und der Verbreiterung der einheitlich
antifaschistischen Sportbewegung" angeführt:
|
"1. Kampf gegen Faschisierung und Militarisierung
des Sports, das heißt nicht, daß wir gegen den Wehrsport
sind, sondern gegen den faschistischen Militärdrill;
2. Kampf für die freie sportliche Betätigung, gegen die
zwangsweise Kommandierung;
3. Kampf für das Selbstbestimmungsrecht der Vereine, freie Wahl
der Vereinsleitung und Selbstbestimmung des Sportprogramms gegen die
Diktatur der Kommissare;
4. Kampf gegen die zwangsweise Unterführung der jugendlichen
Sportler unter die HJ und die Militarisierung des Schulsports;
5. Kampf gegen das Gesetz zur Regelung des Arbeitseinsatzes, das die
jungen Sportler von ihren Arbeitsplätzen verdrängt;
6. Kampf gegen Arbeitsdienst und Landhilfe;
7. Kampf gegen die hohen Mitgliedsbeiträge, für kostenlose
Lieferung der Sportkleidung, freie Fahrt und Verpflegung bei Zwangsaufmärschen,
Veranstaltungen usw.;
8. Befreiung der Mitglieder und Vereine von den Kosten des Sportbetriebes
und Übernahme derselben durch Staat und Kommune;
9. keinen Pfennig für die Olympiade;
10. Für die Einheit aller antifaschistischen Sportler zum Kampf
für den Sturz der faschistischen Diktatur, für den Sieg
der Arbeiterklasse."(32)
|
Erstes Ergebnis der veränderten Stellung zur Sozialdemokratie war der
von der Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler (vgl. auch Abschnitt
4.3.2.) und der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit verabschiedete
"Aufruf an die deutschen Arbeitersportler":
|
"Aus der Erkenntnis heraus, das nur eine geeinte
Arbeiterklasse erfolgreich den Faschismus zurückschlagen kann,
erklären die Vertreter der oben genannten Organisationen, daß
sie bereit sind, alle noch vorhandenen Hindernisse zu beseitigen und
in engster Gemeinschaft den Kampf gegen den Faschismus zu führen."
|
|
Es erging die Aufforderung, gemeinsam alle Aktionen zu beraten und durchzuführen,
gemeinsame Leitungen zu bilden und eine breite Kampffront der sporttreibenden
Werktätigen zu schaffen.(33) Als "Vertreter
der KG" fungierten hier wahrscheinlich vom ZK der KPD beauftragte Sportgenossen,
die nächsten Verhandlungen im August 1935 wurden direkt von Vertretern
des ZK der KPD geführt.(34)
Die Brüsseler Konferenz im Oktober 1935 verpflichtete jeden Genossen
zur Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen, machte diese Arbeit
zum Kernstück der Arbeit der Partei: "Durch die Übernahme
von legalen Funktionen in den faschistischen Massenorganisationen werden
unsere Genossen am besten in der Lage sein, eine legale Massenarbeit zu
leisten und sich gleichzeitig vor den Verfolgungen zu schützen. Die
illegalen Bedingungen unserer Massenarbeit erfordern die größte
Elastizität in den Formen des Parteiaufbaus und auch in der Form der
Leitung. Es ist die stärkste Dezentralisation erforderlich. Manchmal
wird es sogar nötig sein, vollständig von der bisherigen Organisationstruktur
abzugehen und verschiedene selbständige Organisationen aufzubauen."(35) Franz Dahlem wies
insbesondere darauf hin, daß man den "im Sport erfaßten
Genossen das Bewußtsein geben (muß), daß sie, wenn sie
sich dort zu Zellen zusammenschließen und entsprechend arbeiten, vollwertige
Parteiarbeit leisten, und (man)... ihnen helfen (muß), diese Arbeit
auf ein so hohes politisches Niveau zu heben, daß sie die Einheitsfront
mit den früheren ATSB-Sportlern und eine breite Volksfront im Sport
mit allen oppositionellen sporttreibenden Werktätigen schaffen. Auch
hier wollen wir den gemeinsamen Kampf um die Besetzung der Funktionen, der
Leitungen der Sparten und Vereine, gemeinsame Komitees, gemeinsame illegale
Sportzeitungen. Wir sollen die Initiative übernehmen, um mit diesen
Vorschlägen an die Sportgenossen des ATSB heranzutreten."(36)
Schon bestehende Erfahrungen mit der "Taktik des Trojanischen Pferdes"
im Sport konnte der Delegierte aus Lörrach/Baden-Württemberg,
Josef Knoll, den Tagungsteilnehmern vermitteln. Am Beispiel zweier Vereine
im DRL wurde den Delegierten hier noch einmal verdeutlicht, daß es
nicht mehr darauf ankommt, diese Vereine zu zersetzen, sondern sie "umzupolen",
sie zur Basis der kommunistischen Massenarbeit zu machen(37): "In einem
Ort haben wir einen Sportverein, der von uns völlig beherrscht wird
und der sich auf Grund seiner sportlichen Leistungen im Kreis und im Bezirk
ein gewisses Ansehen verschafft hat. Die Mannschaft gewann im Serienspiel
1934 und 1935 die Meisterschaft. Es ist klar, daß die Bürgerlichen,
wenn sie sehen, daß wir etwas leisten, auf so einen Verein gucken.
Im zweiten Verein sind Sozialdemokraten und einige von unseren Sportlern.
Die Sozialdemokraten traten in diesem Verein nicht in den Vordergrund. Sie
hatten keine Funktionen inne und betätigten sich wenig. Uns hat das
bisher wenig gerührt. Aber da kamen die Sozialdemokraten zu uns und
sagten: Wir wollen auch in euren Verein kommen. Wir überlegten, was
wir mit ihnen machen. In unseren Verein übernehmen konnten wir sie
nicht, wir haben Leute genug. Aber der zweite Verein mußte ausgebaut
werden. Wir sagten unseren roten Sportlern, sie müßten sich mit
den Sozialdemokraten verständigen, sämtliche früheren Arbeitersportler
zusammenziehen und den Kreis durch bürgerliche Sportler erweitern,
die unserer Partei näherstehen als den Faschisten.
In vier bis fünf Wochen war im zweiten Verein schon ein Sozialdemokrat,
früher selbst ein aktiver Sportler, in den Vordergrund gekommen. Er
verstand auch etwas vom Vereinsleben. In der Generalversammlung schlugen
die bürgerlichen Sportler diesen Mann dem Vereinsführer für
die Spielleitung vor, weil er der richtige Mann sei und etwas verstehe.
Der Vereinsführer stimmte zu, und so ist dieser Sozialdemokrat in die
Spielleitung gekommen. Jetzt hat er die aktivsten Sportler in seinen Händen
und kann sie beeinflussen. Nachdem er die Funktion bekommen hatte, kam er
zu uns und sagte, jetzt müsse in erster Linie ein enges Verhältnis
zwischen beiden Vereinen zustande kommen, das gegenseitige Vertrauen wieder
anwachsen. Später haben wir festgestellt, daß dieser Mann nicht
nur in der sozialdemokratischen Ortsleitung, sondern auch in der Bezirksleitung
war. Er hat uns dazu verholfen, mit den verantwortlichen Männern der
Bezirksleitung der Sozialdemokratischen Partei die Verbindung aufzunehmen
...
Der zweite Verein hilft uns am besten bei der Verwirklichung der uns gestellten
Aufgaben. In ihm sind wir, die Sozialdemokraten, aber auch noch bürgerliche
Mitglieder, die das Vereinsinteresse in den Vordergrund stellen. Hier haben
unsere Genossen die Aufgabe, gemeinsam mit den Sozialdemokraten den Kreis
der bürgerlichen Mitglieder zu erweitern. In diesem Verein muß
über die Maßnahmen des Reichsbundes für Leibesübungen
und darüber, wie sie sich für den Verein schädlich auswirken,
diskutiert werden. Wenn unsere Genossen noch im Verein dazu in der Diskussion
sprechen können, so können sie das in der Kreis- oder Bezirksversammlung
nicht. Dort wird man sie kennen und als Kommunisten nicht zu Wort kommen
lassen. Dort müssen die bürgerlichen 'Vereinsfanatiker' sprechen.
Diese Leute treten bei solchen Tagungen schon jahrelang auf, haben schon
manchen guten Rat gegeben, und die Funktionäre kennen sie und nehmen
sie auch in Schutz wenn der faschistische Kommissar es wagt, so einen Funktionär
anzugreifen ..."(38)
Mit der Brüsseler Konferenz der KPD war die strategische Neuorientierung
und die Suche nach ihr entsprechenden taktischen Formen und Methoden zu
einem relativen Abschluß gekommen. In der Folge stand die Umsetzung
dieser Konzeption in ganz Deutschland als weitreichende Aufgabenstellung,
wobei für die im Sport verankerten Genossen das Eindringen in die jetzt
neu entstehenden Betriebssportgruppen im Vordergrund stand. Auch im Herankommen
an führende sozialdemokratische Funktionäre sollten in der Herstellung
der Aktionseinheit wesentliche und beispielgebende Erfolge erzielt werden
, so z.B. im Zusammengehen gegen die Berliner Olympiade 1936.
Anmerkungen: (1) Die Brüsseler
..., S. 552 (Schlusswort von Wilhelm Florin).
(2) Rundschau ..., 1933, Nr. 17, S. 545.
(3) Ebenda, S. 546.
(4) Vgl. auch Vietzke ..., S. 115f.
(5) Rundschau ..., a.a.O., S. 547.
(6) Zit. nach Mattausch, Deutsche Arbeitersportler
..., S. 70.
(7) Internationale ..., 1933, Nr. 5, S.
202.
(8) Vgl. ebenda, S. 202f.
(9) Ebenda, 1934, Nr. 2, S. 49f.
(10) Ebenda, 1933, Nr. 5, S. 200.
(11) Die Resolution der KG "Zur sportpolitischen
Lage und den Aufgaben in Deutschland" vom 15.04.1934, entstanden
im Ergebnis einer Beratung der Reichsleitung der KG mit Bezirksvertretern
aus Deutschland, die beim Mitteleuropäischen Ländersekretariat
der Roten Sportinternationale in Kopenhagen stattfand, bekräftigte
und konkretisierte die die Richtlinien des Dokumentes vom Dezember 1933. (Vgl. ebenda, 1934, Nr. 5, S. 174.)
(12) Pjatnizki ..., S. 101.
(13) Rundschau ..., 1933, Nr. 46, S. 1776.
(14) Der Faschismus ..., S. 99.
(15) Rundschau ..., 1934, Nr. 24, S. 897.
(16) Internationale ..., 1933, Nr. 5, S.
200.
(17) Ebenda, 1934, Nr. 5, S. 174ff.
(18) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.
(19) Mattausch, Deutsche Arbeitersportler
..., S. 80f.
(20) Die Brüsseler ..., S. 377f.
(21) Vgl. Vietzke ..., S. 11f. u. 123f.
(22) Eine Resolution der Politkommission
des EKKI hatte schon am 29.12.1933 gefordert, eine zentrale Sportkommission
beim ZK im Lande zu bilden und in Folge deren Tätigkeit auch den
besonderen Apparat der KG aufzulösen. (Vgl. IML/ZPA I 2/710/2)
(23) Vgl. ebenda.
(24) Internationale ..., 1934, Nr. 2, S.
31.
(25) ZStAP Film 2188.
(26) Vgl. Vietzke ..., S. 142f.
(27) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.
(28) Vgl. Pressedienst ..., S. 8 (Original
in der Bibliothek des IML, Kopie im Sportmuseum Leipzig).
(29) Vgl. Vietzke .., S. 164ff.
(30) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.
(31) Verschmelzung des Arbeiter-, Turn-
und Sportbundes (kommunistisch) und des Landesverbandes Saar für
Arbeitersport und Jugendpflege (sozialreformistisch) zum Vereinigten Landesverband
Saar für Arbeitersport und Jugendpflege am 29.09.1934, womit die
Einheit der Arbeitersportbewegung im Saarland wiederhergestellt wurde.
Vgl. Internationaler ..., 1934, Nr. 11, S. 498.) Daß mit dieser
Vereinigung dem Drängen der Basis entsprochen wurde, belegen u.a.
die Gründungen von antifaschistischen Fußballklubs im Juli
und August 1934 in Püttlingen und Saarbrücken. (Vgl. ZStAP 61
Sa 1 Saarbildarchiv/Gegnerische Verbände, Einrichtungen etc.)
(32) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.
(33) Jahnke ..., S. 94f.
(34) Vgl. Mattausch, Deutsche Arbeitersportler
..., S. 124.
(35) Die Brüsseler ..., S. 602f. (Resolution
der Konferenz).
(36) Ebenda, S. 502ff. (Referat von Franz
Dahlem).
(37) Ebenda, S. 502ff. Auch die in Durchsetzung
der auf der Brüsseler Parteikonferenz beschlossenen Strategie herausgegebene
Tarnschrift "Das Bridge-Buch" bot für die im Sport wirkenden
Kommunisten Beispiele der erfolgreichen Durchführung der entsprechenden
taktischen Maßnahmen wie Eintritt in Vereine des DRL, Stellung zum
Hitlergruß bei Sportveranstaltungen, Wahl von antifaschistisch gesinnten
Vereinskommissaren u.ä. In die genannte Darstellung floß auch
der Diskussionsbeitrag Josef Knolls ein, ob es evtl. sein vollständiger
und nur sprachlich geglätteter Beitrag ist, läßt sich
nicht feststellen, da die Originalfassung in "Die Brüsseler
..." nur mit Auslassungen veröffentlicht wurde. (Vgl. ZStAP
Film 4943 - Kopie im Sportmuseum Leipzig.)
(38) Die Brüsseler..., S. 502ff.
4.3.2. Antifaschistischer
Widerstand sozialdemokratischer Arbeitersportler
in Leipzig 1933-1935
|
Mit der Zerschlagung der Arbeitersportbewegung im Frühjahr 1933 wurde
den Arbeitersportlern die organisatorische Basis genommen, die über
Jahre gewachsenen Beziehungen, Freundschaften u. dgl. blieben aber bestehen.
Sie einte nach wie vor ihre, wie auch immer geartete und ausgereifte, proletarische
Weltanschauung und das Bedürfnis nach aktiver sportlicher Betätigung.
Insofern ist es nur natürlich, daß nach Wegen und Formen gesucht
wurde, weiterhin mit Gleichgesinnten Sport zu treiben. Es kann, wie schon
dargestellt (Abschnitt 3.), mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen
werden, daß die überwiegende Mehrheit der ehemaligen Arbeitersportler
auch nach 1933 in dieser oder jener Form weiterhin Sport trieb. Das Mitteleuropäische
Länderskretariat der Roten Sportinternationale konnte im Oktober 1934
konstatieren, daß in verschiedenen Städten, besonders in Sachsen,
bereits Sportgruppen unter reformistischer Führung bestehen: "Es
handelt sich sowohl um Gruppen innerhalb gleichgeschalteter als auch bürgerlicher
Vereine und um sogenannte 'wilde' Sportvereine, das sind Gruppen von Sportlern,
die sich nicht gleichschalten ließen. Die Gruppen werden von Reichenberg
(Böhmen) Aussig und Danzig aus mit Material beliefert."(1) Diese
Gruppen standen zu einem großen Teil mit ehemaligen Führungskadern
der Arbeitersportverbände oder/und mit der Sozialistischen Arbeitersportinternationale
in Verbindung. Mit dem gegebenen Quellenmaterial läßt sich nicht
klären, ob die Ausnutzung der faschistischen Vereinsbasis durch sozialdemokratische
Sportgruppen allgemein als möglich erkannt und angestrebt wurde, oder
ob Beispiele wie Josef Schopp/Bundesschulgruppe als Ausnahme anzusehen sind.
Der Verfasser würde der ersten Variante grössere Wahrscheinlichkeit
zumessen wollen.
Bemerkenswert ist eine der SPD-Entwicklung analoge Differenzierung im ATSB
in der Emigration.Unter Karl Bühren, dem Vorsitzenden der Technischen
Kommission der SASI und ehemaligem Bundesvorstandsmitglied des ATSB, bildete
sich eine "Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler", die
den Führungsanspruch des "alten" und teilweise emigrierten
Bundesvorstandes des ATSB in Abrede stellte, versuchte, sich organisatorisch
vom ATSB zu lösen, und sich selbst als das Kristallisationszentrum
des neuen deutschen Arbeitersports betrachtete.(2) Die auf (organisatorische)
Einheit aller Arbeitersportler im Kampf gegen den Faschismus gerichtete
Konzeption der Bühren-Gruppe dokumentiert das nachgestellte Flugblatt(2a):
 |
Diese Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler besaß Verbindungen
nach Sachsen, Mitteldeutschland, in das Rheinland und in das Frankfurter
Gebiet. Über die dominierende Einstellung der von ihr beeinflußten
Sportler gibt ein Bericht über Verhandlungen von Vertretern des ZK
der KPD mit Vertretern der Kampfgemeinschaft im September 1935 Auskunft:
"Sowohl aus den Briefen, die wir lesen konnten als auch aus ihrer
Berichterstattung kam zum Ausdruck, daß sich ihre Gruppen zwar in
der Mehrheit in den faschistischen Organisationen befinden, aber sich
im allgemeinen damit begnügen, daß sie ihre Gruppen zusammenhalten,
daß sie bestimmte Funktionen übernehmen daß sie aber
darüber hinaus nicht weiter tätig sind."(3)
Daß eine Betätigung über das Zusammenhanghalten hinaus
auch nicht in der Intention sozialdemokratischer Führungskader lag,
verdeutlicht eine Äusserung Fritz Heines(4): "Und wir waren
gleichzeitig - auch auf Grund Tausender von Informationen, die uns auf
den verschiedendsten Wegen zuflossen - Realisten genug, die Terrorherrschaft
für so gefestigt zu halten, daß offener, organisierter Widerstand
zum Scheitern verurteilt sein würde.
Daß unter dieser Schwelle von unseren politischen Freunden in der
Heimat und uns draußen das Mögliche an Widerstand geleistet
wurde, kann wohl nicht bestritten werden.
Wer unter den damaligen Bedingungen offenen Widerstand zu organisieren
versuchte, mußte rasch scheitern; Beispiele gibt's dafür leider
genug. Und vom (durchaus nicht so sicheren) Exil aus Nazigegner zum offenen
Widerstand anzuhalten (mit Todesfolge) entsprach kommunistischer Menschenverachtung,
nicht aber sozialdemokratischer Ethik."(5) Es muß an dieser
Stelle aber unbedingt berücksichtigt werden, daß deser "passive
Widerstand" (Weisenborn) das Reservoir für die ständige
Reproduktion des "aktiven Widerstandes" war: "Es ist der
Unterschied zwischen Reden und Handeln. Aus den Reihen der Unzufriedenen
sonderten sich durch die klare und kalte Frage:-'Wenn du ein Mann bist
und unzufrieden, mußt du dann nicht handeln?'- die Entschlossenen
von den Unentschlossenen. Die Entschlossenen stießen zur Widerstandsbewegung
und gingen in ihr auf."(6) Dieser Entwicklungsgang läßt
sich auch für Mitglieder sozialdemokratisch orientierter Gruppen
in Leipzig und Umgebung nachvollziehen. So z.B. für eine siebenköpfige
Gruppe in Markkleeberg (davon vier ehemalige ATSB-Mitglieder), die wahrscheinlich
aus dem spontan entstandenen Bedürfnis heraus, etwas tun zu müssen,
Radio Moskau hörten und selbsthergestellte Flugblätter verstreuten.(7)
Andere wurden im Vertrieb von eingeschleusten illegalen SPD-Zeitungen,
insbesondere des "Neuen Vorwärts", aktiv.(8) Allerdings
dürfte der Prozentsatz derer, die sich der faschistischen Verfolgung
aussetzten, deutlich geringer gewesen sein als unter den Sportlern der
KG. Von den durch den Verfasser namentlich ermittelten Arbeitersportlern
im Widerstand 1933-1935 waren lediglich 11% im Rahmen sozialdemokratischer
Organisationen tätig (Vgl. auch Abschnitt 4.7.).
Eine Aussage über die Zahl der bestehenen Gruppen bzw. die Anzahl
der in ihr erfaßten ehemaligen Mitglieder der sozialreformistischen
Verbände zu treffen, ist äußerst schwierig, da die quellenmäßigen
Belege spärlich und nur begrenzt aussagefähig sind. Aufgrund
der Tatsache, daß antifaschistische Tätigkeit nur nach innen
gerichtet war, traten sie nach außen hin fast überhaupt nicht
in Erscheinung, so daß Kollisionen mit dem faschistischen Terrorapparat
selten vorkamen. Zum anderen gibt es fast keine lebenden Zeugen aus dieser
Zeit mehr. Der Verfasser würde, nach vorsichtiger Schätzung,
einen Prozentsatz von 50 bis 70% nach 1933 in Gesinnungsgruppen irgendeiner
Art - "wilde" Sportvereine bzw. Sportgruppen, Wandergruppen,
eigene Mannschaften in Vereinen des DRL, KdF-Sportgruppen bzw. Betriebssportgemeinschaften
- organisierter Arbeitersportler in Leipzig für wahrscheinlich halten.
Nur in dem Falle, daß sich in einem Verein die Arbeitersportler
konzentrierten und er eine entsprechende Anhängerschaft um sich scharte,
wurden Polizei und Gestapo auch auf ihn aufmerksam, wie es der Fall bei
Tura Leipzig war. Der "SV Tura" wurde 1932 vom Unternehmenschef
der Tura-Automatenfabrik, Schwarz, gegründet und konzentrierte sich
v.a. auf die Ballspielarten. Im Gefolge des Verbotes der proletarischen
Sportorganisationen konnte er die besten Spieler der verbotenen ATSB-Vereine
VfK Südwest und VfL Südost sowie anderer Vereine (auch kommunistischer)
regelrecht "einkaufen". Als Trainer wurde der ehemalige Bundesfußballeiter
des ATSB, Robert Riedel, verpflichtet. Somit gelang es, innerhalb kurzer
Zeit sowohl einen zahlenmäßig relativ großen Verein aufzubauen
(Tura besaß mindestens zwölf Fussball- und vier Handballmannschaften
sowie einen Spielmannszug) als auch zu großer spielerischer Klasse
aufzulaufen (Die 1. Fußballmannschaft entwickelte sich zur spielstärksten
in Leipzig und schaffte in den 30er Jahren einen "Durchmarsch"
durch alle Ligen bis in die höchste Spielklasse, die Gauliga.). Politische
Begleiterscheinung des sportlichen Aufschwungs war eine zunehmende Konzentration
von Sozialdemokraten im Verein und in seiner Anhängerschaft - ein
Vorgang, der auch der Politischen Polizei in Leipzig nicht verborgen blieb:
"Auffallend ist die Tatsache, daß dieser Sportverein 'Tura'
zu jedem Spiel große Zuschauermengen hat, die sich vorwiegend aus
alten SPD-Angehörigen zusammensetzen. Zu erklären ist dieser
Umstand dadurch, daß der Trainer dieses Vereins -Riedel- bei SPD-Kreisen
große Popularität besitzt, und daß im Verein selbst ein
großer Teil der Mitglieder ehemalige Arbeitersportler waren."(9)
Spiele gegen "bürgerliche" Mannschaften, wie z.B. den VfB
Leipzig, als dessen Sponsor der Besitzer der "Leipziger Neuesten
Nachrichten" galt, waren begleitet von "regelrechten Protestkundgebungen,
die einen marxistischen Charakter nicht verleugnen konnten. So wurde z.B.
von Tura-Anhängern geäussert: 'Die Schweine, so machen sie es
mit uns! Nicht einmal Tragbahren haben sie. Wir sind ja auch Proleten!'...'Uns
können sie eben nicht leiden, weil wir Arbeitersportler sind usw.'"(10)
Interessant ist auch, daß Robert Riedel einen lebhaften Spielverkehr
mit ehemaligen Arbeitersportlern bei Arminia Bielefeld organisierte.(11)
Gruppen einer solchen Größe wie bei Tura dürften allerdings
die Ausnahme gewesen sein. Die Mehrzahl der Arbeitersportler fand sich
in kleinen Gruppen zusammen, so z.B. in der von Georg Benedix, dem ehemaligen
Bundesschulleiter des ATSB betriebenen Gymnastikschule (12) oder wie Mitglieder
des TSV Vorwärts Eutritzsch, die sich als Kegler im "Feldschlößchen"
trafen, Verbindungen zum ehemaligen Bundesjugendleiter des ATSB, Oskar
Dres, in Dresden und zu Julius Strohbach in Bremen unterhielten und illegale
Materialien, v.a. den "Neuen Vorwärts", aus der CSR bezogen
und auch weiterverbreiteten. Gruppen dieses Charakters bestanden auch
unter den ehemaligen Mitgliedern der Vereine VfL Südost Stötteritz
und SV West 03 Lindenau.(13)
Die bedeutendste Gruppe des sozialdemokratischen Sportwiderstandes in
Leipzig bestand aus den noch hier wohnenden ehemaligen Mitgliedern des
Bundesvorstandes des ATSB Josef Schopp, Hermann Biegel, Robert Riedel,
Rudolf Ranke, Richard Koppisch, Georg Benedix und Ferdinand Kreuzburg
(14) sowie Walter Thamm (15): "Etwa von Mitte 1933 an traten verabredungsgemäß
die einzelnen Vorstandsmitglieder, soweit sie früher Führer
einer Sportsparte gewesen waren, an die ehemaligen Funktionäre des
ATUSB. heran, um sie zur Abgabe von Stimmungs- und Lageberichten zu veranlassen.
Die anderen ehemaligen Vorstandsmitglieder sollten sich an die ihnen bekannten
und ihrem früheren Wirkungskreis entsprechenden Funktionäre
im Reich wenden.
Die Erörterungen und das dadurch in Form von Briefen erbrachte Beweismaterial,
ergaben, daß mit diesem Nachrichtendienst die illegale Verbindung
zwischen einem Personenkreis aufrecht erhalten wurde, der als ausgesprochen
staatsfeindlich anzusprechen ist. Über das Ergebnis der brieflichen
Anfragen tauschten sich die Vorstandsmitglieder bei ihren Zusammenkünften
untereinander aus, sodaß jeder von ihnen einen großen Rahmenbericht
über die Lage der ehemaligen Arbeitersportbewegung im Reich und über
die Stimmung der einzelnen Mitglieder hatte."(16) "Im Großen
und Ganzen waren die marxistischen Sportfunktionäre innerhalb des
Reichsgebietes bemüht, illegale Verbindungen aufrecht zu erhalten
mit dem Zwecke, die marxistischen Kreise zusammenzuhalten und somit dem
Einfluß der nationalsozialistischen Bewegung zu entziehen."(17)
Das Ausmaß der Widerstandstätigkeit wurde der Gestapo v.a.
durch den ihr in die Hände gefallenen Briefwechsel Josef Schopps
mit den Leitern der Wassersportsparte in den 19 Kreisen des ATSB (also
einschließlich der zwei österreichischen Kreise) bekannt: "Er
wollte erreichen, daß die ehemaligen Arbeitersportler aus den verschiedenen
Kreisen geschlossen in gleichgeschaltete Vereine eintraten, um den marxistischen
Geist der Arbeitersportler zu erhalten. In seinen Briefen fordert Schopp
Berichte darüber, wie die Stimmung unter ehemaligen Mitgliedern der
Wassersportsparte des Arbeiter- Turn- und Sportverbandes sei, was aus
den aufgelösten Vereinen und deren Eigentum geworden sei, in welche
gleichgeschaltete Vereine die Mitglieder eingetreten seien und ob sie
dort führende Stellungen inne hätten."(18) In Auswertung
der eingehenden Informationen verfaßte Josef Schopp Rundbriefe,
die dann wieder an die Wassersportfunktionäre verschickt wurden.
Im folgenden die Abschrift eines solchen Rundbriefes vom Dezember 1933
(19):
Rundschreiben des Schwimmlehrers der ATSB-Bundesschule
Josef Schopp an die Kreisfachwarte für Wassersport |
"Leipzig.
Ende Dezember 1933,
Fichtestraße
30
Mein lieber Freund!
Ich halte es für meine; Pflicht, Dir am Schluße des Jahres
eine Übersicht über den Stand unserer ehemals so stolzen
Arbeiter-Sport-Bewegung zu geben, soweit ich hierzu aufgrund entsprechender
Mitteilungen in der Lage bin, wobei ich mich selbstredend auf die
Wassersportler beschränken muß.
1. Kreis: Bewegung vollkommen erledigt. Ruder- und
Segelvereine gehören dem "DSV" an. Der ehemalige
Spartenleiter Max Schulz erwarb die Mitgliedschaft der Partei. Rund
90% der ehemaligen Bundesmitglieder gehören keinem Sportverband
mehr an. Ein alter Veteran unserer Bewegung, Emil Maselle, der schon
lange in der Vorkriegszeit Sich besonders um das Rettungswesen bemüht
hat, wurde am 27.12. zu Grabe getragen. Seine Arbeitsfreude und
Arbeitskraft, seine Ziele und Ideale werden in uns fortleben.
2. Kreis: In einigen Bezirken ist unsere Bewegung
durch die Zeitgeschehnisse überrannt worden. In anderen Gegenden
hat sich fast alles so erhalten, wie es war. Teilweise haben unsere
Vereine sogar einen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen. Da diese Vereine
alle gleichgeschaltet worden sind, versteht es sich ja von selbst,
daß sie unter der Gleichschaltung etwas bedrückt leben.
Trotzdem fehlt den Leuten der Glaube an die Zukunft nicht.
3. Kreis: Eine Nachricht liegt nicht vor.
4. Kreis: Die Lage ist gegenüber dem letzten
Bericht unverändert. Es haben sich lediglich Verhandlungen
angebahnt, deren Ziel die Wiederöffnung einiger unserer Vereine
sein soll, so u.a. auch des ASV Leipzig. Ein großer Zeit der
besetzen Platzanlagen wurde von den Besatzungstruppen geräumt
ohne jedoch ihrem Bestimmungszweck wieder übergeben zu werden.
Sie liegen also z.Zt. brach. Die Unterhaltung der besetzten Platzanlagen
gestaltet sich oft schwieriger, als es erwartet wurde, und das scheint
auch der Grund zu den erwähnten Verhandlungen zu sein. Weiter
wird die der Stadt nicht zugeflossene Hallenmiete, welche die Vereine,
deren Sportbetrieb untersagt wurde, sonst zahlten, ein Grund zu
den Verhandlungen sein. Persönlich gerichtete Werbungsschreiben
bürgerlicher Vereine an ehemalige Arbeiterschwimmer blieben
zumeist unbeantwortet. Dem Ruderverein Neptun, welcher sich seinerzeit
so um die Mitglieder des Rudervereins Vorwärts, Leipzig, bemühte,
haben 14 seiner Mitglieder den Rücken gekehrt.
5. Kreis: Lage unverändert.
6. Kreis: Im Rheinland ist die Tätigkeit unserer
Vereine vollständig unterbunden. Die Platzanlagen wurden seitens
der SA geräumt und sollen verkauft werden, aber es finden sich
keine Käufer. Die Bürgerlichen lehnen es also ab, sich
das käuflich zu erwerben, was sich die Arbeitersportler unter
größtem Opfer mühsam errichtet haben. Der freundschaftliche
Zusammenhalt unserer ehemaligen Bundesgenossen ist ein sehr guter
und fast ungetrübter. Lediglich der Kölner Bezirksschwimmwart
H. Söntgen hielt es für angebracht, unter Mitnahme eines
Sparkassenbuches der Fr. Wassersportabteilung V Groß-Köln
zur SA überzutreten. In Westfalen hat sich manches noch erhalten,
sogar einige Platzanlagen blieben von einer Besetzung ganz verschont.
Teilweise konnten unsere Bootsfahrer noch unter dem F-Wimpel fahren.
7.-10. Kreis: Lage unverändert.
11.-13. Kreis: Nachrichten liegen nicht vor.
14. Kreis: Ein Teil der Vereine erwarb die Mitgliedschaft
der bürgerlichen Sportverbände; die übrigen Vereine
wurden aufgelöst.
15. Kreis: Nachrichten liegen nicht vor.
16. Kreis: Die Schwimmvereine haben sich durchweg
dem DSV angeschlossen. Dazu schreibt mir ein Freund: "Man kann
diesen Dingen mit einem nassen und einem trockenen Auge gegenübertreten.
Aber treu sind unsere Jungens. Das Letztere scheint für mich
das Wesentlichste zu sein.
17. und 18. Kreis: Diese beiden Kreise haben sich,
wie bereits schon mitgeteilt wurde, zu einem eigenen Verband umgestaltet,
der in Wien seinen Sitz hat und sich sehr gut entwickelt. Allen
Zeitverhältnissen zum Trotz glauben aber die Österreicher,
daß die Zeit wieder kommen wird, wo sich unsere Reihen auch
organisatorisch wieder schließen werden, denn geistig können
die Reihen ja nie und durch nichts auseinander gerissen werden.
Davon sind wir durch unseren Glauben an die Zukunft überzeugt.
19. Kreis: Die besetzte Heimanlage wurde von SA-Formationen
geräumt und liegt vorerst brach. Zusammenschlüsse mit
bürgerlichen Vereinen sind teilweise zu verzeichnen, wobei
die bürgerlichen Vereine auf eine sehr leichte Art in den Besitz
von Sportanlagen gerieten. ..."
|
Laut Blecking(20) sollen die Mitglieder dieser Gruppe seit Oktober 1933
auch in Halle, Magdeburg und Berlin Flugblätter verteilt haben, was
aber unter Hinweis auf die dargestellte Widerstandskonzeption der SOPADE,
der auch die Mitglieder der "Bundesschulgruppe" verpflichtet
waren, als unwahrscheinlich erscheinen muß, zumal sich auch bei
anderen Autoren bzw. Quellen hierauf kein Hinweis finden läßt.
Verbindungen der Gruppe bestanden (vom bestehenden Briefwechsel abgesehen)
zum Arbeiter- Turn- und Sportbund in der CSR und zur Sozialistischen Arbeitersportinternationale
in Prag. Riedel, der als der führende Kopf dieser Gruppe angesehen
werden muß, reiste mehrmals persönlich in die CSR.
Die "Bundesschulgruppe" ging davon aus, daß sie der legitime
Bundesvorstand des ATSB sei. Belegt wird dies durch das Vorgehen gegen
die von Karl Bühren in der CSR gebildete Kampfgemeinschaft deutscher
Arbeitersportler. Sie stand wahrscheinlich den "Revolutionären
Sozialisten Deutschlands" nahe und betrachtete sich als den Kristallisationskern
des neuen deutschen Arbeitersports: "Da die Art, wie der neue Vorstand
seine illegale Arbeit aufnahm, für den in Deutschland und seine Anhänger
eine Gefahr bedeutete, wandte sich eine Vertretung des Arbeiter- Turn-
und Sportbundes am Ende des Jahres 1935(21) persönlich an die Leitung
der 'SASI' und erreichte dadurch tatsächlich eine Unterbindung der
Tätigkeit von Bühren, Sorg und Schreiber. Die Verhandlungen
wurden von Riedel und Biegel in Aussig/C.S.R. geführt und die Kosten
hierfür aus dem vorerwähnten Fond von 2000.-- RM bestritten,
der der Beschlagnahme entzogen worden war."(22) Der SASI dürfte
die Entscheidung gegen die Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler
um so leichter gefallen sein, als es nicht nur um Kompetenzen sondern
um weltanschauliche Grundpositionen ging.(23)
Offen bleibt, in welchem Umfang in Leipzig bestehende Gesinnungsgruppen
von Riedel und Genossen beeinflußt wurden, ob die Gruppe evtl. mehr
Mitglieder hatte als die im Mai bzw. Juli 1936 verhafteten sechs und ob
Verbindungen zur Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit bestanden.
Es ist anzunehmen, daß mit dem grössten Teil der Gruppen Kontakte
bestanden: Riedel war Trainer bei "Tura", Ranke ehemaliger Vereinsvorsitzender
des TSV Connewitz, Kreuzburg ehemals Redakteur der Arbeiter-Turn- und
Sportzeitung, Benedix betrieb eine Gymnastikschule für ehemalige
Arbeitersportler; außerdem bestanden eine große Zahl von persönlichen
Bekanntschaften aus Jahrzehnten gemeinsamer Tätigkeit. Einen Hinweis
darauf, daß Kontakte auf der Ebene der Organisationen zur KG bestanden,
gibt es nicht - wenn auch Georg Benedix persönliche Beziehungen zu
Sportlern aus dem kommunistischen Lager unterhielt(24), mit großer
Wahrscheinlichkeit lehnte es auch die Leipziger KG-Führung ab, mit
so hochrangigen sozialdemokratischen Arbeitersportfunktionären zusammenzuarbeiten
(Vgl. auch Abschnitt 4.3.3.).
Josef Schopp wurde am 12.05., die anderen in der 1.Julihälfte 1936
verhaftet. Die Festnahmen im Juli gingen auf Denunziation durch einen
V-Mann zurück; einige Indizien sprechen dafür, daß es
wiederum Fritz Pohle gewesen sein könnte.(25)
Durch weitere Forschungen wäre zu klären:
1. Wie groß war der wirkliche Umfang des sozialdemokratischen Arbeitersportwiderstandes
in Leipzig?
2. In den ehemaligen sozialdemokratischen Vereinen ist eine enge Verpflechtung
von Vorformen des Widerstandes und aktivem Widerstand zu bemerken. Welche
der beiden Komponenten war dominierend ?
3. Gab es ein seitens sozialdemokratischer Führungen gesteuertes
oder massenhaft spontan entstandenes "Hinein in die bürgerlichen
Vereine!" bzw. "Hinein in die KdF!"?
Trotz aller Unklarheiten über den Umfang des sozialdemokratischen
Arbeitersportwiderstandes scheint festzustehen, daß hier die Intensität
des Widerstandes nicht einen solchen Grad erreichte, wie allgemein in
kommunistischen Gruppen.
Anmerkungen:
(1) IML/ZPA, I 2/710/2.
(2) In der zweiten Hälfte 1934 wurde von exilsozialdemokratischer
Seite der Versuch unternommen, die alten Vereine mit der politischen Motivierung,
daß es jetzt nicht darauf ankomme, Sport zu treiben, sondern daß
aus besten Sportlern Gruppen auf militärischer Basis zu schaffen
seien, neu zu erfassen. Diese Orientierung, von der nicht geklärt
ist, von welcher Gruppierung des sozialdemokratischen Arbeitersports sie
ausging, möglicherweise aber von der Kampfgemeinschaft deutscher
Arbeitersportler (Aufbau eines illegalen Apparates auf Zellenbasis im
Reich), kam aufgrund der Ablehnung durch die Sportler selbst allerdings
nie zum Tragen. Vgl. ebenda.
(2a) Sportmuseum Leipzig, Ausstellung.
(3) Ebenda.
(4) Einziger ständiger Mitarbeiter Erich Rinners bei der Herausgabe
der "Deutschland-Berichte" der SOPADE 1934-1940.
(5) Heine ..., S. 34f.
(6) Weisenborn ..., S. 23.
(7) Vgl. StAL PP-S 371, Bl. 22ff.
(8) Vgl. StAL Strafanstalt Kleinmeusdorf 326 und 473.
(9) IML/ZPA PSt 3/483.
(10) Ebenda.
(11) Bernett, Die Zerschlagung ..., S. 368.
(12) Vgl. IML/ZPA PSt3/483.
(13) Vgl. Frohloff..., S.56, Gesprächsprotokolle Elfriede Volkert
und Rudolf Steyer.
(14) Vgl. IML/ZPA PSt 3/483.
(15) Vgl. Blecking ..., S. 59. Thamm wird von anderen Autoren nicht erwähnt.
(16) IML/ZPA PSt 3/483.
(17) Ebenda.
(18) Ebenda.
(19) Arbeiterkultur ..., S. 233f. (Quelle: BA R 58/314).
(20) Vgl. Blecking ..., S. 59.
(21) Nicht korrekt, höchstwahrscheinlich 1934.
(22) IML/ZPA PSt 3/483.
(23) Bühren, ehemaliger Bundestechniker des ATSB und Leiter der
technischen Kommission der SASI, gelangte nach 1933 zu revolutionären
Positionen. Da die Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler durch
die SASI nicht anerkannt wurde, legte er Mitte 1935 seine Funktionen bei
der SASI nieder und begab sich nach Moskau zur RSI. Vgl. Internationale
..., 1935, Nr. 7, S. 260f.
(24) So leitete er noch nach seiner Haftentlassung (wahrscheinlich 1937)
Turnstunden einer Gymnastikgruppe von TuB Großzschocher, die großenteils
aus Arbeitersportlern des kommunistischen Lagers (Fichte-West) bestand.
Vgl. Gesprächsprotokoll Rolf Lemser.
(25) Pohle war bis 1933 Angestellter in der Bundesschule des ATSB und
Vorsitzender des Vereins VfK Südwest Kleinzschocher, dessen Mitglieder
jetzt zum Teil im SV Tura spielten, deren Trainer wiederum Robert Riedel
war, und von diesem wußte die Politische Polizei schon vor seiner
Verhaftung, daß er des öfteren Reisen in die CSR unternahm.
4.3.3. Aktivitäten der
illegalen Leipziger Kampfgemeinschaft zur Herstellung der Einheitsfront
mit den sozialdemokratischen Sportlern
|
Generell waren die Einheitsfrontbestrebungen in der Zeit des Bestehens
der illegalen Leipziger KG-Organisation auf die Herstellung einer Einheitsfront
von unten gegen den Hitlerfaschismus und für die proletarische Revolution
gerichtet. Differenziert gestalteten sich allerdings Umfang und Intensität
der Bemühungen sowie deren Ergebnisse.
Nach dem Übergang in die Illegalität zeigten sich im Sommer
1933 intensive Bestrebungen, an die Mitgliedschaft der ehemaligen sozialdemokratisch
geführten Arbeitersportverbände heran und mit ihnen über
gemeinsame Aktionen zur Herstellung einer festen Einheitsfront zu kommen.
Den Verrat sowohl der sozialdemokratischen Partei- als auch der Sportführung
aufzeigend, wurde ihnen verdeutlicht, daß nur die KPD und die KG
eine tragfähige Alternative zu Faschismus und Imperialismus zu bieten
haben, und diese Alternative wäre die Diktatur des Proletariats (1)
(Vergleiche auch Abschnitt 4.5.). Daß diese Werbung an vielen Stellen
auf fruchtbaren Boden fiel, beweist die Meldung von "Rot-Sport"
im September 1933, daß sich in Schkeuditz bei Leipzig 150 Sportler
aus den sozialdemokratischen Vereinen zur Mitarbeit in antifaschistischen
Sportgruppen bereit erklärt haben.(2) Die Wirksamkeit der Propaganda
für die Einheitsfront wurde aber dadurch eingeschränkt, daß
a) schon in der legalen Zeit die KG über relativ wenig Kontakte zu
Funktionären der sozialreformistischen Sportorganisationen (auf die
es letztendlich ankam) verfügte;
b) die Mitgliedschaft der einzelnen Vereine nach dem Verbot zwar meist
noch die Verbindung untereinander hielt, dies aber in kleinen Gruppen,
dem Alter und der Sportart entsprechend, geschah;
c) nur ein geringer Prozentsatz zur aktiven illegalen Arbeit in Widerstandsgruppen
bereit war;
d) die Identifikation von Sturz des faschistischen Regimes und Errichtung
der Diktatur des Proletariats die Anzahl der potentiellen Einheitsfrontpartner,
insbesondere unter den Funktionären begrenzt haben dürfte.
Für den Zeitraum Herbst 1933-Juni 1934 läßt sich keine
konzentrierte Arbeit in Richtung Einheitsfront der Arbeitersportler nachweisen.
Die Bedingungen waren äußerst kompliziert: die Verbindung zur
KPD-Bezirksorganisation mußte erst wiederhergestellt werden, Verbindung
zur KG-Reichsleitung bestand erstmals wieder im Mai 1934. Die führenden
Genossen (Mank, Friedrich, Pfannschmidt, Schmidt) waren zwar illegal tätig,
lebten aber legal, d.h. sie durften innerhalb ihres sozialen Umfeldes
nicht auffallen. Ihre Tätigkeit richtete sich innerhalb dieses Zeitraumes
auf den Wiederaufbau und die Festigung der eigenen Organisation. Es darf
angenommen werden, daß unter diesen Bedingungen der bestehende Funktionärsapparat
mit der Wahrnehmung beider Aufgaben - Wiederaufbau und Einheitsfront überlastet
war.(3)
Konzentrierte Arbeit zur Gewinnung der sozialdemokratischen Anhängerschaft
im Arbeitersport ist ab Sommer 1934 nicht nur für die KG in Leipzig,
sondern auch für die KPD nachweisbar. So ist ein Radausflug in die
Dübener Heide unter Leitung von Kurt Schaffrath, Mitglied der illegalen
KPD-Bezirksleitung überliefert. Teilnehmer waren 15 Jugendliche,
"die sämtlich früher der SAJ, dem Arbeiter- Turn- und Sportbund
oder der Vereinigung 'Naturfreunde' angehört hatten". Von Schaffrath
wurde hier, neben der politischen Agitation, auch direkt für die
Beteiligung an der illegalen Arbeit der KPD geworben(4), also ohne den
"Umweg" über die KG zu gehen.
Walter Mickin als neuer Leiter der KG in Leipzig versuchte, in der zweiten
Jahreshälfte 1934 intensiv Kontakte zu 'bundestreuen' Sportlern herzustellen.
Bei einem Treff mit Karl Sliwanski, dem Verbindungsmann zur KG-Gruppe
in Liebertwolkwitz, im September 1934 "trug (er) ihm insbesondere
auf, seinen Bruder Joseph dazu anzuhalten, auch in Liebertwolkwitz, wie
er -Mickin- daß bereits in Leipzig erfolgreich versucht habe, Anschluss
an die sozialdemokratisch gesinnten bundestreuen Sportler zu suchen und
sie für eine Einheitsfront zu gewinnen."(5) Parallel zu diesen
Versuchen wurde im Oktober/November eine Streuzettel-Kampagne gestartet,
die die "bundestreuen" Sportler wahrscheinlich auf die KG aufmerksam
machen sollte.(6) (Vergleiche auch Abschnitt 4.5.) Mehr konnte von Handzetteln
wie "Her zu uns! Rot Sport!"(7) auch nicht erwartet werden.
Es muß aber unbedingt vermerkt werden, daß sich die Einheitsfrontbestrebungen
der KG auch in diesem Zeitraum noch nicht auf die Gesamtheit aller sozialdemokratischen
Arbeitersportler richteten. Ein Vermerk über die Trainertätigkeit
Robert Riedels bei Tura Leipzig - die Information konnte nur von Walter
Mickin stammen - im "Pressedienst Nr.16 der Kampfgem. für rote
Sporteinheit, Anfang November 1934" läßt erkennen, daß
sozialdemokratische Spitzenfunktionäre nicht in die Einheitsfrontkonzeption
einbezogen waren, gegenüber ihnen nach wie vor eine distanzierte
bis feindliche Haltung eingenommen wurde. So ist auch mit Sicherheit anzunehmen,
daß die Leipziger KG, unabhängig davon, ob sie Kenntnis von
ihr hatte oder nicht, keinen Kontakt zur Bundesschulgruppe aufnahm; zumal
auch die Tätigkeit dieser Gruppe als selbstverstandener Bundesvorstand
des ATSB und ihre Verbindung zur SASI keine Gewähr dafür bot,
daß sich die Arbeitersportbewegung mit ihnen unter die Führung
der KG bzw. KPD hätte stellen lassen (vgl. auch Abschnitt 4.3.1.).(7a)
Über Rudolf Friedrich bekam Walter Mickin im November 1934 Kontakt
zu den beiden jungen Arbeitern Erwin Höhle und Erich Sebastian. "Nachdem
Friedrich den Höhle mit W.Mickin in Verbindung gebracht und von diesem
erfahren hatte, daß W.Mickin mit Hilfe des Höhle größere
Gruppen der 'Bundestreuen' für die KG zu gewinnen hoffte, wurde Friedrich
von Mickin aufgefordert, bei Treffs mit Höhle in Fühlung zu
bleiben; W.Mickin beabsichtigte nämlich, die noch zu erfassenden
'bundestreuen' Gruppen in den damals von Friedrich bearbeiteten Bezirk
einzureihen.
Friedrich kam dann auch einige Male mit Höhle zusammen; dabei will
er jedoch mit Höhle den Fortgang der Angelegenheit 'Bundestreue Sportler
nicht erörtert haben, weil nämlich W.Mickin eines Tages gegenüber
Friedrich betonte, dieser solle die weitere Erledigung der Sache nur seine
-Mickins- Sorge sein lassen, er -Mickin- 'sei im besten Fahrwasser' und
Friedrich würde gegebenenfalls 'bloß etwas einreißen'
... Bei einem dieser Treffs sprach Friedrich sich mit Höhle über
jenen Pohle aus und äußerte Bedenken gegen dessen Zuverlässigkeit;
Höhle indessen erwiderte, Friedrich könne in dieser Richtung
unbesorgt sein, 'Pohle sei gut.'"(8) Durch Erich Sebastian bekam
Rudolf Friedrich "Verbindung mit Mitgliedern der SAJ, der KS (Kampfstaffel
der SPD) und mit ehemaligen bundestreuen Sportlern. Alle faßte er
nach harten und oft gefährlichen Diskussionen in einem der größten
Sportvereine in Kleinzschocher zusammen."(9)
Mit Fritz Pohle, ehemaliger Vorsitzender des ATSB-Vereins VfK Südwest
Kleinzschocher, der vorgab, viele Verbindungen zu Sportlern aus dem reformistischen
Lager herstellen zu können, wurden Anfang Januar 1935 Einheitsfrontverhandlungen
geführt. "Kommunistische und sozialdemokratische Sportler nahmen
eine Resolution an, in der sie sich die Aufgabe stellten, gemeinsam gegen
die Hitlerdiktatur zu kämpfen. Im einzelnen wurde festgelegt, antifaschistische
Fraktionen in den bestehenden Sportvereinen zu schaffen, gegen die Militarisierung
des Sports aufzutreten und alle antifaschistisch gesinnten Sportler zu
verpflichten, in den Betrieben Gruppen der freien Gewerkschaften aufzubauen."(10)
Der sich als Verbindungsmann zu den sozialdemokratischen Sportlergruppen
ausgebende Pohle war ein V-Mann der Leipziger Gestapo, der wahrscheinlich
schon in der Zeit der Weimarer Republik für die Politische Polizei
arbeitete. Es ist anzunehmen, daß er, nachdem sowohl im Reich als
auch in Leipzig in der zweiten Jahreshälfte 1934 eine Zunahme der
Aktivität der roten Sportler zu registrieren war, gezielt auf die
KG in Leipzig angesetzt wurde. Ein grober Fehler in der konspirativen
Arbeit - Walter Mickin händigte ihm, trotz eindringlicher Warnungen
Rudolf Friedrichs, wahrscheinlich um die 'Bundestreuen' von der Schlagkraft
der roten Sportorganisation zu überzeugen, am 08.01.1935 den Organisationsplan
aus - ebnete der Gestapo den Weg zur Aufrollung der KG in Leipzig und
führte auch zur Verhaftung des Bezirksleiters der KPD, Fiete Dettmann,
am 16.01.1935.(11)
Ein Bericht über die Herstellung der Einheitsfront zwischen kommunistischen
und sozialdemokratischen Sportlern, ursprünglich wahrscheinlich der
KPD-BL Leipzig oder Halle übergeben, fand Eingang in die von Walter
Ulbricht und Franz Dahlem 1935 in Prag herausgegebene und zur Einschleusung
nach Deutschland bestimmte Broschüre "Unser Kampf"(12):
"Arbeitersportler schaffen ihre Einheit
Mit den Sportfreunden besteht eine feste Verbindung. Sie haben 4 Betriebspositionen
(2 bei der Post und bei der Bahn). Die Sportfreunde (350 Mann) betätigen
sich sehr aktiv an der Verbreitung der 'RF' usw., geben auch eigenes Material
heraus, aber ihre Hauptaufgabe - die Arbeit in den faschistischen Sportverbänden
- wird von der Mehrheit der Freunde noch abgelehnt.
Jetzt haben wir mit den SP-Arbeitersportlern die früher schon begonnenen
Einheitsverhandlungen abgeschlossen. Der Landesvorstand der Roten Sportler
und das Bezirkskartell haben gemeinsam eine Entschließung angenommen,
die als Aufgaben stellt: Kampf gegen den Faschismus, gegen faschistischen
Militärsport, Schaffung einer gemeinsamen antifaschistischen Opposition
in den faschistischen Sportverbänden und Verpflichtung der antifaschistischen
Sportler, in den Betrieben beim Aufbau von freien Gewerkschaftsgruppen
zu helfen. Das SP-Kartell hat mit 20 Sportvereinen Verbindung. Zwei Mann
des Kartells traten in die Leitung des Einheitskomitees ein. Die SPD-Sportler
haben außerdem zugesagt, nächste Woche Verbindung mit SP-Gewerkschaftlern
zu schaffen. Diese sind bereit, mit uns die Gewerkschaften wieder zu errichten."(13)
Anmerkungen:
(1) Vgl. StAD ZW 34556, Bl. 19.
(2) Vgl. Wieczisk ..., S. 233.
(3) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 39.
(4) StAL PP-S 89, Bl. 76.
(5) StAD ZZw 13497, Bl. 23.
(6) Vgl. u.a. StAD ZW 36387, Bl. 8ff.
(7) StAD ZW 37449, Bl. 31.
(7a) Der Absatz fand 1988 keinen Eingang mehr in die Diplomarbeit.
Hier nachträglich eingefügt.
(8) StAD ZW 36429, Bl. 79f.
(9) Eva Arndt ..., S. 61.
(10) In der Revolution ..., S. 410.
(11) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 49 u. 82, HS DHfK, Betrifft den Gestapoagenten
Fritz Pohle.
(12) Vgl. StAD ZZw 13401, Bl. 19, Gesprächsprotokoll Walter Mickin.
(13) Unser Kampf ..., S. 20f.
4.4. Die Stellung der Leipziger
KG zum Eintritt in die Vereine des DRL
|
Wie schon in Abschnitt 3.1. dargestellt, wurde die von der Reichsleitung
in Vorbereitung des Überganges in die Illegalität ausgegebene
Losung "Hinein in die bürgerlichen Vereine!" in Leipzig nur
punktuell befolgt. Als Beispiel einer konsequenten und langfristigen Vorbereitung
kann nur der von Kurt Kresse (Freie Sportvereinigung Fichte-West e.V.) ins
Leben gerufene Tarnverein "Turnring" gelten.
Sicher sind nach der faschistischen Machtergreifung eine Anzahl von ehemaligen
KG-Sportlern Mitglied in einem Verein des faschistischen DRL geworden, wo
dies geschah, ist es aber eher sportlichem Interesse und Eigeninitiative
zuzuschreiben als der gezielten Anregung durch die illegale KG. So ist die
Einschleusung einzelner Sportgenossen oder gar einer kompletten Handballmannschaft
durch Rudolf Friedrich in den "Turnverein 1899" als die Ausnahme
und nicht als die Regel anzusehen.(1)
Sowohl Hans Mickinn (ab Mai 1934) als Reichsleiter der KG als auch Walter
Mickin als Leiter der Leipziger Organisation versuchten, die "alteingesessenen"
Leipziger KG-Funktionäre von der Notwendigkeit der Zersetzungsarbeit
in den faschistischen Organisationen zu überzeugen. Bei einem Treff
am Hochflutbecken im Herbst 1934 ließ sich "Kurt" (Hans
Mickinn) "von Friedrich und Pfannschmidt eingehend über den Stand
der KG in ihren Bezirken berichten, und schlug ihnen (zum wiederholten Male-T.K.)
vor, die noch vorhandenen Einheiten der KG in die Vereine des Reichsbundes
für Leibesübungen hineinzubringen; Friedrich und Pfannschmidt
wollen dies jedoch abgelehnt haben."(2) Walter Mickin bemühte
sich über den Parteiapparat auch um die Erfassung der in gleichgeschalteten
Vereinen untergekommenen Sportler, belegt ist dies z.B. für Wurzen,
konnte aber auch hier anscheinend wenig Erfolg verbuchen.(2a)
Die von Rudolf Friedrich geschaffene Verbindung zu sozialdemokratischen
Sportlern im "VfK West" unter Leitung von Erich Sebastian wurde
unter dem Aspekt der Einheitsfront der Arbeitersportler verfolgt, nicht
aber unter dem Aspekt der Zersetzungs- oder Massenarbeit in den faschistischen
Massenorganisationen.(3)
Die Ablehnung der Arbeit in den faschistischen Sportorganisationen durch
die Genossen der Leipziger KG dürfte auch wesentlich darauf zurückzuführen
sein, daß die Problemstellung des Eintritts oder Nichteintritts in
die faschistischen Massenorganisationen im Jahre 1934 sowohl in der KG als
auch in der KPD noch stark in der Diskussion waren.(4) Die Notwendigkeit
der Arbeit in den Massenorganisationen des Gegners wurde zwar schon Anfang
1933 bzw. Anfang 1934 betont, zeitlich später angesiedelte Quellen
und besonders die Protokolle der Brüsseler Parteikonferenz 1935 belegen
aber, daß es noch langwieriger Überzeugungsarbeit bedurfte, um
die Mehrheit der Genossen dafür zu gewinnen. Für die Leipziger
KG-Genossen kam noch erschwerend hinzu, daß die Verbindung zur Reichsleitung
der KG erst relativ spät (Mai 1934) hergestellt werden konnte. Dominierend
blieb also der Einfluß der KPD-BL auf die KG-Organisation; in der
KPD-Führung verlief dieser Umorientierungsprozess aber wesentlich langsamer
als in der KG-Reichsleitung.
Anmerkungen:
(1) Eva Arndt ..., S. 61.
(2) StAD ZW 36429, Bl. 47.
(2a) Vgl. IML/ZPA NJ 10399.
(3) Vgl. Eichhorn ..., S. 35f.
(4) Vgl. Gesprächsprotokoll Walter Mickin.
4.5. Die illegale Literaturherstellung
und -vertrieb durch die Leipziger KG
|
Die in ihrem Umfang beachtliche Herstellung und Verbreitung von illegalen
Zeitungen, Flugblättern und Handzetteln verfolgte zwei Ziele, die
politisch-ideologische Schulung der Mitglieder der Organisation - und
damit deren innere Festigung - sowie das Herankommen an die Kreise der
Sportler der ehemaligen sozialdemokratischen Vereine und die im DRL organisierten
Werktätigen zu fördern.
Während der erste Zweck als verwirklicht angesehen werden kann, mußte
die Reichsleitung der KG im August 1934 darauf hinweisen, daß es
überaus wichtig sei, "bei Abfassung der Materialien Flugblätter,
Streuzettel, bei der Formulierung unsere Teilforderungen, hervorzuheben,
daß die Arbeitersportler der KG diese Forderungen stellen. Unsere
Losungen befassen sich mit den Teilforderungen gegen zu hohe Belastungen,
zu hohe Beiträge und Passgebühren, für Herabsetzung der
zu hohe Benutzungsgebühren für sportliche Übungsstätten,
gegen die indirekte Massenbesteuerung der Sportler durch Erhebung von
Sonderbeiträgen, (Olympiadegroschen, kooperative Beiträge für
'Kraft durch Freude'), für das Mitbestimmungsrecht in den Vereinen,
für das Recht der freien sportlichen Betätigung, für Verbesserung
von sportlichen Anlagen, Herabsetzung von Melde- und Paßgebühren
usw. Für Freibäder und Ausflügler z.B. Kampf für die
Aufhebung von Eintrittsgelden, für Fahrpreisermäßigung
usw. (Die Unterstützung des Kampfes der politischen Organisation,
der KPD in besonderen Kampagnen ist für uns selbstverständlich
(Thälmann-Kampagne).). Aber auch hier ist es wichtig, daß unsere
Materialien das Gesicht der KG tragen."(1) Das ZK der KPD
schätzte ein, daß es sich "fast ausschließlich um
eine Vervielfältigung des von der Partei herausgegebenen Materials
handelte. Fragen, die die Mitglieder der faschistischen Sportverbände
beschäftigten, die Ursachen des Widerstandes in den faschistischen
Sportorganisationen, wurden entweder überhaupt nicht, oder nur ungenügend
behandelt."(2) Wie das überlieferte
illegale Schriftgut zeigt, war die Situation in Leipzig kaum anders.(3) Insbesondere
die Handzettel aus dem Herbst 1934 belegen eine große Unsicherheit
im propagandistischen Herankommen an Sportler außerhalb des kommunistischen
Lagers.
Die unter den Mitgliedern der illegalen KG in Leipzig kursierenden Materialien
waren unterschiedlicher Herkunft und Bestimmung, nachweisen lassen sich
Schriften der KPD, der KG, des KJVD und der SPD, wobei die Mehrzahl von
der KG selbst hergestellt und über ihre Organisation an die Mitglieder
gebracht wurden. Über die bestehenden engen Verbindungen zur KPD,
auch über Querverbindungen in unteren Ebenen, kamen auch KPD-Materialien
zur Verteilung. Das Auftreten von illegalen Schriften der SPD war sporadisch
und vor allem auf die persönlichen Bekanntschaften von KG-Mitgliedern
zurückzuführen. Materialien der KPD(O) und der SAP lassen sich
nicht nachweisen, es muß aber angenommen werden, daß einige
in verschiedene Gruppen einsickerten.
Im folgenden eine Aufstellung der zwischen März 1933 und 1935 in
der Leipziger KG kursierenden (und noch zu ermittelnden) illegalen Literatur(4):
Name |
Zeitraum
|
Herkunft
|
Auflage
|
Rundschreiben der Landesleitung Sachsen
der KG |
Anf. April 1933
|
KG (Sa.)
|
?
|
Unser Arbeitsprogramm für die nächsten Monate |
Juli/Aug. 1933
|
KG (Landesleitung Sa.)
|
nicht mehr vervielfältigt
|
Flugblätter gegen den Reichstagsbrandprozeß |
2. Hälfte 1933
|
KG (Vorwärts Leutzsch)
|
2.000
|
Jeden Monat ein Nazi-Gestapo-Mord |
Aug./Sept. 1934
|
KPD (Leipzig)
|
? (mind. 200)
|
Der Bolschewik
(4 Nummern) |
1934
|
KPD (von KG-Apparat gedruckt)
|
?
|
Aufruf an die Teilnehmer der Rad-WM in Leipzig |
Aug. 34
|
KG (Leipzig)
|
?
|
Junge Garde |
Aug. 34
|
KJVD
|
?
|
Der Sportberater |
2. Hälfte 1934
|
KG
|
10-15
|
Internationale Sportrundschau |
2. Hälfte 1934
|
KG (über KPD-Apparat)
|
13
|
Grüner Pressedienst (Deutschland-Bericht
der Sopade) |
2. Hälfte 1934
|
SPD
|
1
|
An alle werktätigen Sportler |
Sommer/ Herbst 1934
|
KG (Leipzig)
|
400
|
Luftschutzrummel-Kriegshetze |
Sept. 34
|
KG (Leipzig)
|
?
|
Der Gegenangriff |
Okt./Nov. 1934
|
KPD
|
?
|
8 verschiedene Streuzettel |
Okt./Nov. 1934
|
KG (Leipzig)
|
2.100
|
Mit Rot-Sport gegen Krieg und Faschismus
(Handzettel) |
Dez. 1934/Jan. 1935
|
KG (Leipzig)
|
300
|
Pressedienst der Kampfgemeinschaft für rote
Sporteinheit Nr.16, Anfang November 1934 |
Nov. 1934
|
KG (Reichsleitung)
|
?
|
Der freie Gewerkschafter |
Dez. 1934
|
KPD (von KG-Apparat gedruckt)
|
800-1.000
(400 für KG)
|
Der junge Bolschewik |
Dez. 1934
|
KPD (von KG-Apparat gedruckt)
|
400-500
|
Aufruf an die bundestreuen Sportler |
Jan. 1935
|
KG (Leipzig)
|
nicht mehr vervielfältigt
|
Flugblatt unbekannten Inhalts |
Jan. 1935
|
KG (Leipzig)
|
nicht mehr vervielfältigt
|
|
Von den ermittelten illegalen Materialien ist nur noch für einen geringen
Teil der Inhalt genauer bestimmbar. Die folgende Aufstellung bleibt daher
fragmentarisch, versucht aber, alle noch auffindbaren Inhaltsteile zu erfassen:
|
"Rot-Sport" (2 .illegale Nr.), erste Märzhälfte
1933: Inhalt der Zeitung war die Einschätzung der Wahlen
zum Reichstag vom 05.03.1933.(5)
Erstes illegales Rundschreiben der Landesleitung Sachsen der
KG, Anfang April 1933: Das Material behandelt Fragen der weiteren
illegalen Tätigkeit der KG. Es komme auf eine "Fortführung
der Organisation als Kampforganisation" an. Nächstes Ziel
sei es, die Widerstandsbewegung zu organisieren und sich auf das
revolutionäre Ziel einzustellen. Die Landesleitung wandte sich
gegen den Übertritt in bürgerliche Vereine und orientierte
auf den Zusammenhalt der Organisation unter Anlehnung an die legale
Organisationsstruktur. Die gegebene Einschätzung der politischen
Lage zeugt von Illusionen hinsichtlich der Dauer des Faschismus
als auch der Stärke der möglichen Repression. Für
die nähere Zukunft wird das Erscheinen einer legalen Sportzeitung
angekündigt.(4a)
Rundschreiben der Landesleitung Sachsen der KG, 2. Maiwoche
1933: "Unser Visier ist klar gerichtet, Sturz des Faschismus!
Aufrichtung der sozialistischen Räterepublik Deutschlands!
Kampfbündnis mit der Sowjet-Union! Für die proletarische
Diktatur! Vernichtung der Bourgeoisie und der kapitalistischen Wirtschaft
für unser Ziel, für den Sozialisismus!"(6)
"Roter Sachsensport" Nr. 14, 24.06.1933: "Es
werden genaue Anweisungen gegeben, wie die Organisation der Roten
Sportler wieder aufzubauen ist mit dem Ziel, die Voraussetzungen
für den gewaltsamen Sturz der Staatsgewalt und zur Errichtung
der kommunistischen Diktatur zu schaffen. Auch die Mittel des Kampfes
werden angegeben, Streik und Zersetzung aller nationalen Kreise."(7)
"Roter Sachsensport", Juni 1933 (evtl. auch Nr. 14):
"Wir sagen Euch (den sozialdemokratischen Sportlern - T.K.)
diese Schandtaten von Euren Fürern nicht erst seit heute, sondern
es war und bleibt das Verdienst der Opposition, das Verdienst der
roten Sportler, daß sie von jeher die Rolle dieser Lakaien
in der richtigen Weise gekennzeichnet haben. Noch ist es nicht zu
spät. Deshalb nehmen wir an, daß gerade diese Vorgänge
ein Anlaß sind für die große Mehrheit der Bundessportler,
nicht fallen zu lassen die Ziele der Klassensportbewegung in Deutschland,
sondern sich für die Verwirklichung dieser Klassensportziele
einzusetzen. Unter Führung der Kampfgemeinschaft für Rote
Sporteinheit, die im engsten Bündnis mit der kommunistischen
Partei, mit dem Weltproletariat, mit unseren Brüdern aus der
Sowjetunion, die Errichtung eines Sowjetdeutschlands und damit die
Zerschlagung des dritten Reichs ... Diese innerpolitischen Schwierigkeit
der Regierung gilt es auszunutzen durch die Herstellung der Einheitsfront
zu den Werktätigen, den Kleingewerbetreibenden und kleinbürgerlichen
Schichten, die eben durch den faschistischen Machtapparat immer
mehr verproletarisiert werden, daher gewonnen werden müssen
für den proletarischen Ausweg, für den Klassenkampf, für
den Sturz der faschistischen Diktatur."
"Schart Euch um die einzige revolutionäre Führerin
der Arbeiterklasse, zum Sturze der faschistischen Diktatur, zur
Diktatur des Proletariats! Es lebe die dritte Internationale! Es
lebe die kommunistische Partei Deutschlands!"(8)
Rundschreiben der Landesleitung Sachsen der KG, Anfang Juli
1933: "Erst durch die revolutionäre Bewegung kann
der Sturz der kapitalistischen Gesellschaftsordnung herbeigführt
werden ... Diese Momente erleichtern es den revolutionären
Sportlern ungemein, um ihre Forderungen zu kämpfen, welche
in der Wiedererlangung der sporttreibenden Basis den Sturz der faschistischen
Diktatur und damit der Errichtung eines freien sozialistischen Rätedeutschlands
bestehen."(10)
"Jeden Monat einen Nazi-Gestapo-Mord", August/September
1934:
- Die Abstimmung am 19.August in Leipzig ist mit über 60% Neinstimmen
eine deutliche Absage an das "blutige faschistische System"
gewesen.
- Die "braunen Bonzen" haben nach den Wahlfälschungen
der Kreisleitung der Nazis "hunderte frühere sozialdemokratische
und kommunistische Arbeiter aus Angst vor Rache" verhaften
lassen.
- Von diesen sind zwei Funktionäre der SPD und der KPD "von
der Gestapo heimtückisch ermordet" worden, was in der
Öffentlichkeit wahrheitswidrig als "Selbstmorde durch
Erhängen" bezeichnet wurde.
- Man muß dieser Toten gedenken und sofort "die feste
Einheitsfront aller Antifaschisten durch Wiedererrichtung der freien
Gewerkschaften" organisieren.
- "Bildet sofort illegale freie Gewerkschaftsgruppen in jedem
Betrieb ... Jeder Kampf im Betrieb ist ein Schlag gegen das Blutregime
Hitlers. Stürzt unter Führung der kommunistischen Partei
das braune Mordsystem Hitlers"
"KPD, Bezirk Leipzig"(11)

Serie von Streuzetteln, Oktober/November 1934:
- "Vereint schlagen wir den Faschismus!
Sportler aus dem Bund: Wir reichen euch die
Hand zum gemeinsamen Kampf.
Rot Sport"
- "Sportjugend: Laßt euch nicht in die
Hitlerjugend zwängen!!!
Verhindert jede Militarisierung des
Sportes.
Her zu Rot-Sport."
- "Her zu Rot-Sport."
- "Her zu uns!
Rot-Sport."
- "Mit Rot-Sport gegen Krieg und Faschismus"
- "Rot Sport ruft:
Hinweg mit den Kriegsprovokateuren, in allen
Ländern, Mord an Barthou = Mord von Sara-
jevo. Nur die proletarische Revolution
verhindert Krieg."
- "Sowjets überall.
7.November der Jahrestag der russischen Revo-
lution. Werktätige Deutschlands schließt
euch zusammen in der Aktionseinheit
gegen Krieg und Faschismus.
Rot Sport."
- "Das ist Hitler-Deutschland.
... Die Mörder Barthous und König Alexan-
ders lebten seit 2 Jahren in München und
standen mit Alfred Rosenberg in Verbindung.
Der Mord war eine neue Kriegsprovokation.
Durch diese Tat wollte der deutsche Faschismus
eine Einigung der Balkanstaaten mit Frank-
reich und Italien verhindern, um sich dadurch
vor einer weiteren Isolierung zu schützen.
Mord - Brandstiftung - Betrug, das sind
die Arbeitsmethoden des deutschen Faschis-
mus.
4500 der besten Söhne der Arbeiterklasse
wurden ermordet. Hunderttausende in den
Gefängnissen gefoltert. Weg mit dieser Regierung.
Her mit der Arbeiter- und Bauernregierung.
Rot-Sport ruft zum Kampfe." (13)
"Pressedienst Nr.16. Der K.G. f.r.Sp. Anfang November 1934":
Das neunseitige Informations- und Anleitungsmaterial der Reichsleitung
der KG behandelt die Erhöhung von Turn- und Schwimmhallengebühren,
die Formen und Methoden dagegen innerhalb der Vereine des DRL, die
Militarisierung des Sportes, die faschistische Olympiavorbereitung,
das Ideal der "deutschen Frau und Mutter", Zersetzungserscheinungen
in der SA, die Presse der Kampfgemeinschaft im Reich u.a. Die Bewertung
der Tätigkeit Robert Riedels als Fussballtrainer bei "Tura"
Leipzig läßt erkennen, daß in der Reichsleitung
der KG auch zu diesem Zeitpunkt noch eine distanzierte bis feindliche
Haltung gegenüber ehemaligen hohen sozialdemokratischen Arbeitersportfunktionären
die Auseinandersetzung mit ihnen bestimmte.(14)
|
Anmerkungen:
(1) IML/ZPA I 2/710/2.
(2) Ebenda.
(3) Vondieser Wertung wäre vielleicht das Flugblatt "Letzte
Anweisungen zum Deutschen Turnfest" vom Juli 1933 auszunehmen.
(4) Quellen dieser Aufstellung: Eva Arndt ..., Eichhorn ..., Wieczisk
..., Gesprächsprotokoll Werner Kresse, HS DHfK, Protokoll über
die Tagung ..., IML/ZPA I 2/710/2, PSt 3/433, St 3/885, Mus.L. 155, StAD
ZW 34556, 36163, 36290, 36387, 36429, 37449, ZZw 9267, 13497, StAL Landgericht
Leipzig 5408, PP-V 3429, PP-S 520, 4672, ZStAP Film 4867, Sportmuseum
Leipzig, Archiv-Nr. D 2152.
(4a) Vgl. Sportmuseum Leipzig, Archiv-Nr. D 2152.
(5) HS DHfK, Protokoll über die Tagung ..., S. 13.
(6) StAD ZW 34556, Bl. 18.
(7) StAL Landgericht 5408.
(8) StAD ZW 34556, Bl. 19.
(9) Wieczisk ..., S. 185ff.
(10) StAD ZW 34556, Bl. 19.
(11) StAD ZZw 9267, Bl. 20.
(12) Mus.L. 155.
(13) StAD ZW 37449, Bl. 31f.
(14) Original in der Bibliothek des IML, Kopie im Sportmuseum Leipzig.
4.6. Das Zusammenwirken von
Kampfgemeinschaft und KPD in Leipzig
|
Ab Herbst 1933 ist ein enges Zusammenwirken von KPD und KG in Leipzig
festzustellen. Die nach den Verhaftungen vom August 1933 gerissenen Verbindungen
- u.a. veranstaltete die KPD Anfang Juli 1933 in einem Zeltlager bei Eilenburg
eine Schulung für Funktionäre der Massenorganisationen, an der
auch Genossen der KG teilnahmen(1) - wurden von Herbert Mank wiederhergestellt.
Er und auch sein Nachfolger Walter Mickin trafen sich regelmäßig
mit dem "Massenmenschen" der KPD, anfangs Rudolf Henning, später
Fritz Walter Siemon. Inhalt der Gespräche waren der Austausch von
Informationen, Erörterung von Problemen der Organisationsentwicklung,
Übernahme von Literatur. Zur Beratung spezieller Probleme wurde auch
der Org.-Leiter der KPD-BL, Philippi, hinzugezogen. Über den Anlaufpunkt
Bäckereifiliale Kerbler-Polz (Asterstr. 1) wurde der Austausch von
Druckmaterialien organisiert.(2)
Versuche der Liquidation von KG-Gruppen bzw. ihrer Einverleibung in die
KPD-Organisation wie in Großzschocher(3) dürften die Ausnahme
gewesen sein und lagen keinesfalls auf der Linie der KPD-BL. Allerdings
gingen von der KPD-BL eigenständige Bemühungen zur Gewinnung
v.a. des jugendlichen Teils der Arbeitersportler des sozialdemokratischen
Lagers aus. An den von Kurt Schaffrath organisierten Zusammenkünften
nahmen auch Jungsportler aus den Reihen der KG teil.(4)
In der zweiten Hälfte 1934 intensivierten sich die Beziehungen KPD-KG
mit einer Tendenz zum Zusammenwachsen beider Apparate von oben her. Walter
Mickin hatte Kontakt mit der KPD-Oberberaterin "Hertha" (Maria
Krollmann)(5) und konnte seinerseits wieder den Genossen der KPD helfen,
gerissene Verbindungen über den Sportapparat wiederherzustellen.
Besonders nach der Aufrollung der KPD-BL im Herbst 1934 wuchs Walter Mickin
regelrecht in die neue KPD-BL unter Fiete Dettmann hinein (ein "Massenmensch"
wurde nicht mehr eingesetzt, Fiete Dettmann hielt direkten Kontakt mit
Mickin). Über Genossen der Parteileitungen versuchte Walter Mickin,
an ehemals in der KG organisierte Arbeitersportler heranzukommen, im Falle
des UB Wurzen über den Literatur-Obmann Adolf Seiffert.(6) Der Apparat
der KG realisierte den Vertrieb von illegalen Schriften nach Lützen
zur KPD-Gruppe Leipzig Osten Landgebiet (Fritz Willnow).(7) Die KPD versuchte,
durch Nutzung von Verbindungen der KG weitere Betriebszellen aufzubauen.(8)
Die Genossen der KG-Leitung in Leipzig waren nach der Verhaftungswelle
des Herbstes 1934 wesentlich am Neuaufbau einer funktionsfähigen
KPD-Leitung beteiligt, indem sie Fiete Dettmann geeignete Genossen zuführten,
so z.B. den Literaturobmann der KPD-BL Karl Enders und den im Literaturvertrieb
der KPD mitarbeitenden Werner Dreiße.(9) Da nach der Zerschlagung
der KPD-BL im Herbst 1934 der Partei keine ausreichende Vervielfältigungsmöglichkeit
zur Verfügung stand, übernahmen die Genossen der KG die Herstellung
von Materialien für die KPD, im Dezember 1934 des "Freien Gewerkschafters"
und des "Jungen Bolschewiken".(10)
Die enge Zusammenarbeit von KPD und KG führte allerdings auch, nach
konspirativen Fehlern in der KG, zur Verhaftung Fiete Dettmanns.(11)
Auch in Halle bestanden enge Verbindungen Walter Mickins zu Mia Herm als
auch zum Oberberater der KG Albert Kaiser.(12)
Neben der Zusammenarbeit der Leitungen beider Organisationen sind auch
einzelne Verbindungen und Mitgliedschaften von KG-Mitgliedern zu bzw.
in KPD-Zellen nachweisbar. Die Gefährdung, die diese "Querverbindungen"
boten, wurde m.E. durch ihre Nützlichkeit bei der Knüpfung von
neuen und der Wiederherstellung von alten Verbindungen mehr als aufgewogen.
Die Aufrollung der KPD-Organisation führte auch nicht, wie aufgrund
der Anzahl der Kontakte anzunehmen gewesen wäre, zu Einbrüchen
in die KG-Organisation. Andererseits war aber gerade die KG eine wesentliche
Hilfe beim Wiederaufbau der KPD. Die Gefahr dieser "Querverbindungen"
bzw. Vielzahl von Kontakten lag in ihrer Praktizierung auch und vor allem
auf der Ebene der Leitungen. Wie die Entwicklung bewies, mußten
Fehler in der Absicherung sich hier wesentlich verhängnisvoller auswirken,
als in den Fünfergruppen an der Basis der Organisation.
Indizien weisen darauf hin, daß sich der KJVD auch besonders um
Gruppen von Jugendlichen, v.a. ehemalige Angehörige von KJVD, SAJ,
KG und reformistischen Sportverbänden, bemühte, ohne sich als
KJVD zu erkennen zu geben. Ein solches Hineinwirken gab es z.B. in die
zum großen Teil ehemals "Fichte-West" angehörenden
und aus dem "Turnring" hervorgegangenen Gruppen von jugendlichen
Arbeitersportlern bei TuB Großzschocher (über Herrmann Axen).(13)
Anmerkungen:
(1) Vgl. In der Revolution ..., S. 384.
(2) Vgl. IML/ZPA NJ 11858.
(3) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 73.
(4) Vgl. Gesprächsprotokoll Rolf Lemser.
(5) Vgl. StAD ZZw 13401, Bl. 19.
(6) Vgl. IML/ZPA NJ 10399.
(7) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 76.
(8) Vgl. ebenda, Bl. 83.
(9) Vgl. StAD ZW 36290, Bl. 23 u. 39.
(10) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 100ff.
(11) Vgl. ebenda, Bl. 82.
(12) Vgl. Gesprächsprotokoll Walter Mickin.
(13) Vgl. Gesprächsprotokoll Werner Kresse.
4.7. Widerstand von Arbeitersportlern
in kommunistischen Gruppen außerhalb der KG
|
Von 274 durch den Verfasser namentlich ermittelten Arbeitersportlern
im Widerstand der Jahre 1933-35 (Stadt Leipzig und infrastrukturelles
Umland) arbeiteten 108 für die KG, 104 für die KPD, 22 für
den KJVD, einer für die KPD(O), sieben für die Rote Hilfe, einer
für die RGO, vier für die SPD, sieben für den ATSB, 16
bildeten eine Naturfreunde-Gruppe. Ihrer Herkunft nach kamen 39 aus reformistischen
Sportorganisationen, wobei der ATSB naturgemäß mit 31 am stärksten
vertreten war. Zwei bzw. ein Sportler gehörten bürgerlichen
und Werksportvereinen an. Demgegenüber ließ sich für 192
Sportler eine KG-Mitgliedschaft 1932/33 ermitteln. Unter den 274 Erfaßten
waren insgesamt nur 14 Frauen.
Wenn diese Zahlen auch weder vollständig noch umfassend sind, lassen
sich doch Tendenzen ablesen:
1. Die erdrückende Mehrheit (89%) war für kommunistische Organisationen
tätig.
2. Die zahlreichen Doppelmitgliedschaften der legalen Zeit führten
in der Illegalität zu einer annähernd paritätischen Aufspaltung
der Kräfte zwischen KG und KPD; eine Tatsache, die unter der Existenz
zweier selbständiger illegaler Apparate die Kampfkraft der kommunistischen
Bewegung insgesamt herabsetzte.
3. Die geringen Anteile sozialdemokratischer Sportler könnten sowohl
darauf hindeuten, daß es einen unter einer einheitlichen Führung
und Konzeption stehenden sozialdemokratischen Arbeitersportwiderstand
nicht gegeben hat, als auch darauf, daß, basierend auf der im Abschnitt
4.3.2. dargestellten Widerstandskonzeption, Sozialdemokraten im Widerstand
dem faschistischen Repressionsapparat weniger Angriffsfläche boten.
Eine genaue Gewichtung beider Aspekte steht noch aus und ist auch dem
Verfasser allein unter Auswertung des vorliegenden Quellenmaterials nicht
möglich.
Als zweifelsohne bedeutendste Gruppe von Leipziger Arbeitersportlern im
antifaschistischen Widerstand ist die KPD-Bezirksleitung des Jahres 1934
anzusehen. Acht ihrer Mitglieder (Biedermann, Birkner, Hutschenreuter,
Patzschke, Paul, Schaffrath, Siegmeier, Vollrath) waren vor der faschistischen
Machtergreifung Mitglieder bzw. Funktionäre der KG oder der Naturfreunde
(Schaffrath).(1)
In kleineren Orten ergab sich aufgrund des geringen Potentials an Mitgliedern
und Funktionären sowie aus Gründen der Aufrechterhaltung von
Verbindungen die Notwendigkeit, stärker mit der KPD zusammenzuarbeiten,
als dies in der Stadt Leipzig der Fall war. So existierte in Wurzen eine
Sportlergruppe, die sich von vornherein der KPD anschloß.(2) In
Liebertwolkwitz existierten zwar sowohl eine KPD- als auch eine KG-Ortsgruppe,
die Grenze zwischen beiden war aber fließend, die Zusammenarbeit
äußerst eng.(3)
Der größte Teil der ehemaligen KG-Mitglieder, die illegal für
die KPD arbeiteten, tat dies, ohne noch eine Verbindung zur KG zu besitzen.
Die Gestapo mußte 1935 konstatieren, "daß ein großer
Teil ehemaliger Fichte-Mitglieder (gemeint ist die KG, viele Vereine führten
'Fichte' im Namen - T.K.) heute als illegale Kommunisten tätig ist."(4)
Auch die Prozeßakten der Verhandlungen vor dem Oberlandesgericht
Dresden belegen, daß ehemalige Rotsportler in allen Stadtteilen
Leipzigs maßgeblich in KPD-Widerstandsgruppen mitarbeiteten.
Ein früherer Gestapo-Bericht vom November 1934 meldete, daß
"in der letzten Zeit sehr viel Anhänger des ehemaligen K.J.V.D.
festgenommen worden (sind). Ein Teil der Festgenommenen waren ehemalige
Mitglieder des aufgelösten Touristenvereins 'Naturfreunde'."(5)
Bei diesen "Naturfreunden" müßte es sich um ehemalige
SAJ-Mitglieder gehandelt haben, die sich jetzt dem illegalen KJVD angeschlossen
hatten.
Die Jugendgruppe der Naturfreunde-Ortsgruppe, vor 1933 stark unter KPD(O)-Einfluß
(1932 40-60 Mitglieder), arbeitete in einer Stärke von ca. 16 Mitgliedern
bis zur Verhaftung im November/Dezember 1935 weiter. Lose Kontakte dieser
Gruppe bestanden zu KPD, KPD(O) (von beiden illegales Material) und KJVD.(6)
Anmerkungen:
(1) Vgl. IML/ZPA NJ 11858 und StAL PP-S 89.
(2) Vgl. IML/ZPA NJ 10399.
(3) Vgl. StAD ZW 36429, ZZw 9267 und 13497.
(4) IML/ZPA PSt 3/482.
(5) StdAL Kapitel 35 Nr. 1855.
(6) Vgl. schriftliche Auskunft Rudolf Wunderlich und StAL PP-S 6651 u.
6651/1.
5. Die
Sporthistoriographie der BRD in den 80er Jahren über den antifaschistischen
Widerstandskampf der Kampfgemeinschaft
für rote Sporteinheit (1)
|
Äußerungen über den antifaschistischen Widerstandskampf
der roten Sportler sind in der BRD-Sportgeschichtsschreibung der 80er
Jahre spärlich gesät. Wenn auch die KG am Rande der traditionellen
Themen "Zerschlagung der Arbeitersportbewegung" und "Genesis
des faschistischen Sports" in der Regel nicht mehr ausgespart wird,
fehlt doch eine geschlossene Darstellung zu diesem Thema.
Nachdem die Altnazis Diem und von Mengden 1980 ein letztes Mal Nazizeit-Erinnerungen
ventilierten, beteuerten, daß alles gar nicht so schlimm, von Tschammer
und Osten ein "Alleintäter" gewesen sei und schließlich
das Unverständnis der heutigen Zeitgenossen beklagten, scheint diese
"Farbe" aus dem Spektrum der bundesdeutschen Sportgeschichtsschreibung
verschwunden zu sein. Was nicht heißt, daß alle Zeichen jener
Zeit getilgt sind, wo man "als Kommunist abgestempelt wurde, wenn
man sich kritisch zum NS-Sport äußerte" (Arnd Krüger).(2)
Von offenem Antikommunismus geprägte Stimmen, wie die von Nicklaus,
in der Tradition von Timmermann (1969) und Ueberhorst (1973) stehend (Moskauhörigkeit
und ständig zunehmende Isolierung von KPD und KG), sind seltene Einzelfälle.
Antikommunistische Vorbehalte äußern sich jetzt vielmehr darin,
daß der antifaschistische Widerstand der KG keine Erwähnung
findet, bzw. ihr die gleiche kapitulantenhafte Haltung unterstellt wird,
wie sie der sozialreformistischen Sportführung eigen war. So z.B.
Joch (1982): "Auffallend ist jedoch, daß es einen geschlossenen
Widerstand der Arbeitersportler nicht gegeben hat, obwohl ihr Schicksal
vorhersehbar gewesen war."(3) Gegenüber dieser Haltung weiter
abgeschwächte Vorbehalte finden sich in der unkritischen Übernahme
von Gestapo-Berichten oder auch Erlebnisberichten ehemaliger Arbeitersportler
(Bernett, Die Zerschlagung..., 1983).(4)
Bemerkenswert erscheint die Zunahme von Äußerungen, die, orientiert
an sozialgeschichtlichen Auffassungen, um eine korrekte Bewertung der
KG bemüht sind. Nitsch (1985) z.B. stellt - obwohl er, wie die meisten
anderen auch, sich fast ausschließlich auf den ATSB konzentriert
und somit Gefahr läuft, die kleineren Verbände (KG, ARKB, AAB,
"Naturfreunde" u.a.) "unter den Tisch fallen zu lassen"-
heraus, daß die KG "sich das bleibende Verdienst erworben hat,
dem Faschismus den unterschiedendsten Widerstand entgegengesetzt zu haben,
während man anderen Orts noch glaubte, sich mit der neuen Bewegung
arrangieren zu müssen, um die eigene Organisation zu retten."(5)
Von einer deutlich distanzierten Position aus bemüht sich Blecking
(1983) um Verständnis des kommunistischen Sportwiderstandes: "Neben
der Unfähigkeit, die Organisation rechtzeitig zu dezentralisieren
- wie in der illegalen KPD blieb die Einführung des Instrukteurs-
und Zellenprinzips deklamatorisch - lag ein Grund für den hohen Preis,
den die KG im Widerstand zahlte, in der falschen politischen Prämisse
der kurzen Dauer der nationalsozialistischen Herrschaft und des beginnenden
revolutionären Aufschwungs, der eine intakte, intensiv arbeitende
Organisation erfordern würde."(6) In der Perspektive dürften
von den in einer Vielzahl vorgenommenen regionalen und lokalen Untersuchungen
Konkretisierungen und Akzentverschiebungen des Bildes von der KG im Widerstand
zu erwarten sein.(7)
Allgemein kann eingeschätzt werden, daß in den 80er Jahren
in der BRD eine Reihe von Sporthistorikern zu Wort kamen, die über
umfassendere Detailkenntnis eine differenziertere Bewertung des antifaschistischen
Widerstandes der KG anstreben.
Anmerkungen:
(1) Dieser Abschnitt kann keinerlei Anspruch auf repräsentative
Widerspiegelung und Bewertung der BRD-Sportgeschichtsschreibung erheben;
nicht zuletzt deshalb, weil weder Deutsche Bücherei noch die Zentralbibliothek
Körperkultur und Sport in der DHfK in der Lage waren, elf weiterhin
benötigte Publikationen zur Benutzung bereitzustellen, darunter den
von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebenen Protokollband "Traditionen
und Werte der Arbeitersportbewegung in Deutschland" (Bonn 1983) (während
des gesamten Zeitraums der Erarbeitung der Diplomarbeit "Beim Buchbinder").
(2) VII Internationaler ..., S. 775.
(3) Geschichte der Leibesübungen ..., S. 723.
(4) Vgl. Bernett, Die Zerschlagung ..., S. 371, Nicklaus ..., S. 18.
(5) 90 Jahre ..., S. 40, vgl. auch S. 132ff.
(6) Blecking ..., S. 59.
(7) Vgl. Beck ...
Im Zweimonatsbericht Juli/August 1934 der Gestapo für das gesamte
Reichsgebiet werden die einzelnen Dienststellen auf die weiter bestehende
illegale Tätigkeit der Gruppen roter Sportler verwiesen: "In
vielen Reichsgebieten ist die Beobachtung gemacht worden, daß die
ehem. Arbeitersportler wieder aus den Sportvereinen mit nationalsozialistischer
Führung austreten und versuchen neue sogenannte wilde Sportvereine
zu bilden. ... In anderen Fällen versuchen die ehem. Mitglieder der
Kampfgemeinschaft in bürgerlichen und gleichgeschalteten Vereinen
besondere Gruppen zu bilden, um dann gut getarnt die übrigen Mitglieder
des Vereins in kommunistischem Sinne zu beeinflußen.
Besonderes Augenmerk verdienen auch die sogenannten wilden Wanderergruppen,
die sich aus früheren Anhängern und Mitgliedern der KPD zusammensetzen.
Diese Gruppen haben ihren organisatorischen Zusammenhalt wieder hergestellt
und nehmen auf ihren Wanderungen die Verbindung zu den früheren KPD-Ortsgruppen
auf dem Lande auf ...
Endlich werden auch einige Fälle gemeldet, in denen neue Gruppen
der Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit gebildet worden sind.
Es ist also eine zunehmende Aktivität der roten Sportler festzustellen,
die aufmerksam verfolgt werden muß. Eine propagandistische Tätigkeit
durch Verbreitung von Flugblättern und Druckschriften ist in jüngster
Zeit nicht besonders in Erscheinung getreten."(1) Demgegenüber
konnte sich die Gestapo Leipzig schon im Juni 1935 brüsten, "daß
durch die durchgreifenden Maßnahmen der politischen Polizei Leipzig
gegen die illegale KPD und deren Unter- bezw. Massenorganisationen von
einer aktiven illegalen Betätigung sowie einer Verbreitung von illegalen
Hetz- und Flugschriftenmaterial im Bezirk Leipzig schon seit Monaten nichts
mehr wahrgenommen worden ist."(2) Auch der Lagebericht für November/Dezember
1935 vermerkt lakonisch: "Wesentliche Betätigung der marxistischen
Gruppen konnte nicht festgestellt werden."(3) Der Gestapo war es
gelungen, alle Organisationen des kommunistischen Widerstandes zu zerschlagen
oder außerordentlich zu schwächen, so daß sich ein grundlegender
Neuaufbau erforderlich machte. Mit diesem Neuaufbau verband sich ein Wechsel
in den Organisations- und Kampfformen, der, als grundlegendes Erfordernis
im täglichen Kampfe erwachsen, auf dem VII. Weltkongress der KI als
"Taktik des Trojanischen Pferdes" definiert wurde. Auch auf
diese neuen Kampf- und Organisationsformen wird zurückzuführen
sein, daß der Gestapo vorerst keine neuen Erfolgsmeldungen möglich
waren.
Spätestens ab Frühjahr 1935 gab es in Leipzig keine KG-Organisation
mehr. Ein Teil jener Sportler, die der Verhaftung entgehen konnten, und
jener, die nach und nach wieder aus dem Zuchthaus kamen, schlossen sich
der neugebildeten KPD-Organisation an. Eine Reihe von Beispielen belegen
die umfangreiche illegale Tätigkeit von ehemaligen KG-Sportlern für
die KPD auch nach 1935. So gelangte 1936 zentrales Druckschriftenmaterial
durch einen Kurier aus der Leipziger Gegend an ehemalige KG-Sportler in
Gräfenhainichen.(4) Eine von Kurt Gittel um 1940 aufgebaute Widerstandsgruppe
vereinigte ehemalige Jungkommunisten und KG-Mitglieder.(5) Nachdem mit
der Verhaftung von Kurt Gittel im Juni 1941 die Verbindung der Leipziger
Parteiorganisation zur Uhrig-Gruppe in Berlin abgerissen war, konnte Bruno
Plache diese über Ernst Grube wiederherstellen.(6) Am bedeutendsten
ist in dieser Beziehung die Mitarbeit von ehemaligen KG-Sportlern an verantwortlichen
Stellen in der Schumann-Engert-Kresse-Gruppe.(7) Auch im Zuchthaus Waldheim
kam es im Mai 1935 (noch vor den Prozessen!) zu einer Sitzung der verhafteten
Führung der illegalen Leipziger KG-Organisation (Mickin, Friedrich,
Pfannschmidt, Hellriegel u.a.).(8)
Mehr Aufmerksamkeit sollte in Zukunft durch die Forschung den KdF-Sportgruppen
gewidmet werden. Hier sollten sich Sportler der ehemaligen Arbeitersportverbände
sammeln, die dem faschistischen Sportbetrieb ablehnend gegenüberstanden
und in den KdF-Sportgruppen eine Organisationsform vorfanden, die eine
relative Autonomie gegenüber faschistischer Kontrolle und Steuerung
erlaubte. Eine Haltung wie "Wir beteiligten uns nach längerer
Zeit in der Betriebs-Sportvereinigung um nicht ganz zu zerfallen..."(9)
könnte charakteristisch gewesen sein. Durch Verbesserungen der materiellen
Basis - u.a. kaufte der Sportverein des Mitteldeutschen Braunkohlensyndikats
1937 das gesamte Vermögen des ehemaligen ATSB-Vereins TSV Vorwärts
Eutritzsch auf - gelang es der KdF-Organisation auch, die Attraktivität
des Sporttreibens in ihren Kursen zu erhöhen. 1941 existierten in
Leipzig ca. 132 "Betriebssportgemeinschaften". Demgegenüber
gab es ca. 115 Vereine des Nationalsozialistischen Reichsbundes für
Leibesübungen. Da die BSG'en in ihrer Mitgliedschaft wahrscheinlich
nur reichlich halb so stark wie die NSRL-Vereine waren, kann man, bei
vorsichtiger Schätzung, in der Stadt Leipzig rund 30.000 innerhalb
der KdF Sporttreibende veranschlagen. Im Flugzeugwerk "Erla"
Leipzig fanden sich beispielsweise acht bis zehn Fussballmannschaften
zusammen, deren Stamm zu 75% aus ehemaligen Arbeitersportlern bestanden
haben soll.(10)
Ein Dokument "zur Information und Anleitung der Arbeit unter den
Sportlern" aus dem Jahre 1937 verdeutlicht, daß die KPD die
Bedeutung der Betriebssportvereine für die illegale Arbeit, sowohl
als organisatorische Basis als auch als Möglichkeit des Herankommens
an die sporttreibenden Massen, erkannt hatte.(11) Durch die Forschung
wäre zu klären, welche Verbreitung Gruppen in der Art der von
Alfred Nothnagel geleiteten KdF-Jugendgruppe fanden, ob ihr evtl. ein
gewisser "Modellcharakter" zugesprochen werden kann. Die erwähnte
Jugendgruppe existierte schon mindestens seit 1937. Ihre Mitgliedschaft
bestand fast ausschließlich aus ehemaligen Jugendgenossen der SAJ,
der "Roten Falken", des KJVD, der Naturfreunde und der KPD(O).
Ein großer Prozentsatz von ihnen hatte faschistische Einkerkerung
schon am eigenen Leibe erfahren. Trotzdem ist anfangs noch keine zielgerichtete
antifaschistische Arbeit erfolgt. Die Bewegung war noch mehr oder weniger
spontan, es dominierte das Bedürfnis des Zusammenseins unter Gleichgesinnten,
befriedigt durch das gemeinsame Sporttreiben als Gymnastikgruppe und eine
rege Fahrtentätigkeit (Dübener Heide, Zeitzer Schweiz). Mit
dem Hinzustoßen Alfred Nothnagels zur Gruppe 1938/39 begann dort
die zielgerichtete antifaschistische Tätigkeit. Er begann, die Mitglieder
in den Fragen des ML zu schulen (Dreier-Gruppen, die nichts voneinander
wußten, obwohl in der gleichen Sportgruppe) und versuchte auch weiterhin,
Verbindungen zu knüpfen, die über die Jugendgruppe hinausgingen.
Auch die weiterhin äußerst rege Fahrtentätigkeit wurde
zur politischen Weiterbildung, zur Diskussion der Aufgaben und Perspektiven
des antifaschistischen Kampfes genutzt. Auf einer Fahrt in die Alpen 1940
bekamen Mitglieder der Gruppe Verbindung zu einer Gruppe gleichen Charakters
in Berlin. Im Ergebnis dessen kam es zu gemeinsamen Fahrten beider Gruppen
und zur Verbindungsaufnahme zu Rudolf Wunderlich im KZ Sachsenhausen.
Damit konnte durch die Leipziger Parteiführung über Alfred Nothnagel,
Martel Thomas und Rudolf Wunderlich eine Verbindung zu Ernst Schneller
im KZ Sachsenhausen geschaffen werden.
Eine Gefährdung der antifaschistischen Arbeit der Gruppe erwuchs
allerdings aus der relativ einheitlichen Kleidung ihrer Mitglieder (Lederhose,
Jesuslatschen, weiße Söckchen, kariertes Hemd, Blouson-Jacke).
Auf Fahrten und auch in Leipzig wurden die Namen der so "Uniformierten"
des öfteren registriert. Ein Zeichen dafür, daß gewisse
naiv-spontane Züge nach wie vor nicht abgelegt waren, sich die Mehrzahl
der Gruppenmitglieder über den Charakter der Gruppe und die Tragweite
ihres Tuns nicht in vollem Umfange klargeworden waren.(12)
Anmerkungen:
(1) ZStAP Film 4943.
(2) IML/ZPA St 3/885.
(3) ZStAP RMdI 27079/56.
(4) Vgl. ZStAP Film 4943.
(5) Vgl. In der Revolution ..., S. 459.
(6) Vgl. Kraushaar ..., S. 234f.
(7) Vgl. Eichhorn ..., S. 40ff., Mattausch, Deutsche Arbeitersportler
..., S. 172f.
(8) Vgl. Eichhorn ..., S. 39.
(9) Vgl. Einsatzplan der Vereine ...
(10) Vgl. Arbeiterkultur ..., S. 209.
(11) Vgl. ebenda, S. 212.
(12)Vgl. Gesprächsprotokoll Heinz Haferkorn, In der Revolution ...,
S. 460 u. 480.
7.1. Literaturverzeichnis
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Roter Sachsensport, Leipzig 1932 u. 1933 (Einzelexemplare).
Rundbrief an alle Mitglieder der KPD Sachsen, Bezirksleitung der KPD.
Bezirk Sachsen, Leipzig, den 14.Januar 1932.
Rundschau über Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung, Basel 1933-1935,
Reprint Milano 1967.
Sächsische Arbeiterzeitung, Leipzig 1932 u. 1933.
Sächsischer Arbeitersport, Dresden 1932 u. 1933.
Schaul, Dora, Arbeitersportler im antifaschistischen Widerstandskampf
in Berlin-Treptow, Berlin o.J. [1979].
Schultz, Helga, Zum Inhalt und Begriff marxistischer Regionalgeschichtsforschung,
in: ZfG 1985, Heft 10.
Schulungsmaterial. Das 12. EKKI-Plenum und die Reichsparteikonferenz,
Berlin o.J. [1932].
Schwalbe, Brigitte, Das Wirken der Zeitschrift "Internationale Sportrundschau
als antifaschistisches theoretisches Kampforgan zur Aufklärung der
deutschen Sportler in Hitler-Deutschland, Staatsexamensarbeit, DHfK Leipzig
1958.
Schwendler, Gerhild, Der antifaschistische Widerstandskampf unter Führung
der KPD im ehemaligen Parteibezirk Leipzig der Kommunistischen Partei
Deutschlands in den Jahren 1935-1941, Thesen zur Promotion B, KMU Leipzig
1973.
Sehling, Gerhard, Der Arbeitersport in Leipzig zur Zeit der Weimarer Republik,
Staatsexamensarbeit, DHfK Leipzig 1961.
VII Internationaler HISPA-Kongress, Paris 1978, Band 3: Referate in deutscher
Sprache.
Simon, Hans, 90 Jahre Arbeitersport, in: Theorie und Praxis der Körperkultur,
Berlin 1983, Heft 5.
Sportpolitische Rundschau, Berlin 1931, Heft 8.
Der Standort der Sozialdemokratie, o.O. [Juni]1933 (Tarnschrift: Julius
Caesar, Der gallische Krieg, Hamburg o.J.).
Statistisches Jahrbuch der Reichsmessetadt Leipzig, 8. Band 1929/1937,
Leipzig o.J.
Statistisches Jahrbuch für das Land Sachsen 1935/38, Dresden 1939.
Stürzebecher, Udo, Die Entwicklung der Kampfgemeinschaft für
Rote Sporteinheit bis zum Machtantritt des Faschismus, Staatsexamensarbeit,
DHfK Leipzig 1953.
Thälmann, Ernst, Der revolutionäre Ausweg und die KPD. Rede
auf der Plenartagung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutschlands
am 19.Februar 1932 in Berlin, Berlin o.J. [1932].
Thielicke, Lotte, Paul Kloß 1892-1950, Leipzig o.J.
Timmermann, Heinz, Geschichte und Struktur der Arbeitersportbewegung 1893-1933,
phil.Diss., Marburg/Lahn 1969.
Tjaden, Karl Hermann, Struktur und Funktion der "KPD-Opposition"
(KPO), phil.Diss., Marburg/Lahn 1963.
Die Turnsparte der K.G. und 40 Jahre Arbeiter-Sport, o.O. o.J. [Januar
1933].
Ueberhorst, Horst, Frisch, frei, stark und treu. Die Arbeitersportbewegung
in Deutschland 1893-1933, Düsseldorf 1973.
Uellenberg, Wolfgang, Die Auseinandersetzungen sozialdemokratischer Jugendorganisationen
mit dem Nationalsozialismus in der Ausgangsphase der Weimarer Republik,
Bonn 1981.
Unser Kampf, Prag o.J. [1935].
Vierzig Jahre Verein für Körperkultur Leipzig Südwest,
Leipzig 1932.
Vietzke, Siegfried, Die KPD auf dem Wege zur Brüsseler Konferenz,
Berlin 1966.
Voges, Michael, Politische Opposition als Organisationsprozeß gesellschaftlicher
Erfahrung. Zum Widerstandskonzept der Sopade im Dritten Reich, in: Das
Parlament, Bonn 1984, Beilage 30.Juni.
Weder, Horst, Vor 50 Jahren - Deutscher Reichsbund für Leibesübungen
(DRL) als ein Ergebnis der hitlerfaschistischen "Gleichschaltung"
des Sports, in: Theorie und Praxis der Körperkultur, Berlin 1984,
Nr.11.
Ders., Zur Stellung des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen
(DRA) im System der bourgeoisen Klassenherrschaft zur Zeit der Weimarer
Republik, in: WZ DHfK Leipzig 1966, Nr.4.
Weisenborn, Günter, Der lautlose Aufstand, Hamburg 1953.
Widerstand, Verfolgung und Emigration 1933-1945, Bad Godesberg 1967.
Wieczisk, Georg, Die Stellung der deutschen Turn- und Sportorganisationen
zur faschistischen Diktatur und ihren sportfeindlichen Zielen, Diss.,
DHfK Leipzig 1956.
Wohl, Andrzej, Die gesellschaftlich-historischen Grundlagen des bürgerlichen
Sports, Köln 1973.
Wonneberger, Günther, Ideologische Tendenzen und sportpolitische
Funktion der west-deutschen Sportgeschichtsschreibung unter aktueller
Sicht, in: WZ DHfK Leipzig 1968, Nr.1.
7.2. Verzeichnis der ungedruckten
Quellen
|
Gesprächsprotokolle (im Besitz des Verfassers):
- Heinz Haferkorn, 07.01.1988.
- Walter Kresse, 14.04.1988.
- Werner Kresse, 12.11.1987.
- Fritz Kühn, 17.06.1987.
- Rolf Lemser, 22.12.1987.
- Walter Mickin, 14.01.1988.
- Rudolf Steyer, 02.10.1987.
- Elfriede Volkert, 02.02.1988.
- Erich Quade, 20.03.1988.
Schriftliche Auskünfte:
- Elisabeth Laton.
- Heinz Meier.
- Rudolf Wunderlich.
Historische Sammlung der DHfK Leipzig (HS):
- Touristenverein "Die Naturfreunde", Ortsgruppe Leipzig, Jahresbericht
1932.
- Lebenslauf Karl Enders.
- "Betrifft den Gestapoagenten Fritz Pohle".
- Erlebnisbericht Emil Waitz.
- Erlebnisbericht Max Rothe.
- Protokoll über die Tagung am 14.November 1953 beim Staatlichen
Komitee für Körperkultur und Sport in Berlin über die Widerstandsbewegung
der antifaschistischen Sportler.
Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED/Zentrales Parteiarchiv
(IML/ZPA):
I 2/710/2; NJ 9725; NJ 10399; NJ 11858; PSt 3/107/5; PSt 3/431; PSt 3/433;
PSt 3/434; PSt 3/458; PSt 3/477; PSt 3/482; PSt 3/483; St 3/27; St 3/287;
St 3/289/1; St 3/751; St 3/752; St 3/885
Museum für Geschichte der Stadt Leipzig, Bereich 1830-1945 (Mus.L.):
- 140: Erlebnisbericht Charlotte Georgi.
- 146: Anklageschrift Sondergericht für das Land Sachsen, Landgerichtsgeb.
Leipzig, 12.09.1935; Verhaftungsstatistik 1933-1945.
- 148: Erlebnisbericht Erich Haase.
- 149: Erlebnisbericht H. Doberenz.
- 155: Flugschriften.
Staatsarchiv Dresden (StAD):
- Außenministerium: 4506, 6292, 6293.
- Justizministerium: 1485.
- Zuchthaus Waldheim: 4714, 7154, 34522, 34556, 35173, 36034, 36083, 36123,
36163, 36290, 36387, 36429, 37449, 41927.
- Zuchthaus Zwickau: 242, 1328, 2717, 4276, 4967, 5577, 5764, 6038, 6386,
7966, 8534, 9267, 10668, 12950, 13083, 13401, 13497, 13583, 13911, 15390,
17050, 17231.
Staatsarchiv Leipzig (StAL):
- Landgericht Leipzig: 5408, 5417, 5446, 5498.
- Polizeipräsidium-Vereine (PP-V): 3429, 3547, 3883, 3884, 3899,
3930/9, 4752, 4775.
- Polizeipräsidium-Strafakten (PP-S): 89, 286, 371, 377, 465, 520,
541, 646/122, 1192, 1621, 1689, 1839/49, 2136, 2312, 2424, 2571, 3129,
3227, 3856, 4672, 4993, 5001,
5191, 5624, 6382, 6651, 6651/1, 6782, 6871, 7954, 8066, 8221, 8491.
- Strafanstalt Leipzig-Kleinmeusdorf: 205, 230, 253, 302, 326, 473.
- Riebeck-Brauerei: 477, 478.
Stadtarchiv Leipzig (StdAL):
- Kapitel 35 Nr.1825, 1833, 1842, 1855.
- Kapitel 58 Nr. 161 Beiheft 14.
- Kapitel 72 Nr. 103 Beiheft 2.
- Stadtverordnete Leipzig T.4.VII. 1931
Privatbesitz:
Anklageschrift der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Leipzig gegen
Walter Borsch und Genossen vom 24. März 1934 (Abschrift).
Zentrales Staatsarchiv Potsdam (ZStAP):
- 61 Sa 1 Saarbildarchiv/Gegnerische Verbände, Einrichtungen etc.,
- 61 Sa 1 Saarbildarchiv/Lageberichte und kulturelle Fragen N-Z 1934,
- Film 2188, 4867, 4871, 4892, 4943,
- RMdI 27079/56.
7.3. Verzeichnis der Vereine
des Leipziger Arbeitersports, ihrer Mitglieder, des Verbots
und der nachgewiesen illegal Tätigen
|
Name des Vereins |
Mitglieder
|
Verbot
|
illegal Arbeitende
|
KG Leipzig: |
Amateure West |
|
|
|
Arbeiter-Motorfahrer Großzschocher |
359
|
|
3
|
Arbeiter-Radfahrer Nord |
|
|
|
Arbeiter-Radfahrerverein Leipzig-Süd |
54
|
|
|
Arbeiter-Radfahrer-Vereinigung Ost Volkmarsdorf
|
123
|
|
|
Arbeiter-Radfahrverein Frisch Auf E.V. Leutzsch
|
|
|
|
Arbeiter-Sanitäter Kolonne West |
|
!
|
3
|
Arbeiterschachverein |
78
|
!
|
|
Arbeiter-Sport-und Spielvereinigung Vorwärts Nord
|
746
|
!
|
|
Arbeitersportvereinigung Adler Nord Möckern |
|
01.04.1933
|
|
Arbeitersportvereinigung Leipzig-Südost Probstheida
|
191
|
01.04.1933
|
4
|
A.-R.-u.K.-B.Leipzig-Probstheida |
17
|
|
1
|
A.-R.-u.K.-B.Leipzig-West |
140
|
|
|
ASC Rasenspiele 1910 Stünz |
59
|
!
|
4
|
ASV Fichte Nord |
|
!
|
1
|
ASV Leipzig-Ost |
655
|
|
!
|
ASV Leipzig-Thekla
|
|
!
|
|
ASV Schönefeld |
500
|
13.06.1933
|
14
|
ASV Süd |
|
|
|
Athletikverein Eichenkranz 1931 |
29
|
|
|
ATSV Vorwärts e.V. Leutzsch |
800
|
28.04.1933
|
12
|
Bund für proletarische Lebensreform |
43
|
|
|
Box-u.Gymnastik-Klub „Punsching" |
|
|
|
Fichte Wandersparte Osten |
250
|
|
4
|
Fichte Wandersparte Zentrum |
500
|
|
6
|
Fliegersparte |
|
|
|
Freie Radler Leipzig-Mockau |
19
|
|
|
Freie Sportvereinigung Fichte-West |
1500
|
24.04.1933
|
29
|
Kegelklub Frei Holz Süd |
16
|
|
|
Kleinkaliber-Schützenverein Freie Schützen |
|
!
|
|
Kraftsportverein Eiche Nord |
|
|
|
Kraftsportverein „Falke" Lössnig |
23
|
|
|
Kraftsportverein „Sandow 03" |
64
|
!
|
3
|
Kraftsportverein Teutonia Mockau |
40
|
!
|
|
Motorfahrer Schönau |
8
|
|
|
Musikvereinigung Leipzig-West Portitz |
|
|
|
Rote Pfadfinder |
|
|
|
Sanitäter Zentrum (Samariter) |
113
|
!
|
|
Spielmannszug Vorwärts |
14
|
|
|
Sportfreunde 08 Paunsdorf |
131
|
!
|
|
SV Adler Wahren E.V. |
540
|
01.04.1933
|
5
|
SV Favorit 29 |
400
|
!
|
6
|
SV Normania Leipzig-Großzschocher |
210
|
01.04.1933
|
5
|
SV Sparta |
54
|
!
|
|
VfL Südwest Knautkleeberg |
215
|
!
|
8
|
VfL West Lindenau-Schönau |
258
|
01.04.1933
|
2
|
Wanderer Leipzig-Westen |
99
|
|
|
Wasserfahrer Fichte e.V. |
103
|
03.04.1933
|
6
|
Zentralverein Vorwärts Nord |
|
|
2
|
KG im infrastrukturellen Umland: |
Böhlitz-Ehrenberg: |
|
|
|
TSV Schwarz-Gelb |
111
|
|
|
Schachklub
|
20
|
|
|
Arbeiter-Rad-und Kraftfahrverein Borsdorf |
81
|
|
|
Burghausen: |
|
|
|
SV Schwarz-Weiss |
|
|
|
Dölzig: |
93
|
|
|
Engelsdorf: |
|
|
|
Zentralverein Vorwärts |
107
|
|
|
Wandersparte Fichte |
|
|
|
Holzhausen: |
|
|
|
Kegelverein |
|
|
|
Holzhausen-Zuckelhausen: |
|
|
|
Radfahrer |
|
|
|
Knauthain-Hartmannsdorf: |
|
|
|
TV |
91
|
|
|
Lausen: |
|
|
|
Freie Turnerschaft
|
64
|
|
|
Radfahrer |
|
|
|
Liebertwolkwitz: |
|
|
|
ASV Zentralverein |
77
|
|
12
|
Radfahrverein |
|
|
1
|
Lindenthal |
37
|
|
|
Lützschena: |
|
|
|
SV Vorwärts |
57
|
|
|
Markranstädt: |
|
|
|
Zentralverein |
172
|
|
|
Miltitz: |
|
|
|
VfK |
43
|
|
|
Oetzsch: |
|
|
|
Zentralverein Arbeiterturnverein |
|
|
|
Pegau: |
|
|
|
VfK |
|
|
|
Plaußig: |
|
|
|
Erste Parthentaler Sportvereinigung e.V. |
69
|
|
|
Rückmarsdorf: |
|
|
|
Fussballklub |
|
|
|
Schkeuditz: |
|
|
|
ASV |
163
|
|
|
Stahmeln |
85
|
|
|
Taucha: |
|
|
|
Zentralsportverein ATV
|
|
Anf.März
|
|
Freie Radler |
|
|
|
Arbeiterschützenbund „Freischütz" |
|
|
|
Arbeiter-Schachklub
|
12
|
|
|
Wiederitzsch: |
|
|
|
VfB |
50
|
|
|
[Wurzen:] |
|
|
|
[Arbeitersportvereinigung Frisch Auf] |
174
|
|
|
[Wandersparte Fichte] |
|
|
|
Gautzsch: |
|
|
|
Arbeiter-Schachklub |
|
|
|
SV Sachsen |
|
!
|
1
|
ATSB-Leipzig: |
Arbeiter-Schwimmverein |
500
|
!
|
3
|
ATSB 4.Kreis 1.Bezirk Abteilung Wasserfahrer Kleinzschocher |
|
28.04.1933
|
|
ATSV Paunsdorf
|
|
!
|
|
ATSV Thekla
|
|
!
|
|
Fussball-Klub Sportlust 09 e.V.
|
|
!
|
|
Freie Turnerschaft L.-West Lindenau-Leutzsch
|
|
28.04.1933
|
|
Freie Turnerschaft Möckern e.V.
|
|
!
|
|
Freie Turnerschaft Paunsdorf
|
|
28.04.1933
|
|
Fussballvereinigung Schönefeld
|
|
28.04.1933
|
|
Jüdischer ATSV Plagwitz
|
|
!
|
|
Ruder-Verein Vorwärts Schleussig
|
|
28.04.1933
|
|
Sportabteilung der sozialistischen Studentenschaft
|
|
|
|
Sportklub Leipzig-Ost Sellerhausen
|
|
!
|
|
Sportklub Mockau 1920
|
|
!
|
|
Sportklub Normannia 01 e.V. Lindenau |
|
!
|
|
Sportverein „Nord" |
|
|
|
SV Arminia Lössnig e.V.
|
|
28.04.1933
|
|
SV Fussballring Plagwitz
|
|
!
|
|
SV 1921 Sellerhausen
|
|
!
|
|
SV „Nord" Eutritzsch (Amicitia)
|
|
!
|
|
SV Preussen e.V.Mockau
|
|
28.04.1933
|
|
SV Schönefeld 03 e.V.
|
|
!
|
|
SV Viktoria 06 Leutzsch
|
|
!
|
|
SV West 03 e.V. Lindenau
|
|
!
|
2
|
TSV 1893 Wahren e.V.
|
|
28.04.1933
|
|
TSV Eiche e.V. Connewitz
|
|
28.04.1933
|
1
|
TSV Großzschocher e.V.
|
|
!
|
1
|
TSV Mockau
|
|
!
|
|
TSV Ostvorstadt e.V.
|
|
28.04.1933
|
|
TSV Probstheida
|
|
28.04.1933
|
1
|
TSV Schleussig |
|
|
|
TSV Sportfreunde Schönau
|
|
!
|
1
|
TSV Vorwärts Eutritzsch
|
|
28.04.1933
|
|
TSV Vorwärts L.-Süd Connewitz |
|
28.04.1933
|
2
|
Turnabteilung Aus eigener Kraft im Verein „Gesundheitspflege"Anger |
|
!
|
|
Turn-,Spiel-u.Sportvereinigung Plagwitz- Schleussig e.V.
|
|
28.04.1933
|
|
TV Eiche West
|
|
!
|
|
TV Jahn e.V. Leutzsch
|
|
28.04.1933
|
|
TV L.-Nord Gohlis e.V.
|
|
28.04.1933
|
|
Verein für Arbeitersport 04 e.V. Lössnig-Dölitz |
|
28.04.1933
|
|
Verein für Arbeitersport und Körperpflege e.V. Knautkleeberg |
|
28.04.1933
|
|
Verein für Geist und Körperpflege L.-Südwest Kleinzschocher |
|
28.04.1933
|
|
Verein für Rasenspiele 1910 e.V.
|
|
!
|
|
Verein für Volkssport e.V.Mockau |
|
28.04.1933
|
|
VfK Südwest Kleinzschocher |
1716
|
!
|
3
|
VfL Anger-Crottendorf
|
|
!
|
|
VfL Schönefeld
|
|
28.04.1933
|
|
VfL Südost Reudnitz-Stötteritz |
340
|
28.04.1933
|
3
|
ATSB-infrastrukturelles Umland: |
Böhlitz-Ehrenberg: TSV Frischauf |
|
|
|
Borsdorf: Freie Turnerschaft |
|
|
|
Burghausen: Freie Turnerschaft e.V. |
|
|
|
Dölzig: Sportklub West 1921 |
|
|
|
ATSV |
|
|
|
Engelsdorf: TSV
|
|
|
1
|
Gautzsch: VfL |
|
|
|
Wassersportverein
L.-Südvororte |
|
|
|
Holzhausen-Zuckelhausen: Freie Turnerschaft |
|
|
|
Liebertwolkwitz: Turnerbund |
|
|
|
Mölkau: SV Amateure 04
|
|
!
|
|
Oetzsch: Verein für Rasenspiele
|
|
!
|
3
|
Seehausen: ATSV
|
|
!
|
|
Taucha: SV 1911 |
180
|
28.03.1933
|
|
Arbeiter-Turnverein |
|
|
|
Arbeiter-Schießklub „Freischütz"
|
|
|
|
Wachau: TV Eiche
|
|
!
|
|
AAB-Leipzig: |
|
!
|
1
|
Artistenvereinigung West |
|
|
|
Kraftsportverein „Eichenkranz 96"e.V. |
|
|
|
Kraftsportverein „Othello"
|
|
!
|
|
Kraftsportverein „Paunsdorf" |
|
|
|
Kraftsportverein „Sophia"
|
|
!
|
|
SV Vorwärts L.-Eutritzsch |
|
|
|
ARKB „Solidarität"-Leipzig: |
|
!
|
|
Zentrum |
147
|
|
|
Ost |
387
|
|
|
Süd |
150
|
|
|
Nord |
166
|
|
|
West |
150
|
|
|
Südost |
107
|
|
|
Stünz |
66
|
|
|
Eutritzsch |
82
|
|
|
Kleinzschocher |
155
|
|
|
Schönefeld |
164
|
|
|
Mockau |
56
|
|
|
Leutzsch |
30
|
|
|
Probstheida |
36
|
|
|
Großzschocher |
78
|
|
|
Motorradfahrer Leipzig |
144
|
|
|
Portitz |
46
|
|
|
Knautkleeberg |
20
|
|
|
ARB-infrastrukturelles Umland: |
Böhlitz-Ehrenberg
|
78
|
|
|
Burghausen |
22
|
|
|
Engelsdorf |
17
|
|
|
Gautzsch
|
9
|
|
|
Holzhausen
|
54
|
|
|
Kulkwitz |
62
|
|
|
Liebertwolkwitz |
52
|
|
|
Lützschena |
67
|
|
|
Markranstädt |
167
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Oetzsch-Markkleeberg |
65
|
|
1
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Rückmarsdorf |
15
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Taucha |
|
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Wachau |
50
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Wiederitzsch
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71
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Zöbigker |
145
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Sturmvogel. Flugverband der Werktätigen e.V. Ortsgruppe Leipzig |
Alt |
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Nord |
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Ost |
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Süd |
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West |
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Freie Wasserfahrer e.V.Leipzig Kleinzschocher |
|
28.04.1933
|
1
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Naturfreunde-Ortsgruppe Leipzig |
<1500
|
28.04.1933
|
7
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Osten |
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|
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Norden |
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Westen I |
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Westen II |
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Sportgruppe |
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Photogruppe |
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Tanzgruppe |
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Jugendgruppe |
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Arbeiter-Samariter-Bund e.V., Kolonne Leipzig: |
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!
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Zentrum |
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Osten |
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Westen |
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Norden |
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Kleinkaliberschützenverein Republik
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!
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Arbeiter-Schieß-Club Thekla
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|
!
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Schießklub „Aue"
|
|
!
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|
„Bienitz"
|
|
!
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|
„Edelweiss"
|
|
!
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|
„Frei Ziel"
|
|
!
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|
„Freiland"
|
|
!
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|
„Freischütz"(Ebert-Str.)
|
|
!
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|
„Freischütz"(Rosentalgasse) |
|
!
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|
„Freischütz"(Westvorstadt) |
|
!
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|
„Harmonie"
|
|
!
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|
„Neu-Brasilien"
|
|
!
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|
„Neu-Edelweiss"
|
|
!
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„Nord"
|
|
!
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|
„Wilhelm Tell"
|
|
!
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|
Verein der Spiegelschützen
|
|
!
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|
Verband Volksgesundheit
|
|
!
|
|
|
|
|
|
Arbeiterkeglerbund
|
|
!
|
|
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|
|
|
Arbeiterschachbund
|
|
!
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|
|
|
|
|
Arbeiteranglerbund
|
|
!
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|
|
|
|
(Freier Seglerbund)
|
|
!
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|
|
Verein freie Sportangler
|
|
!
|
|
|
|
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|
Reichsverband Republikanischer Motorradfahrer |
|
!
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7.4. Abkürzungsverzeichnis
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AAB |
Arbeiter-Athleten-Bund |
ARKB |
Arbeiter-Rad und Kraftfahrer-Bund "Solidarität" |
ASC |
Arbeiter-Sport-Club |
ASV |
Arbeiter-Sport-Verein |
ATSV |
Arbeiter-Turn und Sportverein |
ATSB |
Arbeiter-Turn- und Sport-Bund |
BzG |
Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung |
DRA |
Deutscher Reichsausschuß für Leibesübungen |
DRL |
Deutscher Reichsbund für Leibesübungen |
DT |
Deutsche Turnerschaft |
EKKI |
Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale |
HS |
DHfK Historische Sammlung der Deutschen Hochschule für
Körperkultur und Sport Leipzig |
IML/ZPA |
Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED
/ Zentrales Parteiarchiv |
KG |
Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit |
KdF |
Nationalsozialistische Gemeinschaft "Kraft durch
Freude" |
KJVD |
Kommunistischer Jugendverband Deutschlands |
KMU |
Karl-Marx-Universität Leipzig |
KPD |
Kommunistische Partei Deutschlands |
KPD(O) |
Kommunistische Partei Deutschlands (Opposition) |
Naturfreunde |
Touristenverein "Die Naturfreunde" |
RGO |
Revolutionäre Gewerkschaftsopposition |
RH |
Rote Hilfe |
RM |
Reichsmark |
RSI |
Rote Sportinternationale |
SAJ |
Sozialistische Arbeiterjugend |
SAP |
Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands |
SASI |
Sozialistische Arbeitersportinternationale |
StAD |
Staatsarchiv Dresden |
StAL |
Staatsarchiv Leipzig |
StdAL |
Stadtarchiv Leipzig |
SPD |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands |
Sturmvogel |
Flugverband der Werktätigen "Sturmvogel" |
SV |
Sportverein |
TSV |
Turn- und Sportverein |
TuB |
Verein für Turn- und Bewegungsspiele |
TV |
Turnverein |
VfB |
Verein für Bewegungsspiele |
VfK |
Verein für Körperkultur |
VfL |
Verein für Leibesübungen |
ZfG |
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft |
ZK |
Zentralkommission für Arbeitersport
und Körperpflege |
ZStAP |
Zentrales Staatsarchiv Potsdam |
|