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Karl-Marx-Universität Leipzig, Sektion Geschichte
Diplomarbeit




Arbeitersportler gegen den Faschismus.
Die Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit
in Leipzig 1933 bis 1935


Mit einem Exkurs zur Entwicklung der Auffassungen der Kommunistischen Partei Deutschlands
und der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit über die Herstellung der antifaschistischen Sporteinheitsfront 1933 bis 1935



von
Torsten Kupfer




Betreuer:
Dr. Gerlinde Rohr (Sportmuseum Leipzig)

Gutachter:
Prof. Dr. Werner Bramke, Dr. Hans Simon (DHfK Leipzig)



Seminargruppe: 83-01



Leipzig, 13. Mai 1988






Inhaltsverzeichnis


1. Vorbemerkungen

2. Die Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in Leipzig in der Endphase der Weimarer Republik

3. Die Zerschlagung der Leipziger Arbeitersportbewegung im Gefolge der Machtübertragung an den Hitlerfaschismus
3.1. Der Übergang der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit zur illegalen Arbeit in Leipzig

4. Der antifaschistische Widerstand der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in Leipzig 1933 bis 1935
4.1. Organisatorische Entwicklung der Leipziger KG-Organisation1933 bis 1935
4.2. Die illegale Tätigkeit der Leipziger KG-Organisation
4.3. Einheitsfrontauffassungen und -aktionen der roten Sportler 1933 bis 1935
4.3.1. Exkurs: KPD, KG und antifaschistische Sporteinheitsfront 1933-1935. Zum Erkenntnisprozeß der roten Sportler im Ringen um eine wirksame Massenarbeit unter den Bedingungen des illegalen Kampfes
4.3.2. Antifaschistischer Widerstand sozialdemokratischer Arbeitersportler in Leipzig 1933-1935
4.3.3. Aktivitäten der illegalen Leipziger Kampfgemeinschaft zur Herstellung der Einheitsfront mit den sozialdemokratischen Sportlern
4.4. Die Stellung der Leipziger KG zum Eintritt in die Vereine des DRL
4.5. Die illegale Literaturherstellung und -vertrieb durch die Leipziger KG
4.6. Das Zusammenwirken von Kampfgemeinschaft und KPD in Leipzig
4.7. Widerstand von Arbeitersportlern in kommunistischen Gruppen außerhalb der KG

5. Die Sporthistoriographie der BRD in den 80er Jahren über den antifaschistischen Widerstandskampf der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit

6. Schlußbemerkungen

7. Anhang
7.1. Literaturverzeichnis
7.2. Verzeichnis der ungedruckten Quellen
7.3. Verzeichnis der Vereine des Leipziger Arbeitersports, ihrer Mitglieder, des Verbots und der nachgewiesen illegal Tätigen
7.4. Abkürzungsverzeichnis




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1. Vorbemerkungen

Am Anfang dieser Arbeit standen das Interesse des selbst mit dem Sport verbundenen Autors an der geschichtlichen Entwicklung des Sports in Deutschland und das objektive Bedürfnis nach einer durchgängigen wissenschaftlichen Aufarbeitung der Leipziger Sportgeschichte für die Neuprofilierung des hiesigen Sportmuseums. Über den unmittelbaren Nutzen für die wissenschaftliche Fundierung der Ausstellungsinhalte des Sportmuseums Leipzig hinaus ist es Anliegen beider Partner, sowohl des Verfassers als auch des Sportmuseums (Fr. Dr. Rohr), einen Anstoß zur Suche nach regionalen Identifikationsfiguren für die Sportpropaganda zu geben. Unter traditionspflegerischem Aspekt ist es z.B. ungeschickt, eine alljährlich in Leipzig stattfindende Ruderlangstreckenregatta "Werner-Seelenbinder-Regatta" zu nennen: Seelenbinder war Berliner und außerdem Ringer.

Der antifaschistische Widerstand deutscher Arbeitersportler erscheint in der DDR-Historiographie trotz seiner hohen propagandistischen Wertigkeit bislang recht gering aufgearbeitet, zwei Dissertationen (Wieczisk 1956, Mattausch 1983) und einige Diplomarbeiten an der DHfK Leipzig und den Sektionen Sportwissenschaft an den Universitäten lassen das Bedürfnis nach weiterer, tiefergehender Forschung entstehen. Die drei bisher erschienenen regionalgeschichtlichen Publikationen dieses Themenbereichs (Mattausch 1980: Mecklenburg, Pastor 1979: Niederlausitz, Schaul 1979: Berlin-Treptow) konzentrieren sich v.a. auf die Schilderung von Erlebnissen und Aktionen ehemaliger Arbeitersportler.

Mit der vorliegenden Diplomarbeit ist versucht worden, erstmals für ein eng begrenztes Gebiet (Stadt Leipzig) unter Heranziehung aller nutzbaren Quellen eine regionalgeschichtliche Studie zum Arbeitersportwiderstand zu erstellen. Zäsurbildend für den Betrachtungszeitraum sind das Frühjahr 1933 und der Januar 1935. Im Frühjahr 1933 gingen beachtliche Teile der KG Leipzigs im Gefolge der Reichstagsbrandprovokation in die Illegalität. Im Januar 1935 begann die sich über mehrere Monate hinziehende Zerschlagung der illegalen KG in Leipzig durch die Gestapo. Ebenfalls im Januar 1935 wurde die vierte illegale Reichsleitung der KG verhaftet. Und gleichfalls im Januar 1935 erging an alle Parteiorganisationen der KPD die Weisung, die illegale Sportarbeit auf allen Ebenen unter unmittelbare Führung durch die Partei zu stellen.

Im Verlaufe der Arbeit erwies es sich als unumgänglich, auch zu zwei weiteren benachbarten Themen Quellen- und Literaturstudien zu betreiben. Es handelt sich hier um die Konzeption der KPD und der KG zu Einheitsfront und Massenarbeit im Sport 1933-1935 und um die Darstellung des antifaschistischen Widerstandes der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in der jüngsten bundesdeutschen Sporthistoriographie. Beide Themen sind in der sportgeschichtlichen Literatur der DDR noch nicht vertreten und wurden deshalb an entsprechender Stelle in die Arbeit eingefügt.

Durch die Quellenlage wurde dem Verfasser eine Beschränkung auf den Widerstand der KG auferlegt. Insofern sie bekannt sind bzw. ermittelt werden konnten wurden Widerstandsgruppen und -aktionen von Arbeitersportlern ehemals sozialdemokratisch geführter Arbeitersportverbände in die Darstellung aufgenommen.

Nicht eingegangen wird in der Arbeit auf Spezifika des sporttechnischen Tätigkeitsbereiches der KG bis 1933, also auch nicht auf die Problemstellung, ob die KG eine eigenständige Sportpraxis und eine von anderen Arbeitersportverbänden unterschiedene Einstellung zum Wettkampfgedanken entwickelte bzw. inwieweit die politische Auseinandersetzung auch die Formen des Sporttreibens beeinflußte.

Neben der Auswertung der zum Thema verfügbaren Literatur wurden umfangreiche Quellenbestände der Staatsarchive Dresden und Leipzig, sowie Archivalien des Zentralen Parteiarchivs, des Zentralen Staatsarchivs Potsdam, des Stadtarchivs Leipzig, des Museums für Geschichte der Stadt Leipzig und der Historischen Sammlung der DHfK Leipzig verwandt. Bedauerlicherweise wird das Quellenstudium noch zu oft durch nicht vorhandenes Vertrauen der verantwortlichen Genossen erschwert. Dies betrifft die Auffassung der Genossen im ZPA, daß Umfang und Qualität der bereitzustellenden Archivalien von der Wertigkeit der Arbeit bestimmt würden und sie allein in der Lage wären, zu beurteilen, welche Archivalien für die entsprechende Arbeit bedeutsam sind; und dies betrifft die seitens der zuständigen Staatsanwaltschaften ausgesprochenen Benutzungseinschränkungen bzw. -verbote.

Mein Dank für Unterstützung und Anregungen gilt an dieser Stelle meiner Betreuerin Fr.Dr.Rohr (Dir. des Sportmuseums Leipzig), den Mitarbeitern der Staatsarchive Leipzig und Dresden sowie Prof. Dr. Bramke (KMU Leipzig) und Dr. Simon (DHfK Leipzig), die beide die Erstellung eines Gutachtens übernahmen.

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2. Die Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in Leipzig in der Endphase der Weimarer Republik


Nach dem 16.Bundestag des ATSB 1928, der "Schlacht von Leipzig", kam es auch in Leipzig zu zahlreichen Ausschlüssen aus den Vereinen der Arbeitersportverbände. Für diese Ausschlüsse, von denen nicht nur Kommunisten betroffen waren, mußten Unterschriftsverweigerungen auf den Revers des Bundesvorstandes des ATSB, das Verbot von Sportkontakten mit Sportlern der Sowjetunion betreffend, Kontakte mit schon ausgeschlossenen Sportlern bzw. Vereinen u.ä. herhalten. Sinn dieser Repressivmaßnahmen seitens der Führungen der Arbeitersportverbände war die Ausschaltung der starken kommunistischen Minderheit, um die weitere Beherrschbarkeit der Arbeitersportorganisationen im sozialdemokratischen Sinne zu gewährleisten und der Kommunistischen Partei die Möglichkeit zur Gewinnung weiteren Masseneinflußes im Arbeitersport zu nehmen. Allerdings hatte die kommunistische Opposition in Leipzig nicht ein solches Ausmaß erreicht wie in Berlin oder Halle-Merseburg, wo die sozialreformistische Arbeitersportführung keine andere Möglichkeit mehr sah, als sich aus den von Kommunisten beherrschten Kartellen zurückzuziehen und neue Arbeitersportkartelle zu gründen. Auch die Eliminierung von ganzen Vereinen war in Leipzig Ausnahme, die Mehrzahl aller Ausschlüsse betraf einzelne oppositionelle Sportler.

Die 1929 gegründete Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit (1929-1930 "Interessengemeinschaft zur Wiederherstellung der Einheit im Arbeitersport") vereinigte 1932/33 in Leipzig ca. 9240 Mitglieder(1), die aber bei weitem nicht alle aus "bundestreuen" Vereinen ausgeschlossen worden waren. In der gesamten Zeitspanne des legalen Bestehens der KG war es gängige Praxis, daß schon Ausgeschlossene weitere Gruppen von Sportlern aus den "bundestreuen" Vereinen herauszogen und sie der KG zuführten. So zog Rolf Lemser als Leiter der Jugendgruppe im TSV Schleussig nach seinem Ausschluß die ganze Gruppe zu "Fichte-West" (KG) herüber. Der SV Normania Großzschocher trat geschlossen zur KG über, was sich auch (aufgrund des Namens) für den ASC Rasenspiele 1910, für den Kraftsportverein Sandow 03 und die Sportfreunde 08 Paunsdorf vermuten läßt. Genauso war es Praxis der sozialdemokratischen Vereinsvorstände schon erfolgten Ausschlüssen weitere folgen zu lassen, wenn sich andere Sportler für die Hinausgeworfenen engagierten, wie im Falle der Jugendgruppe des VfK Südwest 1931 geschehen.(2)

Wie die Übersicht zeigt (Anmerkung 1), besaßen die reformistischen Arbeitersportverbände auch noch 1932/33 das numerische Übergewicht, die KG vereinigte in der Stadt ein gutes Drittel (ca. 35%) der Arbeitersportler auf sich. Etwas anders stellt sich das Zahlenverhältnis in den "Industriedörfern" in unmittelbarer Nähe der Stadtgrenze dar, hier waren knapp die Hälfte (ca. 46%) aller Arbeitersportler KG-Mitglieder. Insgesamt dürften dies, auf ganz Deutschland bezogen - genaue Untersuchungen liegen nicht vor -, nächst dem Berliner und Hallenser Gebiet Spitzenwerte darstellen: im gesamtdeutschen Durchschnitt lag der Anteil der KG-Sportler bei ca. 16%.

Trotz seiner, im Vergleich zum Landesdurchschnitt, erheblichen Stärke, war der Arbeitersport insgesamt auch in Leipzig der Masse der bürgerlichen Sportorganisationen unterlegen. Allein der größte Verband des bürgerlichen Sports, die Deutsche Turnerschaft, zählte in Leipzig mit 29.560 Angehörigen mehr Mitglieder als alle Arbeitersportorganisationen zusammen (ca. 26.500). Für die Gesamtheit der im Deutschen Reichsausschuß für Leibesübungen zusammengeschlossenen bürgerlichen Verbände und Vereine, hierzu zählten auch die konfessionellen Verbände "Eichenkreuz" und "Deutsche Jugendkraft", dürften in der Stadt Leipzig 60.000 Mitglieder eher zu niedrig als zu hoch angesetzt sein.(3)

Unter Zugrundelegung der o.a. Zahlen und eines Anteils der Arbeiterklasse von ca. 60% an der Leipziger Bevölkerung(4) zeigt sich, daß 9,8% (ca.42.000) der Leipziger Arbeiter Mitglied einer bürgerlichen und 5,6% (ca.23.800) (KG: 2,2%) Mitglied einer proletarischen Sportorganisation waren. Insbesondere dadurch, daß in den Altersgruppen über 18 Jahren die männlichen Mitglieder bei weitem überwogen, besteht die Notwendigkeit, bei der Betrachtung des Einflusses dieser Organisationen, die Aussage zu modifizieren.

Die nachgestellten "Richtlinien und Aufgaben der KG" aus dem Jahre 1932 verdeutlichen, daß die KG ihr Wirkungsfeld in der Einheit von proletarischer Organisation, marxistisch-leninistischer Schulung und physischer Kräftigung sah, wobei eine Verknüpfung von Sport und Politik praktiziert wurde, wie sie aus anderen Sportverbänden in dieser Intensität nicht bekannt ist.(5)



Während 1929 bei der Gründung der Interessengemeinschaft zur Wiederherstellung der Einheit im Arbeitersport die Forderung nach Wiederaufnahme aller Ausgeschlossenen eine der wesentlichen Grundlagen der Organisationstätigkeit bildete, ist diese Forderung hier weder explizit noch implizit formuliert. Die Praxis des täglichen Klassenkampfes hatte hinreichend bewiesen, daß sich die reformistischen Sportführungen in dieser Frage auf keine Zugeständnisse einließen. Der Anspruch der Wiederaufnahme mußte um so mehr fallengelassen werden, als die verbreitete Auffassung der Einheitsfront von unten vorsah, die kommunistischen Massenorganisationen zur Sicherung der Massenbasis in der bevorstehenden proletarischen Revolution zu befähigen - und dazu gehörte zwangsläufig und unbedingt eine starke organisatorische Basis. Unter der Überschrift "Nur 'Rot Sport' ist Arbeitersport" schrieb Ernst Grube (Reichsleiter der KG) im Oktober 1932: "Trotzdem die Werktätigen wissen, daß der Anschluss bei uns häufig Aufgabe der bisherigen Uebungsstätten bedeutet, kommen durchschnittlich im Monat 20 Vereine aus den bürgerlichen und reformistischen Verbänden zur Kampfgemeinschaft. Dazu weitere 40-60, die infolge ihrer Opposition ausgeschlossen werden und Neugründungen herbeiführen ... Immer mehr kommen zu der Erkenntnis, daß nur die rote Sporteinheit die Arbeitersportbewegung ist und die Interessen der sporttreibenden werktätigen Bevölkerung vertritt.
Immer mehr überzeugen sich die werktätigen Sportler und Sportlerinnen, daß, wenn sie keinen Sport treiben wollen, der ihren Interessen zuwiderläuft, sie zur KG gehen müssen. In den Bünden wird schlechter sozialdemokratischer Parteisport propagiert und betrieben. In den bürgerlichen Vereinen machen Nazis, Deutschnationale stärkste Propaganda für die nationalchauvinistische Politik."(6) "Die werktätigen Sportler und Sportlerinnen müssen sich endlich frei machen von dem Gängelband der national- und sozialfaschistischen Politik."(7)

Die Organisation zu stärken, war auf mehreren Wegen möglich. Die Turnsparte der KG schlug ihren Vereinen im Januar 1933 besondere Werbeveranstaltungen in Orten ohne KG-Verein vor: "In fast allen Orten gibt es Turnvereine, die der D.T. oder dem A.T.S.B. angehören. Die sporttreibenden Arbeiter und Arbeiterinnen, die sich in diesen Vereinen befinden für die KG restlos zu gewinnen, muß im Vordergrund der Vorbereitung zu diesen Veranstaltungen liegen."(8) Gute Erfahrungen konnte man in Leipzig mit der Zentralisation der bestehenden Vereine machen. Im Stadtgebiet wurden im Jahre 1931 aus 32 Vereinen mittels Fusion 8 größere, mehrere Sparten vereinende und somit für eine Vielzahl von Sportlern attraktivere sowie ökonomisch-organisatorisch lebensfähigere Vereine geschaffen. Demgegenüber gab es im gleichen Zeitraum noch acht sogenannte "Ein-Sparten-Vereine". Gleichzeitig sah die Landesleitung der KG sich veranlaßt, vor Schematismus in der Frage der Zentralisation zu warnen: "Die Vereine müssen begreifen lernen, daß man beispielsweise aus einem Fussballer nicht einfach einen Radfahrer machen kann, sondern daß eine Radfahrerortsgruppe die Initiative ergreifen muß zur Schaffung solcher Sparten für die K.G., die es ermöglichen auf Grund des vorhandenen Interesses neue Massen dieser zuzuführen."(9) Der "Athletenverein Sandow 03 Leipzig, der jahrzehntelang ein reiner Spartenverein war, ging dazu über Turnen und Fussball einzuführen. Dadurch wurde erreicht, daß in einigen Monaten die Mitgliederzahl um mehr als 100% gesteigert wurde. Bei dieser Arbeit darf jedoch nicht vergessen werden, die Entwicklung durch gute Agitprop, Litvertrieb, Organisierung von Solidaritätsspielen und Zusammenstellen von Arbeitslosenmannschaften, planmässiger und systematischer vorwärts zu treiben."(10)

Der 2.Reichskongreß der KG 1932 sah sich veranlaßt, auf die Kampfkraft der roten Sportbewegung und damit der kommunistischen Bewegung überhaupt schwächende Tendenzen hinzuweisen: "An Stelle der sportpolitischen Generallinie (vgl.die "Richtlinien und Aufgaben der KG" - T.K.), wie sie in den Beschlüssen niedergelegt ist, führten (wir) z.T. eine links- und rechtsopportunistische Sportpolitik durch. Anstatt Kurs zu nehmen auf die Eroberung der Mehrheit der werktätigen Mitglieder in den Vereinen, wurden Einzelmitglieder aus den Vereinen herausgezogen. Mit diesen Mitgliedern wurden Zentralvereine gegründet, die sich von den übrigen sporttreibenden Werktätigen z.T. isolierten. Bei der Schaffung von Zentralvereinen wurde häufig die inzwischen veränderte politische Lage, die die größte Manöverierfähigkeit erfordert, nicht berücksichtigt. Die (Frage der) Zentralisation wurde häufig rein mechanisch-organisatorisch und nicht politisch gestellt. Hieraus ergaben sich die in einzelnen Vereinen aufgetretenen Fehler (schlechter Sportbetrieb, ungenügende Werbekraft usw.), die es schnellstens auszumerzen gilt."(11)

Die Politik der organisatorischen Stärkung der mit der KPD verbundenen revolutionären Massenorganisationen - unter klarer Abgrenzung von den reformistisch geführten Massenorganisationen - wird nur verständlich, wenn man die zum damaligen Zeitpunkt von der kommunistischen Weltbewegung verfolgte strategische Linie: "entweder Diktatur der Bourgeoisie - oder Diktatur des Proletariats; entweder wirtschaftliche und politische Sklaverei - oder Schluss mit der kapitalistischen Ausbeutung und Unterdrückung" (XI.Plenum des EKKI 1931) (12) in die Betrachtung einbezieht. Ihren Niederschlag findet diese Einschätzung der Entwicklung des Klassenkräfteverhältnisses auch in der Rede Ernst Thälmanns auf der Reichsparteikonferenz der KPD im Oktober 1932: "Wir können das gegenwärtige Stadium in Deutschland als die Vorbereitungsperiode der proletarischen Macht bezeichnen. Mit anderen Worten: heute handelt es sich für uns darum, immer breitere Massen des Proletariats für den Kampf um die politische Macht zuammenzuschweißen und durch die Erfahrungen der politischen und wirtschaftlichen Tageskämpfe vom Teilstreik bis zu den höchsten Streikformen an die Positionen des Kampfes um die Macht heranzuführen."(13)

Die in der Vergangenheit mitunter vorgenommene Vorverurteilung der Massenarbeit der KG als "Sektierertum" (u.a. Dotzauer 1953 (14) ist nicht geeignet, einer differenzierten Darstellung dieses Abschnitts der Geschichte der KG zu dienen. Die Massenarbeit der roten Sportler bewegte sich innerhalb der strategischen Konzeption der kommunistischen Weltbewegung, die allerdings insofern nicht den Erfordernissen der Lage entsprach, als eine verkürzte Sicht auf die Entwicklung des Klassenkräfteverhältnisses in Richtung proletarische Revolution ohne das vorherige Durchlaufen revolutionär-demokratischer Übergangsformen propagiert wurde. So ist es nur folgerichtig, wenn auch die Fragen der Tagespolitik sofort auf die Grundfrage "Proletarische oder bourgeoise Diktatur!" reduziert wurden. Als subjektiv gefärbt und unrealistisch ist diese Orientierung v.a. deswegen zu kennzeichnen, weil man sich bezüglich der Stärke der Bindungen der sozialdemokratischen Anhängerschaft an ihre Organisationen starken Illusionen hingab. Weder war zu erwarten, daß die sozialdemokratischen Anhänger in ihrer großen Mehrheit innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums zur KPD stoßen, noch war es wahrscheinlich, daß eine große Anzahl der hohen und mittleren sozialdemokratischen Funktionäre zu revolutionären Positionen gelangen würden.(15) Daß bei dieser Sichtweise Potenzen in der Massenarbeit gegen den aufkommenden Faschismus verschenkt wurden, verdeutlicht ein Antrag der KG, eingebracht von der kommunistischen Fraktion in der Leipziger Stadtverordnetenversammlung, vom November 1931 (16), den man, wie Bruno Plache bei seiner Verteidigung selbst formulierte, "nie in diesem Hause durchführen wird".(17) Inhalt und Form des Antrags lassen erkennen, daß es den Antragstellern darauf ankam, daß er abgelehnt wurde. Tiefere Absicht dürfte gewesen sein, die sozialdemokratischen Abgeordneten in eine Linie mit denen der bürgerlichen Parteien zu rücken. Somit bot sich die Gelegenheit, auch am konkreten Leipziger Beispiel, an der Ablehnung berechtigter, wenn auch in diesem Gremium nicht zu verwirklichender Forderungen der werktätigen Sportler, zu beweisen, daß die sozialdemokratische Führung Vorreiter der Faschisierung des Sportes sei.

Die Nichtanerkennung der Notwendigkeit von demokratischen Zwischenstufen bzw. Übergangslösungen im Herankommen an die proletarische Revolution brachte eine Stellung zur Sozialdemokratie hervor, die das Trennende beider Richtungen der Arbeiterbewegung, die Tatsache, daß die einen Gegner und die anderen Befürworter der proletarischen Diktatur waren, betonte: "Die Arbeiterklasse kann...unter der Führung unserer Partei nur den Kapitalismus schlagen und den Faschismus überwinden, wenn es uns gelingt, den Masseneinfluß der Sozialdemokratie bei den Arbeitern zu brechen und die Arbeiter loszulösen von dem Einfluß der sozialdemokratischen Führer. Das erfordert den schärfsten und rücksichtslosen Kampf gegen die Sozialdemokratie und ihre Politik", die "trotz ihres proletarischen Anhangs keine Partei der Arbeiterklasse ist und damit den gemäßigten Flügel des Faschismus darstellt."("Rundbrief an alle Mitglieder der KPD Sachsen", 14.01.1932)(18) Auch im Januar 1933 noch sollte die Bezirksleitung Sachsen der KPD eine Position vertreten, die sich gegenüber der des ZK der KPD durch besondere Linksradikalität auszeichnete: "Wenn wir uns darüber im klaren sind, daß
          1. die SPD nach wie vor die soziale Hauptstütze der Bourgeoisie ist;
          2. mit dem Prozess der Faschisierung in Deutschland der Faisierungsprozess der SPD weiter
              anhält;
          3. die SPD niemals zu einer antifaschistischen Kraft werden kann, und
          4. die linken Manöver der Sozialdemokratie ein Hindernis auf dem Wege zur Schaffung der
              Einheitsfront sind,
dann bestehen keine Zweifel über die Bedeutung der Durchführung unserer Taktik. Kann es sich darum handeln, eine Zusammenarbeit zwischen SPD und KPD herbeizuführen oder, wie die Brandleristen behaupteten und noch behaupten, daß wir ein Stück Wegs mit der SPD gemeinsam zurücklegen können? Keineswegs! Es kann sich nur darum handeln, die Mauer zwischen KPD- und SPD-Arbeiter, die heute noch von der sozialfaschistischen Bürokratie künstlich ausgebaut wird, niederzureißen."(18a) Noch am 20.Januar 1933 betonte Fritz Selbmann in einer Diskussionsversammlung der SPD mit dem Thema "SPD oder KPD?", daß der Kampf der KPD der konterrevolutionären SPD-Leitung gelte.(18b) Eine weitgehende Annäherung bis Identität der Auffassungen von KPD und KG ergab sich schon daraus, daß die Funktionäre der KG in vielen Fällen gleichzeitig auch Funktionen in der bzw. für die KPD bekleideten, die politische Arbeit in den Vereinen über Fraktionen der KPD-Mitglieder gesteuert wurde und der Anteil von KPD-Genossen an der Mitgliedschaft der KG allgemein nicht unerheblich war. Kritisch vermerkt wurde z.B. von der Leitung des Agitbezirks Leipzig der KG selbst, daß Wahleinsätze nicht zur Profilierung des Gesichts der KG genutzt würden, die Arbeit geschehe nur in Funktion einer Hilfstruppe für die KPD.(18c)

Der "schärfste und rücksichtslose prinzipielle Kampf gegen die Sozialdemokratie" prägte auch das Gesicht des Organs der Landesleitung Sachsen der KG, des "Roten Sachsensports". Als Beispiel für die Härte und den Stil der geführten Auseinandersetzung mit den sozialreformistischen Sportorganisationen sowie für eine gegenüber den objektiven Erfordernissen verschobene Schwerpunktsetzung können die Überschriften der politischen Artikel der Ausgabe vom 09.01.1933 dienen (Von elf Artikeln zur sportpolitischen Lage befassen sich vier ausschließlich mit den sozialdemokratischen Sportführern, wohingegen eine gründliche und prinzipielle Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Gefahr fehlt!):
S.1: "Heraus aus der Kirche"
       "Arbeitsdienst als faschistisches Erziehungsmittel"
       "Bundesverein fordert Voigts Ausschluss" (Solidarisierung eines ATSB-Vereins mit der KG gegen
       die Verleumdungen eines Renegaten)
       "Betriebsrätewahlen und Arbeitersportler"
S.2: "Unsere Gegner in der Krise" (gegen die sozialdemokratische Sportführung)
       "Kampfbeschlüsse gegen den imperialistischen Krieg"
S.3: "Die Front ausgerichtet" (Organisationsfragen)
S.7: "Döbeln im Kampf um einen Sportplatz" (KG contra ATSB und bürgerliche Vereine)
       "Ein Blick ins Bundeslager"
S.9: "Kampf gegen die imperialistische Kriegsgefahr / Verteidigt die Sowjetunion"
       "Kampf gegen den freiwilligen Arbeitsdienst! Schmiedet die Rote Sporteinheitsfront"(19)

Die Pauschalverurteilung der sozialdemokratischen Bewegung wurde auch durch die KG auf deren "linke Filialen" "SAP, Brandleristen, Trotzkisten" übertragen: "Der konterrevolutionäre Charakter dieser Gruppen wird meist von unseren Mitgliedern und Leitungen verkannt. In einer Anzahl von Vereinen haben sie die Leitungen besetzt. Die Tätigkeit dieser Leitungen geht darauf hinaus, die oppositionell eingestellten Mitglieder vom Anschluss an die KG. zurückzuhalten. Sind die Vereine Mitglied der KG. machen die Brandleristen, SAP und Trotzkisten für die Wiedervereinigung bzw. Eintritt in den Bund Propaganda. Den Versuch, die oppositionellen Sportler ins Lager des Reformismus zu schleppen, bemänteln sie mit radikalen Phrasen, die unsere Mitglieder über den arbeiterfeindlichen Charakter dieser Spielart des Opportuinismus täuschen soll. Diese Form und diese Methoden machen diese linken Filialen der Sozialdemokratie innerhalb des Lagers der Arbeiterbewegung zu den gefährlichsten Feinden der Arbeiterklasse. Ihre Rolle als konterrevolutionärer Vortrupp der Bourgeoisie ist in allen Vereinen klarzustellen. Die Tätigkeit jener Gruppen hindert die Durchführung einer guten Einheitsfronttaktik von unten und hemmt uns bei der Gewinnung der sporttreibenden Arbeiter und Arbeiterinnen und der unter reformistischer Führung stehenden Sportler und Sportlerinnen." (Resolution des 2.Reichskongresses der KG, April 1932)(20) Diese überaus starke Abgrenzung hatte ihre Ursache in strategischen und taktischen Differenzen. So wurde z.B. in der "Plattform der Kommunistischen Partei Deutschlands (Opposition)" (1930) eine von der Linie der KPD deutlich unterschiedene Auffassung von der kommunistischen Sport-Massenarbeit vertreten: "Die parteimässige Spaltung zerstört die Massenbasis der Arbeitersportbewegung, isoliert die revolutionäre Vorhut vom Gros der Mitgliedschaft, erleichtert den reformistischen Führern die Beschleunigung des Kurses, die Arbeitersportbewegung mit dem kapitalistischen Staat auszusöhnen."(21) Praktische Konsequenz dieses Standpunktes war, daß, obwohl die KPD(O) in der Leipziger Ortsgruppe des Touristenvereins "Die Naturfreunde" (ca.1.500 Mitglieder) über großen Einfluß verfügte, es seitens der KPD(O)-Genossen keine Bestrebungen zur Abspaltung einer eigenen Organisation oder zum Übertritt zur KG gab.(22)

Ziel der Einheitsfrontarbeit der Sportgenossen der KG war die Herstellung der Einheitsfront von unten, die zumeist als Instrument zur Entlarvung der sozialdemokratischen Spitzen dargestellt und mit der Führung durch die KPD bzw. die mit ihr verbundenen revolutionären Massenorganisationen identifiziert wurde: "In der Erkenntnis, daß an den bisherigen Kämpfen eine große Zahl werktätiger Sportler sich beteiligt haben, gilt es, durch eine breite Aufklärungskampagne diese Genossen ... auch auf dem sportlichen Gebiet von dem Klassengegner loszulösen und dem Einfluß der reformistischen und bürgerlichen Sportführer...zu entziehen. Es gibt im Sport keine politische Neutralität. Das muß durch einen zähen, ideologischen Kampf den werktätigen Sportlern klargemacht werden bei gleichzeitiger Entlarvung der arbeiterfeindlichen Rolle der Sportbürokratie."(23)

Die reformistische Sportführung war auch insofern kein potentieller Einheitsfrontpartner für die roten Sportler als sie klar ihrer antikommunistischen und einheitsfrontfeindlichen Haltung Ausdruck gab. So äußerte z.B. das ATSB-Bundesvorstandsmitglied Schubert anläßlich einer Debatte in der Leipziger Stadtverordnetenversammlung, "daß die reformistischen Sportverbände gemeinsam mit den bürgerlichen Sportorganisationen marschieren, aber den schärfsten Kampf gegen die roten Sportler führen."(24) Somit lag der Schluß nahe, daß die Sozialdemokratie "Schrittmacher der Faschisierung des Sportes" sei.(25)

Der organisatorische Rahmen der zu errichtenden Sporteinheitsfront wurde in den "Einheitsausschüssen werktätiger Sportler" gesehen: "Mit den sporttreibenden Arbeitern in den reformistischen und bürgerlichen Vereinen ist auf dem schnellsten Wege die Führung aufzunehmen zwecks Beratung der notwendigen Schritte und zur Wahl von Einheitsausschüssen in jedem Ort zur Mobilisierung der werktätigen Sportler für die Einheitsfrontaktion, zur Einleitung von Maßnahmen gegen die Angriffe der Bourgeoisie. Jeder Verein der K.G. übernimmt die Bearbeitung des benachbarten reformistischen oder bürgerlichen Vereins."(26)

Die Wirksamkeit der Politik zur Bildung der Roten Sporteinheitsfront für Leipzig zu beurteilen, ist äußerst schwierig und bedarf noch der weiteren Forschung. Es muß allerdings angenommen werden, daß die Bildung von Einheitsausschüssen eher die Ausnahme als die Regel gewesen ist. Die "Sächsische Arbeiterzeitung" berichtete am 15.07.1932 über Aktionen zur Herstellung der Roten Sporteinheitsfront: "Die Werbeveranstaltungen wurden von gewaltigen Aufmärschen eingeleitet. Durch Sprechchöre und Transparente erging an alle sporttreibenden Arbeiter die Aufforderung nicht den reformistischen Führern zu folgen, sondern die antifaschistische Einheitsfront zu schließen."(29) Auch über Großversammlungen konnte die Massenbasis der Kommunisten erweitert werden, wie der Verlauf einer solchen am 29.06.1932 in Gohlis beweist: "292 Arbeiter erklärten sich bereit, am gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse teilzunehmen. Der größte Teil waren parteilose Arbeiter, unter ihnen 35 'bundestreue' Sportler."(30) Die besten Ansätze zur Herstellung der Einheitsfront boten spontane Abwehrmaßnahmen gegen den faschistischen Terror, wobei allerdings offen bleibt ob und inwieweit diese Art von spontan entstandenen Verbindungen die Bindung der sozialdemokratischen Sportler an ihre Organisationen zerstörte, ob diese Verbindungen also voll und ganz auf dem Boden der dargestellten Einheitsfrontkonzeption standen: "Als die 'bundestreuen' Sportler im Norden Leipzigs einen Stafettenlauf durchführten, wollten die Nazis stören. Doch hier zeigte es sich, daß sie gegen die geschlossene Arbeiterschaft nichts ausrichten konnten. Hunderte von Arbeitersportlern hatten sich zum Schutze eingefunden. Die Nazis gingen gegen die revolutionären Arbeitersportler und Reichsbannerarbeiter tätlich vor. Ein SA-Sturm, der von den Nazis herbeigeholt wurde, konnte ebenfalls nichts ausrichten. Eine Kampfdemonstration aller Arbeiterorganisationen war die Antwort. Danach fanden sich alle Funktionäre zu einer Sitzung zusammen, diskutierten über die Vorgänge und gründeten ein antifaschistisches Kampfkomitee mit 12 Mann. Einstimmig wurde beschlossen, einen Appell an die Arbeiterschaft im Norden Leipzigs herauszugeben und zu einer großen antifaschistischen Kundgebung aufzurufen."(31) "Es war in den Herbsttagen 1932. Die roten Sportler von Adler-Wahren und vom Arbeiter- Turn- u. Sportbund erhielten die Mitteilung, daß die Nazis einen Überfall auf die Sportstätten planten, die sich in unmittelbarer Nähe des Lunaparkes befanden. Sofort mobilisierten beide Sportorganisationen alle Sportler, die gemeinsam den Schutz der Sportstätten übernahmen. In den Diskussionen der Sportler untereinander kam zum Ausdruck, daß es durchaus möglich ist, wenn die Arbeiter zusammenhalten, den faschistischem Spuk ein Ende zu bereiten."(32)

Im Jahre 1932 betonten sowohl KPD als auch KG die Bedeutung der roten Sportgruppen in den Betrieben für die Massenbasis der Kommunisten: "Die Betriebsgruppen der roten Sportler haben gegen die Werksportvereine einen energischen politischen Kampf zu führen. Sie haben die Aufgabe, den Sportlern plausibel zu machen, daß die Voraußetzung für gute sportliche Leistung der Kampf gegen die Ausbeutung, gegen Hungerlöhne und -gehälter, der Kampf gegen die mörderische Rationalisierung ist. Vom Betrieb aus ist gleichzeitig der Kampf gegen die reformistische Sportbewegung zu führen"(33) "Ohne Zweifel stehen wir an der Betriebsfront noch in Kinderschuhen, wenn auch einige Betriebssportgruppen schon bestehen ... Viel wichtiger ist zu sehen, daß in dieser Beziehung überhaupt mit der Arbeit begonnen werden muß, um zu einer Massenbasis im Betriebe zu kommen...Viel mehr sollten wir solch Sparten mit der betreffenden Arbeit beauftragen, die ohne große Voraussetzungen eine sofortige Bildung von Gruppen organisieren können...Wir roten Sportler müssen uns bereit finden an dem schwächsten Punkt der roten Klassenfront zu helfen für den Sieg des Sozialismus, Kommunismus."(34)

Über Erfolge der Betriebsarbeit liegen keine Erkenntnisse vor. Es muß aber angemerkt werden, daß, auch wenn die als Zielstellung angegebenen drei Betriebssportgruppen im ersten Halbjahr 1932 im Agitbezirk Leipzig geschaffen wurden, noch nicht von einer organisatorischen Basis in den Betrieben die Rede sein konnte.

Auf ein weiteres akutes Problem der Massengewinnung wies die Partei im Januar 1933 zum wiederholten Male(35) hin: "Mit Ausnahme der Roten Hilfe haben alle Massenorganisationen weniger Mitglieder als die Partei ...Und wie setzt sich die Mitgliedschaft zusammen? Keinesfalls entspricht sie dem Charakter und der Bedeutung der Organisation ...Wenn Parteilose und sozialdemokratische Arbeiter die Massenorganisationen als ihre Organisationen betrachten sollen, dann müssen sie auch in der Führung verankert sein. Hier eine energische Wendung herbeiführen, wird auch dazu führen, daß der Schrei nach Funktionären aufhört. Wir werden erreichen, daß die Arbeiter in der praktischen Arbeit geschult werden, in höhere Funktionen aufrücken und in die vorderste Front der Klassengenossen, d.h. in die Kommunistische Partei aufgenommen werden können."(36) Die Zeit, um hier Wandlungen herbeizuführen, war zu kurz - die Machtübertragung an die Nationalsozialisten kam ihnen zuvor.


Anmerkungen:

(1) Statistische Aufstellungen über die Leipziger Arbeitersportbewegung 1932/33:

Organisation

Vereine
Mitglieder
D. pro Verein
Grundlage der Berechnung/ Schätzung (Quelle)

KG-Stadt

50

9.240

185

Bericht ..., S.23.

KG-städtisches Umland

31

2.418

78

Hochrechnung der bekannten Zahlen.

ATSB-Stadt

48

11.826

246

Hochrechnung: Arbeiterführer ..., S.149 und bekannte Zahlen.

ATSB-städtisches Umland

17

1.904

112

Berechnung nach: Beckmanns ..., S.172.

AAB-Stadt

6

450

75

Berechnung nach: Beckmanns ..., S.156.

ARKB-Stadt

17

1.987

117

Dreizehntes ..., S.173ff.

ARKB-städtisches Umland

15

930

62

Ebenda.

Sturmvogel-Stadt

5

150

30

Schätzung: ZStAP Film 4892.

Verein Freie Wasserfahrer

1

200

/

Schätzung.

Naturfreunde-Stadt

8

1.500

188

HS DHfK.

ASB-Stadt

4

126

32

Berechnung: Beckmanns ..., S.165.

Schützenvereine-Stadt

16

240

15

Schätzung.

Verband Volksgesundheit-Stadt

?

200

/

Schätzung.

Arbeiterkeglerbund-Stadt

?(10)

100

10

Schätzung: Beckmanns ..., S.639.

Arbeiterschachbund-Stadt

?

200

/

Ebenda, S.640. Schätzung.

Arbeiteranglerbund-Stadt

 

100

/

Schätzung.

Reichsverband Republikanischer Motorradfahrer-Stadt

 

100

/

Schätzung.

Arbeitersport in der Stadt Leipzig gesamt

170

26.421

155

 

Arbeitersport im städtischen Umland gesamt

63

5.252

83

 

ZK-Verbände in der Stadt gesamt

120

17.181

143

 

ZK-Verbände im städtischen Umland gesamt

32

2.834

89

 
1932/33 hatten folgende Leitungen des Arbeitersports in Leipzig ihren Sitz:
- KG: Landesleitung-Sachsen und Leitung des Agitbezirks Leipzig,
- ATSB: Bundesvorstand (einschließlich Bundesschule und Arbeiterturnverlag) und Leitung des 1.Bezirkes des 4.Kreises (Sachsen),
- ARKB: Gauleitung Sachsen und Bezirksleitung Leipzig,
- Naturfreunde: Leitung des 4. Bezirkes (Leipzig) des Gaues Sachsen.
Die Leitungen der KG setzten sich folgendermaßen zusammen:
Pol.-Leiter Sachsen: Heinz Dose, Org.-Leiter Sachsen: Paul Kloß, Literaturvertrieb: Alfred Sickert, Agit-Bezirk Leipzig: Bruno Plache, Stadt Leipzig: Herbert Mank.

(2) Vgl. Gesprächsprotokolle Rolf Lemser, Erich Quade, Walter Kresse.

(3) Dadurch, daß Ende 1930 die Erstellung einer Sportstatistik "mit Rücksicht auf die Wirtschafts- und Finanzlage des Landes, der Städte und Gemeinden und der Turn- und Sportverbände auf eine günstigere Zeit verschoben" wurde, lassen sich keine genaueren Angaben machen (StAD Außenministerium 6292, Bl. 330).

(4) Vgl. Leipziger Adressbuch ..., S.51.

(5) Ernst Grube, Warum ..., S.24.

(6) Ernst Grube, Einheitsfront ..., S.11.

(7) Ebenda, S.19.

(8) Die Turnsparte ..., S.1.

(9) Einsatz ..., S.6.

(10) Rote Sportlerheere ..., S.2f.

(11) Der rote Sportfunktionär ..., S.4.

(12) Zit. nach Die internationale Arbeiterbewegung, Bd.5 ..., S.267.

(13) Im Kampf ..., S.18.

(14) Vgl. Dotzauer ..., v.a.S.71f.

(15) Vgl. Die internationale Arbeiterbewegung, Bd.5 ..., S. 271 u.148.

(16) "Vom Leipziger Stadtverordneten-Kollegium fordern wir Beschlussfassung über:
1. Nichtauszahlung resp. Einstellung der Auszahlungen der im Etat eingesetzten Mittel für bürgerlich-faschistische Sport- und Kulturorganisationen.
2. Kostenlose Freistellung aller städtischen Turnhallen, Schwimmhallen und Spielplätze für die sporttreibende werktätige Bevölkerung.
3. Sofortige Erhöhung der Ausgaben zur Förderung der Leibesübung für die Werktätigen.
4. Bereitstellung von Mitteln zum Bau von Sporthallen, Spielplätzen und Kulturparks und besonders zur Errichtung von Spiel- und Sportplätzen für Arbeiterkinder.
5. Kostenlose Lieferung von Spiel- und Sportkleidungen an Erwerbslose.
6. Beseitigung aller faschistischen Sportlehrer aus den Volks- und Berufsschulen. Kontrolle des Sportbetriebs in den Schulen durch die K.G. für rote Sporteinheit.
7. Aenderung der Zusammensetzung des gemischten Ausschusses für Leibesübungen. Einbeziehung der Vertreter der K.G.
Für diese Forderungen kämpfen tausende Leipziger rote Sportler unter Führung der Kommunistischen Partei."
(StdAL Stadtverordnete Leipzig T.4.VII.1931)

(17) Ebenda.

(18) Rundbrief ..., o.S.

(18a) Die Quelle ging in der seinerzeit eingereichten Fassung verloren und ist - mit vertretbarem Aufwand - nicht mehr nachträglich zu ermitteln. - T. K. 2005.

(18b) Siehe vorherige Anmerkung.

(18c) Vgl. Einsatz ..., S. 2.

(19) Roter Sachsensport ..., 09.01.1933.

(20) Der rote ..., 1932, Nr. 3, S. 6.

(21) Zit. nach 90 Jahre ..., S. 121.

(22) Vgl. schriftliche Auskunft Rudolf Wunderlich.

(23) Internationaler Arbeitersport ... 1932, Nr. 8/9, S. 223.

(24) Kommunisten im ..., S. 22.

(25) Ebenda, S. 24.

(26) Der rote ... , 1932, Nr. 7, S. 3.

(27) Arbeitsplan für Sommerhalbjahr ..., S. 18.

(28) Vgl. Arbeitsplan des Agit ... und Rote Sportlerheere ....

(29) Zit. nach Eichhorn..., S. 18.

(30) Ebenda.

(31) Ebenda, S. 17.

(32) Mus.L. 148, Erlebnisbericht Erich Haase, S. 1.

(33) Richtlinien ..., S. 31.

(34) Rot Sport gegen ..., S. 3.

(35) Auch schon in "Der Bolschewik" 1932, Nr. 9 (Anfang Mai): "Müssen Kommunisten in der roten Sportbewegung arbeiten?"

(36) Kampferfahrungen ..., S. 99f. Evtl. ist dieses Urteil für die Stadt Leipzig etwas zu differenzieren. Nach Friederici ..., S. 25 hatte die KPD in Leipzig Anfang 1933 ca. 6.000 Mitglieder, so daß die Mitgliederzahl der KG gegenüber der der KPD ungefähr 11/2mal so groß war, was aber wiederum die grundsätzliche Gültigkeit des getroffenen Urteils nicht aufhebt.

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3. Die Zerschlagung der Leipziger Arbeitersportbewegung im Gefolge der Machtübertragung an den Hitlerfaschismus

An den Protest- und Abwehraktionen gegen die Aufrichtung der faschistischen Diktatur beteiligten sich auch die in der KG organisierten Arbeitersportler überaus aktiv, ob unmittelbar nach der Installierung des Hitlerkabinetts in der Verteilung von Flugblättern mit dem Aufruf zum Generalstreik(1) oder in der Teilnahme an Protestdemonstrationen und Aufmärschen, deren größter die gemeinsame Kundgebung von KPD, SPD, SAJ, KJVD, Kampfstaffeln u.a. am 19. Februar 1933 auf dem Messplatz war. Fritz Selbmann als Hauptredner schlug der SPD vor, "noch diese Woche in allen Leipziger Betrieben gemeinsame Belegschaftsversammlungen durchzuführen und gemeinsame Maßnahmen gegen den Faschismus zu besprechen. Wir schlagen vor, einen roten Massenselbstschutz in allen Betrieben, in allen Strassen aufzubauen."(2)

Im gleichen Sinne hatte die Reichsleitung der KG sofort mit der faschistischen Machtergreifung am 30.01.1933 einen Appell zum Kampfbündnis an alle werktätigen Sportler Deutschlands erlassen.(3) Am 21.Februar erging ein erneuter Vorschlag zur Bildung der Einheitsfront an die sozialdemokratischen Verbände.(4) Die reformistische Sportführung blieb allerdings bei ihrer schon in der Vergangenheit herausgestellten Haltung, daß sie "zu solchen Verhandlungen weder berechtigt noch befugt ist, und daß solche Verhandlungen lediglich durch die Parteien untereinander zu pflegen sind. Als Bund oder Verein haben wir kein Recht, Sonderverhandlungen zu führen."(5)

Auch die Sportler der Leipziger KG verstärkten ihre Anstrengungen zur Herstellung der Einheitsfront. Beleg dafür ist ein Flugzettel aus jenen Tagen:
      "Wichtig!
      Vereinsversammlung
      am 11.Februar 1933 auf dem Platze
      ES SPRICHT GEN. HEINZ DOSE über
      EINHEITSFRONTAKTION gegen HITLER!"(6)

Einheitsfrontangebote der Landesleitung Sachsen (Heinz Dose) oder des Agitbezirks Leipzig (Bruno Plache) der KG an die Führung des 4.Kreises 1.Bezirk des ATSB sind nicht bekannt. Allerdings scheint es zu diesem Zeitpunkt innerhalb der reformistischen Sportführung noch nicht zu solchen Differenzierungen wie in der Leipziger SPD gekommen zu sein, wo der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks, Hermann Liebmann, heftige Kritik an der opportunistischen Politik des Parteivorstandes übte und einen entschlossenen Kampf gegen den Faschismus forderte. Wenn man die verbreitete Auffassung von Einheitsfrontpolitik von unten und die verhärteten Fronten der Auseinandersetzung in die Betrachtung einbezieht, ist es sehr wahrscheinlich, daß die Leipziger roten Sportler in der Führung reformistischer Verbände für sich keinen potentiellen Einheitsfrontpartner sahen.

Wie zwischen den Mitgliedern der Arbeiterparteien kam es auch zwischen den Arbeitersportlern beider Lager zu einer weiteren Annäherung. So sammelten sich "im Keller unserer (ATSB)Bundesschule ... um diese Zeit (Ende1932/Anfang 1933-T.K.) allnächtlich fast hundert schwerbewaffnete Widerstandskämpfer beider Arbeiterparteien, um jeden Angriff der Nazis auf die Bundesschule abzuwehren."(7)

Der am 25./26. Februar 1933 im IfA-Heim Böhlitz-Ehrenberg parallel mit dem Landeskongress der roten Sportler Sachsens abgehaltene 3. Kongress der werktätigen Sportler Sachsens vereinte über 600 Delegierte, darunter 47 aus ATSB-Vereinen und sieben aus Vereinen der Deutschen Turnerschaft und des Deutschen Fussball-Bundes. Das Hauptreferat wurde vom Reichsleiter der KG, Ernst Grube, gehalten. Er hob hervor, daß es darauf ankomme, eine gemeinsame Front mit allen werktätigen Sportlern zum schärfsten Kampf gegen den Faschismus herzustellen. Die Delegierten erklärten ihr Einverständnis mit dem Aktionsprogramm der revolutionären Sportler gegen das Naziregime, wählten einen Einheitsausschuß und verabschiedeten einen Einheitsappell an die werktätigen Sportler Sachsens. "Dabei muß ganz besonders hevorgehoben werden, daß die Delegierten des Arbeiter- Turn- und Sportbundes in den Vordergrund stellten, die Einheitsfront von unten herauf. Sie gelobten, nicht eher zu ruhen, bis alle werktätigen Sportler gewonnen sind zur Abwehr des faschistischen Terrors."(8) Die beiden Kongresse des 25. und 26.Februar sollten die letzten Großveranstaltungen der KG unter halblegalen Bedingungen in Deutschland überhaupt sein. Ein "Rundschreiben an die Vereine im Arbeiter- Turn- u. Sportbund E.V.Leipzig" vom 9.März 1933 verdeutlicht die Wirkung der Einheitsfrontbemühungen der KG in ganz Deutschland (besonders seit Anfang 1933); verdeutlicht aber auch das starke Abwehrverhalten der sozialdemokratischen Sportführung gegen den Verlust der eigenen Massenbasis und das versuchte Arrangement mit dem Nationalsozialismus:
  "In den letzten Tagen sind zahlreiche Anfragen an den Bundesvorstand gerichtet worden, ob Spiele und sportliche Veranstaltungen mit Mitgliedern oder Vereinen der kommunistischen Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit erlaubt sind. Diese Anfragen sind zurückzuführen auf die Beschlüsse und Anweisungen der kürzlich stattgefundenen Landestagungen der Kampfgemeinschaft.
Wir warnen unsere Vereine nachdrücklichst vor der Durchführung solcher Spiele und vor der Freigabe einzelner Spieler zur Durchführung der 'Einheitsveranstaltungen'.
Wir haben weiter erfahren, daß verschiedene dieser 'Einheitsapostel' sich in unseren Vereinen angemeldet haben, um überraschend in den Besitz der Versammlungs- und Vereinsmehrheiten zu kommen und dann den Gesamtverein zu veranlassen, Freundschaftsspiele mit der kommunistischen Kampfgemeinschaft abzuschließen und den Verein dieser Organisation zuzuführen. Wir warnen unsere Mitglieder nachdrücklichst, solchen Anträgen ihre Zustimmung zu geben, da sie gegen die bestehenden Bundesbestimmungen und Bundesbeschlüsse verstoßen ... Es ist nicht wahr, daß man die Einheit einer Bewegung fördern kann durch Außerachtlassung der Bundesbestimmungen, noch dazu wenn diese Befehle zu dem Zweck von den zentralen Leitungen ausgegeben werden, um unsere Bewegung zu zersetzen und zu zerstören.
Einige Funktionäre haben uns mitgeteilt, daß ausgeschlossene Bundesmitglieder und ganze Vereine der Roten Kampfgemeinschaft zu uns zurückkehren wollen. Die hinter uns liegenden Zeiten schrecken ab, sie ermahnen uns nicht nur zu äußerster Vorsicht, sondern zu glatter Ablehnung. Es hat keinen Zweck, daß wir in unsere Bewegung Zersetzungskräfte hineintragen lassen. Es darf nicht eintreten, daß unsere Vereine und auch die Organisation erneut der Tummelplatz der KG.-Methoden wird. Wir wollen den Bestand des Bundes erhalten, aber nicht durch Aufnahme solcher Störenfriede erneut schwächen ....
In einigen Gegenden Deutschlands hat man das Tragen des Bundesabzeichens und das Führen der Bundesfahne verboten. Inwieweit dieses Verbot rechtswirksam ist, wird von Bundes wegen festzustellen sein. An unsere Vereine und Mitglieder aber richten wir das dringende Ersuchen, diesen Anweisungen Folge zu leisten; denn es nutzt nichts, wenn einzelne sich gegen solche Bestimmungen vergehen und dann in Strafe genommen werden oder gar der Verein in Mitleidenschaft gezogen wird. Auch das Singen der Lieder mit nichtsportlichem Inhalt hat zu unterbleiben wie überhaupt alles in der Vereinsarbeit zu unterlassen ist, was nicht mit unserer Bewegung in unmittelbarem Zusammenhang steht."(8a)

Waren bis Ende Februar Vorstellungen über ein legales oder halblegales Weiterbestehen der Vereine der KG bzw. darüber, daß das Verbot noch nicht unmittelbar bevorstünde - die Arbeiter-Sanitäter Leipzig, Kolonne West, luden z.B. per Flugzettel für den 11. März zum Frühjahrs-Vergnügen in das IfA-Heim Böhlitz-Ehrenberg ein(9) - , noch weit verbreitet, so gab es mit dem Reichstagsbrand keinen Zweifel mehr über die weitere Entwicklung. Anfang März lösten sich alle Vereine der roten Sportler unter Beiseiteschaffung aller beweglichen Vermögenswerte und Vernichtung der Dokumentationen auf.(9a) Die Landesleitung der KG in der Angerstr.14 war schon am 06.02. von der Polizei besetzt und durchsucht worden. Diese Aktion war schon gescheitert bevor sie begonnen. Einen Tag zuvor warnte ein Polizist die Genossen der KG: "Räumt eure Bude aus, morgen ist Haussuchung!"(10) Ein Beweis für proletarische Klassensolidarität und antifaschistische Grundhaltung (die Leipziger Polizei war eine "SPD-Polizei"), die sich auch später noch an anderen Orten in gleicher oder ähnlicher Weise äußern sollte.(11)

Am 9.März(11a) erfolgte die Schließung der Bundesschule des ATSB und des Sportparkes "Vorwärts-Süd" (Selneckerstrasse). Mit den Worten "Alles raus! Der Saftladen wird geschlossen!" drang Leipziger und Plauener SA (es hatten sich nicht genug Leipziger SA-Männer gefunden(12) in die Bundesschule ein und nahm der größten Arbeitersportorganisation Deutschlands einen wesentlichen Teil ihrer Aktionsfähigkeit. Der Mitte März erfolgende Entzug der Genehmigungsbenutzung von kommunalen Sportplätzen, Turnhallen u.a. Einrichtungen betraf v.a. die Vereine des reformistischen Lagers. "Kommunisten" war eine solche Genehmigung schon in der Weimarer Republik wesentlich zögernder erteilt worden.(13) Wenn auch nicht repräsentativ für die Mehrheit der sozialdemokratischen Arbeitersportvereine, so doch repräsentativ für eine Tendenz ist der Einspruch eines Vertreters des ATSV Seehausen gegen diese Maßnahme: "Der Verein hat keinerlei organisierte Kommunisten als Mitglieder gehabt, ob einzelne Mitglieder kommunistisch gewählt haben, weiß ich nicht."(14) Konzentrierte Übergriffe der SA auf Einrichtungen der Arbeitersportorganisationen waren nach wie vor an der Tagesordnung. 300-400 bewaffnete SA-Leute stürmten an einem Tag im März 1933 die Vereinslokale des Sportvereins "Adler" (KG) und des Turn- und Sportvereins 93 (ATSB) in Wahren, wobei es zu massiven Zerstörungen und Mißhandlungen der Vereinsmitglieder kam.(15)

Die Schließung der Arbeitersportvereine Leipzigs erfolgte in zwei Wellen: am 1.April 1933 die kommunistischen und am 28.April 1933 die sozialdemokratischen Vereine. Interessant ist, daß die Polizei zwar alle sozialdemokratischen Vereine erfaßte, anscheinend aber keine genaue Übersicht über die kommunistischen Vereine besaß. "Vorwärts Leutzsch" wurde als "sozialdemokratisch" eingestuft und am 28.04. geschlossen, während man auf die (ehemalige) Existenz des ASV Schönefeld erst Anfang Juni aufmerksam wurde. Die aus Abspaltungen vom Arbeiterrad- und Kraftfahrerbund "Solidarität" und von den "Naturfreunden" herrührenden KG-Vereine entgingen der Aufmerksamkeit der Repressivorgane letztlich ganz und gar. Das am 30.04. durch das sächsische Innenministerium ergangene Verbot der KG für Sachsen war für Leipzig faktisch ohne Belang, da schon bestehende Verhältnisse nur noch nachträglich "legitimiert" wurden.(16)

Wenn die sächsischen Nationalsozialisten im Hinblick auf die Verbote (Schließungen) auch nicht die schnellsten waren(17), so zeichneten sie sich doch (zumindest in Leipzig) durch eine anderswo nicht gekannte Konsequenz aus. Während die Gleichschaltung - also die Übernahme in den neugebildeten DRL unter Voransetzung eines Kommissars, die Einordnung des betreffenden Vereins (ohne Verbot und Vermögensbeschlagnahme) in das Führer-Gefolgschafts-Prinzip des faschistischen Sports - von einzelnen reformistischen Vereinen (in Preußen gar der ganzen "Naturfreunde"-Organisation) in anderen deutschen Gebieten möglich und an der Tagesordnung war, läßt sich für Leipzig nur ein Verein nachweisen, dem dies gelang. Der Arbeiterschwimmverein Leipzig (über 500 Mitglieder) wurde unter dem Namen "Sportverein Wasserfreunde 05" (möglicherweise nach Fusionierung mit einem anderen, bürgerlichen Verein) gleichgeschaltet.(18) Man kann davon sprechen, daß im Zentrum der Arbeitersportbewegung Leipzig deren Zerschlagung am gründlichsten durchgeführt wurde.(19)

Im reformistischen Lager des Arbeitersports gab es vielfältige Versuche, sich der Zerschlagung der Organisation zu entziehen. Der Kraftsportverein "Othello" (AAB) versuchte durch Änderung des Namens in "Kraftsportverein 1933" seinen Charakter zu verschleiern.(20) Der Vorstand des Arbeiterschwimmvereins schlug den Mitgliedern in einer Versammlung am 06.04.1933 den Austritt aus dem ATSB vor, stieß bei der Mitgliedschaft allerdings auf Unverständnis.(21) Insbesondere eine spezifische Reaktion auf die faschistische Machtergreifung sollte sich als dominierend erweisen: die Anbiederung bei den neuen Machthabern. Über dieses Thema ist schon Gültiges geschrieben worden(22), das erlaubt Beschränkung auf den Leipziger Raum. Der "Sächsische Arbeitersport" (Organ des ATSB) vom 28.03 1933 veröffentlichte einen Aufruf, der das Maß der Aufgabe jeglichen politischen Anspruchs verdeutlicht:
  "An die Vereine des 4.Kreises!...
Für unsere Vereine handelt es sich jetzt um folgendes: Die Pflege der Leibesübungen ist eine so bedeutsame Arbeit, daß wir außer dieser Tätigkeit keine Zeit mehr finden um andere Arbeiten zu tätigen. Wir werden den turnerischen und sportlichen Aufgaben gerecht werden und damit die Arbeiten ausführen, die wir uns als Sportorganisation selbst gestellt haben zur Gesunderhaltung der deutschen Arbeiterschaft.
Wir bitten die Vereine dringend, dieses zu beachten und alle anderen Arbeiten zu unterlassen.
Allgemein aber noch einmal folgendes:
Sportabteilungen des Reichsbanners und der Sozialistischen Arbeiterjugend können bei uns nicht mehr Mitglied sein. Wo solche Abteilungen oder Vereine bestehen, ist jeglicher Verkehr abzubrechen.
Mitgliederaufnahmen können durch Vereine nur dann getätigt werden, wenn es sich um wirklich sportliebende Männer und Frauen handelt. Nicht aufgenommen werden können aber Angehörige verbotener Organisationen oder Mitglieder der Oppo, die jetzt bei uns Unterschlupf finden wollen (siehe die Erklärung des Bundesvorstandes vom 9.März).
Bei den Besuchern der Übungsstunden und der Spielplätze ist darauf zu achten, daß keinerlei Störenfriede oder Angehörige der verbotenen Organisationen zu uns kommen, die Unterhaltungen unter den Teilnehmern anknüpfen, um so unsere Vereinsarbeit in ein falsches Licht zu stellen. Rücksichtsloses Einschreiten der Vereinsfunktionäre gegen solche Elemente ist am Platze.
Versammlungen der Vereine dienen nur dem reinen Vereinszweck, sie dürfen nicht zu anderen Aussprachen missbraucht werden. Die Versammlungsleitungen sind für den Ablauf der Versammlungen verantwortlich. Im Missbrauchsfall ist sofort von dem Hausrecht Gebrauch zu machen.
Das Tragen der Abzeichen ist in einigen Landesteilen verboten. Wo dieses der Fall ist, ermahnen wir die Mitglieder zur strikten Befolgung dieser Bestimmungen. Das gleiche gilt für das Aufstecken der Fahne oder das Mittragen der Wimpel bei Wanderungen usw. Ferner bei den Singen der Lieder und Spielen von Märschen.
Ein korrektes Verhalten der Mitglieder und der Vereinsleitungen ist dringend geboten. Unterlaßt alles, was dem Anschein einer herausfordernden Stellung gleichkommen könnte. Bedenkt, wir stehen
auf dem Boden der gesetzlichen Bestimmungen
und haben alles zu unterlassen, was gegen unsere Vereinsarbeit ausgelegt werden könnte. Wir sind eine Sportorganisation und sehen in der Pflege der Leibesübungen die restlose Erfassung unserer Vereins- und Bundesarbeit. Bewahrt Ruhe und Besonnenheit, aber
haltet auch dem Bund die Treue in dieser schweren Zeit."(23)

Daß diese Anbiederung auch von einem Teil der Funktionäre auf Vereinsebene mitgetragen und aktiv vertreten wurde, belegt das Protokoll der Mitgliederversammlung des "Sportvereins 1911" Taucha (ATSB) vom 18. März 1933: "Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, mache ich darauf aufmerksam, daß wir nicht politisch sind und wir uns den Anordnungen der Behörden fügen werden. Ferner werden keine Aufnahmen bestätigt, die aus dem kommunistischen Lager kommen."(24) Allerdings bewahrte das den Verein nicht davor, bereits zehn Tage später verboten zu werden. Der Gipfel der Prinzipienlosigkeit und des Verrats wurde mit folgender Verlautbarung ("Sächsischer Arbeitersport" 24.04.1933) erreicht:
  "Was wird aus dem Sport?...
Das Wesentliche für uns ist und bleibt, daß die weit über eine Million Arbeitersportler voraussichtlich nun endlich wieder Gelegenheit bekommen werden, ihren geliebten Leibesübungen nachzugehen."(25)
Zu diesem Zeitpunkt war der ATSB in Leipzig bereits über drei Wochen (30.03) für aufgelöst erklärt, wie auch faschistische Gleichschaltung und Militarisierung des Sports in ihren Grundzügen plastisch zutage traten! Vier Tage später wurden auch alle Vereine des reformistischen Lagers in Leipzig geschlossen, sechs Tage später erfolgte das Verbot des ATSB durch das Reichsinnenministerium.

Es ergibt sich die Frage nach den Ursachen für die "Anpassungsversuche" gegenüber dem braunen Regime. Hebel-Kunze bietet, zugeschnitten auf analoge Erscheinungen in der SPD, eine akzeptabel erscheinende Erklärungsvariante an: "Da die zu diesem Entscheidungsgremium gehörenden Sozialdemokraten ihre Tätigkeit als Funktionäre der SPD oder als Mandatsträger zum grössten Teil hauptberuflich ausübten, ihre materielle Existenz also unmittelbar mit der Parteiorganisation verknüpft war, bedeutete ein Verbot der Partei für sie die Vernichtung oder zumindest starke Gefährdung ihrer Existenzgrundlage; dies gilt auch für die von der Partei bezahlten Funktionäre und Parlamentarier auf Bezirks- und Landesebene, die zum größten Teil in ihrem Verantwortungsbereich eine mit dem Verhalten der obersten Parteiführung identische Politik betrieben.
Es liegt nahe anzunehmen, daß der Politik der Anpassungsversuche, die mit dem Vorhandensein illusionärer Vorstellungen über Absichten und Zielsetzungen der faschistischen Regierung noch nicht hinreichend begründet ist, nicht zuletzt auch das Motiv der Sicherung der eigenen Existenz zugrunde lag."(26) Insbesondere sei dies daran abzulesen, daß die Konzessionsbereitschaft mit abnehmender Wahrscheinlichkeit des Organisationserhaltes zunahm.

Im Rahmen der von innen und außen vorangetriebenen Faschisierung begannen die Funktionäre der bürgerlichen Verbände und Vereine sich frühzeitig gegen "Kommunisten", "Marxisten" und "Nichtarier" abzuschotten.(27) Der Vorstand der Sächsischen Turnerschaft beschloß am 30.03.1933, "daß die Zugehörigkeit von Marxisten zur DT mit dem Paragraph 2 der DT(-Satzung) unvereinbar ist." Gleichzeitig erging der Vorschlag an den Vorstand der DT, "a) die stärkere Betonung der Erziehung zur Wehrwilligkeit und Wehrhaftigkeit in der DT-Satzung festzulegen; b) die Einführung des Arierparagraphen zu fordern."(28) Der TSV Eutritzsch (DT) bekannte sich auf einer gemeinsamen Sitzung des Turnrates und der Vorturnerschaft am 22.04.1933 einmütig zu den neuen Richtlinien der DT.(29) Im Ergebnis dessen wurden bis zum 15.05.1933 u.a. alle Juden aus dem Verein ausgeschlossen und das Wehrturnen in allen Riegen und Abteilungen in Angriff genommen.(30) Auch seitens des Staates wurde dem Übertritt von Arbeitersportlern in bürgerliche Vereine ein Riegel vorgeschoben. Der Arbeits- und Wohlfahrtsminister des Landes Sachsen verbot im April die Aufnahme von Arbeitersportlern und der Beauftragte des Reichssportkommissars für die Kreishauptmannschaft Leipzig, Fritz Otto, legte Anfang Juni fest: "Die Vereine der Kreishauptmannschaft Leipzig haben etwa aufgenommene Angehörige marxistischer Organisationen aus ihren Mitgliederlisten zu streichen."(31) Vom Reichsinnenministerium wurde schließlich in einem Erlass vom 27.06.1933 eine generelle Sperrfrist für Neuaufnahmen ehemaliger Arbeitersportler bis zum 01.10.1933 bestimmt, wobei der Anteil jener in einem Verein auch nach dem 01.10.1933 20% nicht übersteigen durfte.(32) Bedingung für die Aufnahme sollten dann sein:
  1. Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung, daß keine Beziehungen mehr zu marxistischen
    Organisationen bestehen.
2. Beibringung eines polizeilichen Führungszeugnisses.
3. Gestellung zweier Bürgen, die nicht aus einem marxistischen Verein stammen und bereits vor
    dem 1. Januar 1933 einem "nationalen Verbande" (alle Organisationen/Gliederungen der
    NSDAP und des Stahlhelm) angehört haben.(33)
Trotz dieser Repressivmaßnahmen setzte seitens der Arbeitersportler eine lebhafte Übertrittsbewegung in die bürgerlichen Vereine ein, welche vielen Vereinen nicht ungelegen kam, weil der Verein dadurch an sportlicher Leistungsfähigkeit und ökonomischer Resistenz nur gewinnen konnte. Es ist anzunehmen, daß die o.g. Bestimmungen schon aufgrund ihres hohen bürokratischen Aufwandes relativ stark ausgehöhlt wurden. Schon am 25.Mai 1933 mußte das Sächsische Innenministerium dem Sächsischen Wettinschützenbund untersagen, bis zum 01.10.1933 weitere Schützengesellschaften aufzunehmen.(34) Aus Taucha wird über nicht unerhebliche Übertritte zum bürgerlichen Verein TSV 1861 Taucha im Jahre 1933 und später berichtet.(35) Dennoch darf m.E. die Quantität der Übertritte nicht überschätzt werden. Auch für Leipzig akzeptabel scheint scheint die von Beduhn für den Arbeiterrad- und Kraftfahrerbund global getroffene Aussage, daß "zahlreiche Mitglieder des Bundes 'Solidarität' den Gleichschaltungsbestrebungen im Sport auswichen, indem sie nach Verbot und Auflösung ihrer Vereine sich nicht den weiterbestehenden bürgerlichen Vereinen anschlossen, sondern unabhängige Gesinnungsgruppen bildeten. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen ganze Vereine des Bundes eintraten und in diesem Rahmen ihren Sportbetrieb sowie ihre alten Kontakte aufrechterhalten konnten."(36) Aufschlußreich ist der Vergleich der Mitgliederzahlen der Deutschen Turnerschaft der Jahre 1933 bis 1935 in Leipzig: 29.560, 31.392, 31.239.(37) Wenn man berücksichtigt, daß reichlich 25.000 Arbeitersportler den Verboten zum Opfer fielen, ist ein Zuwachs von knapp 2.000 Mitgliedern für die DT fast unerheblich. Auf den gesamten bürgerlichen Sport hochgerechnet ergibt dies eine "Übertrittsrate" von 15-25%. Diese Überlegung deckt sich sowohl mit Einzelberichten (Eutritzsch und Möckern)(38) als auch mit einer Quelle über ähnliche Entwicklungen in Berlin. Anlässlich einer großangelegten Befragung in der Firma Siemens im Winter 1933/34 antworteten 91,7% der Befragten, daß sie keinem Sport- oder Turnverein angehörten; aber 50%, daß sie irgendeinen Sport trieben!(39) Die Übertritte von Arbeitersportlern in bürgerliche, sich faschisierende Vereine waren zumindest 1933 eindeutig von der Seite der sportlichen Interessiertheit her motiviert. Eine Veränderung dieses Bildes für die Gesamtheit der Arbeitersportler in den folgenden Jahren läßt sich mit der gegebenen Quellenbasis weder bejahen noch verneinen. Vor allem bedarf es weiterer Klärung, ob die Ausnutzung der faschistischen Vereinsbasis für die Massenarbeit der sozialdemokratischen Gruppen (nicht nur Sport) als möglich erkannt bzw. bewußt angestrebt wurde.

Es kann davon ausgegangen werden, daß sich die Mehrzahl der Arbeitersportler in Gesinnungsgruppen relativ lockerer Form zusammenfand (eigene Schätzung: 50-70%). Die im Dezember 1933 gebildete "NS.Gemeinschaft Kraft durch Freude" bot günstige Möglichkeiten für das Bestehen solcher Gruppen wie auch von Widerstandsgruppen. Daß diese Möglichkeiten genutzt worden sind, ist belegt(40), offen bleibt, in welchem Umfang. Der Kontrast zwischen Deutschem Reichsbund für Leibesübungen und Betriebssportgemeinschaften tritt scharf hervor: in der KdF-Organisation gab es keine Dietschulung, keinen Pflicht-Wehrsport und kein überaus straff geführtes Vereinsregiment. Zugleich sollte sich auch die Attraktivität des Sporttreibens innerhalb der KdF durch Verbesserungen der materiellen Basis erhöhen.(41)

Das Vermögen der aufgelösten Arbeitersportvereine verfiel der Vermögenszwangsverwaltung.(42) "Rechtliche" Grundlage dieser Verschacherung zugunsten des örtlichen Fiskus bildeten die Gesetze über die Einziehung kommunistischen Vermögens vom 26.05.1933 und über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens vom 14.07.1933 sowie die entsprechenden sächsischen Durchführungsverordnungen.

Ab Mai 1933 begann die Einsetzung von Treuhändern durch das Polizeipräsidium Leipzig, wozu meist Rechtsanwälte, Notare oder Diplomvolkswirte verwandt wurden. Es ist nur wenig übertrieben, davon zu sprechen, daß diese sich in der Art von Geiern auf die fetten Happen stürzten. Da die Treuhänder ihre Vergütung selbst festlegten und auch andere "Geschäfte" möglich waren, winkte ein fettes Salär. Über den "Reichstreuhänder" Wiebohls, der mit der "Zwangsverwaltung des Vermögens des ATSB-Bundesvorstandes, der Bundesschule und des Arbeiterturnverlages betraut war, wurde z.B. zu Protokoll gegeben: "Da Wiebohls im Treuhandverfahen bzw. im Konkursverfahren die Abwicklung der Werte der Organisationen vornahm, hatte er selbstverständlich große finanzielle Vorteile. Sein Kauf einer Villa in Markkleeberg beweist das."(43)

Die Treuhänder scheuten sich nicht, massiv gegen Vereinsvorstände vorzugehen, die bewegliche Vermögenswerte hatten beiseite schaffen lassen. In manchen Fällen wurde das Vereinseigentum von den Mitglieden wieder herbeigeschafft (TSV "Eiche" Connewitz (ATSB), im Extremfall wurde Antrag auf Verhängung von "Schutzhaft" gestellt (Kurt Kresse - "Fichte-West" (KG); Johannes Heisig, Paul Schmidt, Walter Blume - ASV Schönefeld (KG).

Genauso gefragt wie die Treuhänder-Posten waren die von ihnen zu veräußernden Mobilien und Immobilien der Arbeitersportvereine. Das Spektrum der potentiellen Käufer war breit gefächert, von HJ über NSDAP, SA, Polizei bis hin zu Werksportvereinen. An der Spitze der Begehrlichkeiten standen Schreibmaschinen. Am schlechtesten ließen sich die Sportgeräte absetzen, so daß sie tw. leih- oder schenkungsweise der HJ, SA oder "nationalen" Sportverbänden überlassen wurden.

Insgesamt brachte die "Vermögenszwangsverwaltung" wahrscheinlich gerade ihren eigenen Aufwand wieder herein, ein Gewinn war für den faschistischen Staat kaum zu erzielen:
  1. Die Arbeitersportvereine waren in der Regel an das Ratsamt für Leibesübungen (Spitze hier Freie Turnerschaft Paunsdorf (ATSB) mit 84.850 RM) oder an eine der Leipziger Brauereien (Ermisch-Kronen-Brauerei, Riebeck-Brauerei u.a.) hoch verschuldet, hinzu kamen meist noch eine Reihe von kleineren Schulden. Das Mobiliar und tw. auch Baracken, Schankeinrichtungen waren vielfach von den Brauereien unter Eigentumsvorbehalt bzw. Kreditierung gegen Sicherung des Alleinbezugs von Bier geliefert worden.
2. Der Verkauf erfolgte nicht zu reellen, sondern zu Schleuderpreisen (Es lagen Beschwerden von Sportartikelhändlern vor, daß der Markt nun hiermit endgültig übersättigt und somit ihre Existenz gefährdet sei.).
3. Durch das Beiseiteschaffen von beweglichen Vermögenswerten durch die Arbeitersportler verfiel nicht der ganze Besitz der Zwangsverwaltung.

Forderungen an die aufgelösten Vereine wurden durch den Treuhänder dann berücksichtigt, wenn der Antragsteller nachweisen konnte, daß er mit seiner Lieferung, Darlehen oder dgl. keine "marxistischen" Bestrebungen fördern wollte. Dieser Fall war meist dann gegeben, wenn er NSDAP-Mitglied war, eine größere Firma vertrat oder einen Berufsverband hinter sich hatte. Einzelpersonen, die nicht diesen Voraussetzungen genügten, wurden zumeist abschlägig beschieden, ggf. erfolgte eine einmalige Zuwendung eines Teils des eingeforderten Wertes.

Einen Eindruck von den Schwierigkeiten, die die Vereine der Kampfgemeinschaft den Treuhändern und dem Fiskus machten, vermitteln uns die Zwangsverwaltungs-Abschlußberichte der Vereine "Fichte-West" und ASV Schönefeld. Bei "Fichte-West" ließen sich ganze 20 RM Erlös durch Verkauf von Sportgeräten an den SV Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. erzielen. Dem standen laufende Schulden in Höhe von 4.350 RM gegenüber.(44) Fast 2.000 RM Kassenbestand wurde für den illegalen Kampf gerettet.(45) Der Bericht des Treuhänders des ASV Schönefeld atmet, nachdem er sich nicht scheute, über drei Vorstandsmitglieder Schutzhaft verhängen zu lassen, Resignation: "Leider wurde man erst Mitte Juni auf das Vorhandensein des Arbeiter-Sport-Vereins aufmerksam, was zur Folge hatte, daß bei der sofort aufgenommenen Auflösung des Vereins nur noch wenig Vermögensgegenstände sichergestellt werden konnten. Kassebücher, Wirtschaftsbücher oder sonstige Buchführungsmaterialien konnten nicht beschlagnahmt werden, so daß eine Prüfung der Kasseangelegenheiten nicht erfolgen konnte. Trotz mehrfacher Vernehmung der Vorstände und Abteilungsleiter des Vereins war es nicht möglich, noch Vermögensgegenstände ausfindig zu machen. Noch nicht einmal Bargeld konnte eingezogen werden. Es war eben bereits alles von den Mitgliedern in Sicherheit gebracht oder vernichtet worden. Es scheint sich jedoch auch hier um einen Verein gehandelt zu haben, der hinter seiner sportlichen Tätigkeit sein politisches, kommunistisches Gesicht verbarg."(46)

Anmerkungen:

(1) Vgl. StAL PP-S 2571, Bl. 1ff.

(2) In der Revolution ..., S. 361.

(3) Vgl. Wieczisk ... , S. 135.

(4) Vgl. ebenda, S. 136.

(5) Ebenda, S. 82.

(6) Mus.L.155. Zuordnung zu einem bestimmtem Verein ist nicht mehr möglich.

(7) Benedix..., S. 84. Im Erlebnisbericht H. Doberenz (Mus.L. 149) findet kommunistische bzw.KG-Beteiligung keine Erwähnung.

(8) SAZ, 27.02.1933. Vgl. auch Wieczisk ..., S.198.

(8a) Original im Sportmuseum Leipzig, Archiv-Nr. D 2038.

(9) Vgl. Mus.L. 155.

(9a) Vgl. StAL PP-V 3429, 3547, PP-S 1192.

(10) Gesprächsprotokoll Elfriede Volkert.

(11) Auch bei der Schließung der Arbeitersportvereinigung Adler-Nord in Leipzig-Möckern (KG) gab ein Polizeikommissar Nachricht, den Sportplatz bis 17 Uhr zu räumen. (HS DHfK, Erlebnisbericht Emil Waitz)

(11a) Helmut Arndt ..., S. 295. Bei Benedix ... am 23.03., bei Wieczisk ... am 25.03.

(12) Benedix ..., S. 88.

(13) Vgl. StdAL Kapitel 58 Nr.161 Beiheft 14.

(14) Ebenda.

(15) Vgl. Erdmann ..., S. 15.

(16) Vgl. Wieczisk ..., S. 156. Ein Verbot der KG durch das Reichinnenministerium erfolgte nicht, so daß die Verbote durch die Länderregierungen die "Rechtsgrundlage" bildeten.

(17) Vergleichszahlen für Verbote:
Bayern: im Verlaufe des März, allgemein ab 29.03.,
Bremen: zweite Märzhälfte,
Baden-Württemberg: KG Mitte Mäz, refomistische Sportverbände Mai/Juni,
Hessen: Anfang März,
Preussen: KG im März,
Taucha: 28.03.
(Vgl. Arbeiterkultur ..., S. 174 u.191; Bayern ..., S. 182f.; Beduhn ..., S. 110f.; Bernett, Die Zerschlagung ..., S. 355; Fritzsch ..., S. 91.)

(18) Vgl. StAL PP-V 4775, Bl. 26.

(19) Vgl. auch IML/ZPA NJ 9725. Der Vollständigkeit halber: 1936 wurde in Leipzig ein dem Bund polnischer Arbeiterspotvereine in Deutschland angeschlossener polnischer Arbeitersportverein gegründet. (Vgl. Arbeiterkultur ..., S. 126.)

(20) Vgl. StAL PP-V 4775, Bl. 35.

(21) Vgl. Timmermann ..., S. 173.

(22) Vgl. Wieczisk ..., S. 88ff.

(23) Sächsischer Arbeitersport 1933 Nr. 13 (28.03.).

(24) Fritzsch ..., S .91.

(25) Sächsischer Arbeitersport 1933 Nr. 17 (24.04.).

(26) Hebel-Kunze ..., S. 114f.

(27) Vgl. Wieczisk ..., S. 51f.

(28) Zit. nach Dörr ..., S. 72.

(29) Gemeint sind die Festlegungen der Hauptausschusstagung der DT Anfang April 1933 in Stuttgart:
- Ausschluss aller "Marxisten" und "Juden",
- Einführung des Wehrturnens für den ganzen Verband,
- Pflichtturnjahr für die jugendlichen Mitglieder,
- Durchsetzung der einheitlichen stahlblauen Tracht,
- Aufbau einer "Turnerwehr".
(Vgl. Wieczisk ..., S. 39f.)


(30) Vgl. Frohloff ..., S. 70. Zur Gleichschaltung der bürgerlichen Vereine siehe Kurt Hempel ..., auch Wieczisk ..., S. 51ff.

(31) Zit. nach Kurt Hempel ..., S. 23.

(32) Am 23.11.1933 auf 1/3 heraufgesetzt.

(33) Vgl. Wieczisk ..., S. 175f.

(34) Vgl. StdAL Kapitel 72 Nr.103 Beiheft 3.

(35) Vgl. Fritzsch ..., S. 65ff.

(36) Beduhn ..., S. 110f.

(37) Jahrbuch der Turnkunst ...1934-1936, Seiten 169, 203, 271.

(38) Vgl. Frohloff ..., S. 56, und HS DHfK, Erlebnisbericht Emil Waitz.

(39) Vgl. Buchholz ..., S.20f.

(40) Vgl. u.a. HS DHfK, Erlebnisbericht Emil Waitz, Gesprächsprotokoll Heinz Haferkorn.

(41) 1938 zählten die Sportveranstaltungen der KdF 22,5 Mill. Teilnehmer. (Vgl. Buchholz ..., S. 296.)

(42) Wenn nicht besonders ausgewiesen, beziehen sich die Aussagen dieses Abschnitts auf folgende Quellen: Frohloff ..., S. 55f., Matthes ..., S. 32f., StAL PP-V 3429, 3899, 3930/9, 4752, StAL PP-S 8491, StAL Riebeck-Brauerei 477 u. 478, StdAL Kapitel 35 Nr. 1825 u. 1833, Kapitel 72 Nr. 103 Beiheft 3.

(43) HS DHfK, Betrifft den Gestapoagenten Fritz Pohle, S. 2.

(44) Vgl. StAL PP-V 3899, Bl. 49.

(45) Vgl. Matthes..., S. 33.

(46) StAL PP-V 3429, Bl. 16.

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3.1. Der Übergang der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit zur illegalen Arbeit in Leipzig

Im Verlaufe des Jahres 1932 setzte sich in den Führungen von KPD und KG die Erkenntnis durch, daß bei weiter fortschreitender Faschisierung ein Verbot der roten Sportorganisation innerhalb kurzer Zeit ausgesprochen werden könnte. Als Schlußfolgerung daraus begann man Maßnahmen zur Vorbereitung des Übergangs in die Illegalität und Maßregeln für den Fall des unmittelbar eingetretenen Verbots auszuarbeiten. Im einzelnen wurde festgelegt:
- Besprechungen und Versammlungen sind in Wohnungen oder im Freien in kleinen Gruppen abzuhalten.
- Mitgliederkarteien und Dokumentationen sind auszulagern.
- Wichtige politische Arbeiten sind nicht mehr in den legalen Organisationsräumen auszuführen.
- Es sind neue Verbindungen zu unbekannten kleinen Druckereien zu knüpfen. Schreibmaschinen, Papier und Abzugsapparate sind an sichere Orte zu verbringen.
- Durch ein weit verzweigtes Netz von Fünfergruppen sind die Vereine zu dezentralisieren.
- Der Kurierapparat ist zu erweitern.
- Zwei bis drei Ersatzleitungen sind auf allen Ebenen der Organisation zu schaffen, wobei v.a. der Polizei unbekannte, also zumeist jugendliche Genossen verwandt werden sollen.
- In den legalen Organisationen sind Stützpunkte für die illegale Arbeit zu schaffen. Das Eindringen ist sowohl durch Übertritt ganzer Sportlergruppen in bürgerliche Vereine als auch durch Gründung von Ersatz- bzw. Tarnvereinen, die sich den bürgerlichen Sportverbänden anschließen, zu vollziehen.(1)

Einen Tag nach der Durchsuchung der Büros der Reichs- und mehrerer Landesleitungen fand am 7. Februar 1933 ein Treffen aller Landesleiter der KG im Sportpalast Berlin statt. Auf diesem Treffen erhielt die Leitung der KG von Ernst Thälmann persönlich erste Informationen über die am gleichen Tage stattgefundene Tagung des ZK der KPD in Ziegenhals. Die Zusammenkunft diente insgesamt der Vorbereitung des 2. zentralen Lehrgangs am 08./09.02.1933, der jedoch aufgrund faschistischer Verfolgung vorzeitig abgebrochen werden mußte.(2) Auf dieser Konferenz wurde der Übergang in die Illegalität und eine zeitweilige Eindämmung der Arbeit beschlossen. Verbunden wurde diese Orientierung mit dem nachdrücklichen Hinweis auf die Notwendigkeit der Herstellung der Einheitsfront mit den sozialdemokratisch geführten Arbeitersportlern. Alfred Volkert, Landesspartenleiter Fussball für Sachsen in dieser Zeit, gab zu Protokoll, daß die Aufgabe erteilt wurde, "möglichst illegal Verbindungen zwischen Rot-Sport und Arbeitersport herzustellen. Nicht nur ich, sondern viele andere Mitglieder der KG versuchten politische Aufklärungsarbeit bei den Arbeitersportlern (der sozialdemokratischen Verbände - T.K.) zu leisten".(3)

Durch die KPD erfolgte Anfang Februar 1933 eine eindringliche Orientierung auf den Übergang in die Illegalität. Es ist als gesichert zu betrachten, daß an den ab Mitte Februar 1933 abgehaltenen Schulungen über die Regeln der konspirativen Arbeit auch die Mitglieder der KG-Landesleitung Sachsen und Leipziger Vereinsfunktionäre teilnahmen.(4)

Der Festlegung der für Leipzig bzw. Sachsen unmittelbar notwendigen Maßnahmen dienten die außerordentliche Bezirkskonferenz des Agitbezirks Leipzig der KG am 16.Februar 1933 und der parallel mit dem 3. Kongress der werktätigen Sportler Sachsens abgehaltene Landeskongress der roten Sportler am 25./26.02.1933. 500-800 Sportler hörten am ersten Tag ein Referat Ernst Grubes, Reichsleiter der KG, über die nächsten Aufgaben der KG im Kampf gegen den Faschismus und berieten am zweiten Tag in Spartensitzungen. Besonderer Wert wurde auf die Neugliederung der KG-Vereine in Wander-, Wassersport-, Ski-, Fussball-, Schach- und andere Gruppen gelegt. Diese Gruppen sollten es ermöglichen, sowohl eine optimale Tarnung zu erzielen als auch größere Teile der legalen Organisation mit in die illegale Arbeit zu übernehmen.(5)

In der konkreten Aufnahme der illegalen Arbeit sollten sich dann aber eine Reihe von Unzulänglichkeiten in der Vorbereitung, Illusionen über die Zeitdauer des Faschismus und direkte Widerstände gegen den Übergang in die Illegalität zeigen. Auf ganz Deutschland bezogen, analysierte die KPD-Führung 1935, daß die Losung "Hinein in die bürgerlichen Sportverbände!" zwar in ihrer Orientierung richtig, aber schlecht vorbereitet war und auf offenen Widerstand stieß. Viele Sportgenossen wären nicht in der Lage gewesen, die Tragweite dieser Orientierung richtig einzuschätzen. Es sei argumentiert worden, daß der Eintritt in die bürgerlichen Organisationen ausschließlich zum Schutze der Mitglieder, des Inventars und der Durchführungsmöglichkeiten für den eigenen Sportbetrieb notwendig wäre. Auch die Ausgabe von Gegenlosungen in der Art wie "ein Schuft wer zu den Bürgerlichen geht" hätte sich als äußerst schädlich für den Masseneinfluß von KG und KPD erwiesen. "Es fehlt von vornherein die Klarheit über die Notwendigkeit diese Organisationen als ein neues Arbeitsgebiet zur Verbreiterung des Kampfes gegen den Faschismus auszunutzen ... Der Eintritt in die bürgerlichen Organisationen, da wo er überhaupt vollzogen wurde, geschah daher planlos und ohne den Versuch die Verbindung mit der KG als operationszentrum aufrecht zu erhalten." Es wäre schon in dieser Phase zu Liquidationsbestrebungen gegenüber der KG gekommen. An den Orten, wo diese Losung richtig umgesetzt wurde, sei es allerdings gelungen, den Zusammenhalt aktiver Kader der KG zu gewährleisten und neue Schichten im Rahmen der bürgerlichen Sportbewegung zu erreichen.(6)

Es gibt keinen Grund, an der Gültigkeit dieser Analyse für Leipzig zu zweifeln. Hier gab es zwischen 1932 und 1935 keinen Versuch des gezielten und planmäßigen Eindringens in die bürgerlichen Vereine. Es war vielmehr so, daß dem auch bewußt entgegengewirkt wurde. Die letzte legale KPD-Versammlung des Stadtbezirkes Möckern/Wahren im Januar 1933 beschloss in Vorbereitung auf die Illegalität:
     "e) Sicherstellung der Sportgeräte und
      f) Verhinderung von Übertritten von Arbeitersportlern in bürgerliche Vereine."(7)

Gegen das Argument, daß dies eine Einzelerscheinung gewesen wäre, spricht die Tatsache, daß in der KPD zu dieser Zeit die Notwendigkeit der Arbeit in den bürgerlichen bzw. faschistischen Massenorganisationen allgemein noch nicht anerkannt wurde. Das erste illegale Rundschreiben der Landesleitung von Anfang April 1933 drängt geradezu darauf, den Übertritt in die bürgerlichen Vereine so lange als möglich hinauszuzögern, Möglichkeiten für die illegale Sportausübung zu schaffen und den Vereinen den Anstrich von "wilden" Vereinen zu verleihen; eine offensichtliche Unterschätzung der zu erwartenden Repression. Auch hoffte man noch, in nächster Zeit eine legale Sportzeitung herausgeben zu können!(7a)

Auch für die Schaffung von Ersatz- bzw. Tarnvereinen ist in Leipzig nur ein Beispiel bekannt. Im Sommer 1932 wurde durch Kurt Kresse, den Vorsitzenden des größten KG-Vereins in Leipzig, "Fichte-West", und Otto Haupt der Tarnverein "Turnring" auf dem Papier ins Leben gerufen. Nach dem Verbot von "Fichte-West" erhielt ein Teil seiner Sportler Mitgliedsbücher des Vereins "Turnring". Als Vereinsvorstand war ein Bäckermeister gewonnen worden, ohne ihn allerdings auf die Illegalität der Sache hinzuweisen. Der Verein (150-300 Mitglieder) setzte sich vorwiegend aus den jugendlichen Mitgliedern von "Fichte-West" zusammen, betrieb v.a. Gymnastik (im Lokal "Reichsverweser" in Kleinzschocher) und führte eine rege Fahrtentätigkeit durch. Tarnvereine dieser Art konnten nur eine Übergangserscheinung auf dem Wege in die bürgerlichen Sportorganisationen sein. Tatsächlich gelang es auch, die Polizei zu täuschen und nicht als "kommunistischer" sondern als "wilder" Sportverein (keinem Verband angehörig) eingestuft und in die Gleichschaltung einbezogen zu werden. Ein SA-Mann wurde als kommissarischer Vereinsvorsitzender eingesetzt, der aber wiederum durch die Sportler schnellstens "umgepolt" wurde. Nachdem an einem Turnabend nochmals die Personalien der Teilnehmer überprüft und anscheinend keine bekannten Kommunisten festgestellt wurden, legten die Behörden (Sportdirektor Fritz Otto?) fest, daß der Verein zu klein und somit nicht lebensfähig sei und die Mitglieder sich anderen Vereinen anzuschließen hätten. Die überwiegende Mehrheit der Mitglieder fand sich dann bei TuB Großzschocher, einem "bürgerlichen Arbeiterverein", wieder zusammen.(8)

Die Unzulänglichkeit in der Vorbereitung der Illegalität äußerte sich auch darin, daß die Mitglieder der Vereine nach ihrer Selbstauflösung im März 1933 sich selbst überlassen wurden, daß keine Organisationsformen (wie bei "Fichte-West") gefunden und geschaffen wurden, die den Zusammenhalt der Mitglieder und die Aktionsfähigkeit der roten Sportorganisation auch nach dem Verbot gewährleistet hätten. Der Wiederaufbau der Organisation sollte erst im Frühjahr/Frühsommer 1933 beginnen und dann an der Auffassung orientiert sein, daß es darauf ankomme, die verbotenen Vereine unter weitgehender Angleichung an die alte Organisationsstruktur wiederaufzubauen. Die Nachteile dieser Organisationsform lagen in ihrer konspirativen und politischen Unzweckmäßigkeit. Sobald solche Gruppen nach außen hin aktiv wurden, waren sie für die Gestapo leicht auszumachen. Bei Überprüfung der ehemaligen Mitglieder eines Vereins war es möglich, auf mehrere Fünfergruppen auf einmal zu stoßen. Durch die Nichtverankerung in den Vereinen des DRL mußte die Herstellung der Einheitsfront mit den sozialdemokratischen Sportlern und das Hineinwirken in die bürgerlichen Vereine v.a. mit dem Mittel der Flugblattpropaganda realisiert werden. Diese rief aber zwangsläufig sofort wieder die Gestapo auf den Plan. Am verhängnisvollsten wirkte sich aber die Nichtverankerung in den bürgerlichen Sportorganisationen dahingehend aus, daß kein fester Kontakt zu den sporttreibenden Massen vorhanden war, die Beeinflussung der Sportler also nur eine sporadische und die politische Wirkung demzufolge eine geringe blieb.(9) Die Genossen der illegalen Leipziger KG beharrten bis zur Zerschlagung der Organisation im Jahre 1935 auf dieser Konzeption.

Bekräftigt, wenn nicht sogar hervorgerufen, wurde diese fehlerhafte Konzeption durch vorhandene Illusionen über die Zeitdauer des faschistischen Regimes in der Hinsicht, daß Hitler sowieso bald "abwirtschaften" werde. Ganz sicher trug die von der KI und der KPD vertretene Auffassung von der weiteren Verschärfung des Klassenkräfteverhältnisses, von der heranreifenden proletarischen Revolution, dazu bei, sich auf den Wiederaufbau der alten Organisationsstruktur zu konzentrieren. Wenn die proletarische Revolution unmittelbar bevorsteht, wird die ganze Bandbreite der revolutionären Massenorganisationen benötigt, um im Moment des Zusammenbruchs der faschistischen Diktatur aktions- und hegemoniefähig zu sein. Ähnliche Erscheinungen des Festhaltens an Organisationsstrukturen der legalen Zeit traten auch bei der sächsischen KPD auf.(10) Die Auffassungen von der relativen Kurzzeitigkeit der nationalsozialistischen Herrschaft und die starke Anlehnung an Organisationsstrukturen der legalen Zeit bedingen sich gegenseitig, d.h. es ist folgerichtig, daß sich mit dem Strategiewandel 1934/35 auch die Organisationsformen wandeln sollten. Das starke Festhalten an einer überholten Form der Organisation in Leipzig ist wesentlich auf einen ausgeprägten Linksradikalismus unter den sächsischen Kommunisten schon vor 1933 zurückzuführen. Auch die durch die Partei (1935) als schädlich herausgestellten Liquidationsbestrebungen von KPD-Gruppen gegenüber der illegalen KG sind für Leipzig, speziell für Großzschocher, nachweisbar.(11) Der Fehler dieser Liquidationsbestrebungen war zumeist, daß von der richtigen Annahme ausgegangen wurde, daß es in der Illegalität nicht zweier parallellaufender Apparate bedürfe, man hierbei aber gleichzeitig die Notwendigkeit der illegalen Sportarbeit überhaupt negierte.

Es dürfte am ehesten ein richtiges Bild vom Übergang der Leipziger Vereine der KG in die Illegalität entstehen, wenn man annimmt, daß der jeweilige politisch aktive Kern der Vereine im Frühjahr 1933 selbständig die Verbindung untereinander hielt, Gesinnungsgruppen bildete, politisch aber noch nicht nach außen aktiv wurde. Der Kegelklub "Die fidelen Brüder", geschaffen durch neun Mitglieder des SV "Normania" Großzschocher bildet ein Beispiel dafür.(12) Diese Genossen, wie auch Funktionäre, hatten ein beträchtliches Defizit an konspirativer Schulung aufzuweisen. Nur so lassen sich Fehler wie das Anstecken verschiedenfarbiger Stecknadeln bei Treffs oder die Verwendung von schon aus der legalen Zeit bekannten Spitznamen als Decknamen in der nachfolgenden illegalen Tätigkeit erklären.(13)


Anmerkungen:

(1) Vgl. Wieczisk ..., S. 161ff.

(2) Vgl. Mattausch, Deutsche Arbeitersportler ..., S. 39.

(3) Vgl. ebenda S. 59, Petra Hempel ..., S. 11f.

(4) Vgl. In der Revolution ..., S. 359f.

(5) Vgl. StAD ZW 35173, Bl. 30.

(6) IML/ZPA I 2/710/2.

(7) Zit.nach Erdmann ..., S. 80f.

(7a) Vgl. Sportmuseum Leipzig, Archiv-Nr. D 2152.

(8) Vgl. Eichhorn ..., S. 24, Matthes ..., S. 34, Wieczisk ..., S. 168ff., Gesprächsprotokolle Werner Kresse und Rolf Lemser.

(9) Vgl. Wieczisk ..., S. 168ff.

(10) Vgl. In der Revolution ..., S. 372.

(11) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 73.

(12) Vgl. StAL PP-V 3547, Bl. 7.

(13) Vgl. StAL PP-S 3227, Bl. 48, 6382, Bl. 12.

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4. Der antifaschistische Widerstand der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit in Leipzig 1933 bis 1935

Die KG wurde nach dem auf Ebene des jeweiligen Landes erfolgenden Verbot unter zentraler Leitung in Deutschland illegal weitergeführt. Zwischen 1933 und 1935 bestanden vier illegale Reichsleitungen, die jeweils zwischen vier und sieben Monaten arbeiteten. Auf dem Höhepunkt ihrer organisatorischen Ausdehnung vereinigte die illegale KG etwa 18.000 Mitglieder und 20.000 Sportler in Sympathisantengruppen auf sich, das entspricht zusammen etwa 15% des Legalitätsbestandes.(1) In ihrer Tätigkeit konzentrierte sich die illegale KG auf die Aufrecherhaltung des politischen und organisatorischen Zusammenhalts der roten Sportler, ihre politische Schulung und das, meist mittels Flugblattpropaganda vollzogene, Hineinwirken in die Reihen der ehemaligen sozialreformistischen Arbeitersportler und in die bürgerlichen Vereine. Ziel dieses Hineinwirkens war die Herstellung der Sporteinheitsfront der werktätigen Sportler unter Führung der KPD.

Geregelter Sportbetrieb war innerhalb der illegalen KG nicht möglich. Wenn Sport getrieben wurde, war er der politischen Arbeit untergeordnet, diente zumeist ihrer Tarnung. Die KG ist im Zeitabschnitt 1933-1935 als Kaderstamm einer Massenorganisation mit vordringlich politischer Zielstellung (Errichtung der Diktatur des Proletariats) zu kennzeichnen. Die Weiterexistenz kommunistisch geführter Massenorganisationen bzw. ihres Kaderstammes in der Illegalität ist nur unter Berücksichtigung der Prämisse des sich verschärfenden revolutionären Aufschwungs, der relativen Kurzzeitigkeit der faschistischen Herrschaft und der bevorstehenden proletarischen Revolution zu verstehen.

Verbindungen zur KPD bestanden in den einzelnen Organisationen der KG nur auf bezirklicher Ebene, eine zentrale Verbindung Reichsleitung der KG - ZK der KPD existierte nicht, obwohl die Resolution der Politkommission des EKKI vom 29.Dezember 1933 die Schaffung einer zentralen Sportkommission beim ZK im Lande verlangte, in Folge deren Tätigkeit auch der besondere parallellaufende Apparat der KG aufzulösen sei.(2) Gute Verbindungen bestanden zum Mitteleuropäischen Ländersekretariat der Roten Sportinternationale in Kopenhagen. Mit der Verhaftung der vierten illegalen Reichsleitung im Januar 1935, den gleichzeitig laufenden Aktionen des faschistischen Terrorapparates im Reichsmaßstab gegen die illegalen Organisationen der KG (Berlin, Leipzig) und der ebenfalls im Januar 1935 getroffenen Festlegung der KPD, daß die Anleitung und Führung der Sportwiderstandsgruppen auf allen Ebenen durch die entsprechenden Parteileitungen zu übernehmen ist, hörte die Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit auf zu bestehen.

In der Bewertung dieser Etappe der Tätigkeit der KG versteht der Verfasser unter antifaschistischem Widerstand Handlungen, die, rational oder emotional begründet, in näherer oder fernerer Konsequenz auf die Überwindung des Faschismus hinausliefen, wobei der Handelnde sich zumindest in Ansätzen der Wirkungsrichtung seiner Tätigkeit bewußt war.

Bramke (1982) ist nur insofern zuzustimmen, daß "bewußte Haltungen unter konkreten Umständen als Widerstand zu werten"(3) seien als diese bewußten Haltungen unter konkreten Umständen in Handlungen übergehen konnten. Das Lesen einer illegalen Zeitung, den weiteren freundschaftlichen Verkehr mit aus der legalen Zeit bekannten Genossen und spontane Empörung würde der Verfasser noch nicht als Widerstand kennzeichnen wollen - wohl aber die Weitergabe/Verteilung einer Zeitung, die gezielte Aufrechterhaltung von Verbindungen und die Anknüpfung von politischen Diskussionen an bestehende Unzufriedenheiten.

Den Begriff der "Resistenz"(4) hält der Verfasser für geeignet, das Vorfeld des Widerstandes (bei einigen Autoren auch "passiver Widerstand") zu kennzeichnen, nicht aber den Begriff des Widerstandes überhaupt zu "ersetzen" bzw. zu verdrängen. Gleichzeitig muß betont werden, daß auch "Resistenz" zumindest ansatzweise politisch motiviert gewesen sein muß. Ein Jude, der sich mit einer "arischen" Prostituierten einließ und wegen Verstoßes gegen die Rassengesetze zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, ist zweifelsohne ein Opfer des Faschismus, würde aber nicht unter den so definierten Begriff der Resistenz fallen.

Anmerkungen:

(1) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.

(2) Vgl. ebenda.

(3) Bramke, Der unbekannte ... (1982), S. 199.

(4) Vgl. auch Geschichte, Ideologie ..., S. 157ff.

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4.1. Organisatorische Entwicklung der Leipziger KG-Organisation 1933 bis 1935 (1)

Von den Verfolgungen nach dem Reichstagsbrand war der Funktionärsapparat der KG nur sehr gering betroffen. Verhaftungen von Sportgenossen erfolgten nur dann, wenn sie gleichzeitig für die KPD aktiv gewesen waren, wenn sie auch noch nach dem Reichstagsbrand bei politischer Tätigkeit gefaßt wurden oder wenn die Treuhänder der Vereine die Inschutzhaftnahme wegen Vermögenshinterziehung beantragten.

Aus den Reihen der KG-Leitungen wurden der Org.-Leiter der Landesleitung Sachsen, Paul Kloß, der Pol.-Leiter des Agitbezirks Leipzig, Bruno Plache (beide waren als Abgeordnete für die KPD tätig), sowie die Vereinsvorsitzenden von "Fichte-West", Kurt Kresse, und ASV Schönefeld, Paul Schmidt, verhaftet. Wahrscheinlich hat gegen den Landesleiter der KG, Heinz Dose, auch ein Haftbefehl vorgelegen, er konnte sich aber der Festnahme entziehen.

Unter Leitung Heinz Doses wurde die Reorganisation der KG im Land Sachsen ab Frühjahr 1933 in Angriff genommen. "Doses ... Tätigkeit bestand alsdann vor allem darin, die Verbindungen mit den Leitungen der einzelnen bisherigen Agitationsbezirke aufrecht zu erhalten und ihnen Instruktionen für die Wiedergewinnung ihrer ehemaligen Genossen, für ihren ferneren organisatorischen Zusammenhalt und für ihren Kampf gegen die nationale Regierung zu erteilen. Zur Durchführunng dieser Aufgabe versah sich Dose mit einer Eisenbahnnetzkarte für Sachsen für die Monate März und April 1933 und besuchte unter deren Benutzung jene Bezirksleitungen in den verschiedenen Städten Sachsens. Dort hielt er nur von wenigen führenden Genossen besuchte Besprechungen ab, so z.B. einmal im Küchwald bei Chemnitz."(2) Der ersten illegalen Landesleitung gehörten weiter an: Erich Zimmermann (Org.-Leiter), Max Mädel (Kassierer), Alfred Herrmann (Literaturvertrieb) und ein Genosse in Liebertwolkwitz (Vervielfältigung). Wer in dieser Zeit die Leitung im Agitbezirk bzw. in der Stadt Leipzig innehatte, ist nicht geklärt. Möglicherweise war diese Kompetenz noch nicht genau festgelegt, so daß Stadt und Kreishauptmannschaft von den Mitgliedern der Landesleitung nebenbei mit bearbeitet wurden. In der Stadt Leipzig scheinen Rudolf Friedrich und Erich Quade eine Schlüsselstellung besessen zu haben. Von einer festgefügten illegalen Organisation kann im ersten Halbjahr 1933 in der Stadt und im Agitbezirk Leipzig noch nicht die Rede sein.

Durch die Verhaftung zweier Mitglieder (Sander und Zimmermann) der Landesleitung Mitte Juli 1933 ergab sich der Zwang zur Reorganisation. Heinz Dose schied als Landesleiter aus und wurde Org.-Leiter in der KPD-BL (ab September 1933 Pol.-Leiter des Bezirkes Ostsachsen der KPD in Dresden). Die zweite illegale Landesleitung setzte sich folgendermassen zusammen: Walter Borsch (Pol.-Leiter), Alfred Bär (Org.-Leiter), Max Mädel (Kassierer), Alfred Herrmann (Literaturvertrieb), Elfriede Wolf (Schreibarbeiten). Mit der Leitung in der Stadt und auch im Agitbezirk ist möglicherweise schon Kurt Kresse, in Zusammenarbeit mit Rudolf Friedrich, betraut worden. Die Landesleitung schuf sich in Form eines auf den Namen der Frau des Landesleiters, Hanna Borsch, eingetragenen Seifenladens in Stötteritz, Holzhäuser Straße, einen ständigen Anlaufpunkt. Von diesem Geschäft aus wurden die auf einem ständig den Standort wechselnden (v.a. in Waschhausbetrieben) "Rotaprint" gedruckten Materialien in Umlauf gebracht, in diesem Geschäft konnten Nachrichten und Beiträge entgegengenommen werden. Per "Seifengeschäftsreisen" ließen sich auch die Instruktionen der Leitungen in den Agitbezirken Sachsens optimal tarnen. Im Sommer 1933 begannen sich in Leipzig stabile Beziehungen zu einer Reihe von Vereinen herauszubilden ("Fichte-West", ASV Schönefeld, ASC Rasenspiele 1910, Liebertwolkwitz, Vereine des Leipziger Westens über Rudolf Friedrich, im Süden über Fritz Winkler). Die Anzahl der Vereine bzw. der illegal Organisierten zu ermitteln, ist nicht mehr möglich. Es liegt allerdings der Schluß nahe, daß es sich jeweils um einige Funktionäre handelte.

Mit Ausnahme Erich Quades wurden Mitte August 1933 alle führenden KG-Funktionäre verhaftet. Eine neue illegale Landesleitung bildete man in der Folgezeit nicht mehr. Die Leitung des Agitbezirks Leipzig übernahm Kurt Kresse. Wenn auch die bestehenden Verbindungen gewahrt wurden, konnte doch die Organisation nicht weiter konsolidiert werden. Insbesondere gelang es nicht, einen neuen "technischen Apparat" aufzubauen. Mit dem Weggang Erich Quades (nach Kopenhagen, später Moskau) brach auch der Kontakt zur Reichsleitung der KG in Berlin und zur Bezirksleitung der KPD in Leipzig ab. Verbindung bestand nach Plauen und zum Bezirksleiter der KG in Dresden, Kurt Martini. Mit ihm traf er sich am 3.September 1933 in Zehren bei Meissen zur Besprechung des Organisationsaufbaus. Im Zuge der Aufrollung der illegalen KG in Dresden kam die Gestapo Mitte September auch der Leipziger KG auf die Spur. Die Organisation wurde aber von Kurt Kresse so gut abgesichert, daß nur er und weitere sechs Genossen von "Fichte-West" den Verhaftungen zum Opfer fielen.(3) Wenn die Verhaftung von Kurt Kresse auch erst am 31.10.1933 erfolgte, so muß doch angenommen werden, daß er die Arbeit aus Sicherheitsgründen schon etwa einen Monnat vorher einstellte.

Ab Ende September/Anfang Oktober 1933 übernahm Herbert Mank, der schon vor der faschistischen Machtergreifung für den Bereich der Stadt Leipzig verantwortlich gewesen war, die Leitung der KG in Leipzig. Er stellte als erstes die Verbindung zur KPD wieder her und baute eine neue Leitung auf. Neben ihm gehörten ihr Paul Schmidt (Org.-Leiter) und Otto Krone (Kassierer) an. Das Stadtgebiet wurde in vier Unterbezirke aufgeteilt: UB Osten (Paul Schmidt), Süden (Otto Krone), Westen (Rudolf Friedrich) und Norden (Herbert Mank). Da nicht bekannt war, ob überhaupt eine illegale KG-Reichsleitung existierte, orientierte sich diese Leitung sehr stark an der KPD-BL, ohne aber die organisatorische Selbständigkeit der KG-Organisation in Frage zu stellen. In Zusammenarbeit mit der KPD-BL wurde im Januar 1934 auch ein neuer "technischer Apparat" geschaffen. Dessen hauptsächlicher Stützpunkt, wie auch allgemeine Anlaufstelle der KG war die Bäckereifiliale Kerbler-Polz in der Asterstrasse 1. Verantwortlich für die Herstellung und den Vertrieb der nach Vorlagen der KPD-BL angefertigten Flugbblätter wurde Max Kästner. Die intensiven Aufbaubemühungen hatten im zweiten Halbjahr 1933 zu einem weiteren Wachstum der Organisation geführt, so daß für das Jahresende 1933 von mindestens 250 in Fünfergruppen, aber unter Anlehnung an die alte Vereinsstruktur organisierten Rotsportlern gesprochen werden muß. Nach intensiven erfolglosen eigenen Bemühungen konnte im Mai 1934 der Kontakt zur Reichsleitung der KG durch den zur Verbindungsaufnahme nach Leipzig gesandten Erich Quade wiederhergestellt werden. In Beratungen mit Hans Mickinn ("Kurt"), Oberberater (Reichsleiter) der KG, wurde durch die Leipziger Genossen der Reichsleitung ihre selbstempfundene Überforderung durch ihre Aufgaben mitgeteilt. Hans Mickinn bot Erich Quade, der sich illegal in Berlin aufhielt, als neuen Pol.-Leiter an. Die Leipziger lehnten ab, woraufhin Hans Mickinn die Entsendung eines anderen zuverlässigen Genossen zusicherte. Bevor diese Zusage wirksam werden konnte, erfolgte auf Vorschlag Paul Schmidts im Mai 1934 noch eine Neugliederung der Organisation. Die vier bisher bestehenden Unterbezirke wurden zu den zwei Unterbezirken Osten/Süden (Paul Schmidt) und Westen/Norden (Rudolf Friedrich) zusammengefasst. Hiermit entfiel gleichzeitig die Besetzung der Org.-Leiter-Funktion.

Im Juni 1934 nahm Walter Mickin ("Ludwig", zuvor technischer Leiter für Berlin-Brandenburg-Lausitz-Grenzmark) seine Tätigkeit als von der Reichsleitung der KG eingesetzter "Reichsinstrukteur" auf. Im Gegensatz zu Herbert Mank, der sich in Leipzig völlig legal bewegen konnte, wurde er schon seit März von der Berliner Gestapo gesucht und mußte demzufolge auch in Leipzig ständig seinen Aufenthaltsort wechseln. Seine organisatorische Verantwortlichkeit erstreckte sich auf den gesamten sächsisch-mitteldeutschen Raum. Verbindungen konnte er nach Dresden ("Der Rote Stoßtrupp", sporadisch), Halle (Fritz Palm - mehrere organisierte Gruppen), Weissenfels (wahrscheinlich eine Gruppe in einem Schuhbetrieb) und Zeitz (Prof. Agricola) herstellen.(4) Verbindungsaufnahme nach Wurzen gelang nicht, die dort illegal kämpfenden Rotsportler hatten sich schon der Widerstandsorganisation der Partei angeschlossen.(5) In Leipzig erreichte die Organisation im zweiten Halbjahr 1934 ihre größte Ausdehnung. Ein Bericht der Oberberaterin der KPD, "Hertha" (Maria Krollmann), spricht von 500-600 Mitgliedern.(6) Ein am Literaturbezug und an der Beitagsabrechnung orientierter Überschlag ergibt zwischen 380 und 570 Mitglieder. Die Leitung Mickin wurde gegenüber der Leitung Mank nur unwesentlich verändert. Im Juli 1934 wurde Paul Schmidt als Leiter des UB Osten/Süden gegen Kurt Pfannschmidt ausgetauscht. Leiter des UB Westen/Norden blieb Rudolf Friedrich, genau wie Max Kästner weiterhin für den technischen Apparat verantwortlich zeichnete. Unterhalb der "Doppel-UB's" wurden wieder einfache, nach den Himmelsrichtungen bezeichnete Unterbezirke in die Organisationsstruktur aufgenommen (zur organisatorischen Struktur im zweiten Halbjahr 1934 siehe auch die Übersichten auf den folgenden Seiten).

Im Zuge der ab Herbst 1934 geführten Großaktion gegen den kommunistischen Widerstand in Leipzig wurde auch ein V-Mann, der ehemalige Vorsitzende des ATSB-Vereins VfK Südwest, Fritz Pohle, in Kenntnis der verstärkten Bestrebungen zur Herstellung der Einheitsfront aller werktätigen Sportler, auf die illegale KG angesetzt. Dadurch, daß er sich als Verbindungsmann zum Arbeitersportkartell ausgab, konnte er, v.a. auch weil durch fast alle Genossen der Führung konspirative Regeln verletzt wurden, einen großen Einblick in die Organisation bekommen. Nachdem er, bei fingierten Einheitsfrontverhandlungen, einen Organisationsplan in die Hände bekommen hatte, bestand Mitte Januar 1935 für die Gestapo die Möglichkeit, die Organisation der illegalen Leipziger KG aufzurollen. Nach Angaben der Gestapo wurden von ihr im ersten Halbjahr 1935 80 Funktionäre der KG festgenommen, wobei ihr allerdings der wahre Umfang der Organisation verborgen blieb, ihre Schätzung belief sich auf 150 Mitglieder.(7) Durch rechtzeitige Warnung der Funktionäre im Norden Leipzigs gelang dem Terrorapparat dort kein Einbruch in die Organisation. Außer dem UB-Leiter Norden, der schon im Herbst 1934 im Zuge der Aufrollung der illegalen KPD verhaftet wurde (Doppelmitgliedschaft!), gab es dort keine weiteren Opfer.

Einiges deutet darauf hin, daß nach der Verhaftung der Leitung Mickin eine neue Leitung unter Kurt Lohse und Otto Krone gebildet wurde. Sie fiel auch der Gestapo zum Opfer, Otto Krone konnte in die CSR fliehen.(8)








Anmerkungen:

(1) Wenn nicht ausdrücklich anders belegt, beziehen sich Aussagen dieses Abschnitts auf folgende Quellen: Eichhorn ..., S. 30f., Mattausch, Deutsche Arbeitersportler ..., S. 105, Matthes ..., S. 34, Gesprächsprotokolle Walter Mickin, Elfriede Volkert und Erich Quade, IML/ZPA I 2/710/2, StAD ZW 34556, 35173, 36163, 36290, 36429, 36387, 36449, StAD ZZw 9267, 13497, 15390, 17231, StAL PP-S 2136, 4672, 7954, Anklageschrift ...

(2) StAD ZW 35173, Bl. 30.

(3) Vgl. Anklageschrift ...

(4) Vgl. Gesprächsprotokoll Walter Mickin.

(5) Vgl. IML/ZPA NJ 10399.

(6) Vgl. In der Revolution ..., S. 404. In Unser Kampf ..., S. 20f. ist die Rede von 350 Mitgliedern. Da keine Indizien, die auf einen zahlenmässigen Rückgang der KG-Mitgliedschaft hinweisen könnten, vorhanden sind, läßt sich die Differenz wahrscheinlich derart deuten, daß mit der ersten Zahl die organisatorisch und mit der zweiten die kassentechnisch erfaßten Mitglieder gemeint sind. Denkbar ist auch, daß die Zahlenangabe von der Redaktion (Ulbricht und Dahlem) willkürlich zur Täuschung des faschistischen Terrorapparates gesenkt wurde.

(7) Vgl. IML/ZPA St 3/885.

(8) Vgl. IML/ZPA St 3/751, PSt 3/433.

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4.2. Die illegale Tätigkeit der Leipziger KG-Organisation

Die illegale Arbeit der KG in Leipzig 1933-1935 war unmittelbar auf das Ziel der revolutionären Beseitigung des Hitlerregimes ausgerichtet. Dazu war es notwendig, a) den Zusammenhang und die Verbindung entscheidender Teile der Mitgliedschaft zu sichern und b) nach außen hin wirksam zu werden.(1)

Im Frühjahr 1933 war es noch möglich, in der Albertstraße (heutige Riemannstraße) ein illegales Büro der KG zu unterhalten. Nach der Besetzung dessen durch die SS im April 1933, der zeitweiligen Verhaftung Erich Quades und dem Verlust von Schreibmaschine und Vervielfältigungsgerät war es nicht mehr möglich, Leitungsarbeit im alten Stil durchzuführen. Zwar wurden immer wieder Anlaufstellen geschaffen (Seifenladen Hanna Borsch in Stötteritz Sommer 1933, Bäckereifiliale Kerbler-Polz Asterstraße 1 1934), die Leitungsarbeit aber wurde bei Treffs an wechselnden Orten oder auch in Wohnungen von Sportgenossen geleistet. Auch die Verbindungen zu den einzelnen Gruppen bedurften der konspirativen Absicherung. Demgegenüber ließen sich die Kontakte innerhalb der 5er-Gruppen leichter aufrechterhalten. Man konnte sich hier über gemeinsame Wanderungen, Radausflüge und dgl. leichter tarnen.(2)

Schon zu Beginn des Übergangs in die Illegalität war klargeworden, daß nur ein aktiver Kern, nicht die gesamte Mitgliedschaft, die illegale Organisation bilden konnten. In der Stadt Leipzig und im infrastrukturellen Umland sollten dies dann zwischen 3,0 und 6,5% der legalen Mitgliedschaft sein (im Reichsdurchschnitt 7,2%, in Berlin 8,9-10%).(3) Diesem aktiven Kern der in den 5er-Gruppen organisierten Sportgenossen oblag es, sowohl die Kontakte zu ehemaligen KG-Mitgliedern aufrechtzuerhalten als auch neue Kontakte zu ehemaligen sozialdemokratischen Sportlern und zu Sportlern in den gleichgeschalteten Vereinen herzustellen. Die Bekanntschaften sollten genutzt werden, um den Partner politisch zu "bearbeiten". Dazu und natürlich der eigenen politischen Schulung und Information diente auch die von der KG-Leitung herausgegebene bzw. weiterverbreitete illegale Literatur. Jedes KG-Mitglied erhielt wahrscheinlich pro Auflage ein Exemplar, das dann an die Kontaktpartner weitergegeben wurde. Auf diese Weise sollte um den aktiven Kern ein von der KG beeinflußtes Umfeld geschaffen werden, das für den Fall des Sturzes des faschistischen Regimes einen nicht unwesentlichen Teil der kommunistischen Massenbasis bilden konnte. Über die Größe des erreichten Einflußes (Umfeld) lassen sich für Leipzig keine verbindlichen Angaben machen. Es ist aber kaum anzunehmen, daß sich die Situation in Leipzig wesentlich anders darstellte als allgemein im Reich; bei 18.000 Mitgliedern der KG (August 1934) wurden 20.000 Mitglieder in "Sympathisierendengruppen" angegeben.(4) Als gesichert kann gelten, daß durch Wanderungen, Radausflüge, Fußballspiele gegen Dorfmannschaften u.ä. lose Verbindungen zu Mitgliedern ehemaliger KG-Vereine im Landgebiet des ehemaligen Agitbezirks aufrechterhalten wurden.(5) Demgegenüber müssen die von König(6) angeführten Verbindungen zu revolutionären Arbeitersportlern anderer Länder (Frankreich, Dänemark, Schweden, CSR) angezweifelt werden, zumal sich auch in keiner anderen Quelle ein Hinweis darauf finden läßt. Das Zusammenkommen von im illegalen Apparat tätigen Genossen mit größeren Gruppen ehemaliger Angehöriger der KG und der sozialdemokratischen Verbände sowie Sportlern der gleichgeschalteten Vereine war, da die KG in den Vereinen des DRL keine Stützpunkte besaß, nur im Rahmen von Wanderungen, Radausflügen, Urlaubs- und Wochenendfahrten möglich. Es läßt sich im einzelnen nicht mehr rekonstruieren, welchen Anteil Genossen der illegalen KG an der Initiierung und Durchführung von Veranstaltungen dieser Art hatten. Ohne Zweifel waren sie zumindest Teilnehmer und hatten so Möglichkeit, mit jetzt in anderen illegalen Organisationen oder auch überhaupt nicht mehr organisierten Sportlern in losem Kontakt zu bleiben.(7)

Um die Organisation überhaupt am Leben erhalten zu können, bedurfte es einer straff organisierten Kassierung. Der monatliche Beitrag betrug 15-20 Pf (Forderung der Reichsleitung: 20 Pf)(1), teilweise dienten Sparkarten zur "Tarnung" der Beitragsabrechnung. Eingehende illegale Schriften wurden extra bezahlt, in der Regel 5 Pf pro Stück.

Im Zeitraum des Bestehens der illegalen Leipziger KG-Organisation wurden zwei Funktionärsschulungen durchgeführt. Die erste fand mit 40-80 Teilnehmern Pfingsten 1933 in einem Zeltlager in Tscheppelin bei Eilenburg an der Mulde statt. Unter Leitung Heinz Doses wurde über die Herstellung der Einheitsfront und die Gewinnung der Arbeiter in den bürgerlichen Sportorganisationen beraten. Die zweite, fünf Tage dauernde Schulung im Sommer 1934 in Frauwalde, stand unter Leitung Walter Mickins. Er selbst sprach über die politische Lage in Deutschland und in der Welt, während Rudolf Friedrich die Schulung zu Problemen der organisatorischen Arbeit leitete.(8)

Auf die Flugblattpropaganda der KG wird im Abschnitt 4.5. gesondert eingegangen, deshalb sei an dieser Stelle nur erwähnt, daß in Zusammenarbeit mit der Reichsleitung der KG der Druck von "Rot-Sport" in einer Privatdruckerei in der Rietschelstrasse im März 1933 organisiert wurde. Die Auflage von 60.000 Exemplaren wurde noch fast legal in Deutschland vertrieben. Möglicherweise wurde in dieser Druckerei auch noch das Flugblatt "Letzte Anweisungen zum Deutschen Turnfest 1933" (Juli in Stuttgart) gedruckt.(9)

Zu den Aktionen, die über den lokalen Rahmen hinausgingen, ist auch die Verschickung von Materialien an die Teilnehmer der Rad-WM im August 1934 zu rechnen. Verantwortlich zeichnete Rudolf Friedrich, dem die Adressen vom Weltmeister Albert Richter übermittelt wurden.(10)

Anmerkungen:

(1) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.

(2) Vgl. u.a. Eichhorn ..., S. 31.

(3) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2, HS DHfK Protokoll, über die Tagung ..., S. 9.

(4) Vgl. ebenda.

(5) Vgl. Eichhorn ..., S.30 f., König ..., S. 37.

(6) Vgl. König ..., S. 38.

(7) Vgl. Gesprächsprotokoll Rolf Lemser, Mus.L. 140, Erlebnisbericht Charlotte Georgi.

(8) Vgl. ebenda, Eva Arndt ..., S. 57f., Eichhorn ..., S. 33.

(9) Vgl. Krieger ..., S. 71,HS DHfK, Protokoll über die Tagung ..., S. 13.

(10) Vgl. Eva Arndt ..., S. 62.

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4.3. Einheitsfrontauffassungen und -aktionen der roten Sportler 1933 bis 1935
4.3.1. Exkurs: KPD, KG und antifaschistische Sporteinheitsfront 1933-1935.
Zum Erkenntnisprozess der roten Sportler im Ringen um eine wirksame
Massenarbeit unter den Bedingungen des illegalen Kampfes

"Wir haben nicht verstanden, genügend konkret die Lage zu analysieren und die entsprechenden Losungen aufzustellen. Wir blieben an Organisationsformen haften, die durch die Entwicklung und praktischen Erfahrungen überholt waren und sich so als Hemmnis erwiesen ...Wir hatten kein richtiges Verhältnis zu den sozialdemokratischen Arbeitern und ebenfalls nicht zu den katholischen Massen."(1) Diese Einschätzung, getroffen von Wilhelm Florin, zurückblickend auf drei Jahre illegaler Arbeit und Ringen um eine den Bedingungen der Illegalität und der faschistischen Herrschaft entsprechende Linie der Massenarbeit, in seinem Schlusswort auf der Brüsseler Konferenz der KPD 1935, traf in vollem Umfange auch für die Sportarbeit der KPD zu. Wie entwickelten sich Einheitsfrontverständnis und Organisationsstrukturen in der illegalen Sportarbeit in diesen drei Jahren? Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang der kollektive Erkenntnis- und Umorientierungsprozeß, den KPD und KG in diesen Jahren durchliefen. Die Bedingungen, unter denen sich dieser Prozeß vollzog, gestalteten sich äußerst schwierig und widersprüchlich, so daß sich das Umdenken insgesamt äußerst widersprüchlich vollzog.

Als bedeutende Rahmenbedingungen sind anzusehen:
1. Sowohl KPD als auch KG arbeiteten unter den Bedingungen tiefster Illegalität, wobei der Terror der faschistischen Repressionsorgane ein außerhalb aller bisherigen Vorstellungsmöglichkeiten liegendes und keinen Vergleich mit schon länger bestehenden faschistischen Machtsystemen (Italien, Bulgarien) zulassendes Ausmaß erreichte. Die Folge war, daß sich die getroffenen Vorkehrungen für die Illegalität in vielen Fällen als unzureichend erwiesen und wertvolle und erfahrene Kader der Gestapo (bzw.ihren Vorläufern) in die Hände fielen. Allerdings war die KPD hiervon mehr betroffen als die KG. Weiterhin mußte man sich bei Doppelmitgliedschaften, und diese waren häufig, für eine Organisation entscheiden, Konspiration und erhöhter Aufwand ließen Tätigkeit in beiden Organisationen nicht mehr zu.
2. Der Weg der Diskussion von Meinungen und der Auswertung von Erfahrungen war unter den Bedingungen der Illegalität um ein Vielfaches komplizierter als zuvor: ständig abreißende Verbindungen untereinander und zur Partei, durch Verhaftungen bedingter Kaderwechsel (die illegalen Reichsleitungen der KG arbeiteten zwischen vier und sieben Monaten), starke Verjüngung der Kader und die Unmöglichkeit des Zusammenkommens in großen Diskussionsgruppen ließen oft Fragen ungeklärt. Es war also in den unteren Organisationseinheiten ein wesentlich höheres Maß an selbständiger Entscheidungsfindung verlangt als bisher.
3. Für die Entwicklung strategisch-taktischer Positionen bestanden eine Reihe von Abhängigkeiten. Zum einen war die KG eine vom ZK der KPD angeleitete und von Mitgliedern der KPD geführte Massenorganisation, ein Instrument zur Durchsetzung ihrer Politik und somit den strategisch-taktischen Positionen der KPD, insbesondere in der Frage der Massenarbeit, verpflichtet. Zum anderen war die KPD eine Sektion der Kommunistischen Internationale (KI), der kommunistischen Weltpartei, deren Beschlüsse sie mitbeschloß und mittrug, sprich: durchzusetzen hatte. Zum dritten schließlich war die KG Mitglied der Roten Sportinternationale, zu deren Mitteleuropäischem Ländersekretariat in Kopenhagen die Verbindung in den Jahren 1933/34 per Kurier aufrechterhalten wurde und die sich intensiver gestaltete als die Verbindung zum ZK der KPD.
4. In Auswirkung der seit 1929 andauernden Weltwirtschaftskrise hatte ein großer Teil der Mitglieder der KPD und der KG meist über lange Zeit keine Arbeitsstelle. Dadurch waren beide in einer Reihe von Unternehmen ungenügend oder gar nicht verankert. Für die KG wurde dieses Problem äußerst relevant, als Ende 1933 die Nationalsozialistische Gemeinschaft "Kraft durch Freude" gegründet wurde und mit dem Aufbau von Betriebssportgemeinschaften in großem Umfange begann.
5. Die Verhinderung wirksamer Abwehrmaßnahmen des deutschen Proletariats gegen den Faschismus durch die SPD-Führung und vor allem auch durch die Führungen der sozialdemokratischen Arbeitersportverbände ließen bei einer Vielzahl von Funktionären und Mitgliedern die schon überwunden geglaubte These von der Sozialdemokratie als vermeintlich linkem Flügel des Faschismus neu aufleben.
6. Aus der emotionalen (und natürlich rationalen) Ablehnung des Faschismus resultierte, daß es sehr schwer war, Genossen und Mitglieder der Massenorganisationen zu bewegen, im Parteiauftrage in die faschistischen Organisationen einzutreten. Dies galt in vollem Umfange auch für die KG.

Als Ausgangsfrage beim Nachvollzug des Erkenntnisganges der deutschen Kommunisten stellt sich die Frage nach den Positionen, die im Frühjahr und Frühsommer 1933, also zu Beginn des illegalen Kampfes, bestimmend waren.

Für die KPD und die ihr angeschlossenen Massenorganisationen besaß nach wie vor die Orientierung des 12. Plenums des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI) (1932) Gültigkeit, die besagte, daß sich gegenwärtig ein revolutionärer Aufschwung vollziehe und sich in einer Reihe von Ländern die Möglichkeit der Machtübernahme durch die Arbeiterklasse ergeben könne. Demzufolge sah die Führung der KPD die Errichtung der Diktatur des Proletariats, eines Rätedeutschlands, als nächstzuverfolgendes Ziel an. Da die Führungen der SPD und der sozialdemokratischen Massenorganisationen durchaus reformistisch eingestellt waren, vorgaben, die Verteidigung des bürgerlichen Parlamentarismus zu betreiben, konnte man von ihnen bei einer revolutionären Machtübernahme keinerlei Unterstützung, sondern nur Gegnerschaft erwarten. Das hieß im Kontext des Klassenkampfes für die KPD: die reformistischen Führer stehen der Revolutionierung der Massen gegen den Hitlerfaschismus im Wege und müssen also bekämpft werden. Der Faschismus wurde als Übergangsstufe in der Verschärfung des Klassenkräfteverhältnisses angesehen, daraus ergab sich, daß die Massenorganisationen im Sinne der Einheitsfront von unten als eigenständige zentralisierte Organisationen illegal wirken und ihren Beitrag zur Erlangung einer breiten Massenbasis für die KPD leisten.

Nach dem Übergang in die Illegalität gab die "Entschließung des Zentralkomitees der KPD zur Lage und den nächsten Aufgaben" vom Mai 1933 die notwendig gewordene Standortbestimmung. Das ZK betonte, daß nach wie vor die "Fortsetzung des revolutionären Aufschwunges" das "Kennzeichen der internationalen Entwicklung des Klassenkampfes bleibt ... wobei ... mit zeitweiligen Rückschlägen in den verschiedenen Ländern gerechnet werden muß." (2) Aus dieser Analyse der Klassenkampfsituation ergibt sich:
1. daß die Massen an den Kampf um die Macht heranzuführen sind, also an den Kampf für ein Rätedeutschland, um die Diktatur des Proletariats;
2. daß demzufolge die Sozialdemokratie weiterhin als soziale Hauptstütze der Bourgeoisie betrachtet wird und als Haupthindernis bei der Revolutionierung der Massen auf das äußerste zu bekämpfen ist;
3. daß Einheitsfront nur "von unten" erstrebenswert und möglich ist, mit der Zielstellung der Herauslösung der SPD-Anhänger aus dem organisatorischen und politischen Einfluß der sozialdemokratischen Führung, wobei "in bestimmten Situationen Spitzenangebote zu gemeinsamen Aktionen unerläßlich (sind), um die Sabotage jeder antifaschistischen Aktion durch die sozialfaschistische Führung ... klarzustellen."(3)

In dem skizzierten Einheitsfrontverständnis stellen die Orientierungen dieses Dokumentes einen wesentlichen Rückschritt hinter jene des Thälmannschen Referates auf der Tagung in Ziegenhals am 07.02.1933 dar.(4) Um die notwendige breite Massenarbeit leisten zu können wurden die Kommunisten und revolutionären Arbeiter verpflichtet, "einer Gewerkschaftsorganisation an(zu)gehören und darüber hinaus noch in einer anderen Massenorganisation (Sport, Freidenker oder dergleichen) revolutionäre Arbeit zu leisten."(5) Die Tatsache, daß illegale revolutionäre Arbeit auf drei verschiedenen Ebenen gefordert wurde, widerspiegelt nach wie vor vorhandene illusionäre Vorstellungen von den Möglichkeiten des illegalen Kampfes und der Entwicklung des Klassenkräfteverhältnisses. Die Unmöglichkeit der Umsetzung dieser Vorgabe sollte sich in der Praxis schnell erweisen.

In Verbindung mit dem "Arbeitsprogramm des ZK der KPD" vom Juni 1933 folgert für die Arbeit der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit:
1. Die KG besteht als Massenorganisation der KPD mit einem eigenen zentralen Apparat illegal weiter, um die Massenbasis für die bevorstehende proletarische Revolution sichern zu helfen.
2. Hauptfeld der Tätigkeit der KG soll die "Organisierung der Widerstandsaktionen gegen die faschistischen Kommissare, gegen die Gleichschaltung der ... Organisationen" sein.(6)
Die Notwendigkeit der Verwirklichung dieser Aufgabe von innen, aus den bürgerlichen, sich faschisierenden Sportorganisationen heraus, wurde durch die KPD-Führung nicht erkannt.

Auf der schon illegal abgehaltenen Konferenz der Landesleiter der KG am 08./09.02.1933 in Prieros war für das zweifelsohne zu erwartende Verbot der KG festgelegt worden, daß ihre Vereine Tarnvereine ins Leben zu rufen haben, unter deren Deckmantel sie weiter Sport treiben können, oder daß Gruppen von Sportlern möglichst geschlossen versuchen, in bürgerlichen Vereinen "unterzutauchen", um so wieder eine legale Organisationsbasis zu haben und vor allem bei den Massen zu sein, sie im Sinne der Kommunisten dem Einfluß des Faschismus zu entziehen. Bei dieser Umstrukturierung kam es natürlich darauf an, nicht den Kontakt zur jeweiligen Leitung zu verlieren.

Es wird also deutlich, daß die Führung der Kampfgemeinschaft mit der Losung "Hinein in die bürgerlichen Vereine" eine Konzeption der illegalen Massenarbeit propagierte, die wesentlich besser die Realitäten des antifaschistischen Kampfes in Deutschland widerspiegelte als die dargestellten Orienterungen des ZK der KPD. Die Schwierigkeiten bei der Durchsetzung dieser Orientierung, die sich daraus ergaben, daß a) viele Arbeiter die Mitgliedschaft in faschistischen Organisationen aus tiefster Seele ablehnten, b) bis Oktober 1933 eine Aufnahmesperre für "ehemalige Marxisten" in den Vereinen des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen bestand und auch danach Aufnahmen nur unter bestimmten Bedingungen (zwei "national gesinnte" Bürgen u.ä.) erfolgen sollten und c) sich vielerorts die Auffassung der KPD, des Nichteintritts in die bürgerlichen Vereine durchsetzte; widerspiegelt das Dokument der KG "Die Aufgaben der revolutionären Sportarbeit" vom November/Dezember 1933: "Wenn die Arbeiter Sport treiben wollen, müssen sie hinein in die faschistischen Organisationen. Die Möglichkeiten, von außen den faschistischen Einflüssen in diesen Vereinen Widerstand entgegenzusetzen, bieten nur außerordentlich ungenügende Aussichten auf Erfolg. Es ist unmöglich, mit dem notwendigen Tempo auf alle Erscheinungen der Unzufriedenheit und alle Ereignisse zu reagieren. Aus diesem Grunde muß die Faschistische Sportbewegung als die organisatorische Grundlage ausgenützt werden, auf der die revolutionären Elemente ihre Arbeit zur Gewinnung aller Werktätigen im faschistischen Sport durchführen."(7) Insbesondere komme es darauf an, in den Abteilungen und kleineren Vereinen illegale Zeitungen und Nachrichtenblätter bei jeder sich bietenden Gelegenheit herauszugeben und alle Unzufriedenheiten unter den Sportlern des Reichsbundes für Leibesübungen und Differenzen mit den faschistischen Vereinsleitungen zur Gewinnung dieser Sportler zu nutzen. Hierbei ist über die Propagierung und Vertretung der legitimen Tagesforderungen (gegen Unterdrückung, Militärsport, Beitragserhöhungen, Hitlergruss usw.) der Boykott der faschistischen Vereinsleitungen anzustreben. Allerdings genüge es nicht, sich auf den sportlichen Bereich zu beschränken. Ebenso wichtig sei die Arbeit an den Stempelstellen und in den Betrieben.(8) Ein im Januar 1934 in der Internationalen Sportrundschau (Prag/Kopenhagen) erschienener Artikel forderte, in den KdF-Organisationen eine dem Inhalt nach gleichgeartete Arbeit zu leisten wie in den faschistischen Sportorganisationen.(9)

Aufgabe und Ziel der Arbeit in diesen faschistischen Sport-und Freizeitorganisationen war die "Gewinnung aller sporttreibenden Werktätigen für die rote Sporteinheitsfront und die aktive Einsetzung dieser Massen in den Befreiungskampf der Arbeiterklasse".(10) Die Notwendigkeit der "aktiven Einsetzung" der gewonnenen Massenbasis wurde besonders eindringlich betont, weil oftmals noch die Praxis anzutreffen war, zur KG gestoßene Sportler der anderen Arbeitersportverbände für eine gewisse Zeit in "Sympathisantengruppen" zusammenzufassen, ohne sie mit konkreten Aufgaben zu betrauen. Diese Arbeitersportler aber wollten sofort antifaschistische Arbeit leisten!(11)

In der zweiten Hälfte des Jahres 1933 entfachte sich innerhalb der KPD und insbesondere ihrer Führungskader - unter Beibehaltung der grundsätzlichen Positionen ("Die proletarische Revolution steht auf der Tagesordnung" - Oktoberresolution des ZK der KPD)(12) - gerade an der Frage der Formen und Methoden der illegalen Massenarbeit (pro oder contra Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen) eine intensive Diskussion. So forderte Walter Ulbricht in einem Artikel in der Rundschau über Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung (Basel) vom 30.11.1933 "in allen faschistischen Massenorganisationen eine breite Oppositionsbewegung zu schaffen, die von der kommunistischen Fraktion geführt wird."(13) Genauso Wilhelm Pieck, der auf dem XIII. Plenum des EKKI im Dezember 1933 von der Unerläßlichkeit der "beharrliche(n) Zersetzungsarbeit in den faschistischen Massenorganisationen durch Entsendung zuverlässiger Genossen" sprach.(14)

Mit dem Dokument des ZK der KPD "Der revolutionäre Aufschwung in Deutschland" vom März/April 1934 wurde eine neue Akzentuierung der Massenarbeit der KPD sichtbar. Während das Januarplenum 1934 mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit der "Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen" das Ergebnis der vorherigen Diskussion in der Partei festgeschrieben hatte, ist hier bereits davon die Rede, diese "breite revolutionäre Oppositionsbewegung mit den sozialdemokratischen Kollegen gemeinsam" aufzubauen.(15) Eine neue Akzentuierung also in dem Sinne, daß nicht mehr zuerst die ehemaligen SPD-Genossen und -Anhänger in die KPD und ihre Massenorganisationen eingegliedert und dann an der antifaschistischen Arbeit beteiligt werden, sondern daß nunmehr der Kontakt zu allen Sozialdemokraten mit und ohne Parteibuch zu suchen ist und sie über die gemeinsame antifaschistische Tätigkeit in die KPD-Organisationen einzureihen sind. Für die KG erlangte diese neue Akzentuierung nicht erst mit dem April 1934 ihre Gültigkeit; schon Ende 1933 nahm die Fürung der KG mit der Losung von der "Gewinnung aller sporttreibenden Werktätigen für die rote Sporteinheitsfront"(16) analoge Positionen ein. Die Resolution der KG "Zur sportpolitischen Lage und den Aufgaben in Deutschland" vom 15.04.1934 (17) bekräftigte diese Linie und konkretisierte die Aufgaben zu ihrer Durchsetzung. Verbindliche Aussagen über den organisatorischen Rahmen, in dem sich die "Sporteinheitsfront aller Werktätigen" zu bewegen habe, trafen allerdings erst die "Richtlinien über den organisatorischen Aufbau und die aktuellen Aufgaben der KG" vom 14.08.1934 (18) und das "Rundschreiben des ZK der KPD an die Bezirksleitungen über die taktische Linie in der Sportbewegung" vom 03.09.1934 (19), beide entstanden in Auswertung der Ergebnisse der erweiterten Tagung des Politbüros des ZK der KPD Ende Juli/Anfang August 1934.

Um die Jahresmitte 1934 begann sich eine Neubestimmung aller bisherigen strategisch-taktischen Positionen innerhalb der KPD abzuzeichnen. Sie wurde möglich durch:
a) die Nutzung der Erfahrungen der österreichischen, französischen und spanischen Kommunisten, denen es z.T. gelungen war, beim Kampf um die antifaschistische Einheitsfront gegen den aufkommenden Faschismus wesentliche Erfolge zu erringen (Franz Dahlem wies später auf der Brüsseler Konferenz nochmals darauf hin, daß die FKP im Rahmen der Abwehr des Faschismus in Frankreich große Anstrengungen unternommen hat, um die Spaltung der französischen Arbeiterbewegung zu überwinden. Nicht nur die Gewerkschaftseinheit, sondern auch die Verschmelzung der anderen Massenorganisationen wurde erreicht. Die revolutionären und reformistischen Sportorganisationen vereinigten sich und traten in den allgemeinen französischen Sportverband ein.(20);
b) den Abschluss des Konsolidierungsprozesses des faschistischen Regimes in Deutschland, der neue Erkenntnisse bezüglich der Hauptstoßrichtung und der potentiellen Verbündeten in der antifaschistischen Arbeit erlaubte;
c) den zur gleichen Zeit sowohl im EKKI als auch in den einzelnen Sektionen (Mitgliedsparteien) ablaufenden strategischen Umorientierungsprozeß, der wesentlich durch Georgi Dimitroff initiiert wurde.(21)

Nicht zuletzt unter aktiver Einflußnahme des EKKI wurden in harten Auseinandersetzungen im Politbüro der KPD Positionen erarbeitet, die in die grundsätzliche strategische Neuorientierung durch das Januarplenum 1935 mündeten. Zur strategischen Zielstellung wurde der Sturz der faschistischen Diktatur und die Wiederherstellung demokratischer Rechte und Freiheiten erklärt. Um dieses Ziel erreichen zu können bestand die Notwendigkeit, mit den Sozialdemokraten auf allen Ebenen eine feste und beständige Einheitsfront zu schaffen. Es setzte sich die Erkenntnis durch, daß sich innerhalb der sozialdemokratischen Organisationen eine starke Differenzierung vollzieht und die ausschließliche Orientierung auf eine Einheitsfront "von unten" (unter Ausklammerung der Führungen) somit nicht mehr den Erfordernissen und Möglichkeiten der Situation entspricht.

Im genannten Zeitraum (2.Halbjahr 1934) wurde eine stärkere Konzentration der Partei auf Probleme des Sports sichtbar.(22) Wenn auch die im Sommer 1934 ausgegebene Losung, zusammen mit den sozialdemokratischen Sportlern die Arbeitersportbewegung, insbesondere den Arbeiter-,Turn- und Sportbund (ATSB), wiederaufzubauen(23), aufgrund mangelnder Verbindung zwischen ZK der KPD und Reichsleitung der KG nicht verwirklicht werden konnte, so ist doch das nicht abreißende Bemühen erkennbar, die illegale Sportarbeit unter direkte Führung der Partei zu stellen. Sicherlich trug die Vereinigung der KG des Saarlandes mit Vereinen des Landesverbandes für Arbeitersport und Jugendpflege (reformistisch) und Vereinen des bürgerlichen Sportverbandes zum Arbeiter-,Turn- und Sportbund an der Saar am 26.November 1933 als erster Erfolg bei der Durchsetzung der Einheitsfrontpolitik zur Ausgabe dieser Losung bei. (Das Saarland gehörte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder zu Deutschland, die Arbeitersportverbände konnten also legal wirken.)(24)

Im "Rundschreiben..." vom 03.09.1934 forderte die Partei konkret:
1. In Gebieten, wo sich der ATSB nicht "diskreditiert" hatte, ist er unter Führung der KPD im Schoße der gleichgeschalteten Organisationen wiederaufzubauen. Die nicht gleichgeschalteten Vereine sind der illegalen Bewegung anzugliedern.
2. In Gebieten, wo vor 1933 die KG in der Mehrheit war, sind die sozialdemokratischen Sportler in die Arbeit der KG einzubeziehen um dem "Aufbau einer sozialdemokratischen Sportbewegung jeden Boden zu entziehen".
3. In Gebieten, wo die KG vor 1933 eine Minderheitsorganisation bildete, ist Kurs auf die Schaffung von illegalen Einheitsausschüssen mit dem Ziel der Bildung einer gemeinsamen Organisation zu nehmen.
"4. In allen Fällen sollten wir Kurs nehmen, illegale Sportkartelle zu schaffen, an die auch jene Vereine angeschlossen werden, die sich einer Gleichschaltung entziehen könnten, die aber in der Regel ein sektiererisches Leben führen. Zum oppositionellen Zentrum der illegalen Sportbewegung müssen die Sportkartelle werden, führendes Zentrum im Reichsmaßstabe ist die Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit, die etwa zehntausend Mitglieder erfaßt hat. Im weiteren Verlauf der Entwicklung wollen wir dann alles in Arbeiter- Turn und Sportbund umtaufen, um der Sozialdemokratie den traditionellen Namen der deutschen Arbeiter- Sportbewegung wegzunehmen.
5. Von entscheidender Bedeutung ist bei unserer ganzen Taktik, daß wir von den sozialdemokratischen Sportlern soviel wie eben möglich für unsere Zusammenarbeit und als weiteren Schritt für unsere einheitliche Organisation gewinnen. Alle Funktionen innerhalb der gleichgeschalteten Vereine müssen selbstverständlich dazu in weitestem Maße unter sozialdemokratischen Sportlern gemeinsam um jede Funktion innerhalb der gleichgeschalteten Vereine kämpfen. Die ganze Sportbewegung sollten wir in den Dienst der Organisierung der proletarischen Revolution stellen."(25)

Wenngleich diese Orientierungen aus dem Sommer 1934 einen wesentlichen Fortschritt verkörperten, nämlich die angestrebte Vereinigung der bestehenden illegalen kommunistischen und sozialdemokratischen Organisationsteile, so ist doch nicht zu übersehen, daß die Vereinigungsbestrebungen mit der Verhinderung des Wiederaufbaus der sozialdemokratischen Sportorganisationen motiviert wurden - letztendlich immer noch Ausdruck der vereinfachten Darstellung der Einheitsfront von unten als Mitgliederwerbung für die KPD-Organisationen und der Betonung der generellen Frontstellung zur Sozialdemokratie in logischer Konsequenz des zu verwirklichenden strategischen Zieles, der Errichtung der Diktatur des Proletariats.(26) Allerdings wurden diese organisatorischen Richtlinien aufgrund ihrer äußerst komplizierten Strukturierung und aufgrund mangelnder Verbindungen zwischen Partei- und KG-Apparat nirgendwo in die Praxis umgesetzt.

Das vom 14.August 1934 datierende letzte Dokument der KG, die "Richtlinien über den organisatorischen Aufbau und die aktuellen Aufgaben der KG"(27) geht von den gleichen Prämissen aus wie das "Rundschreiben..." der KPD und gibt analoge Orientierungen. Über das KPD-Dokument hinausgehend wird die Notwendigkeit der Kontaktaufnahme mit den evangelischen und katholischen Sport- und Jugendorganisationen betont, die Forderung nach der Nutzung aller legalen, halblegalen und illegalen Methoden der Massenarbeit in den gleichgeschalteten Sportvereinen erhoben - wobei zwei Extreme, das "Abwarten" und das Streben nach einer "kleinen aber reinen" Organisation zu überwinden seien - und ein Katalog der Tagesforderungen aufgestellt, auf den das ZK der KPD dann im Januar 1935 zurückgreifen sollte.

Ein Informationsmaterial aus dem November 1934 belegt, daß auch zu diesem Zeitpunkt noch durch die Reichsleitung eine ablehnende bis feindliche Stellung gegenüber hohen sozialdemokratischen Arbeitersportfunktionären bezogen wurde.(28)

Die strategische Neuorientierung der KPD Anfang 1935 auf den Sturz der faschistischen Diktatur und die Wiederherstellung demokratischer Rechte und Freiheiten, die Überwindung der unrealistischen und subjektivistischen Auffassung von der Möglichkeit der proletarischen Revolution ohne vorherige demokratische Zwischenetappen innerhalb relativ kurzer Zeiträume(29), machte auch eine Neuorientierung in der Sportarbeit erforderlich. Mit der "Resolution über die sportpolitische Lage in Deutschland und die Aufgaben der KPD" vom Januar 1935 (30) entwickelte die Partei eine Konzeption der illegalen Sportarbeit unter den Bedingungen der tiefen Illegalität und der hitlerfaschistischen Terrorherrschaft, die in ihren wesentlichen Bestandteilen für die ganze Zeitspanne des Faschismus Gültigkeit behalten sollte. Im einzelnen wurde festgelegt:
  1. Die Leitung der illegalen Sportarbeit wird auf allen Ebenen durch die entsprechenden Parteileitungen übernommen. Damit hört die KG und ihr Apparat als illegale Organisation auf zu bestehen und wird dem Parteiapparat eingeordnet.
2. "...alle bestehenden und neu zu schaffenden Oppositionsgruppen in den gleichgeschalteten Organisationen sind örtlich in illegale Kartelle zusammenzufassen. Die nicht gleichgeschalteten Gruppen (wilde Vereine) sind diesen Kartellen anzuschließen."
3. "Wo reformistische oder bürgerliche antifaschistische Sportgruppen bestehen, soll man sofort mit ihnen Verbindung aufnehmen, ihnen konkrete Vorschläge zur Herstellung einer Aktionseinheit machen, mit dem Ziele, ihre(r) Einbeziehung in die Kartelle und damit in die von uns geführte einheitliche Sportbewegung."
4. "Bei der Organisierung der antifaschistischen Sportgruppen muß unsere Einheitstaktik weitestgehend Anwendung finden. Besteht bei reformistischen Sportlern die Absicht des Wiederaufbaus ehemaliger reformistischer Sportorganisationen, so müssen unsere Genossen sich sofort einschalten und den Vorschlag der Schaffung einer einheitlichen Gruppe oder Vereins durch Verschmelzung der Gruppe der Kampfeinheit und der reformistischen Gruppe machen, wobei der Name der Organisation keine Rolle spielen soll."(31)
Als grundsätzliche Positionen des antifaschistischen Sportwiderstandes hatten sich mit dem Januar 1935 herauskristallisiert:
  - Einheit aller Arbeitersportler, Zusammenarbeit mit allen antifaschistischen Kräften;
- Führung durch die KPD;
- strengste Konspiration;
- antifaschistische Tätigkeit ausschließlich innerhalb der faschistischen Organisationen;
- Nutzung aller legalen, halblegalen und illegalen Methoden der Massenarbeit;
- konsequentes Aufgreifen der Tagesforderungen der Mitgliedermassen der faschistischen Verbände.
Als am bedeutsamsten bei der Suche nach Wegen zur Effektivierung der illegalen Sportarbeit erscheint die Liquidierung der KG als eigenständige illegale Organisation und die einheitliche Forderung nach Bildung illegaler Sportkartelle zur unmittelbaren Führung und Anleitung der antifaschistischen Aktionen.

Um die Breite der angestrebten Tätigkeit in den Vereinen zu veranschaulichen, seien die der "Resolution..." beigefügten "Parolen zur Vertiefung der antifaschistischen Stimmung und der Verbreiterung der einheitlich antifaschistischen Sportbewegung" angeführt:
  "1. Kampf gegen Faschisierung und Militarisierung des Sports, das heißt nicht, daß wir gegen den Wehrsport sind, sondern gegen den faschistischen Militärdrill;
2. Kampf für die freie sportliche Betätigung, gegen die zwangsweise Kommandierung;
3. Kampf für das Selbstbestimmungsrecht der Vereine, freie Wahl der Vereinsleitung und Selbstbestimmung des Sportprogramms gegen die Diktatur der Kommissare;
4. Kampf gegen die zwangsweise Unterführung der jugendlichen Sportler unter die HJ und die Militarisierung des Schulsports;
5. Kampf gegen das Gesetz zur Regelung des Arbeitseinsatzes, das die jungen Sportler von ihren Arbeitsplätzen verdrängt;
6. Kampf gegen Arbeitsdienst und Landhilfe;
7. Kampf gegen die hohen Mitgliedsbeiträge, für kostenlose Lieferung der Sportkleidung, freie Fahrt und Verpflegung bei Zwangsaufmärschen, Veranstaltungen usw.;
8. Befreiung der Mitglieder und Vereine von den Kosten des Sportbetriebes und Übernahme derselben durch Staat und Kommune;
9. keinen Pfennig für die Olympiade;
10. Für die Einheit aller antifaschistischen Sportler zum Kampf für den Sturz der faschistischen Diktatur, für den Sieg der Arbeiterklasse."(32)
Erstes Ergebnis der veränderten Stellung zur Sozialdemokratie war der von der Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler (vgl. auch Abschnitt 4.3.2.) und der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit verabschiedete "Aufruf an die deutschen Arbeitersportler":
  "Aus der Erkenntnis heraus, das nur eine geeinte Arbeiterklasse erfolgreich den Faschismus zurückschlagen kann, erklären die Vertreter der oben genannten Organisationen, daß sie bereit sind, alle noch vorhandenen Hindernisse zu beseitigen und in engster Gemeinschaft den Kampf gegen den Faschismus zu führen."

 
Es erging die Aufforderung, gemeinsam alle Aktionen zu beraten und durchzuführen, gemeinsame Leitungen zu bilden und eine breite Kampffront der sporttreibenden Werktätigen zu schaffen.(33) Als "Vertreter der KG" fungierten hier wahrscheinlich vom ZK der KPD beauftragte Sportgenossen, die nächsten Verhandlungen im August 1935 wurden direkt von Vertretern des ZK der KPD geführt.(34)

Die Brüsseler Konferenz im Oktober 1935 verpflichtete jeden Genossen zur Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen, machte diese Arbeit zum Kernstück der Arbeit der Partei: "Durch die Übernahme von legalen Funktionen in den faschistischen Massenorganisationen werden unsere Genossen am besten in der Lage sein, eine legale Massenarbeit zu leisten und sich gleichzeitig vor den Verfolgungen zu schützen. Die illegalen Bedingungen unserer Massenarbeit erfordern die größte Elastizität in den Formen des Parteiaufbaus und auch in der Form der Leitung. Es ist die stärkste Dezentralisation erforderlich. Manchmal wird es sogar nötig sein, vollständig von der bisherigen Organisationstruktur abzugehen und verschiedene selbständige Organisationen aufzubauen."(35) Franz Dahlem wies insbesondere darauf hin, daß man den "im Sport erfaßten Genossen das Bewußtsein geben (muß), daß sie, wenn sie sich dort zu Zellen zusammenschließen und entsprechend arbeiten, vollwertige Parteiarbeit leisten, und (man)... ihnen helfen (muß), diese Arbeit auf ein so hohes politisches Niveau zu heben, daß sie die Einheitsfront mit den früheren ATSB-Sportlern und eine breite Volksfront im Sport mit allen oppositionellen sporttreibenden Werktätigen schaffen. Auch hier wollen wir den gemeinsamen Kampf um die Besetzung der Funktionen, der Leitungen der Sparten und Vereine, gemeinsame Komitees, gemeinsame illegale Sportzeitungen. Wir sollen die Initiative übernehmen, um mit diesen Vorschlägen an die Sportgenossen des ATSB heranzutreten."(36)

Schon bestehende Erfahrungen mit der "Taktik des Trojanischen Pferdes" im Sport konnte der Delegierte aus Lörrach/Baden-Württemberg, Josef Knoll, den Tagungsteilnehmern vermitteln. Am Beispiel zweier Vereine im DRL wurde den Delegierten hier noch einmal verdeutlicht, daß es nicht mehr darauf ankommt, diese Vereine zu zersetzen, sondern sie "umzupolen", sie zur Basis der kommunistischen Massenarbeit zu machen(37): "In einem Ort haben wir einen Sportverein, der von uns völlig beherrscht wird und der sich auf Grund seiner sportlichen Leistungen im Kreis und im Bezirk ein gewisses Ansehen verschafft hat. Die Mannschaft gewann im Serienspiel 1934 und 1935 die Meisterschaft. Es ist klar, daß die Bürgerlichen, wenn sie sehen, daß wir etwas leisten, auf so einen Verein gucken. Im zweiten Verein sind Sozialdemokraten und einige von unseren Sportlern. Die Sozialdemokraten traten in diesem Verein nicht in den Vordergrund. Sie hatten keine Funktionen inne und betätigten sich wenig. Uns hat das bisher wenig gerührt. Aber da kamen die Sozialdemokraten zu uns und sagten: Wir wollen auch in euren Verein kommen. Wir überlegten, was wir mit ihnen machen. In unseren Verein übernehmen konnten wir sie nicht, wir haben Leute genug. Aber der zweite Verein mußte ausgebaut werden. Wir sagten unseren roten Sportlern, sie müßten sich mit den Sozialdemokraten verständigen, sämtliche früheren Arbeitersportler zusammenziehen und den Kreis durch bürgerliche Sportler erweitern, die unserer Partei näherstehen als den Faschisten.
In vier bis fünf Wochen war im zweiten Verein schon ein Sozialdemokrat, früher selbst ein aktiver Sportler, in den Vordergrund gekommen. Er verstand auch etwas vom Vereinsleben. In der Generalversammlung schlugen die bürgerlichen Sportler diesen Mann dem Vereinsführer für die Spielleitung vor, weil er der richtige Mann sei und etwas verstehe. Der Vereinsführer stimmte zu, und so ist dieser Sozialdemokrat in die Spielleitung gekommen. Jetzt hat er die aktivsten Sportler in seinen Händen und kann sie beeinflussen. Nachdem er die Funktion bekommen hatte, kam er zu uns und sagte, jetzt müsse in erster Linie ein enges Verhältnis zwischen beiden Vereinen zustande kommen, das gegenseitige Vertrauen wieder anwachsen. Später haben wir festgestellt, daß dieser Mann nicht nur in der sozialdemokratischen Ortsleitung, sondern auch in der Bezirksleitung war. Er hat uns dazu verholfen, mit den verantwortlichen Männern der Bezirksleitung der Sozialdemokratischen Partei die Verbindung aufzunehmen ...
Der zweite Verein hilft uns am besten bei der Verwirklichung der uns gestellten Aufgaben. In ihm sind wir, die Sozialdemokraten, aber auch noch bürgerliche Mitglieder, die das Vereinsinteresse in den Vordergrund stellen. Hier haben unsere Genossen die Aufgabe, gemeinsam mit den Sozialdemokraten den Kreis der bürgerlichen Mitglieder zu erweitern. In diesem Verein muß über die Maßnahmen des Reichsbundes für Leibesübungen und darüber, wie sie sich für den Verein schädlich auswirken, diskutiert werden. Wenn unsere Genossen noch im Verein dazu in der Diskussion sprechen können, so können sie das in der Kreis- oder Bezirksversammlung nicht. Dort wird man sie kennen und als Kommunisten nicht zu Wort kommen lassen. Dort müssen die bürgerlichen 'Vereinsfanatiker' sprechen. Diese Leute treten bei solchen Tagungen schon jahrelang auf, haben schon manchen guten Rat gegeben, und die Funktionäre kennen sie und nehmen sie auch in Schutz wenn der faschistische Kommissar es wagt, so einen Funktionär anzugreifen ..."(38)

Mit der Brüsseler Konferenz der KPD war die strategische Neuorientierung und die Suche nach ihr entsprechenden taktischen Formen und Methoden zu einem relativen Abschluß gekommen. In der Folge stand die Umsetzung dieser Konzeption in ganz Deutschland als weitreichende Aufgabenstellung, wobei für die im Sport verankerten Genossen das Eindringen in die jetzt neu entstehenden Betriebssportgruppen im Vordergrund stand. Auch im Herankommen an führende sozialdemokratische Funktionäre sollten in der Herstellung der Aktionseinheit wesentliche und beispielgebende Erfolge erzielt werden , so z.B. im Zusammengehen gegen die Berliner Olympiade 1936.

Anmerkungen:

(1) Die Brüsseler ..., S. 552 (Schlusswort von Wilhelm Florin).

(2) Rundschau ..., 1933, Nr. 17, S. 545.

(3) Ebenda, S. 546.

(4) Vgl. auch Vietzke ..., S. 115f.

(5) Rundschau ..., a.a.O., S. 547.

(6) Zit. nach Mattausch, Deutsche Arbeitersportler ..., S. 70.

(7) Internationale ..., 1933, Nr. 5, S. 202.

(8) Vgl. ebenda, S. 202f.

(9) Ebenda, 1934, Nr. 2, S. 49f.

(10) Ebenda, 1933, Nr. 5, S. 200.

(11) Die Resolution der KG "Zur sportpolitischen Lage und den Aufgaben in Deutschland" vom 15.04.1934, entstanden im Ergebnis einer Beratung der Reichsleitung der KG mit Bezirksvertretern aus Deutschland, die beim Mitteleuropäischen Ländersekretariat der Roten Sportinternationale in Kopenhagen stattfand, bekräftigte und konkretisierte die die Richtlinien des Dokumentes vom Dezember 1933. (Vgl. ebenda, 1934, Nr. 5, S. 174.)

(12) Pjatnizki ..., S. 101.

(13) Rundschau ..., 1933, Nr. 46, S. 1776.

(14) Der Faschismus ..., S. 99.

(15) Rundschau ..., 1934, Nr. 24, S. 897.

(16) Internationale ..., 1933, Nr. 5, S. 200.

(17) Ebenda, 1934, Nr. 5, S. 174ff.

(18) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.

(19) Mattausch, Deutsche Arbeitersportler ..., S. 80f.

(20) Die Brüsseler ..., S. 377f.

(21) Vgl. Vietzke ..., S. 11f. u. 123f.

(22) Eine Resolution der Politkommission des EKKI hatte schon am 29.12.1933 gefordert, eine zentrale Sportkommission beim ZK im Lande zu bilden und in Folge deren Tätigkeit auch den besonderen Apparat der KG aufzulösen. (Vgl. IML/ZPA I 2/710/2)

(23) Vgl. ebenda.

(24) Internationale ..., 1934, Nr. 2, S. 31.

(25) ZStAP Film 2188.

(26) Vgl. Vietzke ..., S. 142f.

(27) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.

(28) Vgl. Pressedienst ..., S. 8 (Original in der Bibliothek des IML, Kopie im Sportmuseum Leipzig).

(29) Vgl. Vietzke .., S. 164ff.

(30) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.

(31) Verschmelzung des Arbeiter-, Turn- und Sportbundes (kommunistisch) und des Landesverbandes Saar für Arbeitersport und Jugendpflege (sozialreformistisch) zum Vereinigten Landesverband Saar für Arbeitersport und Jugendpflege am 29.09.1934, womit die Einheit der Arbeitersportbewegung im Saarland wiederhergestellt wurde. Vgl. Internationaler ..., 1934, Nr. 11, S. 498.) Daß mit dieser Vereinigung dem Drängen der Basis entsprochen wurde, belegen u.a. die Gründungen von antifaschistischen Fußballklubs im Juli und August 1934 in Püttlingen und Saarbrücken. (Vgl. ZStAP 61 Sa 1 Saarbildarchiv/Gegnerische Verbände, Einrichtungen etc.)

(32) Vgl. IML/ZPA I 2/710/2.

(33) Jahnke ..., S. 94f.

(34) Vgl. Mattausch, Deutsche Arbeitersportler ..., S. 124.

(35) Die Brüsseler ..., S. 602f. (Resolution der Konferenz).

(36) Ebenda, S. 502ff. (Referat von Franz Dahlem).

(37) Ebenda, S. 502ff. Auch die in Durchsetzung der auf der Brüsseler Parteikonferenz beschlossenen Strategie herausgegebene Tarnschrift "Das Bridge-Buch" bot für die im Sport wirkenden Kommunisten Beispiele der erfolgreichen Durchführung der entsprechenden taktischen Maßnahmen wie Eintritt in Vereine des DRL, Stellung zum Hitlergruß bei Sportveranstaltungen, Wahl von antifaschistisch gesinnten Vereinskommissaren u.ä. In die genannte Darstellung floß auch der Diskussionsbeitrag Josef Knolls ein, ob es evtl. sein vollständiger und nur sprachlich geglätteter Beitrag ist, läßt sich nicht feststellen, da die Originalfassung in "Die Brüsseler ..." nur mit Auslassungen veröffentlicht wurde. (Vgl. ZStAP Film 4943 - Kopie im Sportmuseum Leipzig.)

(38) Die Brüsseler..., S. 502ff.

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4.3.2. Antifaschistischer Widerstand sozialdemokratischer Arbeitersportler
in Leipzig 1933-1935

Mit der Zerschlagung der Arbeitersportbewegung im Frühjahr 1933 wurde den Arbeitersportlern die organisatorische Basis genommen, die über Jahre gewachsenen Beziehungen, Freundschaften u. dgl. blieben aber bestehen. Sie einte nach wie vor ihre, wie auch immer geartete und ausgereifte, proletarische Weltanschauung und das Bedürfnis nach aktiver sportlicher Betätigung. Insofern ist es nur natürlich, daß nach Wegen und Formen gesucht wurde, weiterhin mit Gleichgesinnten Sport zu treiben. Es kann, wie schon dargestellt (Abschnitt 3.), mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß die überwiegende Mehrheit der ehemaligen Arbeitersportler auch nach 1933 in dieser oder jener Form weiterhin Sport trieb. Das Mitteleuropäische Länderskretariat der Roten Sportinternationale konnte im Oktober 1934 konstatieren, daß in verschiedenen Städten, besonders in Sachsen, bereits Sportgruppen unter reformistischer Führung bestehen: "Es handelt sich sowohl um Gruppen innerhalb gleichgeschalteter als auch bürgerlicher Vereine und um sogenannte 'wilde' Sportvereine, das sind Gruppen von Sportlern, die sich nicht gleichschalten ließen. Die Gruppen werden von Reichenberg (Böhmen) Aussig und Danzig aus mit Material beliefert."(1) Diese Gruppen standen zu einem großen Teil mit ehemaligen Führungskadern der Arbeitersportverbände oder/und mit der Sozialistischen Arbeitersportinternationale in Verbindung. Mit dem gegebenen Quellenmaterial läßt sich nicht klären, ob die Ausnutzung der faschistischen Vereinsbasis durch sozialdemokratische Sportgruppen allgemein als möglich erkannt und angestrebt wurde, oder ob Beispiele wie Josef Schopp/Bundesschulgruppe als Ausnahme anzusehen sind. Der Verfasser würde der ersten Variante grössere Wahrscheinlichkeit zumessen wollen.

Bemerkenswert ist eine der SPD-Entwicklung analoge Differenzierung im ATSB in der Emigration.Unter Karl Bühren, dem Vorsitzenden der Technischen Kommission der SASI und ehemaligem Bundesvorstandsmitglied des ATSB, bildete sich eine "Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler", die den Führungsanspruch des "alten" und teilweise emigrierten Bundesvorstandes des ATSB in Abrede stellte, versuchte, sich organisatorisch vom ATSB zu lösen, und sich selbst als das Kristallisationszentrum des neuen deutschen Arbeitersports betrachtete.(2) Die auf (organisatorische) Einheit aller Arbeitersportler im Kampf gegen den Faschismus gerichtete Konzeption der Bühren-Gruppe dokumentiert das nachgestellte Flugblatt(2a):

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Diese Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler besaß Verbindungen nach Sachsen, Mitteldeutschland, in das Rheinland und in das Frankfurter Gebiet. Über die dominierende Einstellung der von ihr beeinflußten Sportler gibt ein Bericht über Verhandlungen von Vertretern des ZK der KPD mit Vertretern der Kampfgemeinschaft im September 1935 Auskunft: "Sowohl aus den Briefen, die wir lesen konnten als auch aus ihrer Berichterstattung kam zum Ausdruck, daß sich ihre Gruppen zwar in der Mehrheit in den faschistischen Organisationen befinden, aber sich im allgemeinen damit begnügen, daß sie ihre Gruppen zusammenhalten, daß sie bestimmte Funktionen übernehmen daß sie aber darüber hinaus nicht weiter tätig sind."(3)

Daß eine Betätigung über das Zusammenhanghalten hinaus auch nicht in der Intention sozialdemokratischer Führungskader lag, verdeutlicht eine Äusserung Fritz Heines(4): "Und wir waren gleichzeitig - auch auf Grund Tausender von Informationen, die uns auf den verschiedendsten Wegen zuflossen - Realisten genug, die Terrorherrschaft für so gefestigt zu halten, daß offener, organisierter Widerstand zum Scheitern verurteilt sein würde.
Daß unter dieser Schwelle von unseren politischen Freunden in der Heimat und uns draußen das Mögliche an Widerstand geleistet wurde, kann wohl nicht bestritten werden.
Wer unter den damaligen Bedingungen offenen Widerstand zu organisieren versuchte, mußte rasch scheitern; Beispiele gibt's dafür leider genug. Und vom (durchaus nicht so sicheren) Exil aus Nazigegner zum offenen Widerstand anzuhalten (mit Todesfolge) entsprach kommunistischer Menschenverachtung, nicht aber sozialdemokratischer Ethik."(5) Es muß an dieser Stelle aber unbedingt berücksichtigt werden, daß deser "passive Widerstand" (Weisenborn) das Reservoir für die ständige Reproduktion des "aktiven Widerstandes" war: "Es ist der Unterschied zwischen Reden und Handeln. Aus den Reihen der Unzufriedenen sonderten sich durch die klare und kalte Frage:-'Wenn du ein Mann bist und unzufrieden, mußt du dann nicht handeln?'- die Entschlossenen von den Unentschlossenen. Die Entschlossenen stießen zur Widerstandsbewegung und gingen in ihr auf."(6) Dieser Entwicklungsgang läßt sich auch für Mitglieder sozialdemokratisch orientierter Gruppen in Leipzig und Umgebung nachvollziehen. So z.B. für eine siebenköpfige Gruppe in Markkleeberg (davon vier ehemalige ATSB-Mitglieder), die wahrscheinlich aus dem spontan entstandenen Bedürfnis heraus, etwas tun zu müssen, Radio Moskau hörten und selbsthergestellte Flugblätter verstreuten.(7) Andere wurden im Vertrieb von eingeschleusten illegalen SPD-Zeitungen, insbesondere des "Neuen Vorwärts", aktiv.(8) Allerdings dürfte der Prozentsatz derer, die sich der faschistischen Verfolgung aussetzten, deutlich geringer gewesen sein als unter den Sportlern der KG. Von den durch den Verfasser namentlich ermittelten Arbeitersportlern im Widerstand 1933-1935 waren lediglich 11% im Rahmen sozialdemokratischer Organisationen tätig (Vgl. auch Abschnitt 4.7.).

Eine Aussage über die Zahl der bestehenen Gruppen bzw. die Anzahl der in ihr erfaßten ehemaligen Mitglieder der sozialreformistischen Verbände zu treffen, ist äußerst schwierig, da die quellenmäßigen Belege spärlich und nur begrenzt aussagefähig sind. Aufgrund der Tatsache, daß antifaschistische Tätigkeit nur nach innen gerichtet war, traten sie nach außen hin fast überhaupt nicht in Erscheinung, so daß Kollisionen mit dem faschistischen Terrorapparat selten vorkamen. Zum anderen gibt es fast keine lebenden Zeugen aus dieser Zeit mehr. Der Verfasser würde, nach vorsichtiger Schätzung, einen Prozentsatz von 50 bis 70% nach 1933 in Gesinnungsgruppen irgendeiner Art - "wilde" Sportvereine bzw. Sportgruppen, Wandergruppen, eigene Mannschaften in Vereinen des DRL, KdF-Sportgruppen bzw. Betriebssportgemeinschaften - organisierter Arbeitersportler in Leipzig für wahrscheinlich halten.

Nur in dem Falle, daß sich in einem Verein die Arbeitersportler konzentrierten und er eine entsprechende Anhängerschaft um sich scharte, wurden Polizei und Gestapo auch auf ihn aufmerksam, wie es der Fall bei Tura Leipzig war. Der "SV Tura" wurde 1932 vom Unternehmenschef der Tura-Automatenfabrik, Schwarz, gegründet und konzentrierte sich v.a. auf die Ballspielarten. Im Gefolge des Verbotes der proletarischen Sportorganisationen konnte er die besten Spieler der verbotenen ATSB-Vereine VfK Südwest und VfL Südost sowie anderer Vereine (auch kommunistischer) regelrecht "einkaufen". Als Trainer wurde der ehemalige Bundesfußballeiter des ATSB, Robert Riedel, verpflichtet. Somit gelang es, innerhalb kurzer Zeit sowohl einen zahlenmäßig relativ großen Verein aufzubauen (Tura besaß mindestens zwölf Fussball- und vier Handballmannschaften sowie einen Spielmannszug) als auch zu großer spielerischer Klasse aufzulaufen (Die 1. Fußballmannschaft entwickelte sich zur spielstärksten in Leipzig und schaffte in den 30er Jahren einen "Durchmarsch" durch alle Ligen bis in die höchste Spielklasse, die Gauliga.). Politische Begleiterscheinung des sportlichen Aufschwungs war eine zunehmende Konzentration von Sozialdemokraten im Verein und in seiner Anhängerschaft - ein Vorgang, der auch der Politischen Polizei in Leipzig nicht verborgen blieb: "Auffallend ist die Tatsache, daß dieser Sportverein 'Tura' zu jedem Spiel große Zuschauermengen hat, die sich vorwiegend aus alten SPD-Angehörigen zusammensetzen. Zu erklären ist dieser Umstand dadurch, daß der Trainer dieses Vereins -Riedel- bei SPD-Kreisen große Popularität besitzt, und daß im Verein selbst ein großer Teil der Mitglieder ehemalige Arbeitersportler waren."(9) Spiele gegen "bürgerliche" Mannschaften, wie z.B. den VfB Leipzig, als dessen Sponsor der Besitzer der "Leipziger Neuesten Nachrichten" galt, waren begleitet von "regelrechten Protestkundgebungen, die einen marxistischen Charakter nicht verleugnen konnten. So wurde z.B. von Tura-Anhängern geäussert: 'Die Schweine, so machen sie es mit uns! Nicht einmal Tragbahren haben sie. Wir sind ja auch Proleten!'...'Uns können sie eben nicht leiden, weil wir Arbeitersportler sind usw.'"(10) Interessant ist auch, daß Robert Riedel einen lebhaften Spielverkehr mit ehemaligen Arbeitersportlern bei Arminia Bielefeld organisierte.(11)

Gruppen einer solchen Größe wie bei Tura dürften allerdings die Ausnahme gewesen sein. Die Mehrzahl der Arbeitersportler fand sich in kleinen Gruppen zusammen, so z.B. in der von Georg Benedix, dem ehemaligen Bundesschulleiter des ATSB betriebenen Gymnastikschule (12) oder wie Mitglieder des TSV Vorwärts Eutritzsch, die sich als Kegler im "Feldschlößchen" trafen, Verbindungen zum ehemaligen Bundesjugendleiter des ATSB, Oskar Dres, in Dresden und zu Julius Strohbach in Bremen unterhielten und illegale Materialien, v.a. den "Neuen Vorwärts", aus der CSR bezogen und auch weiterverbreiteten. Gruppen dieses Charakters bestanden auch unter den ehemaligen Mitgliedern der Vereine VfL Südost Stötteritz und SV West 03 Lindenau.(13)

Die bedeutendste Gruppe des sozialdemokratischen Sportwiderstandes in Leipzig bestand aus den noch hier wohnenden ehemaligen Mitgliedern des Bundesvorstandes des ATSB Josef Schopp, Hermann Biegel, Robert Riedel, Rudolf Ranke, Richard Koppisch, Georg Benedix und Ferdinand Kreuzburg (14) sowie Walter Thamm (15): "Etwa von Mitte 1933 an traten verabredungsgemäß die einzelnen Vorstandsmitglieder, soweit sie früher Führer einer Sportsparte gewesen waren, an die ehemaligen Funktionäre des ATUSB. heran, um sie zur Abgabe von Stimmungs- und Lageberichten zu veranlassen. Die anderen ehemaligen Vorstandsmitglieder sollten sich an die ihnen bekannten und ihrem früheren Wirkungskreis entsprechenden Funktionäre im Reich wenden.
Die Erörterungen und das dadurch in Form von Briefen erbrachte Beweismaterial, ergaben, daß mit diesem Nachrichtendienst die illegale Verbindung zwischen einem Personenkreis aufrecht erhalten wurde, der als ausgesprochen staatsfeindlich anzusprechen ist. Über das Ergebnis der brieflichen Anfragen tauschten sich die Vorstandsmitglieder bei ihren Zusammenkünften untereinander aus, sodaß jeder von ihnen einen großen Rahmenbericht über die Lage der ehemaligen Arbeitersportbewegung im Reich und über die Stimmung der einzelnen Mitglieder hatte."(16) "Im Großen und Ganzen waren die marxistischen Sportfunktionäre innerhalb des Reichsgebietes bemüht, illegale Verbindungen aufrecht zu erhalten mit dem Zwecke, die marxistischen Kreise zusammenzuhalten und somit dem Einfluß der nationalsozialistischen Bewegung zu entziehen."(17)

Das Ausmaß der Widerstandstätigkeit wurde der Gestapo v.a. durch den ihr in die Hände gefallenen Briefwechsel Josef Schopps mit den Leitern der Wassersportsparte in den 19 Kreisen des ATSB (also einschließlich der zwei österreichischen Kreise) bekannt: "Er wollte erreichen, daß die ehemaligen Arbeitersportler aus den verschiedenen Kreisen geschlossen in gleichgeschaltete Vereine eintraten, um den marxistischen Geist der Arbeitersportler zu erhalten. In seinen Briefen fordert Schopp Berichte darüber, wie die Stimmung unter ehemaligen Mitgliedern der Wassersportsparte des Arbeiter- Turn- und Sportverbandes sei, was aus den aufgelösten Vereinen und deren Eigentum geworden sei, in welche gleichgeschaltete Vereine die Mitglieder eingetreten seien und ob sie dort führende Stellungen inne hätten."(18) In Auswertung der eingehenden Informationen verfaßte Josef Schopp Rundbriefe, die dann wieder an die Wassersportfunktionäre verschickt wurden. Im folgenden die Abschrift eines solchen Rundbriefes vom Dezember 1933 (19):

Rundschreiben des Schwimmlehrers der ATSB-Bundesschule Josef Schopp an die Kreisfachwarte für Wassersport

                                                                                                              "Leipzig. Ende Dezember 1933,
                                                                                                               Fichtestraße 30

Mein lieber Freund!
Ich halte es für meine; Pflicht, Dir am Schluße des Jahres eine Übersicht über den Stand unserer ehemals so stolzen Arbeiter-Sport-Bewegung zu geben, soweit ich hierzu aufgrund entsprechender Mitteilungen in der Lage bin, wobei ich mich selbstredend auf die Wassersportler beschränken muß.

1. Kreis: Bewegung vollkommen erledigt. Ruder- und Segelvereine gehören dem "DSV" an. Der ehemalige Spartenleiter Max Schulz erwarb die Mitgliedschaft der Partei. Rund 90% der ehemaligen Bundesmitglieder gehören keinem Sportverband mehr an. Ein alter Veteran unserer Bewegung, Emil Maselle, der schon lange in der Vorkriegszeit Sich besonders um das Rettungswesen bemüht hat, wurde am 27.12. zu Grabe getragen. Seine Arbeitsfreude und Arbeitskraft, seine Ziele und Ideale werden in uns fortleben.

2. Kreis: In einigen Bezirken ist unsere Bewegung durch die Zeitgeschehnisse überrannt worden. In anderen Gegenden hat sich fast alles so erhalten, wie es war. Teilweise haben unsere Vereine sogar einen Mitgliederzuwachs zu verzeichnen. Da diese Vereine alle gleichgeschaltet worden sind, versteht es sich ja von selbst, daß sie unter der Gleichschaltung etwas bedrückt leben. Trotzdem fehlt den Leuten der Glaube an die Zukunft nicht.

3. Kreis: Eine Nachricht liegt nicht vor.

4. Kreis: Die Lage ist gegenüber dem letzten Bericht unverändert. Es haben sich lediglich Verhandlungen angebahnt, deren Ziel die Wiederöffnung einiger unserer Vereine sein soll, so u.a. auch des ASV Leipzig. Ein großer Zeit der besetzen Platzanlagen wurde von den Besatzungstruppen geräumt ohne jedoch ihrem Bestimmungszweck wieder übergeben zu werden. Sie liegen also z.Zt. brach. Die Unterhaltung der besetzten Platzanlagen gestaltet sich oft schwieriger, als es erwartet wurde, und das scheint auch der Grund zu den erwähnten Verhandlungen zu sein. Weiter wird die der Stadt nicht zugeflossene Hallenmiete, welche die Vereine, deren Sportbetrieb untersagt wurde, sonst zahlten, ein Grund zu den Verhandlungen sein. Persönlich gerichtete Werbungsschreiben bürgerlicher Vereine an ehemalige Arbeiterschwimmer blieben zumeist unbeantwortet. Dem Ruderverein Neptun, welcher sich seinerzeit so um die Mitglieder des Rudervereins Vorwärts, Leipzig, bemühte, haben 14 seiner Mitglieder den Rücken gekehrt.

5. Kreis: Lage unverändert.

6. Kreis: Im Rheinland ist die Tätigkeit unserer Vereine vollständig unterbunden. Die Platzanlagen wurden seitens der SA geräumt und sollen verkauft werden, aber es finden sich keine Käufer. Die Bürgerlichen lehnen es also ab, sich das käuflich zu erwerben, was sich die Arbeitersportler unter größtem Opfer mühsam errichtet haben. Der freundschaftliche Zusammenhalt unserer ehemaligen Bundesgenossen ist ein sehr guter und fast ungetrübter. Lediglich der Kölner Bezirksschwimmwart H. Söntgen hielt es für angebracht, unter Mitnahme eines Sparkassenbuches der Fr. Wassersportabteilung V Groß-Köln zur SA überzutreten. In Westfalen hat sich manches noch erhalten, sogar einige Platzanlagen blieben von einer Besetzung ganz verschont. Teilweise konnten unsere Bootsfahrer noch unter dem F-Wimpel fahren.

7.-10. Kreis: Lage unverändert.

11.-13. Kreis: Nachrichten liegen nicht vor.

14. Kreis: Ein Teil der Vereine erwarb die Mitgliedschaft der bürgerlichen Sportverbände; die übrigen Vereine wurden aufgelöst.

15. Kreis: Nachrichten liegen nicht vor.

16. Kreis: Die Schwimmvereine haben sich durchweg dem DSV angeschlossen. Dazu schreibt mir ein Freund: "Man kann diesen Dingen mit einem nassen und einem trockenen Auge gegenübertreten. Aber treu sind unsere Jungens. Das Letztere scheint für mich das Wesentlichste zu sein.

17. und 18. Kreis: Diese beiden Kreise haben sich, wie bereits schon mitgeteilt wurde, zu einem eigenen Verband umgestaltet, der in Wien seinen Sitz hat und sich sehr gut entwickelt. Allen Zeitverhältnissen zum Trotz glauben aber die Österreicher, daß die Zeit wieder kommen wird, wo sich unsere Reihen auch organisatorisch wieder schließen werden, denn geistig können die Reihen ja nie und durch nichts auseinander gerissen werden. Davon sind wir durch unseren Glauben an die Zukunft überzeugt.

19. Kreis: Die besetzte Heimanlage wurde von SA-Formationen geräumt und liegt vorerst brach. Zusammenschlüsse mit bürgerlichen Vereinen sind teilweise zu verzeichnen, wobei die bürgerlichen Vereine auf eine sehr leichte Art in den Besitz von Sportanlagen gerieten. ..."

Laut Blecking(20) sollen die Mitglieder dieser Gruppe seit Oktober 1933 auch in Halle, Magdeburg und Berlin Flugblätter verteilt haben, was aber unter Hinweis auf die dargestellte Widerstandskonzeption der SOPADE, der auch die Mitglieder der "Bundesschulgruppe" verpflichtet waren, als unwahrscheinlich erscheinen muß, zumal sich auch bei anderen Autoren bzw. Quellen hierauf kein Hinweis finden läßt.

Verbindungen der Gruppe bestanden (vom bestehenden Briefwechsel abgesehen) zum Arbeiter- Turn- und Sportbund in der CSR und zur Sozialistischen Arbeitersportinternationale in Prag. Riedel, der als der führende Kopf dieser Gruppe angesehen werden muß, reiste mehrmals persönlich in die CSR.

Die "Bundesschulgruppe" ging davon aus, daß sie der legitime Bundesvorstand des ATSB sei. Belegt wird dies durch das Vorgehen gegen die von Karl Bühren in der CSR gebildete Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler. Sie stand wahrscheinlich den "Revolutionären Sozialisten Deutschlands" nahe und betrachtete sich als den Kristallisationskern des neuen deutschen Arbeitersports: "Da die Art, wie der neue Vorstand seine illegale Arbeit aufnahm, für den in Deutschland und seine Anhänger eine Gefahr bedeutete, wandte sich eine Vertretung des Arbeiter- Turn- und Sportbundes am Ende des Jahres 1935(21) persönlich an die Leitung der 'SASI' und erreichte dadurch tatsächlich eine Unterbindung der Tätigkeit von Bühren, Sorg und Schreiber. Die Verhandlungen wurden von Riedel und Biegel in Aussig/C.S.R. geführt und die Kosten hierfür aus dem vorerwähnten Fond von 2000.-- RM bestritten, der der Beschlagnahme entzogen worden war."(22) Der SASI dürfte die Entscheidung gegen die Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler um so leichter gefallen sein, als es nicht nur um Kompetenzen sondern um weltanschauliche Grundpositionen ging.(23)

Offen bleibt, in welchem Umfang in Leipzig bestehende Gesinnungsgruppen von Riedel und Genossen beeinflußt wurden, ob die Gruppe evtl. mehr Mitglieder hatte als die im Mai bzw. Juli 1936 verhafteten sechs und ob Verbindungen zur Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit bestanden. Es ist anzunehmen, daß mit dem grössten Teil der Gruppen Kontakte bestanden: Riedel war Trainer bei "Tura", Ranke ehemaliger Vereinsvorsitzender des TSV Connewitz, Kreuzburg ehemals Redakteur der Arbeiter-Turn- und Sportzeitung, Benedix betrieb eine Gymnastikschule für ehemalige Arbeitersportler; außerdem bestanden eine große Zahl von persönlichen Bekanntschaften aus Jahrzehnten gemeinsamer Tätigkeit. Einen Hinweis darauf, daß Kontakte auf der Ebene der Organisationen zur KG bestanden, gibt es nicht - wenn auch Georg Benedix persönliche Beziehungen zu Sportlern aus dem kommunistischen Lager unterhielt(24), mit großer Wahrscheinlichkeit lehnte es auch die Leipziger KG-Führung ab, mit so hochrangigen sozialdemokratischen Arbeitersportfunktionären zusammenzuarbeiten (Vgl. auch Abschnitt 4.3.3.).

Josef Schopp wurde am 12.05., die anderen in der 1.Julihälfte 1936 verhaftet. Die Festnahmen im Juli gingen auf Denunziation durch einen V-Mann zurück; einige Indizien sprechen dafür, daß es wiederum Fritz Pohle gewesen sein könnte.(25)
Durch weitere Forschungen wäre zu klären:
1. Wie groß war der wirkliche Umfang des sozialdemokratischen Arbeitersportwiderstandes in Leipzig?
2. In den ehemaligen sozialdemokratischen Vereinen ist eine enge Verpflechtung von Vorformen des Widerstandes und aktivem Widerstand zu bemerken. Welche der beiden Komponenten war dominierend ?
3. Gab es ein seitens sozialdemokratischer Führungen gesteuertes oder massenhaft spontan entstandenes "Hinein in die bürgerlichen Vereine!" bzw. "Hinein in die KdF!"?
Trotz aller Unklarheiten über den Umfang des sozialdemokratischen Arbeitersportwiderstandes scheint festzustehen, daß hier die Intensität des Widerstandes nicht einen solchen Grad erreichte, wie allgemein in kommunistischen Gruppen.


Anmerkungen:

(1) IML/ZPA, I 2/710/2.

(2) In der zweiten Hälfte 1934 wurde von exilsozialdemokratischer Seite der Versuch unternommen, die alten Vereine mit der politischen Motivierung, daß es jetzt nicht darauf ankomme, Sport zu treiben, sondern daß aus besten Sportlern Gruppen auf militärischer Basis zu schaffen seien, neu zu erfassen. Diese Orientierung, von der nicht geklärt ist, von welcher Gruppierung des sozialdemokratischen Arbeitersports sie ausging, möglicherweise aber von der Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler (Aufbau eines illegalen Apparates auf Zellenbasis im Reich), kam aufgrund der Ablehnung durch die Sportler selbst allerdings nie zum Tragen. Vgl. ebenda.

(2a) Sportmuseum Leipzig, Ausstellung.

(3) Ebenda.

(4) Einziger ständiger Mitarbeiter Erich Rinners bei der Herausgabe der "Deutschland-Berichte" der SOPADE 1934-1940.

(5) Heine ..., S. 34f.

(6) Weisenborn ..., S. 23.

(7) Vgl. StAL PP-S 371, Bl. 22ff.

(8) Vgl. StAL Strafanstalt Kleinmeusdorf 326 und 473.

(9) IML/ZPA PSt 3/483.

(10) Ebenda.

(11) Bernett, Die Zerschlagung ..., S. 368.

(12) Vgl. IML/ZPA PSt3/483.

(13) Vgl. Frohloff..., S.56, Gesprächsprotokolle Elfriede Volkert und Rudolf Steyer.

(14) Vgl. IML/ZPA PSt 3/483.

(15) Vgl. Blecking ..., S. 59. Thamm wird von anderen Autoren nicht erwähnt.

(16) IML/ZPA PSt 3/483.

(17) Ebenda.

(18) Ebenda.

(19) Arbeiterkultur ..., S. 233f. (Quelle: BA R 58/314).

(20) Vgl. Blecking ..., S. 59.

(21) Nicht korrekt, höchstwahrscheinlich 1934.

(22) IML/ZPA PSt 3/483.

(23) Bühren, ehemaliger Bundestechniker des ATSB und Leiter der technischen Kommission der SASI, gelangte nach 1933 zu revolutionären Positionen. Da die Kampfgemeinschaft deutscher Arbeitersportler durch die SASI nicht anerkannt wurde, legte er Mitte 1935 seine Funktionen bei der SASI nieder und begab sich nach Moskau zur RSI. Vgl. Internationale ..., 1935, Nr. 7, S. 260f.

(24) So leitete er noch nach seiner Haftentlassung (wahrscheinlich 1937) Turnstunden einer Gymnastikgruppe von TuB Großzschocher, die großenteils aus Arbeitersportlern des kommunistischen Lagers (Fichte-West) bestand. Vgl. Gesprächsprotokoll Rolf Lemser.

(25) Pohle war bis 1933 Angestellter in der Bundesschule des ATSB und Vorsitzender des Vereins VfK Südwest Kleinzschocher, dessen Mitglieder jetzt zum Teil im SV Tura spielten, deren Trainer wiederum Robert Riedel war, und von diesem wußte die Politische Polizei schon vor seiner Verhaftung, daß er des öfteren Reisen in die CSR unternahm.


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4.3.3. Aktivitäten der illegalen Leipziger Kampfgemeinschaft zur Herstellung der Einheitsfront mit den sozialdemokratischen Sportlern

Generell waren die Einheitsfrontbestrebungen in der Zeit des Bestehens der illegalen Leipziger KG-Organisation auf die Herstellung einer Einheitsfront von unten gegen den Hitlerfaschismus und für die proletarische Revolution gerichtet. Differenziert gestalteten sich allerdings Umfang und Intensität der Bemühungen sowie deren Ergebnisse.

Nach dem Übergang in die Illegalität zeigten sich im Sommer 1933 intensive Bestrebungen, an die Mitgliedschaft der ehemaligen sozialdemokratisch geführten Arbeitersportverbände heran und mit ihnen über gemeinsame Aktionen zur Herstellung einer festen Einheitsfront zu kommen. Den Verrat sowohl der sozialdemokratischen Partei- als auch der Sportführung aufzeigend, wurde ihnen verdeutlicht, daß nur die KPD und die KG eine tragfähige Alternative zu Faschismus und Imperialismus zu bieten haben, und diese Alternative wäre die Diktatur des Proletariats (1) (Vergleiche auch Abschnitt 4.5.). Daß diese Werbung an vielen Stellen auf fruchtbaren Boden fiel, beweist die Meldung von "Rot-Sport" im September 1933, daß sich in Schkeuditz bei Leipzig 150 Sportler aus den sozialdemokratischen Vereinen zur Mitarbeit in antifaschistischen Sportgruppen bereit erklärt haben.(2) Die Wirksamkeit der Propaganda für die Einheitsfront wurde aber dadurch eingeschränkt, daß
a) schon in der legalen Zeit die KG über relativ wenig Kontakte zu Funktionären der sozialreformistischen Sportorganisationen (auf die es letztendlich ankam) verfügte;
b) die Mitgliedschaft der einzelnen Vereine nach dem Verbot zwar meist noch die Verbindung untereinander hielt, dies aber in kleinen Gruppen, dem Alter und der Sportart entsprechend, geschah;
c) nur ein geringer Prozentsatz zur aktiven illegalen Arbeit in Widerstandsgruppen bereit war;
d) die Identifikation von Sturz des faschistischen Regimes und Errichtung der Diktatur des Proletariats die Anzahl der potentiellen Einheitsfrontpartner, insbesondere unter den Funktionären begrenzt haben dürfte.

Für den Zeitraum Herbst 1933-Juni 1934 läßt sich keine konzentrierte Arbeit in Richtung Einheitsfront der Arbeitersportler nachweisen. Die Bedingungen waren äußerst kompliziert: die Verbindung zur KPD-Bezirksorganisation mußte erst wiederhergestellt werden, Verbindung zur KG-Reichsleitung bestand erstmals wieder im Mai 1934. Die führenden Genossen (Mank, Friedrich, Pfannschmidt, Schmidt) waren zwar illegal tätig, lebten aber legal, d.h. sie durften innerhalb ihres sozialen Umfeldes nicht auffallen. Ihre Tätigkeit richtete sich innerhalb dieses Zeitraumes auf den Wiederaufbau und die Festigung der eigenen Organisation. Es darf angenommen werden, daß unter diesen Bedingungen der bestehende Funktionärsapparat mit der Wahrnehmung beider Aufgaben - Wiederaufbau und Einheitsfront überlastet war.(3)

Konzentrierte Arbeit zur Gewinnung der sozialdemokratischen Anhängerschaft im Arbeitersport ist ab Sommer 1934 nicht nur für die KG in Leipzig, sondern auch für die KPD nachweisbar. So ist ein Radausflug in die Dübener Heide unter Leitung von Kurt Schaffrath, Mitglied der illegalen KPD-Bezirksleitung überliefert. Teilnehmer waren 15 Jugendliche, "die sämtlich früher der SAJ, dem Arbeiter- Turn- und Sportbund oder der Vereinigung 'Naturfreunde' angehört hatten". Von Schaffrath wurde hier, neben der politischen Agitation, auch direkt für die Beteiligung an der illegalen Arbeit der KPD geworben(4), also ohne den "Umweg" über die KG zu gehen.

Walter Mickin als neuer Leiter der KG in Leipzig versuchte, in der zweiten Jahreshälfte 1934 intensiv Kontakte zu 'bundestreuen' Sportlern herzustellen. Bei einem Treff mit Karl Sliwanski, dem Verbindungsmann zur KG-Gruppe in Liebertwolkwitz, im September 1934 "trug (er) ihm insbesondere auf, seinen Bruder Joseph dazu anzuhalten, auch in Liebertwolkwitz, wie er -Mickin- daß bereits in Leipzig erfolgreich versucht habe, Anschluss an die sozialdemokratisch gesinnten bundestreuen Sportler zu suchen und sie für eine Einheitsfront zu gewinnen."(5) Parallel zu diesen Versuchen wurde im Oktober/November eine Streuzettel-Kampagne gestartet, die die "bundestreuen" Sportler wahrscheinlich auf die KG aufmerksam machen sollte.(6) (Vergleiche auch Abschnitt 4.5.) Mehr konnte von Handzetteln wie "Her zu uns! Rot Sport!"(7) auch nicht erwartet werden.

Es muß aber unbedingt vermerkt werden, daß sich die Einheitsfrontbestrebungen der KG auch in diesem Zeitraum noch nicht auf die Gesamtheit aller sozialdemokratischen Arbeitersportler richteten. Ein Vermerk über die Trainertätigkeit Robert Riedels bei Tura Leipzig - die Information konnte nur von Walter Mickin stammen - im "Pressedienst Nr.16 der Kampfgem. für rote Sporteinheit, Anfang November 1934" läßt erkennen, daß sozialdemokratische Spitzenfunktionäre nicht in die Einheitsfrontkonzeption einbezogen waren, gegenüber ihnen nach wie vor eine distanzierte bis feindliche Haltung eingenommen wurde. So ist auch mit Sicherheit anzunehmen, daß die Leipziger KG, unabhängig davon, ob sie Kenntnis von ihr hatte oder nicht, keinen Kontakt zur Bundesschulgruppe aufnahm; zumal auch die Tätigkeit dieser Gruppe als selbstverstandener Bundesvorstand des ATSB und ihre Verbindung zur SASI keine Gewähr dafür bot, daß sich die Arbeitersportbewegung mit ihnen unter die Führung der KG bzw. KPD hätte stellen lassen (vgl. auch Abschnitt 4.3.1.).(7a)

Über Rudolf Friedrich bekam Walter Mickin im November 1934 Kontakt zu den beiden jungen Arbeitern Erwin Höhle und Erich Sebastian. "Nachdem Friedrich den Höhle mit W.Mickin in Verbindung gebracht und von diesem erfahren hatte, daß W.Mickin mit Hilfe des Höhle größere Gruppen der 'Bundestreuen' für die KG zu gewinnen hoffte, wurde Friedrich von Mickin aufgefordert, bei Treffs mit Höhle in Fühlung zu bleiben; W.Mickin beabsichtigte nämlich, die noch zu erfassenden 'bundestreuen' Gruppen in den damals von Friedrich bearbeiteten Bezirk einzureihen.
Friedrich kam dann auch einige Male mit Höhle zusammen; dabei will er jedoch mit Höhle den Fortgang der Angelegenheit 'Bundestreue Sportler nicht erörtert haben, weil nämlich W.Mickin eines Tages gegenüber Friedrich betonte, dieser solle die weitere Erledigung der Sache nur seine -Mickins- Sorge sein lassen, er -Mickin- 'sei im besten Fahrwasser' und Friedrich würde gegebenenfalls 'bloß etwas einreißen' ... Bei einem dieser Treffs sprach Friedrich sich mit Höhle über jenen Pohle aus und äußerte Bedenken gegen dessen Zuverlässigkeit; Höhle indessen erwiderte, Friedrich könne in dieser Richtung unbesorgt sein, 'Pohle sei gut.'"(8) Durch Erich Sebastian bekam Rudolf Friedrich "Verbindung mit Mitgliedern der SAJ, der KS (Kampfstaffel der SPD) und mit ehemaligen bundestreuen Sportlern. Alle faßte er nach harten und oft gefährlichen Diskussionen in einem der größten Sportvereine in Kleinzschocher zusammen."(9)

Mit Fritz Pohle, ehemaliger Vorsitzender des ATSB-Vereins VfK Südwest Kleinzschocher, der vorgab, viele Verbindungen zu Sportlern aus dem reformistischen Lager herstellen zu können, wurden Anfang Januar 1935 Einheitsfrontverhandlungen geführt. "Kommunistische und sozialdemokratische Sportler nahmen eine Resolution an, in der sie sich die Aufgabe stellten, gemeinsam gegen die Hitlerdiktatur zu kämpfen. Im einzelnen wurde festgelegt, antifaschistische Fraktionen in den bestehenden Sportvereinen zu schaffen, gegen die Militarisierung des Sports aufzutreten und alle antifaschistisch gesinnten Sportler zu verpflichten, in den Betrieben Gruppen der freien Gewerkschaften aufzubauen."(10) Der sich als Verbindungsmann zu den sozialdemokratischen Sportlergruppen ausgebende Pohle war ein V-Mann der Leipziger Gestapo, der wahrscheinlich schon in der Zeit der Weimarer Republik für die Politische Polizei arbeitete. Es ist anzunehmen, daß er, nachdem sowohl im Reich als auch in Leipzig in der zweiten Jahreshälfte 1934 eine Zunahme der Aktivität der roten Sportler zu registrieren war, gezielt auf die KG in Leipzig angesetzt wurde. Ein grober Fehler in der konspirativen Arbeit - Walter Mickin händigte ihm, trotz eindringlicher Warnungen Rudolf Friedrichs, wahrscheinlich um die 'Bundestreuen' von der Schlagkraft der roten Sportorganisation zu überzeugen, am 08.01.1935 den Organisationsplan aus - ebnete der Gestapo den Weg zur Aufrollung der KG in Leipzig und führte auch zur Verhaftung des Bezirksleiters der KPD, Fiete Dettmann, am 16.01.1935.(11)

Ein Bericht über die Herstellung der Einheitsfront zwischen kommunistischen und sozialdemokratischen Sportlern, ursprünglich wahrscheinlich der KPD-BL Leipzig oder Halle übergeben, fand Eingang in die von Walter Ulbricht und Franz Dahlem 1935 in Prag herausgegebene und zur Einschleusung nach Deutschland bestimmte Broschüre "Unser Kampf"(12):
"Arbeitersportler schaffen ihre Einheit
Mit den Sportfreunden besteht eine feste Verbindung. Sie haben 4 Betriebspositionen (2 bei der Post und bei der Bahn). Die Sportfreunde (350 Mann) betätigen sich sehr aktiv an der Verbreitung der 'RF' usw., geben auch eigenes Material heraus, aber ihre Hauptaufgabe - die Arbeit in den faschistischen Sportverbänden - wird von der Mehrheit der Freunde noch abgelehnt.
Jetzt haben wir mit den SP-Arbeitersportlern die früher schon begonnenen Einheitsverhandlungen abgeschlossen. Der Landesvorstand der Roten Sportler und das Bezirkskartell haben gemeinsam eine Entschließung angenommen, die als Aufgaben stellt: Kampf gegen den Faschismus, gegen faschistischen Militärsport, Schaffung einer gemeinsamen antifaschistischen Opposition in den faschistischen Sportverbänden und Verpflichtung der antifaschistischen Sportler, in den Betrieben beim Aufbau von freien Gewerkschaftsgruppen zu helfen. Das SP-Kartell hat mit 20 Sportvereinen Verbindung. Zwei Mann des Kartells traten in die Leitung des Einheitskomitees ein. Die SPD-Sportler haben außerdem zugesagt, nächste Woche Verbindung mit SP-Gewerkschaftlern zu schaffen. Diese sind bereit, mit uns die Gewerkschaften wieder zu errichten."(13)

Anmerkungen:

(1) Vgl. StAD ZW 34556, Bl. 19.

(2) Vgl. Wieczisk ..., S. 233.

(3) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 39.

(4) StAL PP-S 89, Bl. 76.

(5) StAD ZZw 13497, Bl. 23.

(6) Vgl. u.a. StAD ZW 36387, Bl. 8ff.

(7) StAD ZW 37449, Bl. 31.

(7a) Der Absatz fand 1988 keinen Eingang mehr in die Diplomarbeit. Hier nachträglich eingefügt.

(8) StAD ZW 36429, Bl. 79f.

(9) Eva Arndt ..., S. 61.

(10) In der Revolution ..., S. 410.

(11) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 49 u. 82, HS DHfK, Betrifft den Gestapoagenten Fritz Pohle.

(12) Vgl. StAD ZZw 13401, Bl. 19, Gesprächsprotokoll Walter Mickin.

(13) Unser Kampf ..., S. 20f.

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4.4. Die Stellung der Leipziger KG zum Eintritt in die Vereine des DRL

Wie schon in Abschnitt 3.1. dargestellt, wurde die von der Reichsleitung in Vorbereitung des Überganges in die Illegalität ausgegebene Losung "Hinein in die bürgerlichen Vereine!" in Leipzig nur punktuell befolgt. Als Beispiel einer konsequenten und langfristigen Vorbereitung kann nur der von Kurt Kresse (Freie Sportvereinigung Fichte-West e.V.) ins Leben gerufene Tarnverein "Turnring" gelten.

Sicher sind nach der faschistischen Machtergreifung eine Anzahl von ehemaligen KG-Sportlern Mitglied in einem Verein des faschistischen DRL geworden, wo dies geschah, ist es aber eher sportlichem Interesse und Eigeninitiative zuzuschreiben als der gezielten Anregung durch die illegale KG. So ist die Einschleusung einzelner Sportgenossen oder gar einer kompletten Handballmannschaft durch Rudolf Friedrich in den "Turnverein 1899" als die Ausnahme und nicht als die Regel anzusehen.(1)

Sowohl Hans Mickinn (ab Mai 1934) als Reichsleiter der KG als auch Walter Mickin als Leiter der Leipziger Organisation versuchten, die "alteingesessenen" Leipziger KG-Funktionäre von der Notwendigkeit der Zersetzungsarbeit in den faschistischen Organisationen zu überzeugen. Bei einem Treff am Hochflutbecken im Herbst 1934 ließ sich "Kurt" (Hans Mickinn) "von Friedrich und Pfannschmidt eingehend über den Stand der KG in ihren Bezirken berichten, und schlug ihnen (zum wiederholten Male-T.K.) vor, die noch vorhandenen Einheiten der KG in die Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen hineinzubringen; Friedrich und Pfannschmidt wollen dies jedoch abgelehnt haben."(2) Walter Mickin bemühte sich über den Parteiapparat auch um die Erfassung der in gleichgeschalteten Vereinen untergekommenen Sportler, belegt ist dies z.B. für Wurzen, konnte aber auch hier anscheinend wenig Erfolg verbuchen.(2a)

Die von Rudolf Friedrich geschaffene Verbindung zu sozialdemokratischen Sportlern im "VfK West" unter Leitung von Erich Sebastian wurde unter dem Aspekt der Einheitsfront der Arbeitersportler verfolgt, nicht aber unter dem Aspekt der Zersetzungs- oder Massenarbeit in den faschistischen Massenorganisationen.(3)

Die Ablehnung der Arbeit in den faschistischen Sportorganisationen durch die Genossen der Leipziger KG dürfte auch wesentlich darauf zurückzuführen sein, daß die Problemstellung des Eintritts oder Nichteintritts in die faschistischen Massenorganisationen im Jahre 1934 sowohl in der KG als auch in der KPD noch stark in der Diskussion waren.(4) Die Notwendigkeit der Arbeit in den Massenorganisationen des Gegners wurde zwar schon Anfang 1933 bzw. Anfang 1934 betont, zeitlich später angesiedelte Quellen und besonders die Protokolle der Brüsseler Parteikonferenz 1935 belegen aber, daß es noch langwieriger Überzeugungsarbeit bedurfte, um die Mehrheit der Genossen dafür zu gewinnen. Für die Leipziger KG-Genossen kam noch erschwerend hinzu, daß die Verbindung zur Reichsleitung der KG erst relativ spät (Mai 1934) hergestellt werden konnte. Dominierend blieb also der Einfluß der KPD-BL auf die KG-Organisation; in der KPD-Führung verlief dieser Umorientierungsprozess aber wesentlich langsamer als in der KG-Reichsleitung.

Anmerkungen:

(1) Eva Arndt ..., S. 61.

(2) StAD ZW 36429, Bl. 47.

(2a) Vgl. IML/ZPA NJ 10399.

(3) Vgl. Eichhorn ..., S. 35f.

(4) Vgl. Gesprächsprotokoll Walter Mickin.


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4.5. Die illegale Literaturherstellung und -vertrieb durch die Leipziger KG

Die in ihrem Umfang beachtliche Herstellung und Verbreitung von illegalen Zeitungen, Flugblättern und Handzetteln verfolgte zwei Ziele, die politisch-ideologische Schulung der Mitglieder der Organisation - und damit deren innere Festigung - sowie das Herankommen an die Kreise der Sportler der ehemaligen sozialdemokratischen Vereine und die im DRL organisierten Werktätigen zu fördern.

Während der erste Zweck als verwirklicht angesehen werden kann, mußte die Reichsleitung der KG im August 1934 darauf hinweisen, daß es überaus wichtig sei, "bei Abfassung der Materialien Flugblätter, Streuzettel, bei der Formulierung unsere Teilforderungen, hervorzuheben, daß die Arbeitersportler der KG diese Forderungen stellen. Unsere Losungen befassen sich mit den Teilforderungen gegen zu hohe Belastungen, zu hohe Beiträge und Passgebühren, für Herabsetzung der zu hohe Benutzungsgebühren für sportliche Übungsstätten, gegen die indirekte Massenbesteuerung der Sportler durch Erhebung von Sonderbeiträgen, (Olympiadegroschen, kooperative Beiträge für 'Kraft durch Freude'), für das Mitbestimmungsrecht in den Vereinen, für das Recht der freien sportlichen Betätigung, für Verbesserung von sportlichen Anlagen, Herabsetzung von Melde- und Paßgebühren usw. Für Freibäder und Ausflügler z.B. Kampf für die Aufhebung von Eintrittsgelden, für Fahrpreisermäßigung usw. (Die Unterstützung des Kampfes der politischen Organisation, der KPD in besonderen Kampagnen ist für uns selbstverständlich (Thälmann-Kampagne).). Aber auch hier ist es wichtig, daß unsere Materialien das Gesicht der KG tragen."(1) Das ZK der KPD schätzte ein, daß es sich "fast ausschließlich um eine Vervielfältigung des von der Partei herausgegebenen Materials handelte. Fragen, die die Mitglieder der faschistischen Sportverbände beschäftigten, die Ursachen des Widerstandes in den faschistischen Sportorganisationen, wurden entweder überhaupt nicht, oder nur ungenügend behandelt."(2) Wie das überlieferte illegale Schriftgut zeigt, war die Situation in Leipzig kaum anders.(3) Insbesondere die Handzettel aus dem Herbst 1934 belegen eine große Unsicherheit im propagandistischen Herankommen an Sportler außerhalb des kommunistischen Lagers.

Die unter den Mitgliedern der illegalen KG in Leipzig kursierenden Materialien waren unterschiedlicher Herkunft und Bestimmung, nachweisen lassen sich Schriften der KPD, der KG, des KJVD und der SPD, wobei die Mehrzahl von der KG selbst hergestellt und über ihre Organisation an die Mitglieder gebracht wurden. Über die bestehenden engen Verbindungen zur KPD, auch über Querverbindungen in unteren Ebenen, kamen auch KPD-Materialien zur Verteilung. Das Auftreten von illegalen Schriften der SPD war sporadisch und vor allem auf die persönlichen Bekanntschaften von KG-Mitgliedern zurückzuführen. Materialien der KPD(O) und der SAP lassen sich nicht nachweisen, es muß aber angenommen werden, daß einige in verschiedene Gruppen einsickerten.

Im folgenden eine Aufstellung der zwischen März 1933 und 1935 in der Leipziger KG kursierenden (und noch zu ermittelnden) illegalen Literatur(4):
Name
Zeitraum
Herkunft
Auflage
Rundschreiben der Landesleitung Sachsen der KG
Anf. April 1933
KG (Sa.)
?
Unser Arbeitsprogramm für die nächsten Monate
Juli/Aug. 1933
KG (Landesleitung Sa.)
nicht mehr vervielfältigt
Flugblätter gegen den Reichstagsbrandprozeß
2. Hälfte 1933
KG (Vorwärts Leutzsch)
2.000
Jeden Monat ein Nazi-Gestapo-Mord
Aug./Sept. 1934
KPD (Leipzig)
? (mind. 200)
Der Bolschewik
(4 Nummern)
1934
KPD (von KG-Apparat gedruckt)
?
Aufruf an die Teilnehmer der Rad-WM in Leipzig
Aug. 34
KG (Leipzig)
?
Junge Garde
Aug. 34
KJVD
?
Der Sportberater
2. Hälfte 1934
KG
10-15
Internationale Sportrundschau
2. Hälfte 1934
KG (über KPD-Apparat)
13
Grüner Pressedienst (Deutschland-Bericht der Sopade)
2. Hälfte 1934
SPD
1
An alle werktätigen Sportler
Sommer/ Herbst 1934
KG (Leipzig)
400
Luftschutzrummel-Kriegshetze
Sept. 34
KG (Leipzig)
?
Der Gegenangriff
Okt./Nov. 1934
KPD
?
8 verschiedene Streuzettel
Okt./Nov. 1934
KG (Leipzig)
2.100
Mit Rot-Sport gegen Krieg und Faschismus (Handzettel)
Dez. 1934/Jan. 1935
KG (Leipzig)
300
Pressedienst der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit Nr.16, Anfang November 1934
Nov. 1934
KG (Reichsleitung)
?
Der freie Gewerkschafter
Dez. 1934
KPD (von KG-Apparat gedruckt)
800-1.000
(400 für KG)
Der junge Bolschewik
Dez. 1934
KPD (von KG-Apparat gedruckt)
400-500
Aufruf an die bundestreuen Sportler
Jan. 1935
KG (Leipzig)
nicht mehr vervielfältigt
Flugblatt unbekannten Inhalts
Jan. 1935
KG (Leipzig)
nicht mehr vervielfältigt

Von den ermittelten illegalen Materialien ist nur noch für einen geringen Teil der Inhalt genauer bestimmbar. Die folgende Aufstellung bleibt daher fragmentarisch, versucht aber, alle noch auffindbaren Inhaltsteile zu erfassen:
 
"Rot-Sport" (2 .illegale Nr.), erste Märzhälfte 1933: Inhalt der Zeitung war die Einschätzung der Wahlen zum Reichstag vom 05.03.1933.(5)

Erstes illegales Rundschreiben der Landesleitung Sachsen der KG, Anfang April 1933: Das Material behandelt Fragen der weiteren illegalen Tätigkeit der KG. Es komme auf eine "Fortführung der Organisation als Kampforganisation" an. Nächstes Ziel sei es, die Widerstandsbewegung zu organisieren und sich auf das revolutionäre Ziel einzustellen. Die Landesleitung wandte sich gegen den Übertritt in bürgerliche Vereine und orientierte auf den Zusammenhalt der Organisation unter Anlehnung an die legale Organisationsstruktur. Die gegebene Einschätzung der politischen Lage zeugt von Illusionen hinsichtlich der Dauer des Faschismus als auch der Stärke der möglichen Repression. Für die nähere Zukunft wird das Erscheinen einer legalen Sportzeitung angekündigt.(4a)

Rundschreiben der Landesleitung Sachsen der KG, 2. Maiwoche 1933: "Unser Visier ist klar gerichtet, Sturz des Faschismus! Aufrichtung der sozialistischen Räterepublik Deutschlands! Kampfbündnis mit der Sowjet-Union! Für die proletarische Diktatur! Vernichtung der Bourgeoisie und der kapitalistischen Wirtschaft für unser Ziel, für den Sozialisismus!"(6)

"Roter Sachsensport" Nr. 14, 24.06.1933: "Es werden genaue Anweisungen gegeben, wie die Organisation der Roten Sportler wieder aufzubauen ist mit dem Ziel, die Voraussetzungen für den gewaltsamen Sturz der Staatsgewalt und zur Errichtung der kommunistischen Diktatur zu schaffen. Auch die Mittel des Kampfes werden angegeben, Streik und Zersetzung aller nationalen Kreise."(7)

"Roter Sachsensport", Juni 1933 (evtl. auch Nr. 14): "Wir sagen Euch (den sozialdemokratischen Sportlern - T.K.) diese Schandtaten von Euren Fürern nicht erst seit heute, sondern es war und bleibt das Verdienst der Opposition, das Verdienst der roten Sportler, daß sie von jeher die Rolle dieser Lakaien in der richtigen Weise gekennzeichnet haben. Noch ist es nicht zu spät. Deshalb nehmen wir an, daß gerade diese Vorgänge ein Anlaß sind für die große Mehrheit der Bundessportler, nicht fallen zu lassen die Ziele der Klassensportbewegung in Deutschland, sondern sich für die Verwirklichung dieser Klassensportziele einzusetzen. Unter Führung der Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit, die im engsten Bündnis mit der kommunistischen Partei, mit dem Weltproletariat, mit unseren Brüdern aus der Sowjetunion, die Errichtung eines Sowjetdeutschlands und damit die Zerschlagung des dritten Reichs ... Diese innerpolitischen Schwierigkeit der Regierung gilt es auszunutzen durch die Herstellung der Einheitsfront zu den Werktätigen, den Kleingewerbetreibenden und kleinbürgerlichen Schichten, die eben durch den faschistischen Machtapparat immer mehr verproletarisiert werden, daher gewonnen werden müssen für den proletarischen Ausweg, für den Klassenkampf, für den Sturz der faschistischen Diktatur."
"Schart Euch um die einzige revolutionäre Führerin der Arbeiterklasse, zum Sturze der faschistischen Diktatur, zur Diktatur des Proletariats! Es lebe die dritte Internationale! Es lebe die kommunistische Partei Deutschlands!"(8)


(9)



Rundschreiben der Landesleitung Sachsen der KG, Anfang Juli 1933: "Erst durch die revolutionäre Bewegung kann der Sturz der kapitalistischen Gesellschaftsordnung herbeigführt werden ... Diese Momente erleichtern es den revolutionären Sportlern ungemein, um ihre Forderungen zu kämpfen, welche in der Wiedererlangung der sporttreibenden Basis den Sturz der faschistischen Diktatur und damit der Errichtung eines freien sozialistischen Rätedeutschlands bestehen."(10)

"Jeden Monat einen Nazi-Gestapo-Mord", August/September 1934:
- Die Abstimmung am 19.August in Leipzig ist mit über 60% Neinstimmen eine deutliche Absage an das "blutige faschistische System" gewesen.
- Die "braunen Bonzen" haben nach den Wahlfälschungen der Kreisleitung der Nazis "hunderte frühere sozialdemokratische und kommunistische Arbeiter aus Angst vor Rache" verhaften lassen.
- Von diesen sind zwei Funktionäre der SPD und der KPD "von der Gestapo heimtückisch ermordet" worden, was in der Öffentlichkeit wahrheitswidrig als "Selbstmorde durch Erhängen" bezeichnet wurde.
- Man muß dieser Toten gedenken und sofort "die feste Einheitsfront aller Antifaschisten durch Wiedererrichtung der freien Gewerkschaften" organisieren.
- "Bildet sofort illegale freie Gewerkschaftsgruppen in jedem Betrieb ... Jeder Kampf im Betrieb ist ein Schlag gegen das Blutregime Hitlers. Stürzt unter Führung der kommunistischen Partei das braune Mordsystem Hitlers"
"KPD, Bezirk Leipzig"(11)


(12)

Serie von Streuzetteln, Oktober/November 1934:
- "Vereint schlagen wir den Faschismus!
Sportler aus dem Bund: Wir reichen euch die
Hand zum gemeinsamen Kampf.
Rot Sport"
- "Sportjugend: Laßt euch nicht in die
Hitlerjugend zwängen!!!
Verhindert jede Militarisierung des
Sportes.
Her zu Rot-Sport."
- "Her zu Rot-Sport."
- "Her zu uns!
Rot-Sport."
- "Mit Rot-Sport gegen Krieg und Faschismus"
- "Rot Sport ruft:
Hinweg mit den Kriegsprovokateuren, in allen
Ländern, Mord an Barthou = Mord von Sara-
jevo. Nur die proletarische Revolution
verhindert Krieg."
- "Sowjets überall.
7.November der Jahrestag der russischen Revo-
lution. Werktätige Deutschlands schließt
euch zusammen in der Aktionseinheit
gegen Krieg und Faschismus.
Rot Sport."
- "Das ist Hitler-Deutschland.
... Die Mörder Barthous und König Alexan-
ders lebten seit 2 Jahren in München und
standen mit Alfred Rosenberg in Verbindung.
Der Mord war eine neue Kriegsprovokation.
Durch diese Tat wollte der deutsche Faschismus
eine Einigung der Balkanstaaten mit Frank-
reich und Italien verhindern, um sich dadurch
vor einer weiteren Isolierung zu schützen.
Mord - Brandstiftung - Betrug, das sind
die Arbeitsmethoden des deutschen Faschis-
mus.
4500 der besten Söhne der Arbeiterklasse
wurden ermordet. Hunderttausende in den
Gefängnissen gefoltert. Weg mit dieser Regierung.
Her mit der Arbeiter- und Bauernregierung.
Rot-Sport ruft zum Kampfe." (13)

"Pressedienst Nr.16. Der K.G. f.r.Sp. Anfang November 1934":
Das neunseitige Informations- und Anleitungsmaterial der Reichsleitung der KG behandelt die Erhöhung von Turn- und Schwimmhallengebühren, die Formen und Methoden dagegen innerhalb der Vereine des DRL, die Militarisierung des Sportes, die faschistische Olympiavorbereitung, das Ideal der "deutschen Frau und Mutter", Zersetzungserscheinungen in der SA, die Presse der Kampfgemeinschaft im Reich u.a. Die Bewertung der Tätigkeit Robert Riedels als Fussballtrainer bei "Tura" Leipzig läßt erkennen, daß in der Reichsleitung der KG auch zu diesem Zeitpunkt noch eine distanzierte bis feindliche Haltung gegenüber ehemaligen hohen sozialdemokratischen Arbeitersportfunktionären die Auseinandersetzung mit ihnen bestimmte.(14)


Anmerkungen:

(1) IML/ZPA I 2/710/2.

(2) Ebenda.

(3) Vondieser Wertung wäre vielleicht das Flugblatt "Letzte Anweisungen zum Deutschen Turnfest" vom Juli 1933 auszunehmen.

(4) Quellen dieser Aufstellung: Eva Arndt ..., Eichhorn ..., Wieczisk ..., Gesprächsprotokoll Werner Kresse, HS DHfK, Protokoll über die Tagung ..., IML/ZPA I 2/710/2, PSt 3/433, St 3/885, Mus.L. 155, StAD ZW 34556, 36163, 36290, 36387, 36429, 37449, ZZw 9267, 13497, StAL Landgericht Leipzig 5408, PP-V 3429, PP-S 520, 4672, ZStAP Film 4867, Sportmuseum Leipzig, Archiv-Nr. D 2152.

(4a) Vgl. Sportmuseum Leipzig, Archiv-Nr. D 2152.

(5) HS DHfK, Protokoll über die Tagung ..., S. 13.

(6) StAD ZW 34556, Bl. 18.

(7) StAL Landgericht 5408.

(8) StAD ZW 34556, Bl. 19.

(9) Wieczisk ..., S. 185ff.

(10) StAD ZW 34556, Bl. 19.

(11) StAD ZZw 9267, Bl. 20.

(12) Mus.L. 155.

(13) StAD ZW 37449, Bl. 31f.

(14) Original in der Bibliothek des IML, Kopie im Sportmuseum Leipzig.

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4.6. Das Zusammenwirken von Kampfgemeinschaft und KPD in Leipzig

Ab Herbst 1933 ist ein enges Zusammenwirken von KPD und KG in Leipzig festzustellen. Die nach den Verhaftungen vom August 1933 gerissenen Verbindungen - u.a. veranstaltete die KPD Anfang Juli 1933 in einem Zeltlager bei Eilenburg eine Schulung für Funktionäre der Massenorganisationen, an der auch Genossen der KG teilnahmen(1) - wurden von Herbert Mank wiederhergestellt. Er und auch sein Nachfolger Walter Mickin trafen sich regelmäßig mit dem "Massenmenschen" der KPD, anfangs Rudolf Henning, später Fritz Walter Siemon. Inhalt der Gespräche waren der Austausch von Informationen, Erörterung von Problemen der Organisationsentwicklung, Übernahme von Literatur. Zur Beratung spezieller Probleme wurde auch der Org.-Leiter der KPD-BL, Philippi, hinzugezogen. Über den Anlaufpunkt Bäckereifiliale Kerbler-Polz (Asterstr. 1) wurde der Austausch von Druckmaterialien organisiert.(2)

Versuche der Liquidation von KG-Gruppen bzw. ihrer Einverleibung in die KPD-Organisation wie in Großzschocher(3) dürften die Ausnahme gewesen sein und lagen keinesfalls auf der Linie der KPD-BL. Allerdings gingen von der KPD-BL eigenständige Bemühungen zur Gewinnung v.a. des jugendlichen Teils der Arbeitersportler des sozialdemokratischen Lagers aus. An den von Kurt Schaffrath organisierten Zusammenkünften nahmen auch Jungsportler aus den Reihen der KG teil.(4)

In der zweiten Hälfte 1934 intensivierten sich die Beziehungen KPD-KG mit einer Tendenz zum Zusammenwachsen beider Apparate von oben her. Walter Mickin hatte Kontakt mit der KPD-Oberberaterin "Hertha" (Maria Krollmann)(5) und konnte seinerseits wieder den Genossen der KPD helfen, gerissene Verbindungen über den Sportapparat wiederherzustellen. Besonders nach der Aufrollung der KPD-BL im Herbst 1934 wuchs Walter Mickin regelrecht in die neue KPD-BL unter Fiete Dettmann hinein (ein "Massenmensch" wurde nicht mehr eingesetzt, Fiete Dettmann hielt direkten Kontakt mit Mickin). Über Genossen der Parteileitungen versuchte Walter Mickin, an ehemals in der KG organisierte Arbeitersportler heranzukommen, im Falle des UB Wurzen über den Literatur-Obmann Adolf Seiffert.(6) Der Apparat der KG realisierte den Vertrieb von illegalen Schriften nach Lützen zur KPD-Gruppe Leipzig Osten Landgebiet (Fritz Willnow).(7) Die KPD versuchte, durch Nutzung von Verbindungen der KG weitere Betriebszellen aufzubauen.(8) Die Genossen der KG-Leitung in Leipzig waren nach der Verhaftungswelle des Herbstes 1934 wesentlich am Neuaufbau einer funktionsfähigen KPD-Leitung beteiligt, indem sie Fiete Dettmann geeignete Genossen zuführten, so z.B. den Literaturobmann der KPD-BL Karl Enders und den im Literaturvertrieb der KPD mitarbeitenden Werner Dreiße.(9) Da nach der Zerschlagung der KPD-BL im Herbst 1934 der Partei keine ausreichende Vervielfältigungsmöglichkeit zur Verfügung stand, übernahmen die Genossen der KG die Herstellung von Materialien für die KPD, im Dezember 1934 des "Freien Gewerkschafters" und des "Jungen Bolschewiken".(10)

Die enge Zusammenarbeit von KPD und KG führte allerdings auch, nach konspirativen Fehlern in der KG, zur Verhaftung Fiete Dettmanns.(11)

Auch in Halle bestanden enge Verbindungen Walter Mickins zu Mia Herm als auch zum Oberberater der KG Albert Kaiser.(12)

Neben der Zusammenarbeit der Leitungen beider Organisationen sind auch einzelne Verbindungen und Mitgliedschaften von KG-Mitgliedern zu bzw. in KPD-Zellen nachweisbar. Die Gefährdung, die diese "Querverbindungen" boten, wurde m.E. durch ihre Nützlichkeit bei der Knüpfung von neuen und der Wiederherstellung von alten Verbindungen mehr als aufgewogen. Die Aufrollung der KPD-Organisation führte auch nicht, wie aufgrund der Anzahl der Kontakte anzunehmen gewesen wäre, zu Einbrüchen in die KG-Organisation. Andererseits war aber gerade die KG eine wesentliche Hilfe beim Wiederaufbau der KPD. Die Gefahr dieser "Querverbindungen" bzw. Vielzahl von Kontakten lag in ihrer Praktizierung auch und vor allem auf der Ebene der Leitungen. Wie die Entwicklung bewies, mußten Fehler in der Absicherung sich hier wesentlich verhängnisvoller auswirken, als in den Fünfergruppen an der Basis der Organisation.

Indizien weisen darauf hin, daß sich der KJVD auch besonders um Gruppen von Jugendlichen, v.a. ehemalige Angehörige von KJVD, SAJ, KG und reformistischen Sportverbänden, bemühte, ohne sich als KJVD zu erkennen zu geben. Ein solches Hineinwirken gab es z.B. in die zum großen Teil ehemals "Fichte-West" angehörenden und aus dem "Turnring" hervorgegangenen Gruppen von jugendlichen Arbeitersportlern bei TuB Großzschocher (über Herrmann Axen).(13)


Anmerkungen:

(1) Vgl. In der Revolution ..., S. 384.

(2) Vgl. IML/ZPA NJ 11858.

(3) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 73.

(4) Vgl. Gesprächsprotokoll Rolf Lemser.

(5) Vgl. StAD ZZw 13401, Bl. 19.

(6) Vgl. IML/ZPA NJ 10399.

(7) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 76.

(8) Vgl. ebenda, Bl. 83.

(9) Vgl. StAD ZW 36290, Bl. 23 u. 39.

(10) Vgl. StAD ZW 36429, Bl. 100ff.

(11) Vgl. ebenda, Bl. 82.

(12) Vgl. Gesprächsprotokoll Walter Mickin.

(13) Vgl. Gesprächsprotokoll Werner Kresse.

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4.7. Widerstand von Arbeitersportlern in kommunistischen Gruppen außerhalb der KG

Von 274 durch den Verfasser namentlich ermittelten Arbeitersportlern im Widerstand der Jahre 1933-35 (Stadt Leipzig und infrastrukturelles Umland) arbeiteten 108 für die KG, 104 für die KPD, 22 für den KJVD, einer für die KPD(O), sieben für die Rote Hilfe, einer für die RGO, vier für die SPD, sieben für den ATSB, 16 bildeten eine Naturfreunde-Gruppe. Ihrer Herkunft nach kamen 39 aus reformistischen Sportorganisationen, wobei der ATSB naturgemäß mit 31 am stärksten vertreten war. Zwei bzw. ein Sportler gehörten bürgerlichen und Werksportvereinen an. Demgegenüber ließ sich für 192 Sportler eine KG-Mitgliedschaft 1932/33 ermitteln. Unter den 274 Erfaßten waren insgesamt nur 14 Frauen.

Wenn diese Zahlen auch weder vollständig noch umfassend sind, lassen sich doch Tendenzen ablesen:
1. Die erdrückende Mehrheit (89%) war für kommunistische Organisationen tätig.
2. Die zahlreichen Doppelmitgliedschaften der legalen Zeit führten in der Illegalität zu einer annähernd paritätischen Aufspaltung der Kräfte zwischen KG und KPD; eine Tatsache, die unter der Existenz zweier selbständiger illegaler Apparate die Kampfkraft der kommunistischen Bewegung insgesamt herabsetzte.
3. Die geringen Anteile sozialdemokratischer Sportler könnten sowohl darauf hindeuten, daß es einen unter einer einheitlichen Führung und Konzeption stehenden sozialdemokratischen Arbeitersportwiderstand nicht gegeben hat, als auch darauf, daß, basierend auf der im Abschnitt 4.3.2. dargestellten Widerstandskonzeption, Sozialdemokraten im Widerstand dem faschistischen Repressionsapparat weniger Angriffsfläche boten. Eine genaue Gewichtung beider Aspekte steht noch aus und ist auch dem Verfasser allein unter Auswertung des vorliegenden Quellenmaterials nicht möglich.

Als zweifelsohne bedeutendste Gruppe von Leipziger Arbeitersportlern im antifaschistischen Widerstand ist die KPD-Bezirksleitung des Jahres 1934 anzusehen. Acht ihrer Mitglieder (Biedermann, Birkner, Hutschenreuter, Patzschke, Paul, Schaffrath, Siegmeier, Vollrath) waren vor der faschistischen Machtergreifung Mitglieder bzw. Funktionäre der KG oder der Naturfreunde (Schaffrath).(1)

In kleineren Orten ergab sich aufgrund des geringen Potentials an Mitgliedern und Funktionären sowie aus Gründen der Aufrechterhaltung von Verbindungen die Notwendigkeit, stärker mit der KPD zusammenzuarbeiten, als dies in der Stadt Leipzig der Fall war. So existierte in Wurzen eine Sportlergruppe, die sich von vornherein der KPD anschloß.(2) In Liebertwolkwitz existierten zwar sowohl eine KPD- als auch eine KG-Ortsgruppe, die Grenze zwischen beiden war aber fließend, die Zusammenarbeit äußerst eng.(3)

Der größte Teil der ehemaligen KG-Mitglieder, die illegal für die KPD arbeiteten, tat dies, ohne noch eine Verbindung zur KG zu besitzen. Die Gestapo mußte 1935 konstatieren, "daß ein großer Teil ehemaliger Fichte-Mitglieder (gemeint ist die KG, viele Vereine führten 'Fichte' im Namen - T.K.) heute als illegale Kommunisten tätig ist."(4) Auch die Prozeßakten der Verhandlungen vor dem Oberlandesgericht Dresden belegen, daß ehemalige Rotsportler in allen Stadtteilen Leipzigs maßgeblich in KPD-Widerstandsgruppen mitarbeiteten.

Ein früherer Gestapo-Bericht vom November 1934 meldete, daß "in der letzten Zeit sehr viel Anhänger des ehemaligen K.J.V.D. festgenommen worden (sind). Ein Teil der Festgenommenen waren ehemalige Mitglieder des aufgelösten Touristenvereins 'Naturfreunde'."(5) Bei diesen "Naturfreunden" müßte es sich um ehemalige SAJ-Mitglieder gehandelt haben, die sich jetzt dem illegalen KJVD angeschlossen hatten.

Die Jugendgruppe der Naturfreunde-Ortsgruppe, vor 1933 stark unter KPD(O)-Einfluß (1932 40-60 Mitglieder), arbeitete in einer Stärke von ca. 16 Mitgliedern bis zur Verhaftung im November/Dezember 1935 weiter. Lose Kontakte dieser Gruppe bestanden zu KPD, KPD(O) (von beiden illegales Material) und KJVD.(6)

Anmerkungen:

(1) Vgl. IML/ZPA NJ 11858 und StAL PP-S 89.

(2) Vgl. IML/ZPA NJ 10399.

(3) Vgl. StAD ZW 36429, ZZw 9267 und 13497.

(4) IML/ZPA PSt 3/482.

(5) StdAL Kapitel 35 Nr. 1855.

(6) Vgl. schriftliche Auskunft Rudolf Wunderlich und StAL PP-S 6651 u. 6651/1.

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5. Die Sporthistoriographie der BRD in den 80er Jahren über den antifaschistischen Widerstandskampf der Kampfgemeinschaft
für rote Sporteinheit (1)

Äußerungen über den antifaschistischen Widerstandskampf der roten Sportler sind in der BRD-Sportgeschichtsschreibung der 80er Jahre spärlich gesät. Wenn auch die KG am Rande der traditionellen Themen "Zerschlagung der Arbeitersportbewegung" und "Genesis des faschistischen Sports" in der Regel nicht mehr ausgespart wird, fehlt doch eine geschlossene Darstellung zu diesem Thema.

Nachdem die Altnazis Diem und von Mengden 1980 ein letztes Mal Nazizeit-Erinnerungen ventilierten, beteuerten, daß alles gar nicht so schlimm, von Tschammer und Osten ein "Alleintäter" gewesen sei und schließlich das Unverständnis der heutigen Zeitgenossen beklagten, scheint diese "Farbe" aus dem Spektrum der bundesdeutschen Sportgeschichtsschreibung verschwunden zu sein. Was nicht heißt, daß alle Zeichen jener Zeit getilgt sind, wo man "als Kommunist abgestempelt wurde, wenn man sich kritisch zum NS-Sport äußerte" (Arnd Krüger).(2) Von offenem Antikommunismus geprägte Stimmen, wie die von Nicklaus, in der Tradition von Timmermann (1969) und Ueberhorst (1973) stehend (Moskauhörigkeit und ständig zunehmende Isolierung von KPD und KG), sind seltene Einzelfälle. Antikommunistische Vorbehalte äußern sich jetzt vielmehr darin, daß der antifaschistische Widerstand der KG keine Erwähnung findet, bzw. ihr die gleiche kapitulantenhafte Haltung unterstellt wird, wie sie der sozialreformistischen Sportführung eigen war. So z.B. Joch (1982): "Auffallend ist jedoch, daß es einen geschlossenen Widerstand der Arbeitersportler nicht gegeben hat, obwohl ihr Schicksal vorhersehbar gewesen war."(3) Gegenüber dieser Haltung weiter abgeschwächte Vorbehalte finden sich in der unkritischen Übernahme von Gestapo-Berichten oder auch Erlebnisberichten ehemaliger Arbeitersportler (Bernett, Die Zerschlagung..., 1983).(4)

Bemerkenswert erscheint die Zunahme von Äußerungen, die, orientiert an sozialgeschichtlichen Auffassungen, um eine korrekte Bewertung der KG bemüht sind. Nitsch (1985) z.B. stellt - obwohl er, wie die meisten anderen auch, sich fast ausschließlich auf den ATSB konzentriert und somit Gefahr läuft, die kleineren Verbände (KG, ARKB, AAB, "Naturfreunde" u.a.) "unter den Tisch fallen zu lassen"- heraus, daß die KG "sich das bleibende Verdienst erworben hat, dem Faschismus den unterschiedendsten Widerstand entgegengesetzt zu haben, während man anderen Orts noch glaubte, sich mit der neuen Bewegung arrangieren zu müssen, um die eigene Organisation zu retten."(5) Von einer deutlich distanzierten Position aus bemüht sich Blecking (1983) um Verständnis des kommunistischen Sportwiderstandes: "Neben der Unfähigkeit, die Organisation rechtzeitig zu dezentralisieren - wie in der illegalen KPD blieb die Einführung des Instrukteurs- und Zellenprinzips deklamatorisch - lag ein Grund für den hohen Preis, den die KG im Widerstand zahlte, in der falschen politischen Prämisse der kurzen Dauer der nationalsozialistischen Herrschaft und des beginnenden revolutionären Aufschwungs, der eine intakte, intensiv arbeitende Organisation erfordern würde."(6) In der Perspektive dürften von den in einer Vielzahl vorgenommenen regionalen und lokalen Untersuchungen Konkretisierungen und Akzentverschiebungen des Bildes von der KG im Widerstand zu erwarten sein.(7)

Allgemein kann eingeschätzt werden, daß in den 80er Jahren in der BRD eine Reihe von Sporthistorikern zu Wort kamen, die über umfassendere Detailkenntnis eine differenziertere Bewertung des antifaschistischen Widerstandes der KG anstreben.


Anmerkungen:

(1) Dieser Abschnitt kann keinerlei Anspruch auf repräsentative Widerspiegelung und Bewertung der BRD-Sportgeschichtsschreibung erheben; nicht zuletzt deshalb, weil weder Deutsche Bücherei noch die Zentralbibliothek Körperkultur und Sport in der DHfK in der Lage waren, elf weiterhin benötigte Publikationen zur Benutzung bereitzustellen, darunter den von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebenen Protokollband "Traditionen und Werte der Arbeitersportbewegung in Deutschland" (Bonn 1983) (während des gesamten Zeitraums der Erarbeitung der Diplomarbeit "Beim Buchbinder").

(2) VII Internationaler ..., S. 775.

(3) Geschichte der Leibesübungen ..., S. 723.

(4) Vgl. Bernett, Die Zerschlagung ..., S. 371, Nicklaus ..., S. 18.

(5) 90 Jahre ..., S. 40, vgl. auch S. 132ff.

(6) Blecking ..., S. 59.

(7) Vgl. Beck ...


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6. Schlußbemerkungen

Im Zweimonatsbericht Juli/August 1934 der Gestapo für das gesamte Reichsgebiet werden die einzelnen Dienststellen auf die weiter bestehende illegale Tätigkeit der Gruppen roter Sportler verwiesen: "In vielen Reichsgebieten ist die Beobachtung gemacht worden, daß die ehem. Arbeitersportler wieder aus den Sportvereinen mit nationalsozialistischer Führung austreten und versuchen neue sogenannte wilde Sportvereine zu bilden. ... In anderen Fällen versuchen die ehem. Mitglieder der Kampfgemeinschaft in bürgerlichen und gleichgeschalteten Vereinen besondere Gruppen zu bilden, um dann gut getarnt die übrigen Mitglieder des Vereins in kommunistischem Sinne zu beeinflußen.
Besonderes Augenmerk verdienen auch die sogenannten wilden Wanderergruppen, die sich aus früheren Anhängern und Mitgliedern der KPD zusammensetzen. Diese Gruppen haben ihren organisatorischen Zusammenhalt wieder hergestellt und nehmen auf ihren Wanderungen die Verbindung zu den früheren KPD-Ortsgruppen auf dem Lande auf ...
Endlich werden auch einige Fälle gemeldet, in denen neue Gruppen der Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit gebildet worden sind.
Es ist also eine zunehmende Aktivität der roten Sportler festzustellen, die aufmerksam verfolgt werden muß. Eine propagandistische Tätigkeit durch Verbreitung von Flugblättern und Druckschriften ist in jüngster Zeit nicht besonders in Erscheinung getreten."(1) Demgegenüber konnte sich die Gestapo Leipzig schon im Juni 1935 brüsten, "daß durch die durchgreifenden Maßnahmen der politischen Polizei Leipzig gegen die illegale KPD und deren Unter- bezw. Massenorganisationen von einer aktiven illegalen Betätigung sowie einer Verbreitung von illegalen Hetz- und Flugschriftenmaterial im Bezirk Leipzig schon seit Monaten nichts mehr wahrgenommen worden ist."(2) Auch der Lagebericht für November/Dezember 1935 vermerkt lakonisch: "Wesentliche Betätigung der marxistischen Gruppen konnte nicht festgestellt werden."(3) Der Gestapo war es gelungen, alle Organisationen des kommunistischen Widerstandes zu zerschlagen oder außerordentlich zu schwächen, so daß sich ein grundlegender Neuaufbau erforderlich machte. Mit diesem Neuaufbau verband sich ein Wechsel in den Organisations- und Kampfformen, der, als grundlegendes Erfordernis im täglichen Kampfe erwachsen, auf dem VII. Weltkongress der KI als "Taktik des Trojanischen Pferdes" definiert wurde. Auch auf diese neuen Kampf- und Organisationsformen wird zurückzuführen sein, daß der Gestapo vorerst keine neuen Erfolgsmeldungen möglich waren.

Spätestens ab Frühjahr 1935 gab es in Leipzig keine KG-Organisation mehr. Ein Teil jener Sportler, die der Verhaftung entgehen konnten, und jener, die nach und nach wieder aus dem Zuchthaus kamen, schlossen sich der neugebildeten KPD-Organisation an. Eine Reihe von Beispielen belegen die umfangreiche illegale Tätigkeit von ehemaligen KG-Sportlern für die KPD auch nach 1935. So gelangte 1936 zentrales Druckschriftenmaterial durch einen Kurier aus der Leipziger Gegend an ehemalige KG-Sportler in Gräfenhainichen.(4) Eine von Kurt Gittel um 1940 aufgebaute Widerstandsgruppe vereinigte ehemalige Jungkommunisten und KG-Mitglieder.(5) Nachdem mit der Verhaftung von Kurt Gittel im Juni 1941 die Verbindung der Leipziger Parteiorganisation zur Uhrig-Gruppe in Berlin abgerissen war, konnte Bruno Plache diese über Ernst Grube wiederherstellen.(6) Am bedeutendsten ist in dieser Beziehung die Mitarbeit von ehemaligen KG-Sportlern an verantwortlichen Stellen in der Schumann-Engert-Kresse-Gruppe.(7) Auch im Zuchthaus Waldheim kam es im Mai 1935 (noch vor den Prozessen!) zu einer Sitzung der verhafteten Führung der illegalen Leipziger KG-Organisation (Mickin, Friedrich, Pfannschmidt, Hellriegel u.a.).(8)

Mehr Aufmerksamkeit sollte in Zukunft durch die Forschung den KdF-Sportgruppen gewidmet werden. Hier sollten sich Sportler der ehemaligen Arbeitersportverbände sammeln, die dem faschistischen Sportbetrieb ablehnend gegenüberstanden und in den KdF-Sportgruppen eine Organisationsform vorfanden, die eine relative Autonomie gegenüber faschistischer Kontrolle und Steuerung erlaubte. Eine Haltung wie "Wir beteiligten uns nach längerer Zeit in der Betriebs-Sportvereinigung um nicht ganz zu zerfallen..."(9) könnte charakteristisch gewesen sein. Durch Verbesserungen der materiellen Basis - u.a. kaufte der Sportverein des Mitteldeutschen Braunkohlensyndikats 1937 das gesamte Vermögen des ehemaligen ATSB-Vereins TSV Vorwärts Eutritzsch auf - gelang es der KdF-Organisation auch, die Attraktivität des Sporttreibens in ihren Kursen zu erhöhen. 1941 existierten in Leipzig ca. 132 "Betriebssportgemeinschaften". Demgegenüber gab es ca. 115 Vereine des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen. Da die BSG'en in ihrer Mitgliedschaft wahrscheinlich nur reichlich halb so stark wie die NSRL-Vereine waren, kann man, bei vorsichtiger Schätzung, in der Stadt Leipzig rund 30.000 innerhalb der KdF Sporttreibende veranschlagen. Im Flugzeugwerk "Erla" Leipzig fanden sich beispielsweise acht bis zehn Fussballmannschaften zusammen, deren Stamm zu 75% aus ehemaligen Arbeitersportlern bestanden haben soll.(10)

Ein Dokument "zur Information und Anleitung der Arbeit unter den Sportlern" aus dem Jahre 1937 verdeutlicht, daß die KPD die Bedeutung der Betriebssportvereine für die illegale Arbeit, sowohl als organisatorische Basis als auch als Möglichkeit des Herankommens an die sporttreibenden Massen, erkannt hatte.(11) Durch die Forschung wäre zu klären, welche Verbreitung Gruppen in der Art der von Alfred Nothnagel geleiteten KdF-Jugendgruppe fanden, ob ihr evtl. ein gewisser "Modellcharakter" zugesprochen werden kann. Die erwähnte Jugendgruppe existierte schon mindestens seit 1937. Ihre Mitgliedschaft bestand fast ausschließlich aus ehemaligen Jugendgenossen der SAJ, der "Roten Falken", des KJVD, der Naturfreunde und der KPD(O). Ein großer Prozentsatz von ihnen hatte faschistische Einkerkerung schon am eigenen Leibe erfahren. Trotzdem ist anfangs noch keine zielgerichtete antifaschistische Arbeit erfolgt. Die Bewegung war noch mehr oder weniger spontan, es dominierte das Bedürfnis des Zusammenseins unter Gleichgesinnten, befriedigt durch das gemeinsame Sporttreiben als Gymnastikgruppe und eine rege Fahrtentätigkeit (Dübener Heide, Zeitzer Schweiz). Mit dem Hinzustoßen Alfred Nothnagels zur Gruppe 1938/39 begann dort die zielgerichtete antifaschistische Tätigkeit. Er begann, die Mitglieder in den Fragen des ML zu schulen (Dreier-Gruppen, die nichts voneinander wußten, obwohl in der gleichen Sportgruppe) und versuchte auch weiterhin, Verbindungen zu knüpfen, die über die Jugendgruppe hinausgingen. Auch die weiterhin äußerst rege Fahrtentätigkeit wurde zur politischen Weiterbildung, zur Diskussion der Aufgaben und Perspektiven des antifaschistischen Kampfes genutzt. Auf einer Fahrt in die Alpen 1940 bekamen Mitglieder der Gruppe Verbindung zu einer Gruppe gleichen Charakters in Berlin. Im Ergebnis dessen kam es zu gemeinsamen Fahrten beider Gruppen und zur Verbindungsaufnahme zu Rudolf Wunderlich im KZ Sachsenhausen. Damit konnte durch die Leipziger Parteiführung über Alfred Nothnagel, Martel Thomas und Rudolf Wunderlich eine Verbindung zu Ernst Schneller im KZ Sachsenhausen geschaffen werden.

Eine Gefährdung der antifaschistischen Arbeit der Gruppe erwuchs allerdings aus der relativ einheitlichen Kleidung ihrer Mitglieder (Lederhose, Jesuslatschen, weiße Söckchen, kariertes Hemd, Blouson-Jacke). Auf Fahrten und auch in Leipzig wurden die Namen der so "Uniformierten" des öfteren registriert. Ein Zeichen dafür, daß gewisse naiv-spontane Züge nach wie vor nicht abgelegt waren, sich die Mehrzahl der Gruppenmitglieder über den Charakter der Gruppe und die Tragweite ihres Tuns nicht in vollem Umfange klargeworden waren.(12)


Anmerkungen:

(1) ZStAP Film 4943.

(2) IML/ZPA St 3/885.

(3) ZStAP RMdI 27079/56.

(4) Vgl. ZStAP Film 4943.

(5) Vgl. In der Revolution ..., S. 459.

(6) Vgl. Kraushaar ..., S. 234f.

(7) Vgl. Eichhorn ..., S. 40ff., Mattausch, Deutsche Arbeitersportler ..., S. 172f.

(8) Vgl. Eichhorn ..., S. 39.

(9) Vgl. Einsatzplan der Vereine ...

(10) Vgl. Arbeiterkultur ..., S. 209.

(11) Vgl. ebenda, S. 212.

(12)Vgl. Gesprächsprotokoll Heinz Haferkorn, In der Revolution ..., S. 460 u. 480.


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7. Anhang
7.1. Literaturverzeichnis


Adressenverzeichnis. Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit. Landesgebiet Sachsen, Leipzig o.J.

Akten der Reichskanzlei. Die Regierung Hitler. Teil: 1933/34, 2 Bde, Boppard am Rhein 1983.

Anger, Walter, Das Dritte Reich in Dokumenten, Frankfurt am Main 1957.

Arbeiterführer für die Stadt Leipzig und die Kreishauptmannschaft Leipzig, 24.Jahrgang, Leipzig 1932.

Arbeiterkultur und Arbeitersport, Clausthal-Zellerfeld 1985.

Arbeitsplan des Agit-Bezirks-Leipzig. Rundschreiben 1932/3 [KG], o.O.o.J.

Arbeitsplan für Sommerhalbjahr 1.April bis 1.Oktober 1932. Kommunistische Partei Deutschlands Bezirk Sachsen, o.O.o.J.

Arndt, Eva, Ereignisse der Arbeitersportbewegung im Leben des Leipziger Sportveteranen Rudolf Friedrich, Diplomarbeit, DHfK Leipzig 1961.

Arndt, Helmut u.a., Leipzig in acht Jahrhunderten, Leipzig 1965.

Bayern in der NS-Zeit, Bd.3, München-Wien 1981.

Beck, Stefan, Schönberger, Klaus, Von "Spartaniä nach "Germaniä, Marbach am Neckar 1984.

Beckmanns Sport-Lexikon A-Z, Leipzig, Wien 1933.

Beduhn, Ralf, Die Roten Radler. Illustrierte Geschichte des Arbeiterradfahrerbundes "Solidarität", Münster 1982.

Benedix, Georg, Erinnerungen eines Arbeitersportlers, Man., DHfK Leipzig o.J.

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7.2. Verzeichnis der ungedruckten Quellen

Gesprächsprotokolle (im Besitz des Verfassers):
- Heinz Haferkorn, 07.01.1988.
- Walter Kresse, 14.04.1988.
- Werner Kresse, 12.11.1987.
- Fritz Kühn, 17.06.1987.
- Rolf Lemser, 22.12.1987.
- Walter Mickin, 14.01.1988.
- Rudolf Steyer, 02.10.1987.
- Elfriede Volkert, 02.02.1988.
- Erich Quade, 20.03.1988.

Schriftliche Auskünfte:
- Elisabeth Laton.
- Heinz Meier.
- Rudolf Wunderlich.

Historische Sammlung der DHfK Leipzig (HS):
- Touristenverein "Die Naturfreunde", Ortsgruppe Leipzig, Jahresbericht 1932.
- Lebenslauf Karl Enders.
- "Betrifft den Gestapoagenten Fritz Pohle".
- Erlebnisbericht Emil Waitz.
- Erlebnisbericht Max Rothe.
- Protokoll über die Tagung am 14.November 1953 beim Staatlichen Komitee für Körperkultur und Sport in Berlin über die Widerstandsbewegung der antifaschistischen Sportler.

Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED/Zentrales Parteiarchiv (IML/ZPA):
I 2/710/2; NJ 9725; NJ 10399; NJ 11858; PSt 3/107/5; PSt 3/431; PSt 3/433; PSt 3/434; PSt 3/458; PSt 3/477; PSt 3/482; PSt 3/483; St 3/27; St 3/287; St 3/289/1; St 3/751; St 3/752; St 3/885

Museum für Geschichte der Stadt Leipzig, Bereich 1830-1945 (Mus.L.):
- 140: Erlebnisbericht Charlotte Georgi.
- 146: Anklageschrift Sondergericht für das Land Sachsen, Landgerichtsgeb. Leipzig, 12.09.1935; Verhaftungsstatistik 1933-1945.
- 148: Erlebnisbericht Erich Haase.
- 149: Erlebnisbericht H. Doberenz.
- 155: Flugschriften.

Staatsarchiv Dresden (StAD):
- Außenministerium: 4506, 6292, 6293.
- Justizministerium: 1485.
- Zuchthaus Waldheim: 4714, 7154, 34522, 34556, 35173, 36034, 36083, 36123, 36163, 36290, 36387, 36429, 37449, 41927.
- Zuchthaus Zwickau: 242, 1328, 2717, 4276, 4967, 5577, 5764, 6038, 6386, 7966, 8534, 9267, 10668, 12950, 13083, 13401, 13497, 13583, 13911, 15390, 17050, 17231.

Staatsarchiv Leipzig (StAL):
- Landgericht Leipzig: 5408, 5417, 5446, 5498.
- Polizeipräsidium-Vereine (PP-V): 3429, 3547, 3883, 3884, 3899, 3930/9, 4752, 4775.
- Polizeipräsidium-Strafakten (PP-S): 89, 286, 371, 377, 465, 520, 541, 646/122, 1192, 1621, 1689, 1839/49, 2136, 2312, 2424, 2571, 3129, 3227, 3856, 4672, 4993, 5001,
5191, 5624, 6382, 6651, 6651/1, 6782, 6871, 7954, 8066, 8221, 8491.
- Strafanstalt Leipzig-Kleinmeusdorf: 205, 230, 253, 302, 326, 473.
- Riebeck-Brauerei: 477, 478.

Stadtarchiv Leipzig (StdAL):
- Kapitel 35 Nr.1825, 1833, 1842, 1855.
- Kapitel 58 Nr. 161 Beiheft 14.
- Kapitel 72 Nr. 103 Beiheft 2.
- Stadtverordnete Leipzig T.4.VII. 1931

Privatbesitz:
Anklageschrift der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Leipzig gegen Walter Borsch und Genossen vom 24. März 1934 (Abschrift).

Zentrales Staatsarchiv Potsdam (ZStAP):
- 61 Sa 1 Saarbildarchiv/Gegnerische Verbände, Einrichtungen etc.,
- 61 Sa 1 Saarbildarchiv/Lageberichte und kulturelle Fragen N-Z 1934,
- Film 2188, 4867, 4871, 4892, 4943,
- RMdI 27079/56.

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7.3. Verzeichnis der Vereine des Leipziger Arbeitersports, ihrer Mitglieder, des Verbots
und der nachgewiesen illegal Tätigen

Name des Vereins

Mitglieder

Verbot

illegal Arbeitende


KG Leipzig:
Amateure West      
Arbeiter-Motorfahrer Großzschocher

359

 
3
Arbeiter-Radfahrer Nord      
Arbeiter-Radfahrerverein Leipzig-Süd
54
   
Arbeiter-Radfahrer-Vereinigung Ost Volkmarsdorf
123
   
Arbeiter-Radfahrverein Frisch Auf E.V. Leutzsch      
Arbeiter-Sanitäter Kolonne West  

!

3
Arbeiterschachverein 

78

!

 
Arbeiter-Sport-und Spielvereinigung Vorwärts Nord

746

!

 
Arbeitersportvereinigung Adler Nord Möckern    
01.04.1933
 
Arbeitersportvereinigung Leipzig-Südost Probstheida

191

01.04.1933
4
A.-R.-u.K.-B.Leipzig-Probstheida

17

 
1
A.-R.-u.K.-B.Leipzig-West
140
   
ASC Rasenspiele 1910 Stünz  

59

!

4
ASV Fichte Nord          

!

1
ASV Leipzig-Ost             

655

 

!

ASV Leipzig-Thekla                                    

!

 
ASV Schönefeld               

500

13.06.1933
14
ASV Süd      
Athletikverein Eichenkranz 1931
29
   
ATSV Vorwärts e.V. Leutzsch      

800

28.04.1933
12
Bund für proletarische Lebensreform   
43
   
Box-u.Gymnastik-Klub „Punsching"      
Fichte Wandersparte Osten      

250

 
4
Fichte Wandersparte Zentrum      

500

 
6
Fliegersparte      
Freie Radler Leipzig-Mockau                  
19
   
Freie Sportvereinigung Fichte-West 

1500

24.04.1933
29
Kegelklub Frei Holz Süd          
16
   
Kleinkaliber-Schützenverein Freie Schützen             

 

!

 
Kraftsportverein Eiche Nord      
Kraftsportverein „Falke" Lössnig      
23
   
Kraftsportverein „Sandow 03"     

64

!

3
Kraftsportverein Teutonia Mockau 

40

!

 
Motorfahrer Schönau                
8
   
Musikvereinigung Leipzig-West Portitz      
Rote Pfadfinder      
Sanitäter Zentrum (Samariter)

113

!

 
Spielmannszug Vorwärts                       
14
   
Sportfreunde 08 Paunsdorf                   

131

!

 
SV Adler Wahren E.V.                    

540

01.04.1933
5
SV Favorit 29                

400

!

6
SV Normania Leipzig-Großzschocher 

210

01.04.1933
5
SV Sparta                                    

54

!

 
VfL Südwest Knautkleeberg                   

215

!

8
VfL West Lindenau-Schönau                    

258

01.04.1933
2
Wanderer Leipzig-Westen                      
99
   
Wasserfahrer Fichte e.V.                    

103

03.04.1933
6
Zentralverein Vorwärts Nord                          
2

KG im infrastrukturellen Umland:
Böhlitz-Ehrenberg:      
   TSV Schwarz-Gelb                           
111
   
   Schachklub                                  
20
   
   Arbeiter-Rad-und Kraftfahrverein Borsdorf 
81
   
Burghausen:      
   SV Schwarz-Weiss      
Dölzig:                                      
93
   
Engelsdorf:      
   Zentralverein Vorwärts                     
107
   
   Wandersparte Fichte      
Holzhausen:      
   Kegelverein      
Holzhausen-Zuckelhausen:      
   Radfahrer      
Knauthain-Hartmannsdorf:      
   TV                  
91
   
Lausen:      
   Freie Turnerschaft                          
64
   
   Radfahrer      
Liebertwolkwitz:      
   ASV Zentralverein           

77

 
12
   Radfahrverein                                 
1
Lindenthal                                   
37
   
Lützschena:      
   SV Vorwärts                      
57
   
Markranstädt:      
   Zentralverein                 
172
   
Miltitz:      
   VfK                                 
43
   
Oetzsch:      
   Zentralverein Arbeiterturnverein      
Pegau:      
   VfK      
Plaußig:      
   Erste Parthentaler Sportvereinigung e.V.
69
   
Rückmarsdorf:      
   Fussballklub      
Schkeuditz:      
   ASV                             
163
   
Stahmeln                                     
85
   
Taucha:      
   Zentralsportverein ATV                           

Anf.März

 
   Freie Radler      
   Arbeiterschützenbund „Freischütz"      
   Arbeiter-Schachklub                         
12
   
Wiederitzsch:      
   VfB                             
50
   
[Wurzen:]      
   [Arbeitersportvereinigung Frisch Auf]
174
   
   [Wandersparte Fichte]      
Gautzsch:      
   Arbeiter-Schachklub      
   SV Sachsen                                 

!

1

ATSB-Leipzig:
Arbeiter-Schwimmverein    

500

!

3
ATSB 4.Kreis 1.Bezirk Abteilung  Wasserfahrer Kleinzschocher  
28.04.1933
 
ATSV Paunsdorf                                      

!

 
ATSV Thekla                                          

!

 
Fussball-Klub Sportlust 09 e.V.                     
!

 

Freie Turnerschaft L.-West Lindenau-Leutzsch        
28.04.1933
 
Freie Turnerschaft Möckern e.V.                      

!

 
Freie Turnerschaft Paunsdorf                        
28.04.1933
 
Fussballvereinigung Schönefeld                      
28.04.1933
 
Jüdischer ATSV Plagwitz                             

!

 
Ruder-Verein Vorwärts Schleussig                    
28.04.1933
 
Sportabteilung der sozialistischen  Studentenschaft      
Sportklub Leipzig-Ost Sellerhausen                  

!

 
Sportklub Mockau 1920                               

!

 
Sportklub Normannia 01 e.V. Lindenau                

!

 
Sportverein „Nord"      
SV Arminia Lössnig e.V.                             
28.04.1933
 
SV Fussballring Plagwitz                            

!

 
SV 1921 Sellerhausen                                 

!

 
SV „Nord" Eutritzsch (Amicitia)                     

!

 
SV Preussen e.V.Mockau                              
28.04.1933
 
SV Schönefeld 03 e.V.                               

!

 
SV Viktoria 06 Leutzsch                              

!

 
SV West 03 e.V. Lindenau                            

!

2
TSV 1893 Wahren e.V.                                
28.04.1933
 
TSV Eiche e.V. Connewitz                            
28.04.1933
1
TSV Großzschocher e.V.                             

!

1
TSV Mockau                                          

!

 
TSV Ostvorstadt e.V.                                
28.04.1933
 
TSV Probstheida                                      
28.04.1933
1
TSV Schleussig      
TSV Sportfreunde Schönau                            

1
TSV Vorwärts Eutritzsch                          
28.04.1933
 
TSV Vorwärts L.-Süd Connewitz                       
28.04.1933
2
Turnabteilung Aus eigener Kraft im Verein „Gesundheitspflege"Anger  

!

 
Turn-,Spiel-u.Sportvereinigung Plagwitz- Schleussig e.V.            
28.04.1933
 
TV Eiche West                                       

!

 
TV Jahn e.V. Leutzsch                               
28.04.1933
 
TV L.-Nord Gohlis e.V.                              
28.04.1933
 
Verein für Arbeitersport 04 e.V. Lössnig-Dölitz        
28.04.1933
 
Verein für Arbeitersport und Körperpflege e.V. Knautkleeberg  
28.04.1933
 
Verein für Geist und Körperpflege L.-Südwest Kleinzschocher  
28.04.1933
 
Verein für Rasenspiele 1910 e.V.                    

!

 
Verein für Volkssport e.V.Mockau                    
28.04.1933
 
VfK Südwest Kleinzschocher     

1716

!

3
VfL Anger-Crottendorf                               

!

 
VfL Schönefeld                                      
28.04.1933
 
VfL Südost Reudnitz-Stötteritz               

340

28.04.1933
3

ATSB-infrastrukturelles Umland:
Böhlitz-Ehrenberg: TSV Frischauf      
Borsdorf: Freie Turnerschaft      
Burghausen: Freie Turnerschaft e.V.      
Dölzig: Sportklub West 1921      
            ATSV      
Engelsdorf: TSV                                                
1
Gautzsch: VfL      
               Wassersportverein L.-Südvororte      
Holzhausen-Zuckelhausen: Freie Turnerschaft      
Liebertwolkwitz: Turnerbund      
Mölkau: SV Amateure 04                              

!

 
Oetzsch: Verein für Rasenspiele                     

!

3
Seehausen: ATSV                                     

!

 
Taucha: SV 1911                               

180

28.03.1933
 
               Arbeiter-Turnverein                             
               Arbeiter-Schießklub „Freischütz"      
Wachau: TV Eiche                                    

!

 

AAB-Leipzig:                                  
 

1
Artistenvereinigung West      
Kraftsportverein „Eichenkranz 96"e.V.      
Kraftsportverein „Othello"                          

!

 
Kraftsportverein „Paunsdorf"      
Kraftsportverein „Sophia"                           

!

 
SV Vorwärts L.-Eutritzsch      

ARKB „Solidarität"-Leipzig:                  
 

!

 
Zentrum                                      
147
   
Ost                                           
387
   
Süd                                          
150
   
Nord                                         
166
   
West                                         
150
   
Südost                                       
107
   
Stünz                                         
66
   
Eutritzsch                                    
82
   
Kleinzschocher                               
155
   
Schönefeld                                   
164
   
Mockau                                        
56
   
Leutzsch                                      
30
   
Probstheida                                   
36
   
Großzschocher                                
78
   
Motorradfahrer Leipzig                       
144
   
Portitz                                       
46
   
Knautkleeberg                                 
20
   

ARB-infrastrukturelles Umland:
      Böhlitz-Ehrenberg                        
78
   
      Burghausen                              
22
   
      Engelsdorf                              
17
   
      Gautzsch                                 
9
   
      Holzhausen                               
54
   
      Kulkwitz                                
62
   
      Liebertwolkwitz                         
52
   
      Lützschena                              
67
   
      Markranstädt                           
167
   
      Oetzsch-Markkleeberg                    

65

          

1
      Rückmarsdorf                            
15
   
      Taucha      
      Wachau                                  
50
   
      Wiederitzsch                             
71
   
      Zöbigker                               
145
   

Sturmvogel. Flugverband der Werktätigen e.V. Ortsgruppe Leipzig
              Alt      
              Nord      
              Ost      
              Süd      
              West      
       
Freie Wasserfahrer e.V.Leipzig Kleinzschocher  
28.04.1933
1
       

Naturfreunde-Ortsgruppe Leipzig  

<1500

28.04.1933
7
 Osten      
 Norden      
 Westen I      
 Westen II      
 Sportgruppe      
 Photogruppe      
 Tanzgruppe      
 Jugendgruppe      
       

Arbeiter-Samariter-Bund e.V., Kolonne Leipzig:
 

!

 
 Zentrum      
 Osten      
 Westen      
 Norden      
       
Kleinkaliberschützenverein Republik                

!

 
       
Arbeiter-Schieß-Club Thekla                       

!

 
       
Schießklub „Aue"                                  

!

 
            „Bienitz"                              

!

 
            „Edelweiss"                            

!

 
            „Frei Ziel"                            

!

 
            „Freiland"                             

!

 
            „Freischütz"(Ebert-Str.)               

!

 
            „Freischütz"(Rosentalgasse)            

!

 
            „Freischütz"(Westvorstadt)             

!

 
            „Harmonie"                             

!

 
            „Neu-Brasilien"                        

!

 
            „Neu-Edelweiss"                        

!

 
            „Nord"                                 

!

 
            „Wilhelm Tell"                         

!

 
Verein der Spiegelschützen                         

!

 
       
Verband Volksgesundheit                            

!

 
       
Arbeiterkeglerbund                                 

!

 
       
Arbeiterschachbund                                 

!

 
       
Arbeiteranglerbund                                 

!

 
       
(Freier Seglerbund)                                

!

 
       
Verein freie Sportangler                           

!

 
       
Reichsverband Republikanischer Motorradfahrer  

!

 

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7.4. Abkürzungsverzeichnis

AAB Arbeiter-Athleten-Bund
ARKB Arbeiter-Rad und Kraftfahrer-Bund "Solidarität"
ASC Arbeiter-Sport-Club
ASV Arbeiter-Sport-Verein
ATSV Arbeiter-Turn und Sportverein
ATSB Arbeiter-Turn- und Sport-Bund
BzG Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung
DRA Deutscher Reichsausschuß für Leibesübungen
DRL Deutscher Reichsbund für Leibesübungen
DT Deutsche Turnerschaft
EKKI Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale
HS DHfK Historische Sammlung der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport Leipzig
IML/ZPA Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED / Zentrales Parteiarchiv
KG Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit
KdF Nationalsozialistische Gemeinschaft "Kraft durch Freude"
KJVD Kommunistischer Jugendverband Deutschlands
KMU Karl-Marx-Universität Leipzig
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
KPD(O) Kommunistische Partei Deutschlands (Opposition)
Naturfreunde Touristenverein "Die Naturfreunde"
RGO Revolutionäre Gewerkschaftsopposition
RH Rote Hilfe
RM Reichsmark
RSI Rote Sportinternationale
SAJ Sozialistische Arbeiterjugend
SAP Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands
SASI Sozialistische Arbeitersportinternationale
StAD Staatsarchiv Dresden
StAL Staatsarchiv Leipzig
StdAL Stadtarchiv Leipzig
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Sturmvogel Flugverband der Werktätigen "Sturmvogel"
SV Sportverein
TSV Turn- und Sportverein
TuB Verein für Turn- und Bewegungsspiele
TV Turnverein
VfB Verein für Bewegungsspiele
VfK Verein für Körperkultur
VfL Verein für Leibesübungen
ZfG Zeitschrift für Geschichtswissenschaft
ZK Zentralkommission für Arbeitersport und Körperpflege
ZStAP Zentrales Staatsarchiv Potsdam